Die Herzbeuteltamponade ist eine gefährliche und oft lebensbedrohlich verlaufende Erkrankung, bei der die Funktion des Herzens eingeschränkt ist.
Die Herzbeuteltamponade ist ein akutes und lebensbedrohliches Krankheitsbild, bei der es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Inneren des Herzbeutels kommt, die mit schweren Funktionseinschränkungen des Herzmuskels einhergehen kann. Die Herzmuskulatur ist von mehreren Bindegewebsschichten umgeben. Das sogenannte Perikard, auch als Herzbeutel bezeichnet, schirmt das Herz von den restlichen Organen im Brustkorb ab und dehnt und bewegt sich pulssynchron mit den Herzschlägen. Zwischen dem Herzbeutel und dem Herz befinden sich etwa 20-50ml einer Gleitflüssigkeit, um die Bewegungen des Herzens im Herzbeutel reibungsfrei zu ermöglichen. Diverse Ursachen können eine Vermehrung und Ansammlung von Flüssigkeiten im Herzbeutel hervorrufen. Sie können beschwerdefrei als Begleiterscheinung vieler Erkrankungen vorliegen. Kommt es jedoch zu einer Funktionsbehinderung und damit einer lebensbedrohlichen Symptomatik, spricht man von einer Tamponade.
Die Symptome der Herzbeuteltamponade können sehr plötzlich auftreten. Bei den Beschwerden stehen jedoch häufig die Symptome der zugrundeliegenden Erkrankung im Vordergrund. Allgemeine unspezifische Symptome der Herzbeuteltamponade ergeben sich aus der Funktionseinschränkung des Herzens. Dies können Müdigkeit, Leistungseinschränkung, Schwindel, Benommenheit, Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit sein. In der körperlichen Untersuchung kann weiterhin auffallen, dass die Halsvenen gestaut und erweitert sind, sowie eine beschleunigte Herz- und Atemfrequenz, ein niedriger Blutdruck, eine Atemnot, eine Kälte der Hände und Füße, ein Druckgefühl in der Brust und eine verringerte Urinausscheidung oftmals vorliegen. Die Symptome der Grunderkrankungen können stark variieren mit der Art und dem Ausmaß der Grunderkrankung. Häufig handelt es sich um Brustschmerzen, Atemnot, Schmerzausstrahlung in den Arm, den Kiefer oder das Schulterblatt, Kaltschweißigkeit, seltener auch Fieber und Infektionssymptome.
Die Diagnosestellung bei einer Herzbeuteltamponade muss schnellstmöglich erfolgen, da das Krankheitsbild innerhalb kurzer Zeit tödlich verlaufen kann und rechtzeitige Behandlungen die Prognose wesentlich verändern können. Erste Hinweise zur Diagnosestellung ergeben sich durch die typischen Beschwerden und körperlichen Erscheinungen. Oftmals weisen die Betroffenen starke Brustschmerzen, Schwäche, Atemnot oder sogar Bewusstlosigkeit auf. Der tastbare Puls am Handgelenk kann schwach, kaum vorhanden oder unregelmäßig sein. Die diagnostischen Notfallmaßnahmen bei lebensbedrohlichen Erkrankungen des Herzens stellen weiterhin ein EKG, eine Sonographie des Herzens, sowie eine frühe radiologische Darstellung, zum Beispiel mittels CT-Untersuchung oder Herzkatheteruntersuchung dar. Im EKG können typische Veränderungen eines Herzmuskelschadens und Herzinfarktes erkannt werden. Für die Diagnostik der Herzbeuteltamponade ist weiterhin die Sonographie des Herzens, das sogenannte „Herzecho“ von Bedeutung. Hier lassen sich bereits geringe Ergüsse im Herzbeutel diagnostizieren. Auch die Funktionseinschränkungen, die Füllungsgrade der Herzkammern, die Bewegung des Herzmuskels und die ausgeworfene Blutmenge können im Herzecho gemessen werden. Das Herzecho kann weiterhin therapeutisch zur Überwachung und Planung der Punktion des Herzbeutels hinzugezogen werden. Die Darstellung des Blutflusses und der Blutgefäße im CT oder der Katheteruntersuchung erlaubt weiterhin eine genaue Diagnostik der Herzdurchblutung und deckt ebenfalls eine Herzbeuteltamponade auf.
Die Punktion des Herzbeutels ist ein risikoreicher Eingriff, der nur unter intensivstationärer Überwachung mit Blick auf die Funktion von Herz, Kreislauf und Atmung durchgeführt werden sollte. Hierbei wird unter Ultraschallkontrolle mit einer Nadel der flüssigkeitsgefüllte Raum zwischen Herzbeutel und Herzmuskel punktiert, um die Flüssigkeit abzulassen. Bei der Herzbeuteltamponade erfolgt die Punktion häufig, um das akut bedrängte Herz zu entlasten und die Kreislauffunktion wiederherzustellen. Gleichzeitig lässt sich jedoch anhand des Ergusses feststellen, ob ein blutiger Erguss oder ein eitriger Erguss als Folge einer Infektion vorliegt. Anhand der gewonnenen Flüssigkeit können sogar einzelne Erreger erkannt werden. Die Punktion des Herzbeutels geschieht in der Regel mit einer ausreichenden Betäubung und Sedierung.
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Zahlreiche Ursachen können ungewöhnliche Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel hervorrufen. Die Beschaffenheit der jeweiligen Flüssigkeit kann wichtige Hinweise auf die zugrundeliegende Erkrankung geben. So können klare oder trübe Flüssigkeiten, Eiter oder Blut vorliegen. Wichtige Ursachen für akute Herzbeuteltamponaden stellen Verletzungen des Herzens dar. Dabei kann es sich um äußerlich zugefügte Verletzungen wie Schüsse, Stiche oder operative und medizinische Eingriffe handeln. Auch Verletzungen ohne Fremdeinwirkung wie Zerreißung von Blutgefäßen oder Risse durch Bluthochdruck, Beatmung, sowie akute Erkrankungen wie Herzinfarkte oder ein Lungenkollaps können Einblutungen in den Herzbeutel hervorrufen. Trübe oder eitrige Ergüsse können hingegen auf Infektionen oder bösartige Erkrankungen im Brustkorb zurückgeführt werden. Hierbei handelt es sich für gewöhnlich um weniger akute und langsamer voranschreitende Krankheitsbilder. Der ansteigende Erguss im Herzbeutel führt über verschiedene Mechanismen zu einem Druck auf den Herzmuskel und einer Funktionseinschränkung, wodurch die Versorgung der Organe mit Blut gestört wird und zahlreiche, tödliche Komplikationen auftreten können.
Ein Herzinfarkt ist eine häufige Ursache einer Herzbeuteltamponade. Die Herzbeuteltompanade stellt hingegen eine der gefährlichsten Komplikationen eines Herzinfarktes dar. Der Entstehungsmechanismus des Herzinfarkts ist ein Verschluss einer Herzkranzarterie, wodurch ein bestimmter Bereich des Herzmuskels, der durch die verstopfte Arterie versorgt wurde, von der Blutzufuhr abgeschnitten ist. Durch den plötzlich auftretenden Sauerstoffmangel sterben die Herzmuskelzellen ab, wodurch das Gewebe fragil, brüchig wird und absterben kann. Der Herzmuskel kann sofort reißen oder später als Folge eines hohen Drucks oder eines medizinischen Eingriffes, wodurch sich der Herzbeutel schlagartig mit Blut füllt und das Herz von außen zusammendrückt.
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Die Aortendissektion ist ihrerseits ein hochakutes und lebensgefährliches Krankheitsbild, bei dem es zu einem Riss in der inneren Gefäßwand der Aorta, der Hauptschlagader, kommt. Die Aorta verlässt das Herz an der Oberseite, wendet sich im Aortenbogen nach unten und verläuft durch den Brustkorb und den Bauchraum in Richtung des Beckens. In ihrem Verlauf kann die innere Gefäßwand akut reißen, wodurch das Blut in die Muskulatur der Aorta einströmt und schwere Durchblutungsstörungen hervorrufen kann. Besonders bedrohlich ist die Gefahr eines Risses der Aorta, wodurch das Blut in kürzester Zeit in den Brustkorb, Bauchraum oder den Herzbeutel einströmen kann und neben einem schweren Blutmangel zahlreiche weitere Symptome bewirkt. Die Herzbeuteltamponade stellt eine gefährliche Komplikation der Aortendissektion dar, die sich zusätzlich negativ auf die Herzfunktion und die Durchblutung des Körpers auswirkt mit häufig tödlichem Ausgang.
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Die Behandlung der Herzbeuteltamponade muss frühzeitig und professionell intensivmedizinisch durchgeführt werden. Ziel der Therapie ist es, die akuten Beschwerden zu lindern und ein erneutes Auftreten zu verhindern. In der Akutsituation muss häufig zunächst dem Körper Flüssigkeit über eine Infusion zugeführt werden, um den Herzschlag und die Versorgung des Körpers mit Blut aufrecht zu erhalten. Um das Herz zu entlasten und die möglicherweise eingeschränkte Herzfunktion wiederherzustellen, kann eine Punktion des Herzbeutels erfolgen, um den Erguss abzulassen. Die Punktion des Herzbeutels ist nur sinnvoll, wenn die Grunderkrankung nicht zu einer sofortigen weiteren Herzbeuteltamponade führt. Je nach ursächlicher Erkrankung kann eine Punktion als alleinige Therapie ausreichen oder nur für wenige Minuten anhalten. In jedem Fall muss sich eine ausreichende Therapie der Grunderkrankung, zum Beispiel des Herzinfarktes, der Aortendissektion oder der Herzbeutelentzündung anschließen, um weitere Komplikationen zu vermeiden.
Der Krankheitsverlauf kann sehr verschieden sein. In einem Großteil der Fälle ist die Herzbeuteltamponade ein sehr schnelles und akut verlaufendes Krankheitsbild, das dringende, sofortige intensivmedizinische Behandlung benötigt. Tritt das auslösende Ereignis, zum Beispiel der Herzinfarkt, plötzlich auf, kann es zu einer Einblutung in den Herzbeutel kommen, die sich langsam ausdehnt. Zunächst dehnt sich der Herzbeutel mit dem Erguss aus. Später jedoch drückt die Flüssigkeit auf den Herzmuskel, wodurch sich dieser nicht ausreichend füllen kann und die Kreislauffunktion eingeschränkt ist. Innerhalb sehr kurzer Zeit kann es zu schweren Minderdurchblutungen sämtlicher Organe und einem Bewusstseinsverlust kommen.
Die Prognose hängt sehr stark vom Ausmaß und der Ursache der Herzbeuteltamponade ab. Prinzipiell handelt es sich um ein lebensbedrohliches hochakutes Krankheitsbild. Risse im Herzmuskel oder Herzbeuteltamponaden, die durch Infarkte oder Aortendissektionen ausgelöst werden, sind oftmals innerhalb von Sekunden tödlich, sodass es nicht zu einer Diagnosestellung und Behandlungsmöglichkeit kommt. Weniger akute Verläufe eines Herzinfarktes oder anderer Schäden des Herz-Kreislaufsystems können intensivmedizinisch in den meisten Fällen gut behandelt werden. Die Prognose der Herzbeuteltamponade stimmt in weniger akuten Fällen meist mit der Prognose der Grunderkrankung überein. Auch bei adäquater Behandlung können langfristig Schäden des Herzmuskels bestehen bleiben.
Die Herzbeuteltamponade stellt bereits ihrerseits eine lebensgefährliche Komplikation schwerer Erkrankungen des Herzens oder der Lunge dar. Die drohende Komplikation der Herzbeuteltamponade ist eine weitere Einschränkung der Herzfunktion, die über verschiedene Wege zu einem Herz-Kreislaufstillstand führen kann. Auch ein potentieller Blutverlust über die Einblutung in den Herzbeutel und den Brustkorb können zu schweren Schockzuständen mit Blutvolumenmangel und einem Kreislaufstillstand führen.
Die meisten Herzbeuteltamponaden werden diagnostiziert, wenn bereits der Tod eingetreten ist. Oftmals entstehen die Herzbeuteltamponaden als Folge von Herzrissen, die innerhalb von Sekunden bis Minuten tödlich sind, sodass keine Möglichkeit der Behandlung besteht. Wird klinisch hingegen eine Herzbeuteltamponade diagnostiziert, ist diese oft gut mithilfe einer Punktion therapierbar. Die Prognose langsam verlaufender Herzbeuteltamponaden hängt demnach von der Grunderkrankung ab.
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