In diesem Artikel geht es um das hängende Lid und dessen Ursache. Zusätzlich werden begleitende Symptome sowie die Behandlung, Fragen zur Operation und die Prognose besprochen.
Beim hängenden Augenlid, in Fachsprache Ptosis, handelt es sich um eine Tieflage des oberen Augenlids. Das Augenlid kann nicht willkürlich hochgezogen werden. Dies kann eine muskuläre Schwäche sein oder durch einen Nerv bedingt sein. Auch eine Bindegewebsschwäche der Haut kommt in Frage. Betroffene können Einschränkungen in der Sicht haben und leiden oft auch psychisch unter der Fehlstellung im Gesicht. Wenn das hängende Augenlid Beschwerden verursacht kann eine kleine, relativ risikoarme Operation Abhilfe schaffen.
Hängende Augenlider können eine Vielzahl von Ursachen haben. Der häufigste Grund ist hierbei das Alter. Mit zunehmendem Alter wird die Haut und das Bindegewebe weniger elastisch und die dünne Haut am Augenlid kann nicht mehr vollständig hochgezogen werden. Dies tritt im Normalfall beidseits auf und es ist auch eine familiäre Häufung zu beobachten.
Hängende Augenlider sind jedoch nicht nur eine Veränderung des Alters, sondern können auch angeboren sein. Bei Kindern mit hängenden Augenlidern handelt es sich meistens um eine angeborene Störung. Hierbei ist entweder der zuständige Hirnnerv nicht richtig ausgebildet, oder der Lidhebemuskel ist nicht richtig entwickelt.
Auch verschiedene chronische Erkrankungen können zu einseitigen oder beidseitigen hängenden Augenlidern führen. Diese Erkrankungen können sowohl die Muskulatur, in diesem Fall den Lidheber, als auch die Nerven betreffen. Eine solche Erkrankung ist die neuromuskuläre Erkrankung Myasthenia gravis. Betroffene haben jedoch meistens auch weitere Symptome.
Bei plötzlich auftretenden hängenden Augenlidern sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht oder der Rettungsdienst verständigt werden. Besonders bei weiteren halbseitigen Symptomen kann ein Schlaganfall die Ursache sein und in diesem Fall ist eine sofortige Behandlung in einer neurologischen Klinik notwendig.
Als weitere Ursachen für ein plötzlich hängendes Augenlid kommt eine Gehirnentzündung oder eine Hirnhautentzündung in Frage. Auch in diesem Fall ist eine sofortige ärztliche Behandlung notwendig. Auch Kinder können Schlaganfälle bekommen, weshalb auch hier immer ein Arzt aufgesucht werden sollte.
Wenn nur ein Augenlid hängt lassen sich die Ursachen etwas eingrenzen. Eine reine Altersschwäche der Haut ist hierbei eher unwahrscheinlich. Besonders bei plötzlichem Auftreten müssen hier neurologische Erkrankungen ausgeschlossen werden.
Möglich sind besonders
Die häufigste Ursache ist der Schlaganfall durch ein verstopftes Blutgefäß und zählt in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen, welche eine Pflegebedürftigkeit auslösen. Eine Differenzierung muss hier erst in der Klinik stattfinden, da es sich in jedem Fall um einen Notfall handelt, welcher eine sofortige Krankenhausbehandlung notwendig macht. Die Ursache für die einseitige Einschränkung liegt in der Anatomie des Gehirns. Das menschliche Gehirn ist in zwei Hälften aufgebaut, welche jeweils die entgegengesetzte Körperhälfte kontrollieren. Die meisten Areale im Gehirn liegen daher doppelt vor. Bei einer Schädigung, wie einem Schlaganfall, ist oft nur eine Gehirnhälfte betroffen und dementsprechend eingeschränkt funktionsfähig. Bei einem typischen Schlaganfall durch ein verstopftes Blutgefäß bleibt die Schädigung oft einseitig, während Entzündungen sich durchaus auf das gesamte Gehirn ausbreiten können.
Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Schlaganfall
Bei der angeborenen Ptosis kann ein hängendes Augenlid ebenfalls einseitig vorliegen, da nicht zwingend beide Seiten eine Entwicklungsstörung aufweisen müssen. Auch bei einer langsamen Entwicklung eines hängenden Augenlids sollte eine bildgebende Untersuchung des Kopfes stattfinden, da raumfordernde Strukturen, wie Abszesse oder Tumore, welche einseitig Druck ausüben, ausgeschlossen werden sollten.
Die Schilddrüse ist ein normalerweise weiches, kleines Organ im Halsbereich. Bei Veränderungen wie einem großen Kropf oder bei Schilddrüsenkrebs kann dieses Organ stark an Größe zunehmen. Hierbei ist es möglich, dass andere Strukturen, wie Nerven, beeinträchtigt werden. Die Schilddrüse kann hierbei zum Beispiel den Sympathikus am Kopf einschränken. Fällt dieser Sympathikus aus, zeigt der Betroffene eine Reihe an neurologischen Ausfällen. Hierzu zählt auch das Horner-Syndrom, welches sich aus dem hängenden Augenlid (Ptosis), einer kleinen Pupille (Miosis) und einem eingesunkenen Augapfel (Enophtalmus) zusammensetzt. Hierbei handelt es sich meistens um eine einseitige Störung, da auch der Sympathikus auf beiden Seiten angelegt ist und nur ein Bereich eingeengt wird. Neben dem hängenden Augenlid kommt es auch oft zu einer Heiserkeit, Schluckbeschwerden und einer deutlich tast- und sichtbaren Schilddrüse. Bei einer Ptosis und anderen der aufgezählten Symptome ist eine ärztliche Abklärung notwendig. Bei bekannten Schilddrüsenveränderungen sollten regelmäßige Ultraschallkontrollen beim Hausarzt durchgeführt werden. Im höheren Alter gehört dies zu den normalen Check-Ups beim Hausarzt.
Mehr hierzu: Schilddrüsenerkrankung
Botox ist ein starkes Nervengift, welches von dem Bakterium Clostridium botulinum produziert wird. In der Schönheitschirurgie wird dieses Nervengift teilweise zur Straffung von Hautfalten verwendet. Gelangt Botox in die Nähe von Nerven, könne diese gelähmt werden, was zu Ausfällen in den zu versorgenden Gebieten führt. Dies kann bei Gesichtsbehandlungen auch den Lidheber betreffen. Auch bei Botox-Vergiftungen durch Nahrung kommt es zu Nervenlähmungen im ganzen Körper. Hierbei sind als erstes kleine Muskeln betroffen. Ein Frühzeichen sind Doppelbilder und auch hängende Augenlider können in der Frühphase auftreten. Bei plötzlichen Doppelbildern und einer Ptosis nach dem Verzehr von Konservennahrung sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Eine Muskelschwäche kann sowohl durch eine chronische Erkrankung als auch durch das Alter kommen. Eine mögliche Erkrankung der Muskulatur, welche zu hängenden Lidern führen kann, ist die Myasthenia gravis. Dies tritt oft schon im Kindesalter auf. Die Muskelschwäche kann auch eine Folge von nervenschädigenden Giften sein. Dies wurde bei Botox und auch bei einigen Schlangengiften beobachtet. Im Alter ist oft keine spezifische Ursache für das Erschlaffen des Liedhebers zu finden.
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Stress kann im Körper viele Folgeerscheinungen auslösen. Stress kann als Risikofaktor für Schlaganfälle und andere Durchblutungsstörungen wirken und so sekundär auch ein Ptosis auslösen. Auch bei bekannten neuromuskulären Erkrankungen kann vermehrter Stress einen Schub auslösen und ebenfalls sekundär zu hängenden Augenlidern führen. Ein direkter Zusammenhang zwischen vermehrtem Stress und hängenden Augenlidern ist jedoch nicht bekannt.
Beim Schlaganfall handelt es sich entweder um ein verstopftes Blutgefäß im Gehirn oder um eine Blutung. In beiden Fällen entsteht einseitig eine Unterversorgung und ein Absterben von Nervenzellen. Je nach Lokalisation im Gehirn sind verschiedene Ausfallerscheinungen möglich. Das bekannteste Bild ist die sogenannte Halbseitenlähmung, wovon auch der Lidhebemuskel betroffen ist. Betroffene haben ein hängendes Augenlid und oft auch die gesamte Gesichtshälfte gelähmt. Ein Schlaganfall ist ein sehr zeitkritischer Notfall und die Ausfälle können nur bei rechtzeitiger Behandlung rückgängig gemacht werden, daher sollte bei einer plötzlichen Ptosis der Rettungsdienst gerufen werden. Bei einigen Betroffenen bleiben die Ausfallerscheinungen, inklusive der Ptosis, lebenslänglich erhalten.
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Die Begleitsymptome der Ptosis hängen von der Ursache ab. Bei einer altersbedingten Ptosis ist meist lediglich eine faltige, unelastische Haut am ganzen Körper zu beobachten.
Bei einem Schlaganfall sind die anderen Symptome von der Ausbreitung des Schadens abhängig. Betroffene können eine vollständige Halbseitenlähmung der Körperhälfte entwickeln, Sprachstörungen haben, sabbern und einen verwirrten Gesamteindruck machen. Die Symptome treten meist zeitlich nah beieinander und plötzlich auf. Bei Gehirnentzündungen und Hirnhautentzündungen sind eher Bewusstseinseintrübungen und ein steifer Nacken zu beobachten. Auch hohes Fieber und allgemeine Krankheitssymptome treten auf.
Nach einer Vergiftung mit Botox ist die Ptosis ein Frühwarnzeichen und die Betroffenen entwickeln Lähmungen am ganzen Körper bis hin zur Atemmuskulatur. Schilddrüsenerkrankungen sind, wenn eine Ptosis auftritt, oft begleitet von Heiserkeit und Stimmungsschwankungen. Weiterhin sind auch veränderte Hormonspiegel der Schilddrüsenhormone bekannt und können zu Gewichtsveränderungen und Müdigkeit führen. Die Begleitsymptome einer Ptosis sind also genauso variabel wie die Ursachen und lassen Rückschlüsse auf eben diese Ursachen zu.
Bei der Behandlung von hängenden Augenlidern kommt es ebenfalls auf die Ursache an. Bei altersbedingter Bindegewebsschwäche ist eine Behandlung oft nicht notwendig. Nur wenn die Augenlider die Sicht einschränken oder die Betroffenen psychisch unter der Ptosis leiden kann über eine Operation nachgedacht werden. Es handelt sich um einen sehr kleinen und relativ risikoarmen Eingriff. Zur Vorbeugung können Feuchtigkeitscremes verwendet werden, was jedoch keine Garantie für ein Ausbleiben der Ptosis darstellt. Bei Schlaganfallpatienten und bei Gehirnentzündungen muss die Ursache beseitigt werden. Ein verstopftes Gefäß kann mit blutverdünnenden Medikamenten befreit werden und eine Gehirnentzündung muss antibiotisch behandelt werden. Gelingen diese Maßnahmen rechtzeitig, verschwindet die Ptosis selbstständig. Auch bei Schilddrüsenerkrankungen steht die Ursachenbekämpfung im Vordergrund. Nach Vergiftungen mit Botox können Medikamente gegeben werden, welche das freie Gift binden. Das bereits gebundene Gift kann jedoch nicht eliminiert werden und die Betroffenen müssen intensivmedizinisch behandelt werden, bis das Gift abgebaut ist. Bei angeborenen hängenden Augenlidern ist eine Operation meistens die einzige Möglichkeit den Betroffenen zu helfen. Dies ist ebenso wie im Alter nur bei Beschwerden notwendig.
Eine temporäre Therapiemöglichkeit stellt die Nutzung von Tapes für die Augenlider dar. Durch sie kann das Augenlid angehoben und das Gesichtsfeld somit wieder vergrößert werden.
Eine Operation zum Anheben oder Straffen der Augenlider ist nur notwendig, wenn die Augenlider die Sicht einschränken. Eine Operation kann jedoch auch aus kosmetischen Gründen durchgeführt werden, wenn Betroffene unter den hängenden Liedern leiden. Da diese Operation ein sehr kleiner und risikoarmer Eingriff ist, wird dieser oft auch aus diesen kosmetischen Gründen durchgeführt. Bei der Operation wird der Lidhebemuskel korrigiert.
Weitere Informationen hierzu: Lidstraffung
Bei einer medizinisch notwendigen Straffung oder Korrektur übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Hierbei handelt es sich besonders um die Sichteinschränkungen durch das hängende Augenlied. Bei kosmetischen Operationen liegen die Kosten je nach Verfahren bei 1200 bis 3600 Euro. In diesen Kosten ist die komplette Versorgung vor und nach der Operation enthalten. Die genauen Kosten sollten mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Die Diagnose der Ptosis selbst ist rein klinisch. Das hängende Augenlid ist mehr ein Symptom für andere Erkrankungen als eine eigenständige Krankheit und ist von außen sofort erkennbar. Im Folgenden müssen jedoch dennoch einigen Untersuchungen durchgeführt werden, um die eigentliche Diagnose zu stellen. Hierbei sind besonders bildgebende Verfahren zur Untersuchung des Gehirns notwendig. Auch eine Blutuntersuchung kann Aufschluss geben, ob es sich um Vergiftungen handelt. In den meisten Fällen wird die Ptosis von anderen spezifischen und unspezifischen Symptomen begleitet, was die Diagnose einschränkt.
Die Prognose bei einer Ptosis hängt von der Ursache und der Art der Behandlung ab. Nach einer operativen Korrektur sind ist die Prognose sehr gut und die Betroffenen leiden normalerweise nicht erneut unter hängenden Augenlidern. Bei Schlaganfallpatienten hängt die Prognose von dem Behandlungsbeginn ab. Bei frühzeitiger Behandlung können alle Ausfallerscheinungen zurückgehen, während bei später Behandlung die Schäden dauerhaft bleiben. Auch bei Gehirnentzündungen ist der Beginn der Behandlung entscheidend für das Überleben und die mögliche Rückbildung neurologischer Schäden wie der Ptosis.