Therapie des Impingementsyndroms

Für die konservative Therapie des Impingement-Syndroms gibt es sehr viele verschiedene Möglichkeiten. Erst mal sollten die Schmerzen mithilfe von Schmerzmitteln reduziert werden. Das kann auch mittels Akupunktur oder einer Stoßwellentherapie versucht werden. Zusätzlich sollte die Muskulatur aufgebaut werden.

Therapie des Impingement-Syndroms

Einleitung

Es sind verschiedene Möglichkeiten, sowohl konservative als auch operative vorhanden um ein Impingementsyndrom zu therapieren. Dabei richtet sich die Therapie stets nach dem individuellen Krankheitsstand.
Jedoch wird in der Regel mit einer konservativen Therapie begonnen. Das bedeutet, dass man mittels Physiotherapie, Osteopathie, Medikamenten etc. versucht die Beschwerden zu verringen und den Heilungungsprozess zu fördern. Erst wenn diese Methoden versagen, wird eine operative Behandlung in Erwägung gezogen. 

Die Physiotherapie

Beim Impingement kommt zum einen die manuelle Therapie und zum anderen Humeruskopfzentrierungsübungen zum Einsatz.

Mithilfe der manuellen Therapie kann der Therapeut die vorliegenden Bewegungsstörungen der Schulter identifizieren und durch bestimmte Techniken behandeln. Da es bei dem Impingement der Schulter zu Bewegungseinschränkungen kommt, versucht der Physiotherapeut das Bewegungsausmaß der Schulter mittels manueller Therapie wieder zu erweitern.
Der Patient bewegt dabei die Schulter nicht aktiv, da das Schultergelenk durch den Therapeuten bewegt wird. Außerdem kann die oftmals beim Impingement angespannte Muskulatur der Schulter durch den Physiotherapeuten durch Massage, Wärmetherapie oder Elektrotherapie gelockert werden.

Ist die Beweglichkeit des Gelenks wieder hergestellt, wird mit der Humeruszentrierung fortgefahren. Das Schultergelenk bzw. der Humeruskopf (oberes Ende des Oberarmknochens) wird durch die sogenannte Rotatorenmanschette (Schultermuskulatur) an seinem Platz gehalten. Wenn die Muskeln zu schwach sind, kann der Humeruskopf verrutschen bzw. nicht richtig in der Gelenkpfanne liegen und somit Strukturen einklemmen und ein Impingement hervorrufen.Weiterhin sollten Muskeln, die den Humeruskopf nach unten ziehen – wie der M. latissimus dorsi - gestärkt werden.
Gestärkt werden die Muskeln zum Beispiel mittels Gewichten oder werden gerätegestützt trainiert. Neben der Stärkung der Schultermuskulatur sollten auch Dehnübungen durchgeführt werden. Bei der Physiotherapie kann entschieden werden, welche Übungen geeignet sind.

Lesen Sie hierzu auch Impingement-Syndrom der Schulter unter physiotherapeutischen Gesichtspunkten

Die Übungen

Die Übungen gegen das Impingement dienen der Stärkung der Rotatorenmanschette und des Musculus latissimus dorsi.
Die Rotatorenmanschette wird mittels Innenrotations- und Außenrotationstraining und der Latissimus dorsi mit sogenanntem „Latziehen“ trainiert.

Dazu werden verschiedene Zugübungen mit einem Gewichtszug oder einem befestigtem Gummiband durchgeführt. Welche Übung geeignet ist und wie die korrekte Ausführung aussieht, sollte mit dem Physiotherapeuten besprochen werden.
Wichtig ist, dass diese Übungen nicht unter Schmerzen durchgeführt werden. Auch sollte im Anschluss an eine ausreichende Dehnung der Schultergelenke gedacht werden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Physiotherapie bei einem Impingementsyndrom

Die medikamentöse Therapie

Als medikamentöse Therapie werden schmerzlindernde Medikamente eingesetzt, welche gleichzeitig noch antientzündlich und abschwellend wirken.
Hierzu zählen die sogenannten NSAR (Nicht-steroidale-Antirheumatika) wie Diclofenac, Ibuprofen oder Celecoxib. Die Medikamente werden als Tablette eingenommen.
Welches Medikament am besten hilft, muss ausgetestet werden. Außerdem sollte beachtet werden, dass Tageshöchstdosen nicht überschritten werden und die Medikamente auch nicht zu lange eingenommen werden, da diese die Magenschleimhaut angreifen. Eventuell sollte man zusätzlich eine Tablette zum Magenschutz wie Protonenpumpenhemmer einnehmen. 

Wirken die Schmerzmittel nicht, können Cortison- und Lokalanästhetika-Injektionen direkt in das Schultergelenk vom Arzt vorgenommen werden.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Die Cortison-Spirtze. 

Cortison

Cortison kommt bei einem Impingementsyndrom zum Einsatz, wenn andere Schmerzmittel versagt haben.

Hierzu wird ein Gemisch aus Cortison und Lokalanästhetikum direkt in das entzündete Gelenk gespritzt. Das Cortison wirkt der Entzündungsreaktion und Schwellung lokal entgegen und das Lokalanästhetikum wirkt schmerzlindernd. Der Vorteil der Injektion ist, dass eine Verminderung der Schmerzen schnell erreicht werden kann. Die Schmerzfreiheit hält allerdings nur vorübergehend an, sodass das Cortison in Abständen über mehrere Wochen gespritzt werden muss bis eine anhaltende Linderung der Beschwerden erreicht werden kann.
Außerdem sollten die Injektionen immer in Kombination mit einer Physiotherapiebehandlung erfolgen, um die Heilung zu unterstützen und erneuten Erkrankungen im Schultergelenk vorzubeugen.

Nachteilig ist, dass eine Cortisoninjektion zu einer Sehnendegeneration der Muskeln und somit zu weiteren Problemen führen kann.

Lesen Sie hier mehr über die Wirkung von Cortison.

Alternative Therapiemöglichkeiten

Die Osteopathie

Auch in der Osteopathie wird manuell diagnostiziert und therapiert. Die Therapie in der Osteopathie soll die Selbstheilungsfähigkeit des Körpers unterstützen.
Dabei versucht der Behandelnde durch eine  Anamnese und eine Untersuchung der Schulter bzw. der umliegenden Strukturen die Ursache des Impingements zu finden und diese zu therapieren.

In der Osteopathie behandelt man nicht nur die Schulter, sondern auch die Wirbelsäule oder die Rippen, die eine Schultergelenksfehlstellung verursachen können. Je nach Ursache werden dann bewegungsfördernde Techniken angewandt um so die Selbstheilungskräfte des Körpers mittels Osteopathie zu unterstützen.

Informieren Sie sich hier zum Thema: Osteopathie

Die Stoßwellentherapie

Bei der Stoßwellentherapie handelt es sich um energiereiche Schallwellen, die von außen auf die Schulter appliziert werden. Diese Stoßwellen sollen Verkalkungen lösen bzw. verringern.
Da das Impingement oftmals auch durch eine verkalkte Sehne des Musculus supraspinatus verursacht wird, soll die Stoßwellentherapie diese Verkalkung behandeln, indem sie die Durchblutung und den Stoffwechsel in diesem Bereich anregt.

Die Stoßwellentherapie wird oft gewählt, wenn andere Behandlungen erfolglos bleiben und eine Operation hinausgezögert werden soll. Der Vorteil der Stoßwellentherapie ist, dass sie umliegende Strukturen wie Haut, Muskeln und Knochen nicht schädigt.

Die Elektro-Therapie

Unter diadynamischen Strömen versteht man Reizströme mit Gleich- und Impulsstromanteil. Man unterscheidet in diesem Bereich fünf verschiedene Stromqualitäten, die einzeln oder kombiniert eingesetzt werden können
Im Hinblick auf subakute oder chronische Stadien des Impingement – Syndroms versucht man mittels dieser diadynamischen Ströme eine analgetische Wirkung, bzw. eine Muskeldetonisierung zu erreichen. Die Muskulatur soll auf diese Weise gelockert werden. 

Mehr Informationen zum Thema Elektrotherapie finden Sie hier.

Die Akupunktur

Die Akupunktur zeigt bei Schulterbeschwerden gute Ergebnisse. Sie kann zum einen als Alternative bei Versagen anderer Therapieoptionen dienen. Zum anderen kann sie auch zur Unterstützung von anderen Therapien genutzt werden um eine Linderung der Schulterbeschwerden herbeiführen.

Akupunkturpunkte werden an der Schulter (sogenannte Nahpunkte), von der Schulter entfernt, wie an den Händen oder gar an den Füßen (sogenannte Fernpunkte) oder auch am Ohr (sogenannte Ohrakupunktur) gewählt.
Welche Punkte ausgewählt werden, hängt von den jeweiligen Beschwerden ab und was die Anamnese und die Untersuchung ergeben hat.

Die Homöopathie

Um die Beschwerdebesserung und Heilung zu unterstützen, können verschiedene homöopathische Mittel eingenommen werden.
So kann Arnica helfen den Schmerzen, der Entzündung und der Schwellung in der Schulter entgegenzuwirken. Auch Bryonia kann gegen die Entzündung im Schultergelenk eingenommen werden. Rhus toxicodendron wird bei Erkrankungen der Muskeln, Sehnen und Gelenke eingesetzt und kann ebenfalls die Beschwerden beim Impingement verbessern.
Ruta-Globuli können ebenfalls helfen, die Schmerzen in der Schulter zu mildern und die Heilung zu unterstützen.

Die Hausmittel

Zum einen können sanfte Massagen z.B. der Sehnen oder auch des Nackens helfen, die Schmerzen und die Schwellung in der Schulter zu reduzieren. Wenn möglich, kann das Massageöl angewärmt werden, damit sich die Muskeln richtig entspannen können. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass die Massage nicht an den schmerzhaften Stellen der Schulter durchgeführt wird.
Auch Ingwertee kann helfen, der Entzündung im Schultergelenk entgegenzuwirken. Dazu sollte zwei bis drei Mal am Tag eine Tasse Tee getrunken werden.
Eine selbstgemischte Paste aus Kurkuma und Öl (z.B. Kokosöl) kann gegen die Schmerzen, Entzündung und Schwellung helfen. Die Paste wird hierbei direkt auf die schmerzhafte Schulter aufgetragen. Ist die Paste getrocknet, kann sie mit warmem Wasser abgespült werden.

Wann braucht man eine Operation?

Eine Operation beim Impingement ist nötig, wenn ein Behandlungserfolg durch die sogenannten konservativen Therapien (medikamentöse, physiotherapeutische und andere Behandlungsmethoden) ausbleibt und die Schmerzen weiterhin bestehen bleiben.
Der Zeitraum bis man die konservativen Therapieversuche als „erfolglos“ beschreibt liegt normalerweise zwischen 3-4 Monaten.

Die Operationsmethode kann dann minimal-invasiv – also mit kleinen Schnitten – arthroskopisch oder selten offen erfolgen. Welche Operationsmethode gewählt wird, hängt von den vorliegenden Schäden in der Schulter ab. Generell ist man oftmals durch die spontane Heilung des Impingements jedoch sehr zögerlich um diese operativ zu behandeln.

Risiken der Operation

Generell kommt es beim operativen Eingriff an der Schulter nur selten zu Komplikationen. Da der Eingriff meist in Vollnarkose durchgeführt wird, sind Risiken einer Narkose wie Übelkeit, Erbrechen oder allergische Reaktion auf Medikamente gegeben. Diese sind allerdings auch relativ selten und abhängig von den Vorerkrankungen des Patienten.
Außerdem kann es zu Wundheilungsstörungen und Infektionen an den Schnitten oder in der Schulter kommen. Da aber sehr auf Sauberkeit der Geräte geachtet wird, treten Infektionen nur selten auf.
Es kann auch zu Verletzungen von Gefäßen mit folgender Blutung oder zur Schädigung von Nerven mit bleibenden Empfindungsstörungen oder Ausfällen kommen.

Mehr Informationen zum Thema Operation des Impingementsyndroms können Sie hier nachlesen

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 17.05.2012 - Letzte Änderung: 30.03.2024