Ein Furunkel am Oberschenkel ist definiert als eine bakterielle Entzündung eines Haarbalgs im Oberschenkelbereich. Der Oberschenkel ist eine typische, bevorzugte Lokalisation für die Entstehung eines Furunkels. Typisch für den Furunkel sind Schmerzen, Rötung, Schwellung und Überwärmung. Furunkel können spontan abheilen oder operativ entfernt werden.
Die Ursachen eines Furunkels am Oberschenkel können vielfältig sein. Bedingung für die Entstehung sind Verletzungen an der behaarten Oberschenkelhaut. Dabei können Bakterien sowohl durch sichtbare Hautschäden, als auch über unscheinbare Verletzungen eindringen. Hierbei können verschiedene Bakterien ursächlich sein. Im Regelfall sind es sogenannte Staphylokokken. Häufig handelt es sich um Staphylococcus aureus. Die meisten Staphylokokken gehören zu der gesunden, normalen Hautflora und haben keinen generellen Krankheitswert. Nur unter bestimmten Bedingungen vermehren sie sich verstärkt und verursachen eine bakterielle Entzündung. Daraus kann ein solcher Furunkel entstehen.
Die Bakterien dringen, entlang an einem Haarbalg, in die verletzte Haut ein. Im Anschluss entsteht innerhalb von wenigen Stunden bis Tage eine tiefe, entzündliche Infiltration. Ein unkomplizierter Furunkel platzt etwa nach einer Woche selbständig auf. Danach entleert sich der Eiter, wodurch der Furunkel entlastet wird und abheilen kann. Am Ende des Heilungsprozesses bleibt meist eine kleine Narbe.
Die Entstehung der kleinen Verletzungen am Oberschenkel und damit die Entstehung der Eintrittspforten für die Bakterien können durch Reibung, vermehrtes Schwitzen, eng sitzende oder scheuernde Hosen begünstigt werden. Daneben ist das Risiko der Entwicklung einer bakteriellen Entzündung bei Personen mit geschwächtem Immunsystem, beispielsweise bei einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) größer.
Lesen Sie auch: Ursachen für ein Furunkel
Im Regelfall zeigt ein Furunkel am Oberschenkel die klassischen Entzündungszeichen: Rötung, Erwärmung, Schwellung und Schmerz. Meistens ist es druckempfindlich und prall-elastisch. Wenn Kleidung an dem Furunkel scheuert, kann dieses bei Bewegung jeglicher Art oder auch in Ruhe schmerzen. Beim genauen Hinsehen kann man mittig ein Haar erkennen.
Aus einem reifen Furunkel kann Eiter entweichen. Der Eiter ist in der Regel gelblich und kann manchmal unangenehm riechen. Bei schwereren Verläufen, geschwächtem Immunsystem oder Grunderkrankungen, bei denen eine Immunschwäche einhergeht, können allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Fieber, Schüttelfrost und weitere grippeartige Beschwerden hinzukommen. Dies kommt seltener vor, sollte aber ernst genommen werden, da Fieber ein Zeichen ist, dass die Bakterien in die Blutbahn eingedrungen sind. Dies impliziert die Gefahr der Entstehung einer Blutvergiftung. In diesem Fall muss unbedingt sofort eine ärztliche Behandlung erfolgen.
Grundsätzlich sind Komplikationen bei Furunkeln am Oberschenkel selten. Wenn sie jedoch auftreten, bedarf es einer schnellen und adäquaten Therapie. Sollten Benommenheit, Kreislaufversagen und Schockzustände auftreten, ist notärztliche Hilfe erforderlich.
Lesen Sie auch: Eiter unter der Haut
Die Oberschenkelinnenseite ist permanenter Reibung ausgesetzt. Dies geschieht sowohl durch die Kleidung, als auch durch unbewusste oder bewusste Bewegungen im Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen.
Daher ist die Innenseite des Oberschenkels eine exponierte Körperstelle für die Entstehung einer „Eiterbeule“. Daneben fördern ein vermehrtes Körpergewicht und / oder verstärktes Schwitzen die Entwicklung eines Furunkels an der Oberschenkelinnenseite. Zudem prädestiniert eine instabile, trockene Hautbeschaffenheit die Entstehung von Verletzungen. Damit erhöht sich das Risiko einer bakteriellen Entzündung. Auch bestimmte bereits bestehende Hauterkrankungen begünstigen das Auftreten eines Furunkels.
Lesen Sie auch: Furunkel am Bein
Aufgrund der Kombination von Druck und Reibung in sitzender oder liegender Position hat auch die Oberschenkelhinterseite eine Exposition gegenüber der Entstehung eines Furunkels. Die Bedingungen der Entstehung, die Risikofaktoren, die Beschwerden und die Behandlung ähneln den Furunkeln, die an anderen Stellen des Oberschenkels lokalisiert sind.
Am Anfang jeder Untersuchung steht die Befragung des Betroffenen oder der Angehörigen, wenn es dem Patienten selbst nicht möglich ist sich adäquat zu äußern. In der Fachsprache wird von einer Eigen- und Fremdanamnese gesprochen.
Im Falle eines Furunkels am Oberschenkel können diese Anamnesen wichtige Hinweise auf die Ursache der Entstehung liefern. Hilfreich ist es, wenn der Patient oder die Angehörigen schon vor dem Arztbesuch überlegen, welche Informationen für den Arzt wichtig sind. Dabei kann die Beantwortung von den W-Fragen (was, wie, wann, wo, usw.) unterstützend sein.
Nach der Anamnese wird sich der Arzt die betroffene Stelle ansehen und abtasten. Auch der allgemeine Hautzustand und das Erscheinungsbild des Pateinten werden ganzheitlich betrachtet. Wenn der Furunkel offen ist, wird ein Abstrich gemacht um den Erreger nachzuweisen. Wenn es zu gehäuften Auftreten von Furunkeln kommt, werden der Blutzuckerspiegel und gegebenenfalls noch andere Parameter im Blut gemessen.
Mehr zu diagnostischen Verfahren bei einem Furunkel lesen Sie unter: Blutzuckermessung
Wenn es nicht zu einem Aufplatzen des Furunkels und damit nicht zu einer eigenständigen Eiterentleerung kommt, ist manchmal eine Operation eines Furunkels notwendig. Das heißt ein Arzt muss eine sogenannte Stichinzision durchführen. Häufig kann diese Operation unter lokaler Betäubung durchgeführt werden. Im Regelfall handelt es sich um einen kleinen Eingriff. Der Arzt eröffnet mit einem Skalpell den Furunkel, sodass der Eiter entweichen kann.
Nur in seltenen Fällen muss dieser Eingriff unter Vollnarkose durchgeführt werden. Der Patient wird über die Narkose schriftlich und mündlich ausführlich aufgeklärt. Es erfolgt eine Nachbehandlung mit antiseptischen und antibiotischen Salben. Der Patient wird angeleitet, wie er die Wunde pflegen muss. Zudem sollte die Wunde nicht belastet werden und Druck und Reibung darauf möglichst vermieden werden. Falls es zu einer Ausbreitung von Bakterien in das Lymph- und Blutsystem gekommen sein sollte, müssen Antibiotika in Tablettenform oder als Infusion gegeben werden.
Bei gehäuften Oberschenkelfurunkeln muss neben dem chirurgischen Eingriff die Ursache bzw. Grunderkrankung behandelt werden. Des Weiteren werden in manchen Fällen insbesondere die Antibiotika Clindamycin und Rifampicin für 2-3 Wochen und eventuell, bei Immunschwäche, speziell dosiertes Vitamin C verschrieben.
Haben Sie weiteres Interesse an diesem Thema? Lesen Sie unseren nächsten Artikel unter: Furunkel am Bein - So wird es behandelt
Bei kleineren, noch nicht eingeschmolzenen Furunkeln am Oberschenkel kann manchmal eine Zugsalbe unterstützend wirken. Zugsalben haben entzündungshemmende, schmerzlindernde, juckreizstillende, durchblutungsfördernde und talgflussvermindernde Eigenschaften. Wie der Name besagt, ziehen sie den Eiter aus dem Furunkel heraus und entlasten es, sodass es abheilen kann.
Im Regelfall werden die Zugsalben aus Ölschiefern und seltener auf pflanzlicher Basis hergestellt. Meistens enthalten sie Ammoniumbituminosulfonat (Ichthammolum).
Lesen Sie auch: Salbe bei einem Furunkel
Die Dauer eines Furunkels am Oberschenkel korreliert mit der Größe und dem körpereigenem Abwehrsystem. Zudem spielen individuelle Faktoren oftmals eine große Rolle im Heilungsprozess.
Lesen Sie auch: Dauer eines Furunkels
Aufgrund der Hormonumstellung in der Schwangerschaft kann es in manchen Fällen zu einer Entstehung eines Furunkels kommen. Das kann in Zusammenhang stehen mit einem verändertem Hautbild oder / und einem abgeschwächtem Immunsystem.
Zudem kann es bei Gewichtszunahme zu einer verstärkter Reibung und Schwitzen im Oberschenkelinnenbereich kommen. Dies kann die Entstehung von Furunkeln begünstigen. Sollte in der Schwangerschaft ein solcher Furunkel entstehen sollte möglichst im Frühstadium ein Arzt konsultiert werden. Dieser entscheidet dann im Rahmen eines Nutzen-Schaden-Verhältnisses über mögliche Behandlungsmaßnahmen.