Einer Osteochondrose ist eine degenerative Wirbelsäulenerkrankung, die meist im Verlauf der zweiten Lebenshälfte auftritt. Im Rahmen der Erkrankung kommt es zu einer zunehmenden Verknöcherung der Wirbelsäule. Dieser Prozess wird durch eine starke Abnutzung beziehungsweise Belastung der Bandscheiben getriggert.
Bei einer Osteochondrose handelt es sich um eine degenerative Wirbelsäulenerkrankung, die meist im Verlauf der zweiten Lebenshälfte auftritt. Im Rahmen der Erkrankung kommt es letztlich zu einer zunehmenden Verknöcherung der Wirbelsäule. Dieser Prozess wird durch eine starke Abnutzung beziehungsweise Belastung der Bandscheiben getriggert.
Im ersten Schritt kommt es durch eine Überbelastung der Wirbelsäule, beispielsweise durch eine lange sitzende Tätigkeit oder schwere körperliche Arbeit, zu einer Kompression der Bandscheiben. Normalerweise kommt es vor allem nachts zu einer Regeneration der Bandscheiben. Die Bandscheiben lagern wieder vermehrt Wasser ein und können ihre Funktion als „Dämpfer“ am nächsten Tag wieder aufnehmen. Handelt es sich allerdings um einen chronischen Prozess beziehungsweise sind die Bandscheiben dauerhaft dieser Belastung ausgesetzt, bleibt diese Regeneration irgendwann aus, sodass die Bandscheiben im zusammen gepressten Zustand verbleiben und die Bandscheibenhöhe reduziert bleibt. Die Stoßdämpferfunktion der Bandscheibe zum angrenzenden Wirbelkörper nimmt ab, sodass ein größerer Druck entsteht.
Als Reaktion auf diesen gesteigerten Druck bildet der Körper Knochenauswüchse (Osteophyten), um den Druck auf einer größeren Fläche zu verteilen. Diese Knochenauswüchse sorgen letztendlich für den mit einer Osteochondrose einhergehenden Schmerz der Wirbelsäule. Denn reiben diese Knochen aneinander oder reibt der neue Knochenanhang an einen Wirbelknochen (vereinfacht: reibt Knochen an Knochen), kommt es zu Schmerzen.
Im weiteren Verlauf kann es durch die Verknöcherung zu einer Versteifung des betroffenen Wirbelsäulenabschnittes kommen, sodass der Betroffene nicht nur Schmerzen verspürt, sondern auch in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist. Man kann bei einer Osteochondrose praktisch von einer Verknöcherung der Bandscheiben sprechen.
Von der Osteochondrose ist meist nicht die gesamte Wirbelsäule betroffen. Sie kann isoliert oder kombiniert an der Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule auftreten. Hals- und Lendenwirbelsäule sind allerdings wesentlich häufiger betroffen als die unbeweglichere Brustwirbelsäule. Am häufigsten ist die Lendenwirbelsäule betroffen, da diese am meisten belastet wird. Welche Stelle der Wirbelsäule betroffen ist, hängt auch von der Art der ausgesetzten Belastung ab.
Von der Osteochondrose gibt es verschieden Formen, zum einen die Osteochondrosis intervertrebalis, in der es in diesem Artikel vornehmlich gehen wird, zum anderen Osteochondrosis dissecans, Morbus Scheuermann und Morbus Perthes.
Ein kurzer Exkurs zur Osteochondrosis dissecans: Im Gegensatz zur bereits beschriebenen Osteochondrose der Wirbelsäule, tritt eine Osteochondrosis dissecans meist durch Traumata, wie Sportunfälle auf. Durch das Trauma kommt es zu einer Entzündung im Knochen, die zu einer Zersetzung des Knochengewebes führt. Meist kommt es zur Osteochondrosis dissecans im Knie.
Im gesunden Körper kommt es bei starker Belastung eines Gelenks zu einer vermehrten Bildung von Knorpel aus dem dann sekundär Knochen entsteht. Bei einer vorliegenden Osteochondrosis dissecans kann sekundär allerdings kein Knochengewebe entstehen, sodass es zu einer verdickten Knorpelschicht kommt. Knorpel ist allerdings nicht durchblutet, sodass die tiefen Knorpelschichten letztlich absterben und es zu einer Abstoßungsreaktion eines Teils der Gelenkfläche kommen kann. Die Krankheit geht mit starken Schmerzen einher.
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Eine Osteochondrose kommt durch eine Überbelastung der Bandscheiben zustande. Durch einseitige körperliche Belastung kommt es zunehmend zum Verschleiß der Bandscheibe. Dieser Prozess beginnt schon ab dem 20. Lebensjahr und stellt einen ganz normalen Alterungsprozess dar. Kommt es aber zu einer Überbelastung der Bandscheiben, resultiert daraus eine übermäßige Abnutzung, worauf der Körper letztlich mit einer Knochenbildung reagiert.
Der übermäßige Verschleiß entsteht zum Beispiel durch ständiges Stehen oder Sitzen, sowie einem Mangel an Bewegung. Durch die verminderte Bewegung sind die umgebenden Muskeln nicht kräftig genug, um Belastungen zu tragen beziehungsweise die Bandscheibe in ihrer Funktion zu unterstützen, sodass die Bandscheibe durch die schwache Muskulatur noch mehr belastet wird.
Neben einseitiger Tätigkeiten spielt auch Übergewicht eine große Rolle. Aufgrund des erhöhten Körpergewichts sind die Bandscheiben permanent einem starken Druck ausgesetzt und können sich nur wenig erholen.
Auch die Erkrankung einer Skoliose kann die Entstehung einer Osteochondrose begünstigen. Bei der Skoliose kommt es zusätzlich zur normalen S-Form der Wirbelsäule zu einer seitlichen Verkrümmung, wodurch eine Fehlhaltung resultiert und die Bandscheiben nur einseitig belastet werden und letztlich eine Osteochondrose entstehen kann.
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Auch eine Bandscheibenoperation oder eine Bandscheibenentzündung kann eine Osteochondrose begünstigen.
Eine spezielle Form der Osteochondrose, die bei Jugendlichen auftritt ist der sogenannte Morbus Scheuermann. Die Erkrankung macht sich im Gegensatz zur „normalen“ Osteochondrose vor allem im Bereich der Brustwirbelsäule bemerkbar. Sie ist meist mit einem Hochwuchs und Haltungsfehlern assoziiert. Bei den Betroffenen kommt es im Verlauf zu einer Buckelentwicklung.
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Meist suchen die Patienten aufgrund von sich nicht bessernden Rückenschmerzen einen Arzt/Orthopäden auf. Nach einem Aufnahmegespräch veranlasst dieser dann zur weiteren Diagnostik ein Röntgenbild der Wirbelsäule.
Eine Osteochondrose ist anhand eines Röntgenbildes gut zu diagnostizieren. Auf einer Röntgenaufnahme kann man meist eine reduzierte Höhe der Bandscheiben feststellen. Die Höhenabnahme tritt häufig nicht an beiden Seiten der Bandscheibe auf, sondern nur einseitig, zum Beispiel aufgrund von einseitigem Tragen.
Zusätzlich zur Höhenabnahme der Bandscheiben kann man teilweise auch noch eine zunehmende Verhärtung des Gewebes feststellen, eine sogenannte Sklerosierung.
Ist die Erkrankung schon weiter fortgeschritten kann man ebenfalls die neuen Knochenanlagerungen im Röntgenbild erkennen.
Meist ist eine Röntgenaufnahme zur Diagnosestellung ausreichend, in Zweifelsfällen können aber noch eine CT- oder MRT-Untersuchung der Wirbelsäule zu Rate gezogen werden.
Charakteristisch für die Symptome einer Osteochondrose sind die meist therapieresistenten Rückenschmerzen, sprich sie sind durch Schmerzmittel schwer in den Griff zu bekommen. Typisch ist auch, dass die Schmerzen nicht nur bei bestimmten Bewegungen oder Positionen vorhanden sind, sondern sowohl im Stehen, beim Gehen und im Liegen vorhanden sind. Das heißt weder durch Ruhe noch durch Belastung bessern sich die Schmerzen.
Die spezifische Symptomatik hängt dabei davon ab, welcher Wirbelsäulenabschnitt betroffen ist. Im Vergleich zur Hals- und Lendenwirbelsäule, verursacht eine Osteochondrose der Brustwirbelsäule meist nur geringe Beschwerden, sodass die Diagnose Osteochondrose wesentlich später gestellt wird. Meist erst dann wenn, bedingt durch die Erkrankung, eine zunehmende Versteifung auftritt.
Teilweise kann auch ein Bandscheibenvorfall durch eine Osteochondrose bedingt sein. Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es zu einem Einriss der Bandscheibe, sodass der sich in der Mitte befindende Gallertkern aus seiner Fassung gelangt und auf Rückenmarksnerven drückt.
Entsprechend können ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Armen oder Beinen bis hin zu weiteren Funktionsverlusten, sekundär ebenfalls auf eine Osteochondrose hindeuten.
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In einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kommt es zu einer zunehmenden Versteifung der Wirbelsäule, wodurch es zu einer eingeschränkten Beweglichkeit des betroffenen Segmentes kommt. Vorteil für den Betroffenen ist dann allerdings, dass die meist starken Schmerzen dadurch reduziert werden. Denn die Schmerzen entstehen bei der Osteochondrose durch die aneinander reibenden, neu entstandenen Knochenfragmente. Kommt es allerdings zu einer Versteifung der Wirbelsäule, können diese weniger aneinander reiben und die Schmerzen verringern sich.
Betrifft die Osteochondrose die Lendenwirbelsäule (LWS), was in den meisten Fällen der Fall ist, kommt es zu Schmerzen im unteren Rückenbereich. Die Schmerzen können bis in die Beine und teils bis in die Zehen ausstrahlen. Dabei können die Schmerzen so stark werden, dass es zu einer erheblichen Bewegungseinschränkung kommt. Teilweise müssen die Schmerzen auch nicht permanent vorhanden sein, sondern es kommt bei einer Fehlbelastung zu plötzlich einschießenden starken Schmerzen.
Häufig wird aufgrund der Schmerzen eine Schonhaltung eingenommen, in der die Schmerzen besser auszuhalten sind. In Folge dessen kann es aber häufig zu Begleitbeschwerden kommen, wie Verspannungen, die ebenfalls schmerzhaft sein können.
Ist die Halswirbelsäule von der Osteochondrose betroffen, stellen sich die Patienten meist mit Schmerzen im Nacken beim Arzt vor. Manche Patienten berichten auch, dass die Schmerzen bis in die Arme und sogar bis in die Finger ausstrahlen. Da es als Reaktion auf die Schmerzen häufig zu Muskelverspannungen im Nacken kommt, können diese wiederum bei den Betroffenen Kopfschmerzen als Symptom auslösen.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung wird das Wenden des Kopfes immer schwieriger und ist häufig irgendwann nur noch bis zu einem gewissen Grad möglich. Sind irgendwann zusätzlich bestimmte Nerven betroffen, kann es zur Entwicklung eines Schiefhalses kommen.
Die Nerven können bei einer Osteochondrose betroffen sein, wenn es durch die zunehmende Verknöcherung zu einer Einengung des Wirbelkanals kommt, sodass Nerven abgedrückt werden. Dies kann neben der Entwicklung eines Schiefhalses auch zu weiteren neurologischen Ausfällen, wie Lähmungen, führen.
Die Osteochondrose an der Wirbelsäule teilt man anhand der radiologischen Bildgebung in verschiedene Stadien ein. Diese wurden nach ihrem Beschreiber Michael T. Modic benannt und in drei Stadien eingeteilt.
Im Anfangsstadium der Osteochondrose steht auf jeden Fall die konservative Therapie im Vordergrund. Eine Operation stellt demnach nicht die erste Wahl der Therapie dar. Meist wird eine medikamentöse Schmerztherapie mit gezielten Übungen für den Rücken unterstützt. Die Übungen zielen darauf ab die Rumpfmuskulatur zu stärken, damit es zu einer Entlastung der Wirbelsäule kommt. Bei der medikamentösen Therapie kommen vor allem Schmerzmittel zur Anwendung. Teilweise können aber auch entzündungshemmende Medikamente Linderung verschaffen. Die Schmerzmittel werden in der Regel oral eingenommen. Werden die Schmerzen aber zu stark, kann der Arzt ein Schmerzmittel auch direkt in den betroffenen Bereich injizieren.
Mit der Schmerzmedikation sollte erstmal die akute Phase des Schmerzes überwunden werden, sodass dann im Anschluss mit einer Physiotherapie begonnen werden kann. Ziel ist es in der Anfangsphase die Muskulatur zu entspannen, was zum Beispiel durch eine Elektro- oder Wärmetherapie in Form von Rotlicht, Fango („Schlammbehandlung“) und Massage erreicht werden kann. Erst wenn die Muskeln nicht mehr verspannt sind, kann mit den eigentlichen Übungen begonnen werden, sodass die Muskeln aufgebaut werden, um zu einer Entlastung der Wirbelsäule beizutragen.
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Teilweise kann unterstützend zur Therapie ein Stützkorsett (Orthese) verordnet werden. Zusätzlich zu den muskelaufbauenden Übungen ist eine Rückenschule sinnvoll. Dort wird den Betroffenen eine gesunde Körperhaltung beigebracht, die den Rücken schont.
Besteht Übergewicht sollte gleichzeitig auch versucht werden das Körpergewicht zu reduzierten. Durch diese Maßnahmen kann man in einem frühen Stadium der Osteochondrose ein volles Krankheitsbild verhindern.
Die konservative Therapie gestaltet sich allerdings schwieriger, wenn die Halswirbelsäule betroffen ist, da in diesem Bereich die Muskulatur die Wirbelsäule wenig entlasten kann. Hier wird vor allem versucht die Muskulatur zu lockern, um die Schmerzen zu reduzieren. Des Weiteren kommen häufig schmerzlindernde Injektionen zur Behandlung von Nervenreizungen zum Einsatz.
Ist die Erkrankung bereits zu weit fortgeschritten ist häufig eine Operation nötig. Als Operationsmöglichkeit kann eine stark betroffene Bandscheibe entfernt werden und durch eine Bandscheibenprothese ersetzt werden. Des Weiteren können Stabilisierungs- und Ausrichtungsoperationen vorgenommen werden.
Die Prognose der Osteochondrose hängt ganz vom Stadium der Diagnose ab. Wird sie in einem frühen Stadium diagnostiziert, kann man sie durch eine konservative Therapie, die vor allem aus muskelaufbauenden Übungen und einem Haltungstraining besteht, gut eindämmen. Dies gilt vor allem, wenn die Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule auftreten.
Im Bereich der Halswirbelsäule hilft dies weniger und man sollte vor allem versuchen die auslösenden Faktoren zu reduzieren.
In einem fortgeschrittenen Stadium ist es zu spät, um den weiteren Verlauf aufzuhalten. Oft hilft nur noch eine stabilisierende Operation, wodurch die Beweglichkeit des Betroffenen eingeschränkt wird.
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