In diesem Artikel geht es um den schnellenden Daumen. Es werden Ursachen, Symptome sowie die Prognose besprochen. Zusätzlich werden die Therapieoptionen erläutert wie zum Beispiel eine OP, Übungen, Kinesiotape und Medikamente.

Schnellender Daumen

Einleitung

Die Erkrankung eines schnellenden Daumens (medizinisch: Tendovaginosis stenosans) bezeichnet eine krankhafte, entzündliche Veränderung einer bestimmten Sehne der Hand. Sie fällt unter das Krankheitsbild einer Sehnenscheidenentzündung und wird in der Regel durch eine Überbelastung der Beugesehne des Daumens ausgelöst.  Bei einer Überlastung kommt es zu einer Verdickung der Sehne sowie der Ausbildung sogenannter Sehnenknötchen. Diese sind für eine Art „Hängenbleiben“ der Sehne an einem bestimmten ringförmig angelegten Band verantwortlich. Bei der Bewegung des Daumens müssen die Sehnenknötchen durch das Band bewegt werden, welche dies aufgrund der verdickten Sehne nur mit einem verstärkten Kraftaufwand erreichen. Sobald die Knoten durch das Band bewegt wurden kommt es zu dem Phänomen des schnellenden Daumens.

Ursachen

Obwohl es sich bei der Ursache eines schnellenden Daumens um eine Entzündung der Sehnen handelt sind weder Bakterien noch Viren für das Auftreten der Erkrankung verantwortlich. Vielmehr handelt es sich um eine Überbelastung der Beugesehne des Daumens. Eine Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeiten kann eine solche Überbelastung auslösen. Hierzu gehören handwerkliche Tätigkeiten wie auch das Spielen bestimmter Musikinstrumente. Die Überbelastung der Sehne führt zu kleinen Verletzungen der Struktur und löst damit eine Entzündungsreaktion des Körpers aus. Daraufhin bilden sich kleine Knoten an der Sehne, welche bei Fortschreiten der Erkrankung an Größe zunehmen können. Die Beugesehne muss bei der Bewegung des Daumens durch das sogenannte Ligamentum anulare, ein ringförmiges Band, bewegt werden. Die Knoten hindern die Sehne an der flüssigen Bewegung durch dieses Band und es kommt zu einem schnellenden Daumen.

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Rheuma

Die Verdickung der Beugesehne, die für einen schnellenden Daumen verantwortlich ist, entsteht meist aufgrund eines entzündlichen Prozesses. Dieser kann beispielsweise durch Überbelastung ausgelöst werden. Oftmals liegt jedoch auch Autoimmunerkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis der Entstehung des schnellenden Daumens zugrunde. Dabei greift das Immunsystem körpereigene Zellen an und produziert so unzählige Entzündungsherde im gesamten Körper. Ist davon auch der Daumen betroffen, kann die Beugesehne sich entzündlich verdicken und das Krankheitsbild des schnellenden Daumens verursachen.

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Schwangerschaft

Ein schnellender Daumen wird in der Regel nicht allein durch eine Schwangerschaft ausgelöst.

Dennoch können sich die Beschwerden nach der Schwangerschaft bemerkbar machen. In diesem Fall liegen bereits Vorschädigungen in der Beugesehne des Daumens vor. Diese fallen jedoch vor der Schwangerschaft nicht zwangsläufig auf. Während der Schwangerschaft verändert sich das hormonelle Gleichgewicht im Körper. Gerade zum Ende der Schwangerschaft hin wird das Bindegewebe im Körper etwas weicher und damit besser dehnbar. So kann eine Verengung des Ringbandes an der Beugesehne des Daumens wieder lockerer werden. Nach der Geburt normalisiert sich der Zustand des Bindegewebes wieder, sodass der Daumen plötzlich Beschwerden machen kann.

Symptome

Je nach Schweregrad der Erkrankung kann es bei einem schnellenden Daumen zu unterschiedlichen Beschwerden kommen.

Typisch für die Erkrankung und verantwortlich für den Namen ist das auffällige „schnellenden“ des Fingers beim Beugen oder Strecken des Daumens. Dies hängt mit dem erhöhten Kraftaufwand zusammen, mit welchem das Sehnenknötchen durch das Band bewegt werden muss. So kann es vorkommen, dass der Daumen nur mit Hilfe der anderen Hand gebeugt oder gestreckt werden kann. In dem Moment, in dem das Knötchen durch das Band schnellt, kann typischerweise ein charakteristisches Geräusch vernommen werden. Je nach Ausprägung des Knötchens kann dieses von außen getastet werden.

Bei einem Fortschreiten der Erkrankung wird der betroffene Daumen in der Regel immer unbeweglicher. Bei dem Versuch den Daumen zu strecken oder zu beugen kann es außerdem zu Schmerzen kommen.

Schmerzen

Schmerzen bei einem schnellenden Daumen treten üblicherweise erst in fortgeschrittenen Graden der Erkrankung auf. Typisch ist, dass die Beschwerden bei dem Versuch auftreten, den Daumen zu strecken oder zu beugen. Der Moment der höchsten Kraftaufwendung, ohne dass das Sehnenknötchen durch das Band bewegt werden kann, äußert sich hierbei in den wahrgenommenen Schmerzen.

Sollten generell Schmerzen des Daumens bestehen, kommen gegebenenfalls auch andere Krankheitsbilder als Ursache der Symptomatik in Betracht. Beispiele hierfür wären Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises so wie rheumatoide Arthritis, Stoffwechselerkrankungen wie die Gicht oder auch ein Verschleiß des Daumengelenkes was zu einer Arthrose führt. Ein schmerzender Daumen bedarf einer ärztlichen Abklärung, um die zugrunde liegende Erkrankung zu diagnostizieren und gegebenenfalls behandeln zu können.

Therapie

Es muss zwischen einer konservativen und einer operativen Therapie des schnellenden Daumens unterschieden werden.

Konservative Therapie: Die konservative Therapie stützt sich vor allem auf eine Schonung der betroffenen Sehne sowie die Einnahme entzündungshemmender Medikamente. Auch das Spritzen von Kortison in die Sehnenscheide der betroffenen Sehne kann helfen die Erkrankung zu therapieren und die Symptome zu bessern. Besonders in Frühstadien der Erkrankung mit eindeutiger, bekannter Ursache helfen konservative Behandlungsmethoden häufig sehr gut. Sollte durch die konservative Therapie kein Erfolg erzielt werden können, ist eine Operation der Erkrankung zu erwägen.

Operative Therapie: Die operative Therapie eines schnellenden Daumens kann in der Regel ambulant durchgeführt werden und erzielt normalerweise ein höchst zufriedenstellendes Behandlungsergebnis. Bei der Operation wird das ringförmige Band, welches für die schnellende Bewegung des Daumens mitverantwortlich ist, durchtrennt. Ob eine operative Therapie im Einzelfall sinnvoll ist, kann der behandelnde Arzt nach einer umfassenden Diagnostik am besten einschätzen.

Je nach Fortschreitungsgrad und verursachender Symptomatik des schnellenden Daumens können unterschiedliche Behandlungen helfen, die Symptomatik zu verbessern oder sogar die Ursache der Erkrankung dauerhaft zu behandeln. Eine konservative Behandlung kann meist im Frühstadium helfen, das Fortschreiten der Symptome zu verhindern sowie diese zu lindern. Wichtig hierbei ist eine konsequente Schonung des betroffenen Daumens, damit die Entzündungsreaktion des Körpers nicht verstärkt wird.

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OP des schnellenden Daumens

Bei einer Operation des schnellenden Daumens handelt es sich um einen relativ kurzen Eingriff, welcher in der Regel ambulant durchgeführt werden kann. Die Hand wird durch eine Plexusanästhesie oder Regionalanästhesie lokal betäubt und „blutleer“ gemacht. Nun legt der Chirurg das ringförmige Band frei, durch welches die Beugesehne des Daumens bewegt wird. Das Band wird durchtrennt und die Sehne auf eine einwandfreie Bewegung überprüft. Danach wird die Operationswunde vernäht und ein Verband angelegt. Nach der Operation sollte die Hand hochgelagert werden, um Schwellungen zu verhindern. Auftretende Schmerzen können nach der Operation mit schmerzstillenden Medikamenten behandelt werden. Es gilt zu beachten, dass Tätigkeiten, welche den Daumen stark beanspruchen, erst nach ca. 2 Wochen wieder ausgeführt werden sollten.

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Tapen des schnellenden Daumens

Das Anlegen eines Tapes spielt in der Therapie des schnellenden Daumens üblicherweise eine untergeordnete Rolle. Dies liegt an der zugrunde liegenden Ursache der Erkrankung. Tapeverbände werden normalerweise bei Muskelverspannungen eingesetzt und sollen helfen, die Muskulatur zu entlasten oder die Durchblutung der betroffenen Stelle zu fördern. Da die Problematik des schnellenden Daumens jedoch nicht in der Beziehung zu einer Muskelverletzung oder -verspannung steht, kann ein Tape hinsichtlich der Verbesserung der Beschwerden eines schnellenden Daumens keine Auswirkung aufweisen.

Das Anbringen des Tapes kann dann sinnvoll sein, wenn dadurch eine Schonung des betroffenen Fingers erreicht wird. Durch die Schonung können sich die Knoten teilweise zurückbilden und sich die Symptomatik des schnellenden Fingers bessern. Vor Anlage eines Tapeverbandes sollte bei einem behandelnden Arzt die Möglichkeiten der Therapie des schnellenden Daumens erörtert werden. So kann es sein, dass im Rahmen einer konservativen Therapie das Anlegen des Tapeverbands mit einhergehender Schonung des Daumens Sinn ergibt.

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Können Übungen helfen?

Da der schnellende Daumen häufig durch ein muskuläres Ungleichgewicht ausgelöst wird, können kräftigende Übungen für die Handmuskulatur zur Vorbeugung eingesetzt werden. Dies ist insbesondere bei Berufsgruppen, die ihre Hände intensiv für die Arbeit benötigen, sinnvoll. Treten bereits Beschwerden auf, sollten vor allem entlastende Bewegungsabläufe trainiert werden. Hierbei ist es wichtig, die volle Beweglichkeit des Daumens zu erhalten. Gleichzeitig sollte jedoch keine große Krafteinwirkung auf die Beugesehne erfolgen.

Homöopathie und Naturheilverfahren

Der schnellende Daumen entsteht durch eine oftmals entzündliche bedingte Verdickung der Beugesehne im Daumen. Daher können antientzündliche homöopathische Mittel gegen das Fortschreiten der Erkrankung helfen.

Neben entzündungshemmenden Globuli bieten sich auch lokale Naturheilverfahren an. Beispielsweise ist die klassische Hydrotherapie (wärmen oder kühlen durch ein Wasserbad für die Hand) eine gute Möglichkeit, Beschwerden wie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen vorrübergehend zu lindern. Auch die Neuraltherapie, bei welcher lokale Betäubungsmittel an schmerzende Stellen injiziert werden, kann die Beschwerden beim schnellenden Daumen lindern. Gelegentlich wird auch Akupunktur eingesetzt.

Der schnellende Daumen beim Kleinkind/Kind

Das Krankheitsbild eines schnellenden Daumens tritt typischerweise in fortgeschrittenem Alter auf und ist bei Kindern und Kleinkindern sehr selten. Eine Ausnahme besteht bei der angeborenen Form der Erkrankung, welche ebenfalls zu einem schnellenden Daumen führt. Bemerkt wird die als Pollex flexus congenitus bezeichnete Erkrankung meist einige Wochen nach der Geburt des Kindes. Der Daumen befindet sich hierbei meist in Beugestellung und kann weder durch das Kind noch bei dem Versuch der Eltern gestreckt werden. Eine konservative Therapie hat bei dieser Form der Erkrankung keine Aussicht auf Erfolg. Teilweise bildet sich das Krankheitsbild jedoch spontan zurück, weshalb die Durchführung einer Operation in der Regel erst nach etwa 6 Monaten empfohlen wird. Die Operation gestaltet sich ähnlich wie die bei betroffenen Erwachsenen, da auch bei Kindern das Durchtrennen des ringförmigen Bandes zum Therapieerfolg führt.

Diagnose

Zu Beginn der Diagnosestellung eines schnellenden Daumens steht ein ausführliches Arzt-Patienten Gespräch. Durch die meist typische Symptomatik kann die Verdachtsdiagnose eines schnellenden Daumens meist schon sehr schnell gestellt werden. Hinzu kommt die Untersuchung des Daumens, bei welcher die Problematik häufig ertastet werden kann. Bevor die Therapie des schnellenden Daumens begonnen wird, sollten jedoch andere Erkrankungen des Daumens ausgeschlossen werden, damit ernsthafte Krankheitsbilder der Hand nicht übersehen werden. Besonders dann, wenn die Symptomatik und der körperliche Befund nicht eindeutig ist, können bildgebende Verfahren zum Ausschluss etwaiger Gelenkveränderungen nötig sein.

Prognose

Die Prognose des schnellenden Daumens ist in der Regel sehr günstig. Häufig kann schon durch konservative Methoden eine Verbesserung der Symptomatik erreicht werden. Durch eine Operation können die Beschwerden langfristig verbessert und ein Wiederauftreten der Erkrankung verhindert werden.

Wie lange wird man krankgeschrieben?

Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei einem schnellenden Daumen hängt stark von der Art des Berufs ab.

Wer seine Hände nur wenig benötigt und/oder keine Greifbewegungen mit der Hand durchführen muss, kann meist nach ein bis zwei Wochen wieder arbeiten. Nach diesem Zeitraum sind die Fäden am Operationsschnitt gezogen und die Schwellung abgeklungen. Dennoch können zu dem Zeitpunkt noch Schmerzen bestehen, weshalb eine längere Krankschreibung durchaus gerechtfertigt ist. Wer dagegen viel mit den Händen tätig ist (Handwerker, Sportler, Musiker, Computer-Job), benötigt meist eine längere Krankschreibung.

Prophylaxe

Um das Auftreten eines schnellenden Daumens zu verhindern gilt es, die Risikofaktoren des Krankheitsbildes zu minimieren. Besonders eine Überbelastung des Daumens spielt bei der Entstehung der Erkrankung eine große Rolle. So sollte schon bei den Anzeichen der Erkrankung eine Schonung des Daumens erfolgen und so das Fortschreiten der Symptomatik verhindert werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.10.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024