Fistel im Genitalbereich - Alles was Sie wissen sollten

Eine Fistel im Genitalbereich ist meist eine röhrenförmige Verbindung zwischen dem Scheidenkanal und Teilen des Darms oder Teilen des harnableitenden Systems. Sie stellt keinen medizinischen Notfall dar, eine operative Entfernung ist aber indiziert. Die Heilungsmöglichkeiten sind danach sehr gut.

Fistel im Genitalbereich - Alles was Sie wissen sollten

Einleitung

Fisteln sind ein weit verbreitetes Problem, das nicht nur im Genitalbereich anzutreffen ist.
Üblicherweise beschreibt eine Fistel eine röhrenförmige Verbindung zwischen zwei Hohlorganen des Körpers.
Die beiden Hohlorgane sind physiologischerweise voneinander getrennt und nur durch eine Verkettung bestimmter Ursachen können beide anatomische Regionen miteinander verbunden werden.Die Symptomatik fällt dementsprechend sehr unterschiedlich aus und kann harmlos bis schwerwiegend verlaufen.

Die Hohlräume des Genitalbereichs umfassen bei der Frau vor allem die Scheide aber auch den Uterus.
Bei Männern sind Fistelbildungen mit Organen des Genitaltraktes sehr selten und ungewöhnlich.
Bei der Frau ist vor allem der Scheidenkanal von Fistelbildungen betroffen, der in den meisten Fällen mit Teilen das Darms oder Teilen des harnableitenden Systems Fisteln bildet.

Fisteln im Genitalbereich stellen in den meisten Fällen keinen medizinischen Notfall dar, im Gegensatz zu mitunter lebensbedrohlichen arteriovenösen Fisteln.
Für die betroffenen Frauen können die Auswirkungen einer solchen Fistel jedoch sehr unangenehm sein, weshalb eine Behandlung in jedem Fall indiziert ist.
Die Heilungsmöglichkeiten sind insbesondere durch operative Eingriffe sehr gut.

Nähere Informationen darüber, wie Fisteln im Darm oder am After therapiert werden können, finden Sie unter: Fistel im Darm und Fistel am After

Das sind die Ursachen einer Fistel im Genitalbereich

Die Ursachen für eine Fistelbildung können zahlreich sein.
Alle haben jedoch gemeinsam, dass eine Veränderung der intakten Vaginalwand auftritt, wodurch die Wandstruktur in mehreren Ebenen beschädigt werden kann.
Bei enger räumlicher Nähe zur Blase, den Harnwegen oder Darmschlingen können in der folgenden Regenerationsphase die Wände der Organe miteinander verwachsen und kleine röhrenförmige Verbindungen bilden.

Ursächlich für diese Manipulation sind nicht selten Entzündungen des Genital-, Harntraktes oder Darms.
Im Genitalbereich können dies vor allem Pilzerkrankungen, Geschlechtskrankheiten und andere erregerbedingte Infektionen sein.
Im Darmbereich kann die Fistelbildung ebenfalls auf Erreger zurückgeführt werden, zum Beispiel im Rahmen einer Divertikulitis mit entzündeten Ausstülpungen des Dickdarms.
Auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen stellen eine wichtige Ursache für Fistelbildungen dar, allen voran der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa.

Eine weitere wichtige Ursache für Fistelbildungen stellen bösartige Tumorerkrankungen dar.
So etwa können das Harnblasenkrebs, der Gebärmutterhalskrebs oder das Rektumkarzinom durch ihr invasives Wachstum durch die Organwände hindurch Fisteln verursachen.

Sehr selten können Fehlbildungen dieser Art bei Frauen angeboren sein.
Sowohl die Fistel der Scheide zum Darm als auch die Fistel zur Blase können als embryonale Fehlentwicklungen auftreten.

Abseits von Erkrankungen der Organe sind auch sämtliche Unfälle und Verletzungen Risikofaktoren einer Fistelbildung.
Verletzungen der Darm- oder Genitalwände können zum Beispiel bei Operationen, Entbindungen, vaginalen Untersuchungen oder durch autoerotische Unfälle entstehen.

Wenn Sie nähere Informationen über die oben aufgeführten Tumorerkrankungen wissen möchten, lesen Sie auch unsere Artikel: Harnblasenkrebs und Gebärmutterhalskrebs

Wie ist die Prognose bei einer Fistel im Genitalbereich?

Die allgemeine Prognose in der Behandlung von Fisteln ist gut.

Die Behandlungserfolge und die Dauer der Erkrankung variieren vor allem mit der Größe der Fistel.
Große Defekte insbesondere des Darms können wochenlanger Behandlung bedürfen und eine Heilung kann nicht garantiert werden.
Hierbei spielen insbesondere Begleiterkrankungen wie der Morbus Crohn, aber auch zugrundeliegende ursächliche Krebserkrankungen eine wichtige Rolle.

Im Allgemeinen können über 90% der Fisteln im ersten Behandlungsversuch geheilt werden.
Bei einem erneuten Auftreten der Fistel, ist die Prognose jedoch schlechter, da durch vorherige Operationen das defekte Gewebe zunehmend die Fähigkeit verliert, zu heilen 

Sie sind an Morbus Crohn ekrankt und möchten wissen, wie man diese Krankheit behandelt? Dann informieren Sie sich darüber in unserem Aritkel: Therapie des Morbus Crohn

Wie erfolgt die Behandlung einer Fistel im Genitalbereich?

Die Behandlung der Fistel ist von der Größe des Defektes abhängig, muss jedoch in den meisten Fällen chirurgisch erfolgen.
Auch hier ist die Unterscheidung zwischen der Fistel zur Harnblase und der Fistel zum Darm entscheidend.

Eine Harnblasenfistel zur Scheide kann oftmals von selbst ausheilen.
Zur Unterstützung der Heilung empfiehlt es sich, den Harn mithilfe eines Blasenkatheters abzuleiten.
Dadurch kann die Fistel abheilen, ohne mit Urin in Kontakt zu kommen.
Dieser könnte andernfalls das Gewebe von einem optimalen Heilungsprozess abhalten.
Auch nach dem Verschluss der Fistel sollte der Harn noch für einige Tage weiter abgeleitet werden, um das Gewebe vorerst zu schonen, bis es sich stabilisiert hat.

Auch bei einer Fistel des Darms zur Scheide, ist es unter Umständen notwendig, dass der Stuhl bis zum Zeitpunkt der Heilung fernab der Fistel abgeleitet wird.
Da dies mit einem größeren Eingriff und dem Anlegen eines künstlichen Darmausgangs verbunden ist, wird diese Methode nur bei großen Defekten eingesetzt.
Einige Wochen nach Anlage des Darmausgangs kann die große Fistel operativ versorgt werden.
Anschließend muss das Gewebe gut ausheilen, was bei gewissen Vorerkrankungen nicht immer gewährleistet ist.
Der Darmausgang kann nach den Eingriffen zurückverlegt werden.

Sind jedoch Krebserkrankungen oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen Ursache der Fistelbildung, ist die Behandlung der Grunderkrankung ein wichtiger Teil der Therapie.

Kann eine Fistel im Darm auch von selbst heilen?

Kleinere Fisteln im Darm heilen von selbst aus.
Viele enterovaginale Fisteln entstehen bei Entzündungen des Genitaltraktes oder des Darms und können auch nach überstandener Entzündung wieder abheilen.
In vielen Fällen bestehen kleinere symptomlose Fisteln, die unbemerkt verlaufen und sich von selbst verschließen.

Auch symptomatische, kleinere Fisteln können bei gutem Gesundheitszustand und geeigneten Bedingungen von selbst ausheilen.
Eine Vielzahl der Defekte können auch in kleineren chirurgischen Eingriffen behoben werden.
Lediglich bei sehr großen Fisteln mit schweren Symptomen, ist an einen künstlichen Darmausgang und einen langwierigen Verlauf mit operativen Behandlungen zu denken.

Wie die Prognose und die richtige Therapie bei einer Fistel am Bauchnabel lautet, lesen Sie in unserem Artikel: Fistel am Bauchnabel - Das sollten Sie wissen!

Mit diesen Symptomen gehen Fistel einher

Symptome einer Fistel im Darm

Fisteln zwischen der Vagina und Teilen des Darms können aufgrund von Veränderungen auf beiden Seiten der Fistelbildung auftreten.
Die Größe der Fistel ist entscheidend für die Symptomatik, das Behandlungsverfahren und die Prognose.

Die Symptome einer großen sogenannten „enterovaginalen“ Fistel können enorm unangenehm und belastend für die Betroffene sein.
Über die Fistel kann Stuhl in die Vagina gelangen, was zu Stuhlinkontinenz, Stuhlabgang über die Vagina, übelriechendem Ausfluss und Abgang von Flatulenzen über die Vagina führen kann.

Hinzu kommen potentielle Entzündungen, die der Stuhl im Genitalbereich verursacht.
Nicht selten entstehen dadurch weitere Schmerzen, ein Brennen oder Jucken und starke Scham, sowie ein eingeschränktes Sexualleben.

Ihr Arzt hat bei Ihnen eine Fistel im Darm diagnostiziert? Dann informieren Sie sich darüber in unserem Artikel: Fistel im Darm - Ursachen & Therapie

Symptome einer Fistel in der Blase

Die Fistel in die Blase geht mit grundlegend anderen Symptomen als die Fistel im Darm einher.
In diesem Fall spricht man von sogenannten „urogenitalen“ Fisteln.

Das Hauptproblem dieser Erkrankung ist die Harninkontinenz.
Der Harn kann direkt aus der Blase oder dem Bereich der Fistel in die Vagina übertreten und ausfließen, da die Vagina keinen geeigneten Schließmuskel für die Harnkontinenz besitzt. Durch den Übertritt von Scheidensekret in die Blase kann es hingegen zu Infektionen des Harntraktes kommen.
Hierbei sind Unterleibsschmerzen, Brennen beim Wasserlassen und Blutungen typisch. Mitunter kann der Infekt bis zu den Nierenbecken aufsteigen, wobei es häufig zu starkem Krankheitsgefühl, Fieber und Schmerzen im Rücken kommt.

Die Fistelbildung in die Blase ist insgesamt seltener, als zum Darm.
Bei Neugeborenen muss vor allem an eine angeborene Fehlbildung des Urogenitaltraktes gedacht werden.

Diagnose einer Fistel im Genitalbereich

Zu Beginn der Diagnosestellung stehen die genaue Befragung und Untersuchung der Patientin.
Symptome wie Harninkontinenz oder ungewöhnlicher vaginaler Ausfluss können wichtige Hinweise auf eine Fistel liefern.
Bei der ersten vaginalen Untersuchung kann in einigen Fällen bereits die Öffnung und Fistelung der Vaginalwand erkannt werden.

In jedem Fall muss sich an die körperliche Untersuchung apparative Diagnostik anschließen, um den genauen Verlauf, das Ausmaß und gegebenenfalls die Ursache der Fistel feststellen zu können.
Darunter versteht man eine Diagnosestellung mithilfe von elektronischen Medizingeräten.

Zunächst kann eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden, mit der ein Verdacht bezüglich des Verlaufs und der Größe der Fistel erhoben werden kann.
Abhängig von der genauen Lage der Fistel und der Beteiligung weiterer Organe können sich Blasenspiegelungen oder Darmspiegelungen anschließen, sowie Röntgen- und MRT Untersuchungen, auch mit Kontrastmitteln oder in Form eines sogenannten „Urogramms“, bei dem der Harnfluss röntgenologisch untersucht werden kann.

Weitere Informationen

Weitere Informationen über Fisteln in anderen Körperbereichen finden Sie in weiteren Artikeln:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.10.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024