Nach einem Zeckenbiss fürchten sich viele Betroffene vor einer Infektionskrankheit, die von Zecken übertragen wird. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören hier die FSME und die Lyme-Borreliose. Tritt nach einem Zeckenbiss eine kreisrunde Rötung um den Einstich auf, kann es sich um die sogenannte "Wanderröte" handeln - ein Frühzeichen der Borreliose. Wie Sie diesen Hautausschlag erkennen können und wie die Borreliose anschließend behandelt wird, können Sie hier lesen.
Wenn von Zecken gesprochen wird, schwingt immer die Angst vor den durch sie übertragenen Krankheiten mit. Prinzipiell existieren eine ganze Reihe von den sogenannten "Zoonosen", also über Tiere auf den Menschen übertragene Infektionskrankheiten, welche sich durch Zecken ausbreiten. In Mitteleuropa verbreiten sind jedoch vor allem die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Lyme-Borreliose.
FSME, eine durch Viren verursachte Erkrankung, äußert sich zunächst durch grippeähnliche Symptome. Später folgt eine Entzündung verschiedener Organe, unter anderem des Herzens und des Gehirns. Ein Hautausschlag wird durch das FSME-Virus jedoch nicht hervorgerufen.
Im Gegensatz dazu stellt eine spezielle Form des Hautausschlags das Leitsymptom der Borreliose im Frühstadium dar. Hierbei handelt es sich um das sogenannte "Erythema chronicum migrans", zu Deutsch: die "Wanderröte". Wie Sie diesen Hautausschlag und die weiteren Begleitsymptome einer Borreliose erkennen und behandeln können, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Die sogenannte Wanderröte ist das Hauptsymptom, welches dem Arzt ermöglicht schon früh eine Borreliose zu erkennen. Als "Erythema chronicum migrans" wird die kreisförmige nicht-schuppende Hautrötung bezeichnet, welche sich im Durchschnitt 1,5 Wochen, häufig aber auch schon innerhalb der ersten Woche, nach dem Zeckenbiss um die Einstichstelle bildet. Der Hautausschlag ist typischerweise schmerzlos, juckt nicht und ist scharf zu seiner Umgebung abgegrenzt. Unbehandelt dehnt sich der Ausschlag in den folgenden Wochen ringförmig über die umliegende Haut aus. Umso größer sein Durchmesser wird, umso blasser wird der Ring meist. Zentral hiervon ist die Haut meist deutlich blasser. Direkt an der Einstichstelle kann oft ein solides Knötchen oder eine leichte Bläschenbildung beobachtet werden.
Diese einzigartige Form des Hautausschlags (und sie allein!) ist ein Hinweis auf eine aktive Erkrankung infolge eines Zeckenbisses, da sie nur infolge der Lyme-Borreliose auftritt. Andere durch Zecken übertragbare Infektionskrankheiten hingegen verursachen keinen Hautausschlag. Im Zuge der Entfernung der Zecke, kommt es nicht selten zu kleinen Hautverletzungen, welche daraufhin zu einer Rötung der Haut direkt an der Einstichstelle führen. Diese ist jedoch bedeutungslos und sollte Sie nicht beunruhigen.
Ebenfalls kann es zu allergischen Reaktionen auf den Speichel der Zecke kommen - hier entsteht ein flächiger Hautausschlag mit Bläschenbildung, der nicht für eine Lyme-Borreliose spricht.
Tritt der Hautausschlag am ganzen Körper auf, ist dies ein Hinweis, dass die Ursache nicht der Zeckenbiss ist, da die Wanderröte immer streng lokal begrenzt ist. Natürlich sollte so ein Hautausschlag trotzdem ärztlich abgeklärt werden.
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Neben dem charakteristischen Hautausschlag und den einige Wochen nach dem Zeckenbiss erhöhten Antikörpern im Blut sichern eine Reihe weiterer Symptome die Diagnose einer Borreliose. Diese begleitenden Krankheitszeichen sind insgesamt eher unspezifisch, sodass sie nur in Kombination mit oben genannten Symptomen beweisend für eine Borreliose sind. Sie treten vor allem im Stadium I der Lime-Borreliose auf, wenn die Bakterien Anschluss an ein Lymph- oder Blutgefäß findet und sich dadurch im Körper ausbreiten können. Zu diesen unspezifischen Allgemeinerscheinungen gehören allen voran:
Ein wenig spezifischer sind hingegen die sogenannten Lymphozytome. Dies sind weiche, knötchenartige Schwellungen, welche die Haut blaurot verfärben. Sie erscheinen vor allem an den Ohrläppchen, den Brustwarzen und im Genitalbereich. Auch wenn sie eine häufige Begleiterscheinung von Borreliosen sind, können sie dennoch auch im Rahmen von Viruserkrankungen auftreten.
Wird die Erkrankung nicht frühzeitig entdeckt und behandelt, folgen die Stadien II und III der Erkrankung. Wochen bis Monate nach dem eigentlichen Zeckenbiss treten hier zunächst neurologische Symptome, wie eine Lähmung der mimischen Gesichtsmuskulatur und (neuropathische) Nervenschmerzen auf. Daneben können Entzündungen verschiedener Organe, vor allem des Herzens, sowie der Haut und der Gelenke auftreten. Der Hautausschlag ist in diesen fortgeschrittenen Stadien jedoch bereits abgeklungen.
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Das Erythema migrans, der charakteristische Hautausschlag der Borreliose, wird in vielen Fällen weder von Schmerzen noch von Juckreiz begleitet, weshalb er von vielen Patienten nicht ernst genommen wird. In einigen Fällen kann er jedoch tatsächlich jucken.
Vor allem von Patienten mit einer chronischen Borreliose wird berichtet, dass das zentrale Knötchen direkt an der Einstichstelle der Zecke in regelmäßigen Abständen anfängt zu jucken. Allerdings sollte beachtet werden, dass viele Menschen allergisch auf den Speichel der Zecken reagieren. Wie andere allergische Reaktionen geht auch die hierauf folgende oft mit einem flächigen Ausschlag einher, welcher sich von der Wanderröte deutlich durch seine Bläschenbildung unterscheidet. Er geht zudem meist mit Juckreiz einher.
Abgesehen davon sollte angemerkt werden, dass die Stiche der Kriebelmücke nicht selten fälschlicherweise als die Folge eines Zeckenbisses interpretiert werden. Im Gegensatz zu diesem gehen Kriebelmückenstiche mit starkem Juckreiz, schmerzen und einer deutlichen Überwärmung der Haut einher.
Letztendlich bedeutet dies, dass Juckreiz nur in seltenen Fällen auf eine Infektionserkrankung, welche durch Zecken übertragen wird, zurückzuführen ist. Wahrscheinlicher sind bei juckenden Hautausschlägen andere Ursachen. Nichtsdestotrotz ist ein Arztbesuch in jedem Fall anzuraten, sollten Sorgen oder Zweifel bezüglich des Hautausschlags bestehen.
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Ein Hautausschlag nach einem Zeckenbiss ist typischerweise lokal um den Zeckenbiss herum und breitet sich von dort aus. Ein Ausschlag am ganzen Körper dagegen ist eher untypisch, kann aber auf eine allgemeine allergische Reaktion hindeuten. Dabei kommt es zur Ausbildung von Quaddeln am ganzen Körper.
Da man sich einen Zeckenbiss jedoch häufig im Freien zuzieht, ist nicht immer eindeutig festzustellen, ob die Zecke der Ursprung des Ausschlags ist. Auch verschiedene Gräßer können einen Ausschlag am ganzen Körper hervorrufen. Insbesondere dann, wenn zeitgleich viel Sonneneinstrahlung auf den Körper einwirken kann. Die Kombination führt gelegentlich zum Ausschlag am ganzen Körper.
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Die Diagnose einer Borreliose kann typischerweise schon anhand ihres charakteristischen Hautausschlags gestellt werden. Ein Nachweis der Bakterien in einer Blutkultur ist im Frühstadium der Erkrankung problematisch, weswegen ein direkter Beweis für eine Lyme-Borreliose anfangs nur über einen serologischen Nachweis von Antikörpern stattfinden kann. Hiefür muss dem Patienten Blut abgenommen werden, welches dann in ein Labor geschickt wird. Jedoch können auch die Antikörper können erst ab etwa der 3. Woche seit der Infektion nachgewiesen werden. Weitere Tests auf die Erkrankung existieren zwar, sind jedoch wenig aussagekräftig und kommen daher nur selten zur Anwendung.
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Eine frühzeitige Entfernung der Zecke innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Zeckenbiss schützt in den allermeisten Fällen vor einer Infektion. Sollte es dennoch ein bis zwei Wochen nach einem Zeckenstich zum charakteristischen Hautausschlag oder grippeähnlichen Symptomen kommen, sollte eine Antibiotikatherapie begonnen werden. Hierdurch kann meist sichergestellt werden, dass der Krankheitserreger abgetötet wird, bevor die Erkrankung schwerwiegende Folgen nach sich zieht oder in ein chronisches Stadium übergeht.
Im ersten Stadium der Borreliose, in welcher die Wanderröte auftritt, wird hierfür typischerweise die Antibiotika Doxycyclin oder Amoxicillin verabreicht. Über welchen Zeitraum das gewählte Antibiotikum verabreicht wird, ist von den individuellen Risikofaktoren des Patienten abhängig. Dabei wird unter anderem berücksichtigt, ob der Patient unter einer Allergie gegen Antibiotika oder an einer Niereninsuffizienz leidet. Im Durchschnitt wird die Therapie jedoch über eine Dauer von zwei bis vier Wochen durchgeführt.
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Ursächlich für die Lyme-Borreliose und ihre Wanderröte ist zumeist das Bakterium Borrelia burgdorferi oder eine mit ihm verwandte Bakterien-Art. Dieses weltweit vorkommende Bakterium wird so gut wie nur über den gemeinen Holzbock übertragen, in selten Fällen jedoch auch durch Stechmücken oder Pferdebremsen. Der durch sie verursachte Hautausschlag ist lediglich Ausdruck des ersten der drei Borreliose-Stadien. Verursacht wird er durch die Immunzellen der körpereigenen Abwehr. Diese folgen dem Bakterium, welches sich um etwa 3 mm pro Tag ausbreitet, und rufen durch eine Steigerung der Durchblutung der Haut eine sichtbare Rötung hervor.
Der typische Hautausschlag nach einem Zeckenbiss ist die sogenannte Wanderröte. Diese deutet auf eine Infektion durch den Zeckenbiss mit den Bakterien Borrelien hin. Borrelien machen in den meisten Fällen nur lokale Symptome, können jedoch auch Nerven und Organe, vor allem das Gehirn angreifen. Meist kommt es zunächst zu Allgemeinsymptomen wie Fieber und Unwohlsein.
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Anschließend gibt es eine lange Phase ohne Symptome. In der Regel heilt die Infektion in der Zeit aus. Gelegentlich entstehen jedoch die schwerwiegenden Komplikationen, die mit einem Befall des Gehirns einhergehen. Eine frühzeitige antibiotische Behandlung bereits bei Auftreten des Hautausschlags nach dem Zeckenbiss gemeinsam mit der Entfernung der Zecke können dieser Erkrankung (der fortgeschrittenen Borreliose) vorbeugen. Ohne Therapie kann es zu einem Fortschreiten der Erkrankung kommen.
Die Wanderröte zeigt sich in der Regel innerhalb einiger Tage bis etwa zwei Wochen nach dem Zeckenstich das erste Mal. In den darauffolgenden Wochen wird es ringförmig über die umliegende Haut wandern. Von welcher Dauer dieser Hautausschlag ist, hängt vor allem davon ab, wie schnell die Borreliose erkannt und eine entsprechende Antibiotikatherapie eingeleitet wurde. Innerhalb einiger Tage bis weniger Wochen nach Beginn dieser Behandlung, sollte sich der Hautausschlag jedoch zurückgebildet haben.
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