Der Fistelgang stellt eine Verbindung eines entzündlichen Infiltrats in einer Körperhöhle nach außen oder in eine andere Körperhöhle dar. So kann der Eiter abfließen und die Kardinalsymptome Schwellung und Schmerz bei einer Entzündung liegen nicht immer vor.
Fistelgänge stellen krankhafte Verbindungen zwischen verschiedenen Organen oder Gewebsschichten dar, welche natürlicherweise nicht vorhanden sind. Diese entstehen zum Beispiel infolge einer Verletzung oder Entzündung oder aufgrund einer Erkrankung.
Durch den Fistelgang können je nach Ursprungsorgan gegebenenfalls Blut, Eiter oder andere Körpersekrete übertreten.
Der Entstehung eines Fistelganges liegt häufig ein entzündlicher Prozess im Körper zugrunde. Kommt es zum Beispiel zu einer abgekapselten eitrigen Entzündung eines Organs (Abszess) kann es zur Ausbildung eines Fistelganges kommen, durch welche der Körper versucht, den Eiter abzutransportieren.
Teilweise können sich auch aus natürlicherweise bestehenden Gängen Fisteln entwickeln. Ein Beispiel sind kleine Analdrüsen, welche in den Enddarm münden. Wenn sich dort durch einwandernde Darmbakterien eine Entzündung entwickelt, kann sich ein Fistelgang, der durch die Haut austritt, bilden. Durch Teilung und Wachstum von Zellen entsteht so ein von innen ausgekleideter und abgedichteter Fistelgang. Je nach Ursprungsort können gegebenenfalls Körpersekrete oder Eiter durch diese Fistel gelangen.
Zu unterscheiden von solchen krankhaften Fistelgängen sind durch einen medizinischen Eingriff entstandene Verbindungswege, die teilweise ebenfalls als Fistel bezeichnet werden. Ein Beispiel hierfür ist die Magenfistel, die zur künstlichen Ernährung eines Menschen, der Nahrung nicht mehr schlucken kann, angelegt wird.
Dieser Fistelgang wird im Rahmen einer Magenspiegelung künstlich hergestellt. Die Magenfistel wird auch als perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) bezeichnet, was soviel wie Verbindungsgang der Magenhöhle zur Körperoberfläche durch die Haut bedeutet.
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Die Ursache für die Entstehung eines Fistelganges sind meist entweder Verletzungen oder Entzündungen. Außerdem gibt es angeborene Fisteln zum Beispiel bei unvollständiger Rückbildung im Rahmen der Embryonalentwicklung, die aber nicht durch entzündliche Prozesse verursacht werden.
Bei den durch eine Entzündung entstandenen Fisteln gibt es bestimmte Erkrankungen, bei denen Fistelgänge besonders häufig entstehen. Ein Beispiel ist die chronisch entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn.
Bei diesem Leiden können Entzündungsherde im gesamten Verdauungstrakt auftreten. Da beim Morbus Crohn in der Regel alle Schichten der Darmwand befallen sind, kommt es bei dieser Erkrankung häufig zu Fistelgängen, die von den Darmschlingen ausgehen. Diese Fisteln können in eine andere Darmschlinge oder andere Organe wie Harnblase oder Scheide einwachsen. Zudem können die Gänge auch zur Körperoberfläche hin wachsen, sodass sie aus der Haut austreten.
Eine andere mögliche Ursache für die Entstehung von Darmfisteln sind sogenannte Divertikel. Von diesen Ausstülpungen der Darmwand sind sehr viele Erwachsene (insbesondere solche mit Übergewicht und wenig Bewegung) betroffen. Die Divertikel können sich entzünden, was eine akute schwere Erkrankung zur Folge hat aber es können sich auch hier aus den Ausstülpungen Fistelgänge entwickeln.
Weitere Ursachen für die Entstehung von Fistelgängen durch eine Entzündung sind unbehandelte Zahnwurzelabszesse oder Haarwurzelabszesse zum Beispiel am Steißbein.
Eine andere Ursache stellen Fisteln dar, die als Folge einer Verletzung bei einem medizinisches Eingriff entstehen, beispielsweise wenn durch eine Darmspiegelung versehentlich die Organwand verletzt wird. Eine weitere mögliche Ursache für die Entstehung eines Fistelgangs durch einen medizinischen Eingriff stellt die Bestrahlung zum Beispiel eines Tumors dar.
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Wenn sich ein Fistelgang gebildet hat, gibt es häufig keine Behandlungalternativen zu einer Operation.
Ob oder welcher Eingriff dabei angezeigt ist, richtet sich zum einen danach, welche Organe betroffen sind, wo sich die Fistel befindet und welche Ursachen vorliegen. Wichtig ist zudem, ob durch den Fistelgang Beschwerden hervorgerufen werden oder ob bei nicht durchgeführter Behandlung Komplikationen wie zum Beispiel eine Entzündung drohen.
Je nach Situation wird bei der Operation entweder der Fistelgang herausgeschält oder durch einen Längsschnitt gespalten, offen gelegt und gesäubert. Letzteres bezeichnet man auch als Fistulotomie.
Eine alternative Behandlungsmethode zur Operation stellt die sogenannte Fadendrainage dar. Bei manchen Analfisteln kann dabei ein Silikonfaden in den Fistelgang eingelegt werden, damit dieser auch ohne Operation verheilt. Bei immer wieder auftretenden Fisteln wie zum Beispiel bei der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn kann durch dieses Verfahren zudem dem Entstehen neuer Fistelgänge entgegengewirkt werden.
Die Risiken eines unbehandelten Fistelgangs hängen davon ab, welche Organe beteiligt sind und welche Ursache vorliegt.
Bei einem Fistelgang zwischen Darm und Harnblase drohen durch das Übertreten von Darmkeimen in die Blase immer wiederkehrende und schwerwiegende Harnwegsinfekt.
Unbehandelte Analfisteln können neben starken Schmerzen zu einer Schädigung des Schließmuskels im Verlauf zu einem Verlust der Kontinenz führen. Zudem kann ein entzündeter Fistelgang im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung führen. Den Risiken aufgrund des Fistelgange stehen die Risiken einer operativen Entfernung gegenüber, die im Einzelfall gegeneinander abgewogen werden müssen.
Allgemeine Risiken stellen dabei
Spezielle Risiken richten sich wiederum nach der Lokalisation des Fistelgangs. So kann es jeweils zu Verletzungen umliegender Strukturen wie Nerven, Blutgefäßen oder Hohlorganen kommen.
Ein Fistelgang kann sich je nach Ursache und Größe innerhalb weniger Tage bei einer akuten Entzündung entwickeln oder aber über einen längeren Zeitraum langsam wachsen. Eine Entzündung kann bei zielgerichteter Behandlung schnell abheilen, jedoch verschwindet der Fistelgang nicht von selbst sondern verbleibt bis gegebenenfalls eine operative Entfernung erfolgt.
Die Dauer eines solchen Eingriffs richtet sich nach verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel Größe, Ausdehnung und Lokalisation des Fistelganges. Bei einer einfachen Steißbeinfistel dauert der eigentliche Eingriff oftmals nur wenige Minuten, während komplizierte Fistelgänge zwischen inneren Organen auch aufwendigere Operationen über mehrere Stunden erfordern können.
Ein Fistelgang kann in der Regel nicht von selbst heilen, vor allem nicht solche, die sich zwischen den inneren Organen gebildet haben.
Dennoch muss auch nicht bei jedem Fistelgang sofort eine Operation erfolgen. Durch eine Untersuchung wird der behandelnde Arzt eine Empfehlung aussprechen, ob der Fistelgang eine operative Entfernung erforderlich macht oder ob zunächst abgewartet werden kann.
In manchen Fällen kann als Alternative zur Operation zum Beispiel bei Analfisteln ein Silikonfaden in den Fistelgang eingelegt werden. Durch diesen soll Sekret abfließen und die Fistel austrocknen. Im besten Fall kann die Fistel so auch ohne Operation heilen.
Der Fistelgang am Steißbein stellt eine Sonderform der Fisteln dar und hat mit “Sinus pinolidalis” sogar eine eigene Bezeichnung. Es handelt sich um einen Fistelgang, dessen Ursprung nach innen einwachsende Haare im Bereich der Gesäßfalte darstellen.
Betroffen sind vor allem übergewichtige Männer mit starkem Haarwuchs. Weitere begünstigende Faktoren für die Entstehung eines Fistelganges am Steißbein stellen mangelhafte Hygiene, eine geschwächtes Immunsystem und lang andauerndes Sitzen dar.
Als Symptome kommt es meist zu Schmerzen und Juckreiz. Durch Entzündungen der Fistelgänge am Steißbein kann es zudem zum Austritt von Blut oder Eiter kommen. Als Behandlungsmethode ist meist nur eine operative Entfernung der Fistelgänge erfolgsversprechend.
Häufig bilden sich jedoch wieder neue Fisteln. Daher sollte durch eine Gewichtsreduktion, gründliche Hygienemaßnahmen und ausreichend Bewegung versucht werden, dem Wiederauftreten entgegen zu wirken.
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Ein Fistelgang am After ist ein meist vom Analkanal ausgehender Gang, welcher in der Regel durch die Entzündung von sogenannten Proktealdrüsen entsteht. Diese Drüsen befinden sich in der Darmschleimhaut am Übergang des Dickdarms in den Enddarm. Durch einwandernde Darmbakterien können sich die Drüsen von innen entzünden und zur Ausbildung eines Fistelganges führen. Dies äußert sich dann meist durch Jucken, Nässen oder Schmerzen im Bereich des Afters.
Ein Fistelgang am After sollte in den meisten Fällen zeitnah chirurgisch behandelt werden. Bei ausbleibender oder verzögerter Behandlung kann es andernfalls zu einer Ausweitung der Fistel sowie einer Zunahme der Beschwerden kommen. In einigen Fällen kann auch der Schließmuskel von dem Fistelgang betroffen sein, sodass es sogar zu dessen Schädigung kommen kann. Daraus kann ein Verlust der Kontinenz resultieren, sodass man den Stuhl nicht mehr halten kann.
Daher ist es ratsam, bei den beschriebenen Beschwerden am After einen Arzt aufzusuchen, damit dieser eine Untersuchung durchführen und falls nötig zeitnah eine Behandlung einleiten kann.
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Der Darm stellt ein häufiges Ursprungsorgan für Fistelgänge dar. Dabei kann man innere Fisteln, die zwischen den inneren Organen liegen, von äußeren unterscheiden, welche den Darm über die Haut mit der Körperoberfläche verbinden.
Bei den inneren Fistelgänge besteht entweder eine Verbindung zweier Darmschlingen oder aber zwischen dem Darm und einem anderen Organ wie zum Beispiel der Harnblase.
Ursache für Fistelgänge am Darm sind meist Entzündungen wie Divertikulitis (Entzündung von Ausstülpungen der Darmwand) oder der Morbus Crohn (chronisch entzündliche Darmerkrankung).
Ob ein Fistelgang behandelt werden muss oder nicht, richtet sich nach der Lokalisation, den beteiligten Organen und den möglichen Folgen einer ausbleibenden Behandlung. Wenn eine Entfernung notwendig ist, so kann dies meist nur durch eine Operation erfolgen. Wenn eine Behandlung nicht erforderlich erscheint, werden gegebenenfalls regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt.
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Ein Fistelgang in der Leiste kann wie auch andere Fisteln die Folge einer abgekapselten Entzündung sein. Durch den Gang kann sich dabei Eiter entleeren.
Abzugrenzen davon sind sogenannte AV-Fisteln (arterio-venöse Fistell), die zum Beispiel infolge einer Herzkatheteruntersuchung über die Leiste entstehen können. Dabei handelt sich um eine Verbindung zwischen Arterie und Vene infolge einer Verletzung der Gefäßwände durch den medizinischen Eingriff. Da die AV-Fistelzu einer Störung des Blutflusses führt, muss diese oftmals operativ behoben werden.
Informieren Sie sich weiter unter: AV-Fistel - Das sollten Sie wissen!
Ein Fistelgang am Zahn ist meist die Folge einer unbehandelten Entzündung der Zahnwurzel (bzw. des Zahnmarks). Dabei stirbt der Zahnnerv ab und durch die Nekrose bildet sich Eiter, der zunächst nicht entweichen kann. Der Körper bildet dann einen Fistelgang aus, durch welchen der Eiter dann in die Mundhöhle oder seltener nach außen zur Gesichtshaut abfließen kann.
Durch die Entleerung kommt es dabei meist nicht zu Schmerzen. Ein Fistelgang ist daher häufig ein Zufallsbefund beim Zahnarzt. Eine Wurzelkanalbehandlung oder Extraktion beseitigt die Entzündung und den Fistelgang.
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