Zur Behandlung der Fibromyalgie gehören aktive und passive Behandlungen. Informationen über die aktiven Behandlung finden Sie unter diesem Thema.
Bei diesem Thema handelt es sich um die Fortsetzung unseres Themas Fibromyalgie.
Wie bereits erwähnt ist die Förderung der Muskel- und Herz-Kreislaufaktivität die wichtigste Säule der krankengymnastischen Therapie beim Fibromyalgie - Syndrom.
Der altbekannte Spruch „wer rastet, der rostet“ trifft in diesem Fall in besonderem Maße zu, da Schmerz, Müdigkeit und Erschöpfung ganz besonders zu Inaktivität verleiten und sich das Ausmaß der Immobilität immer weiter vergrößert.
Die Folgen der Immobilität sind dann zusätzliche Bewegungseinschränkung, verstärkte Verkrampfungen der Muskulatur, Schmerzzunahme, weitere Reduktion der körperlichen Fitness, und eventuell weitere Verschlechterung der Stimmungslage bei bestehender Depression. Bei körperlicher Aktivität (auch, wenn sie nur in geringem Umfang möglich ist z.B. Spaziergang) werden bestimmte Glücksstoffe im Gehirn freigesetzt, die sich positiv auf die Stimmung auswirken, und so der Alltag etwas erleichtert wird. In Kombination mit den passiven Behandlungen besteht durch die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit die Möglichkeit der Schmerzmittelreduktion und die Verbesserung der Lebensqualität.
Die Dosierung der aktiven Bewegung ist von entscheidender Wichtigkeit. ( s.o.) Jeder übertriebene Versuch, eine Leistungssteigerung forciert zu erreichen, wird in der Regel zu mehr Schmerz und Enttäuschung führen. Beginn mit kleinen, aber regelmäßigen Ausdauer- und Bewegungseinheiten! Kontinuierliche Steigerung mit Unterstützung durch Physiotherapeut/in und Rehasportübungsleitern.
Ausdauersport
Zur Verbesserung der Muskelausdauer und Herz-Lungenleistungsfähigkeit
Kräftigungsübungen
Zur Erhaltung und Verbesserung der Muskelkraft
Moderates Krafttraining und Ausdauertraining an Trainingsgeräten
Zur Verbesserung der Muskelkraft-Kraftausdauer und der Herz-und Lungenleistungsfähigkeit
Dehnungsübungen
Zur Erhaltung und Verbesserung der Beweglichkeit
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Gruppenangebote und Entspannungstechniken.
An erster Stelle des Aktivierungsprogramms beim Fibromyalgiesyn drom steht statt spezifischer Übungen ein moderates Ausdauertraining. Dieses sollte ca. 60% der aktiven Therapiezeit einnehmen. In Studien wurden unmittelbare positive Auswirkungen auf Schmerz und Leistungsfähigkeit nachgewiesen.
Jede Form des Ausdauertrainings ist sinnvoll!
Das kann ein strammer Spaziergang, Nordic Walking, ein leichtes Lauftraining oder Fahrradfahren sein. Auch ein moderates Schwimm- oder Bewegungstraining im warmen Wasser kann sich positiv auf das Steifigkeitsgefühl der Muskulatur und die Beweglichkeit auswirken.
Dosierung: Für die Betroffenen, die positive Effekte durch das Ausdauertraining verspüren, lautet die Empfehlung: 2-3/ Woche für mindestens 30 Minuten
In Studien konnte dem Krafttraining beim Fibromyalgiesyndrom ähnlich positive Effekte nachgewiesen werden, wie dem Ausdauertraining. Ein kräftigendes Übungsprogramm oder das Training an medizinischen Trainingsgeräten sollte 2-3/wöchentlich ausgeführt werden.
Ein kräftigendes Übungsprogramm sollte ebenfalls zur täglichen Gewohnheit werden. Geeignet sind Kraftübungen mit und ohne Gerät insbesondere für die aufrichtende Halte- und Beinmuskulatur, die mit dem Physiotherapeuten zusammen erarbeitet werden Es empfiehlt sich, die Übungen schriftlich mit genauer Übungsbeschreibung und mit Bildern für das häusliche Üben zu dokumentieren, da sich erfahrungsgemäß auf die Dauer Fehler in der Übungsausführung einschleichen, oder die Übungen einfach in Vergessenheit geraten.
Als Geräte für zu Hause eignen sich vor allem das Theraband, kleine Hanteln oder Gewichtsmanschetten. Die Dosierung der Übungen in Hinblick auf Gewicht und Wiederholungszahl sollte nach individuellem Befund und Tagesform zusammen mit dem Therapeuten festgelegt werden.
Grundsätzlich gilt: kleine Gewichte, große Wiederholungszahl, langsame Steigerung (wenn möglich)
Obwohl bei dieser Form der körperlichen Belastung besondere Vorsicht geboten ist, ist es die wirksamste Methode zur körperlichen Leistungssteigerung des Fibromyalgie Patienten und sollte je nach Reaktion auf das Training 2-3 mal / Woche durchgeführt werden. Deshalb empfiehlt sich insbesondere zu Beginn des Krafttraining und Ausdauertrainings nicht der mutige Gang zum nächsten Fitness - Studio, sondern ein vom Physiotherapeuten begleitetes moderates Training (erst möglichst Einzel-dann Gruppentraining) an medizinischen Trainingsgeräten.
In Zusammenarbeit mit dem/der der Physiotherapeut/in wird nach individuellem Leistungsbefund des Patienten ein auf den Einzelnen abgestimmtes Trainingsprogramm festlegt und im Laufe der Zeit gesteigert.
Bei dieser Art der Belastung spielt die Tagesform des Betroffenen eine besondere Rolle und sollte unbedingt Beachtung finden, um Rückschläge und eventuell vermehrten Schmerz zu vermeiden. Falls es trotz aller Vorsicht dazu kommen sollte, halten die vermehrten Schmerzen aber nur maximal 1-2 Tage nach erfolgter Belastung an und verschwinden dann von allein. Eventuell kann auch mit einer vorrübergehenden Erhöhung der Schmerzmedikation reagiert werden. Nach entsprechender Erholung sollte dann aber wieder mit dem Training (ev.reduzierte Belastung) begonnen werden.
In einer vergleichenden Studie über 12 Wochen zur Wirksamkeit sportlicher Belastung mit 14 Patienten zwischen konventioneller Gymnastik und Krafttraining an Geräten fiel das Ergebnis deutlich zu Gunsten des Krafttrainings aus. Nach Messen der kräftemäßigen Leistungsfähigkeit wurden die Gewichte bis auf 50-70-% der im Test erreichten Leistung gesteigert.
Es wurde ein Rückgang der Depressivität und der Ängstlichkeit, der Steifigkeit und der Schmerzhaftigkeit erreicht, allgemeines Wohlbefinden, und Arbeitsfähigkeit besserte sich deutlich.
Ein Versuch des Krafttrainings an medizinischen Trainingsgeräten sollte auf jeden Fall unternommen werden.
Außerdem bestätigt dieses Studienergebnis die Ursachenforschung der Fibromyalgie in Hinblick darauf, dass die Probleme der Fibromyalgiepatienten nicht direkt in der Skelettmuskulatur, sondern im Bereich der sensibelen Schmerzwahrnehmung und Schmerzkonrolle zu suchen sind.
Grundsätzlich gilt: kleine Gewichte, große Wiederholungszahl, langsame Steigerung (wenn möglich)
Das Trainieren an standardisierten Trainingsgeräten hat nebenher noch den großen Vorteil, dass die Erfolge der Belastungssteigerung wirklich messbar sind und von daher dem Patienten Mut machen in seinen Aktivitäten fortzufahren.
Dosierung: Für die Betroffenen, die positive Effekte durch das Krafttraining verspüren, gilt die Empfehlung: 2-3/ Woche bis zu 60 Minuten
Zur Steigerung der körperlichen Fitness und zur Reduktion von Müdigkeit und Erschöpfung kann sehr sinnvoll an den Ergometergeräten trainiert werden. Insbesondere empfiehlt sich das Fahrradergometer und der Cross Walker, wobei der Cross Walker noch intensivere Ganzkörperaktivierung anbietet. Auch bei den Ergometergeräten ist eine Belastungssteigerung exakt messbar.
Bei jeder Form von körperlichen Aktivitäten bei der Fibromyalgie:
Nie zu viel auf einmal, Beginn mit kleineren, aber regelmäßigen Bewegungseinheiten! Reaktion abwarten, Steigern! Nicht durch Rückschläge entmutigen lassen!
Zur Unterstützung der eigenen Aktivitäten empfiehlt sich für Fibromyalgie Betroffene auf jeden Fall die Teilnahme an entsprechenden Gruppenangeboten. Der Erfahrungsaustausch mit Anderen in Selbsthilfegruppen und die gemeinsame Bewegung in Fibromyalgie Gymnastik-und Sportgruppen vergrößert das Wissen um die Hintergründe und aktuellen Therapiemöglichkeiten der Erkrankung und lässt die verständliche Zurückhaltung in Hinblick auf körperliche Belastung besser überwinden.
Am Anfang der aktiven Therapie steht das Erlernen von Verfahren, die die bewusste Entspannung der Muskulatur herbeiführen ( es besteht ja bei der Fibromyalgie eine generalisierte erhöhte Spannung der Muskulatur= Muskelhypertonie) und die psychische Anspannung herabsetzen.
Es stehen sehr viele verschiedene Verfahren zur Verfügung, die jeder Betroffene für sich ausprobieren sollte, um das für Ihn Geeigneteste herauszufinden.
Einige dieser Verfahren werden von entsprechend ausgebildeten Physiotherapeuten angeboten, ansonsten gibt es reichhaltige Angebote an Volkshochschulen, Familienbildungsstätten oder ähnlichen Instituten zu moderaten Preisen.
Es empfiehlt sich, einmal täglich Zeit für Entspannungsübungen einzuplanen und sich zusätzlich kleine Erholungspausen zwischendurch zu gönnen.
Mehr zum Thema Progressive Muskelrelaxation mit praktischen Anwendungen erfahren Sie unter unserem Thema Progressive Relaxation nach Jacobson.
Mit einem multimodalen Therapiekonzept (Ansatz aus verschiedenen Therapierichtungen) aus medizinischer, psychotherapeutischer und physiotherapeutischer Behandlung = AKTIV GEGEN DEN SCHMERZ kann die komplexe Symptomatik auf jeden Fall gelindert werden und die Lebensqualität kann entscheidend verbessert werden.