Eiter in einer Wunde

In der Regel bedeutet Eiter in der Wunde, dass es in der Wunde zu einer Besiedlung von Bakterien gekommen ist, welche eine Entzündung hervorgerufen hat und nun die körpereigene Abwehr gegen diese bakterielle Besiedlung arbeitet. Die Beschaffenheit, Farbe und der Geruch des Eiters kann hierbei je nach Auslöser und Umgebung variieren.

Ursachen für Eiter in der Wunde

Die häufigste Ursache für Eiter in einer Wunde ist die Infektion mit Bakterien. Bakterien, die Infektionen mit Eiterausbildung auslösen, werden auch pyogene Bakterien genannt. Kommt es zu einer Besiedlung  von pyogenen Bakterien auf einer Wunde wird das körpereigene Immunsystem aktiv und versucht mithilfe der Immun- und Abwehrzellen die Bakterien abzubauen. Hier sind vor Allem die neutrophilen, mehrkernigen Lykozyten von großer Bedeutung. Es kommt zu einer Einschmelzung des betroffenen Gewebes, durch die Abwehrzellen, wobei proteolytische Enzyme ausgeschüttet werden, also Enzyme, die Proteine und auch Bakterien abbauen. Diese Einschmelzprozesse und Abbauprodukte zeigen sich anschließend als gelbiche Absonderung auf den Wunden in Form von Eiter.

Eine eher seltene Ursache für Eiter ist die Psoriasis pustulosa.

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Diagnose

Die Diagnose von Eiter auf einer Wunde ist gerade bei geschultem Auge eine Blickdiagnose. Wichtige Merkmale sind die Farbe von blassgelb über grüngelb bis zu grünblau, die Konsistenz von dünnflüssig bis festschleimig und der Geruch, welcher von „geruchslos“ bis hin zu „süßlich“ oder „fötide“ variieren kann. Diese ersten Merkmale können schon Hinweise auf den Ursprung des Eiters und die Keimbesiedelung in der Wunde geben. Für einen genauen Erregernachweis wird ein Abstrich aus der infizierten Wunde entnommen, von welchem im Anschluss die im Eiter sitzenden Bakterien im Labor unter künstlichen Bedingungen angezüchtet werden und genau identifiziert werden können. Neben der genauen Identifikation der Bakterien ist auch die Resistenztestung für die weitere Behandlung wichtig, auch diese kann aus den entnommenen Bakterien durchgeführt und so das ideale Antibiotikum gefunden werden.

Wie unterscheide ich Eiter von Fibrin?

Für den Laien ist es häufig nicht leicht Fibrin, welches ein natürlicher und wichtiger Bestandteil in der komplikationslosen Wundheilung dar stellt, von Eiter und einer damit verbundenen Wundinfektion zu unterscheiden. Bei Fibrin handelt es sich um ein ein Konglumerat aus Thrombozyten - den Blutplättchen - und Fibrinmolekülen, welche die Blutplättchen stabilisieren und somit die Wunde fest verschließen und vor Verunreinigung, Wärmeverlust und mechanischen Reizen schützen. Dieser Belag lässt sich - im Gegensatz zu Eiter - nicht einfach von der Wunde abwischen; ganz im Gegenteil, Fibrin haftet fest an der Wundoberfläche und hat einen eher trockenen Charakter, anders als Eiter.
Jedoch gibt es auch das sogennante Infektfibrin, bei dem es zu einer Vermischung von Fibrin und Eiter kommt. Dies geschieht häufig bei chronischen Wunden.
Aufgrund der vielen Variationen und der möglichen schweren Komplikationen einer fortgeschrittenen Wundinfektion sollte im Zweifel bei unklaren Wundbelägen immer ein Arzt aufgesucht werden und gegebenenfalls weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Begleitende Symptome

Eiter in einer Wunde ist nur ein Teil der Entzüdnungsreaktion nach Besiedlung einer Wunde mt Bakterien. Neben der Eiterbildung durch die Abwehrzellen kommt es noch zu weiteren Symptomen, die mit einer Wundinfektion einhergehen, wie Rötung, Überwärmung und Schwellung der Wunde oder Schmerzen im betroffenen Areal. Außerdem kann es zu einer starken und teilweise unangenehmen Geruchsentwicklung während einer Wundinfektion mit Eiter kommen.

Rötung

Durch die Infektion in dem betroffenen Gewebe, werden viele Zellen geschädigt, welche unter anderem Botenstoffe wie Histamin ausschütten. Diese Stoffe führen zu einer Weitstellung der Blutgefäße um die infizierte Wunde herum. Dieser Mechanismus ist für die Wundheilung sehr wichtig, da durch die Weitstellung der Gefäße die Flussgeschwindigkeit des Blutes in diesem Areal abnimmt und wichtige Bestandstoffe des Blutes, wie zum Beispiel Abwehrzellen in größeren Mengen in die Wunde übertreten können. Durch eben diese Weitstellung und somit Mehrdurchblutung des Gewebes erscheint das umliegende Gewebe gerötet.

Schmerzen

Neben den oben bereits beschriebenen Botenstoffen, welche durch die Verletzung des Gewebes freigesetzt werden und für die Weitstellung der Gefäße sorgen, werden auch viele Botenstoffe ausgeschüttet, die eine Schmerzreaktion auslösen. Diese können im Rahmen einer schweren und länger andauernden Infektion noch vermehrt ausgeschüttet werden und somit das Schmerzempfinden verstärken.

Wunde riecht

Wenn eine Wunde einen Geruch absondert, spricht dies fast immer für eine Besiedlung mit Bakterien. Anhand des Geruchs kann man bereits erste Hinweise erhalten, um welche Bakterien es sich handeln könnte. Beispielsweise kommt es bei Infektionen mit Escherichia coli und Anaerobiern zu einem fötiden Geruch des Eiters. Infektionen mit dem Bakterium Pseudomas hingegen riechen in der Regel eher süßlich. Viele eitrige Wundinfektionen sind allerdings auch geruchslos, weshalb man dieses Kriterium als Hinweis nutzen kann, aber es eine weiter Diagnostik nicht ersetzt.

Wie behandelt man die Wunde am besten?

Die optimale Wundbehandlung ist ein großes Arbeitsfeld und wird in dem Begriff Wundmanagement zusammengefasst, welches folgende Punkte umfasst: Wundanamnese, Physiologie der Wunde, Phase der Wundheilung, die eigentliche Wundbehandlung, Dokumentation der Wunde und der passenden Schnmerztherapie.

Da nicht jede Wunde gleich ist, ist ein wichtiger Bestandteil der modernen Wundbehandlung die vorausgehende Wundanamnese. Hierzu zählt unter anderem, was ist das für eine Wunde, wodurch ist sie entstanden und welche Vorerkrankenung und eventuelle Komplikationen sind bei dem Patienten bekannt.
Der nächste wichtige Schritt ist die Physiologie der Wunde, je nach Art der Wunde und Lokalisation am Körper hat jede Wunde ihre eigenen Heilungstendenzen.
Im nächsten Schritt muss entschieden werden in welcher Heilungsphase sich die Wunde befindet, bei stark eitrigen Wunden muss ebenfalls entschieden werden, ob nicht eventuell noch eine chirurgische Sanierung des Infektherdes notwendig ist oder nicht.
Nachdem all diese Punkte in Betracht gezogen wurden kommt es zu eigentlichen Wunbehandlung, welche individuell auf die Wunde abgestuft ist. Grundrinzip bei jeder Wundheilung ist jedoch, dass die Wunde sauber gehalten werden soll und durch Schonung die Wundheilung unterstützt werden soll.
Insbesondere bei größeren und chronischen Wunden ist eine Wunddokumentation von großer Wichtigkeit, um die Heilung und die verwendeten Verbände objektiv zu beurteilen.
Natürlich ist auch die Schmerztherapie ein wichtiger Teil der Wundbehandlung, hier sollte je nach Ausmaß der Infektion eine ausreichenende Schmerzfreiheit ermöglicht werden.

Mehr hierzu finden Sie auf unserer Seite Wundheilungsphasen

Betaisodona

Betaisdona ist eine Povidon-Jod-haltige Salbe, welche rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist. Als antiseptisch wirkendes Mittel wird Povidon-Jod auf Haut und Schleimhäuten gerne prophylaktisch vor Injektionen oder kleinen Operationen verwendet. Auch in der Behanldung von oberflächlichen Hautverletzungen, wie Schnitt – und Schürfwunden kann die Salbe als desinfizierendes Mittel angewandt werden. Hierfür kann die Salbe mehrfach täglich, für einen zeitlich begrenzten Zeitraum, auf die betroffene Stelle verwendet werden.

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Hausmittel

Hausmittel sind in der Behandlung von Hautwunden weit verbreitet. Ein Hausmittel, welches in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und aus der alternativen Medizin nicht mehr wegzudenken ist, ist der Honig. Die genaue Wirkung von Honig ist nach wie vor nicht im Detail erklärt, jedoch schafft Honig in der Wunde ein saures Millieu, welches Bakterien schädigt und sie in ihrer Vermehrungsrate reduziert. Wichtig hierbei ist allerdings, dass man naturbelassenen Honig verwendet, nach einmaligen Erhitzen verliert der Honig bereits seine heilende Wirkung.
Ein ebenfalls beliebtes und seit Jahrhunderten bekanntes Hausmittel zur Wundbehandlung ist Kamille. Kamille wirkt ebenfalls entzündungshemmend. Durch sanftes Auswaschen oder leichtes Beträufeln der Wunde mit Kamillentee kommt es zu einer natürlichen Reinigung und einer antientzündlichen Prophylaxe.
Zur Wundbehandlung sind noch viele weitere Hausmittel bekannt, von denen viele gewiss auch große Wirkung zeigen, jedoch sollte man bei einer schweren Besiedlung einer Wunde mit Eiter und einen starken Entzüdnungsreaktion doch einen Arzt aufsuchen, um eine möglichen schweren Verlauf rechtzeitig therapieren zu können.

Soll man Eiter immer ausdrücken?

Eiter sollte grundsätzlich vom Laien nicht ausgedrückt werden. Durch die Manipulation des Drückens an der Wunde können weitere Bakterien von den Händen oder der umliegenden Haut in die Wund gelangen und die Infektion noch verstärken. Auch werden weitere Zellen im ohnehin gereizten Gewebe geschädigt und hierdurch die Entzündungsreaktion verstärkt. Sollte eine Wunde stark mit Eiter belegt sein, ist es immer indiziert diese vom Fachmann unter sterilen Bedingungen reinigen zu lassen, um eine Verschlimmerung der Infektion zu vermeiden.

Wann muss ich einen Arzt aufsuchen?

Grundsätzlich muss man nicht mit jeder eitrigen Wunde zum Arzt gehen. Eine sorgfältige Wundbehandlung mit regelmäßigen Verbandswechseln und Säuberungen der Wunde können auch zu Hause durchgeführt werden. Kommt es jedoch zu einer Verschlimmerung der Infektion, zu vermehrter Eiterbildung, zunehmender Rötung, Schwellung oder auch Schmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei chronisch erkrankten Menschen, insbesondere Menschen mit einer Stoffwechselerkrankung, welche die Wundheilung negativ beeinflussen könnte, sollten frühzeitig einen Arzt aufsuchen, um eine Einschätzung der Wundverhältnisse und Therapiemöglichkeiten zu erhalten.

Dauer

Die Dauer einer Wundinfektion mit Eiterbildung ist immer sehr individuell und hängt von der Größe der Wunde, der Stärke der Bakterienbesiedlung und der zu Grunde liegenden Gesundheit des Betroffenen ab. Bei einem jungen Menschen ohne relevante Vorerkrankungen, wie einer Stoffwechselerkrankung oder weiterer Risikofaktoren für eine verlangsamte Wundheilung, wie zum beispiel Rauchen, kann eine Wundinfektion innerhalb von 14 Tagen abheilen. Liegt jedoch eine schwere Grunderkrankung und eine geminderte Wundheilung vor kann eine schwere Wundinfektion mit Eiterbildung durchaus zu einer chronischen Infektion mit jahrelangem Therapieverlauf werden. Insbesondere aus diesem Grund ist eine rechtzeitige Wundbeurteilung und Wundbehandlung vom Facharzt wichtig, um frühzeitig die Infektion in den Griff zu bekommen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.10.2018 - Letzte Änderung: 23.06.2022