Risswunden entstehen durch Krafteinwirkung, meist mittels eines stumpfen Gegenstands. Hierbei bilden sich ungleichmäßige Wundränder und Gewebsbrücken, d.h. das Gewebe unter der Haut ist nicht durchgängig getrennt, sondern teilweise noch mit der gegenüberliegenden Seite wie durch Brücken verbunden. In der Regel kommt es bei Risswunden auch zu Quetschungen, hierbei spricht man von Riss-Quetschwunden. Risswunden können sehr tief sein und stark bluten.
Risswunden entstehen durch Zugkräfte und stumpfe Gewalteinwirkung, verursacht durch einen stumpfen Gegenstand. Bei Verkehrsunfällen findet man ebenfalls häufig Risswunden. Wird hoher Druck auf die Haut ausgeübt, gibt sie ab einem bestimmten Punkt nach und reißt auf.
Wird darüber hinaus noch Zug entlang der Hautoberfläche ausgeübt, verschieben sich die Hautschichten gegeneinander und reißen zusätzlich. Dies kann sich durch alle Hautschichten bis auf den Muskel oder Knochen durchziehen. Da die Kraft hierbei nicht gleichmäßig ausgeübt wird entstehen ungleichmäßige Wundränder. In der Tiefe können Gewebsbrücken bestehen bleiben.
Bei einer Platzwunde reißen/platzen in der Regel nur die obersten Hautschichten auf. Dies ist vor allem an Körperstellen mit wenig Unterhautfettgewebe der Fall, wo die Haut direkt auf Knochen aufliegt, wie z.B. am Kopf, Knie, Schienbein oder Ellenbogen.
Bei einer Risswunde können auch tiefere Hautschichten betroffen sein, im schlimmsten Fall bis auf den Muskel oder Knochen. In der Tiefe sind oft Gewebsbrücken zu erkennen und die Wundränder sind ausgefranst bzw. uneben. Risswunden können an jeder Körperstelle auftreten. Prädispositioniert dafür sind jedoch ebenfalls Stellen mit wenig Unterhautgewebe.
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Risswunden am Finger können z.B. durch Schlag mit einem Hammer auf den Finger entstehen. Das Gewebe wird durch den Aufprall gequetscht bis es reißt. Der Übergang von Quetsch- zu Risswunde ist hier oft fließend und nicht genau zu unterscheiden. Auch hier sind die Wundränder ungleichmäßig und können nur schwer wieder adaptiert (zusammengefügt) werden.
Am Finger ist in der Regel nicht viel Unterhautfettgewebe, welches den Schlag dämpfen würde. Die Haut wird zwischen dem stumpfen Gegenstand und Knochen schnell gequetscht und reißt auf. Der Finger schwillt sehr schnell an und kann stark bluten. Vor allem die Hände und Finger sind mit vielen kleinen Nerven versorgt. Verletzungen an den Fingern sind daher sehr schmerzhaft. Es kommt zu pochenden Schmerzen vor allem wenn der Fingernagel mit betroffen ist und sich Blut unter dem Nagel staut.
Risswunden am Knie sind in der Regel sturzbedingt. Durch den Sturz auf harten Boden wird das Gewebe zwischen Boden und Kniescheibe gequetscht bis die Haut aufplatzt. Rutscht man zusätzlich etwas über den Boden, kommen Zugkräfte hinzu, welche die Haut und tiefere Gewebsschichten aufreißen. Das Knie schwillt an und es kann schmerzbedingt zu einer eingeschränkten Beweglichkeit im Kniegelenk kommen.
Zusätzlich kann es bei Stürzen auf das Knie immer zu einem Kniescheibenbruch kommen. Da die Haut über dem Knie beim gehen immer in Bewegung ist, ist die Wundheilung schwieriger und teilweise langwieriger. Das Knie sollte zunächst ruhiggestellt werden.
Risswunden am Schienbein sind ebenfalls meist sturzbedingt oder durch einen Tritt verursacht. Auch hier ist das Gewebe unter der Haut sehr dünn, wird daher leicht gequetscht und reißt auf. Sturzbedingte Wunden sind oft durch Schmutz auf dem Boden verdreckt und müssen sorgfältig gereinigt werden.
Einer Risswunde geht immer eine mechanische Krafteinwirkung voraus. Nach einer gründlichen Inspektion der Wundränder und Tiefe der Wunde, kann man die Diagnose Risswunde stellen. Die Wunde und Wundräner sind unregelmäßig.
In der Tiefe findet man typischerweise Gewebsbrücken, die durch ungleichmäßige Krafteinwirkung auf die Haut entstehen. Oft sind Risswunden und Quetschwunden miteinander kombiniert und nicht klar voneinander abzugrenzen.
Die Haut wird durch viele Nerven sensibel versorgt. Werden diese durch ein plötzliches reißen der Haut geschädigt entstehen starke zunächst stechende Schmerzen, die teilweise allgemeine Symptome wie Schwindel, Blutdruckabfall bis hin zur Ohnmacht hervorrufen können.
Nachfolgend kommt es zu pulsierenden Schmerzen im Bereich der Wunde. Risswunden können sehr stark bluten, vor allem wenn tiefere Hautabschnitte mit betroffen sind. Zusätzlich kommt es zu einer Schwellung um die Wunde, da sich Flüssigkeit im geschädigten Gewebe sammelt.
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Das erste Ziel der Wundversorgung ist die Blutstillung. Zuerst solle Druck auf die Wunde ausgeübt werden. Dazu legt man eine sterile Kompresse auf die Wunde und legt darüber einen Druckverband an. Danach sollte ein Arzt aufgesucht werden. Ist die Blutung durch den Verband soweit gestillt, wird bei Verdacht auf einen Knochenbruch, wird zuerst ein Röntgenbild angefertigt. Danach wird der Verband entfernt und die Wunde begutachtet.
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Die Wunde wird von grobem Dreck befreit und desinfiziert. Je nach Größe und Lokalisation muss die Wunde genäht oder getackert werden. Bei kleineren Verletzungen reicht die Fixierung der Wundränder mit Heftpflaster. Vor dem Nähen der Wunde wird eine Lokalanästhetikum, zu örtlichen Betäubung, in das Gewebe um die Wunde gespritzt. Nach kurzer Einwirkzeit wird die Wunde erneut gründlich bis in die Tiefe gereinigt und danach steril abgedeckt.
Unter sterilen Bedingungen wird die Wunde nun genäht. Je nachdem wie tief die Wunde ist müssen eventuell tiefere Schichten der Haut als erstes separat genäht werden. Am Ende wird dann die oberste Hautschicht zusammengenäht. Hierfür müssen bei Risswunden die Wundränder oft vorab begradigt werden, indem überstehende Hautecken abgeschnitten werden. Die Haut ist elastisch, die begradigten Wundränder können dann zusammengezogen werden.
Am Ende, wird ein Pflaster und Verband angelegt. Die Stelle sollte danach gekühlt, hochgelagert und geschont werden. Zudem sollte die Wunde trocken gehalten und der Verband regelmäßig gewechselt werden, bis die Wundheilung abgeschlossen ist. Zusätzlich wird bei jeder Hautverletzung, vor allem bei verschmutzten Wunden der Tetanusimpfstatus des Patienten abgefragt und bei unklarem oder nicht ausreichendem Impfschutz, eine Tetanusimpfung verabreicht. Ansonsten kann es zu einem Wundstarrkrampf kommen.
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Es sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, wenn die Risswunde tiefer ist, oder länger als 1cm. Hierbei ist davon auszugehen, dass die Wunde nicht von alleine heilt, da sich die Wundränder nicht aneinander lagern lassen und vom Arzt mit Nähten, Klammern oder Pflaster fixiert werden müssen.
Bei groben Verschmutzungen oder stärkeren Blutungen sollte ebenfalls ein Arzt kontaktiert werden. Außerdem wenn der Verdacht auf Begleitverletzungen wie einem Knochenbruch vorliegt.
Wie bei jeder Verletzung kann es zu einer Infektion der Wunde kommen. Die Hautbarriere ist defekt und Keime können von außen in die Haut eindringen und sich dort vermehren. Gelangen diese in den Blutkreislauf kann sich im schlimmsten Fall die Infektion im ganzen Körper ausbreiten. Risswunden können stark bluten und sehr schmerzhaft sein.
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Dies kann zu allgemeinen Symptomen wie Blutdruckabfall bis hin zur Ohnmacht führen. Durch das einreißen der Gewebsschichten können oberflächliche oder tiefe Nerven beschädigt werden. Besonders häufig sind sensible Hautnerven betroffen, die sich eventuell nicht mehr regenerieren und in dem Bereich der Wunde eine Gefühlsstörung/Taubheit bestehen bleibt. Bei tiefen Wunden oder schlecht adaptierten Wundrändern kann es zu Wundheilungsstörungen kommen. Ebenso bei zusätzlichen Quetschungen.
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Die Heilungsdauer hängt von dem Schweregrad der Verletzung und der Lokalisation ab. Tiefe Wunden, die zusätzlich schwer gequetscht sind und die Wundränder nur schwer zusammengefügt werden konnten benötigen deutlich mehr Zeit für die Heilung. Eventuell müssen hier Nähte sogar nach ein paar Tagen erneuert werden.
Kleine Risswunden mit gut adaptierten Wundrändern heilen in der Regel in 10-14 Tagen, danach können die Fäden entfernt werden. Risswunden an Körperstellen die einer größeren Belastung durch Bewegung ausgesetzt sind (z.B. Finger, Knie) kann die Wundheilung ebenfalls etwas länger dauern. Das betroffene Körperteil soll bis zur Wundheilung möglichst ruhig gehalten werden, um die Haut nicht unnötig zu reizen.
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