Hier finden Sie alle Informationen rund um das Thema Fazialisparese, deren Ursachen, Behandlung und begleitende Symptome.
Eine Fazialisparese ist die Lähmung eines sogenannten Hirnnervens, nämlich des Fazialisnervens. Er wird auch als siebter Hirnnerv bezeichnet und hat seinen Ursprung im Hirnstamm. Von dort aus zieht er durch verschiedene Strukturen bis hin zu Muskeln des Gesichts, für deren Bewegung er zuständig ist. Bei einer Lähmung funktioniert die Weiterleitung der Signale des Fazialisnervs nicht mehr richtig, weswegen es zum Ausfall eines Teils der Gesichtsmuskulatur kommt. Oft ist die Ursache der Fazialisparese unklar, sie kann aber auch durch Verletzungen oder Infektionen entstehen. Die Behandlung besteht meist aus der Gabe von Kortison, was sehr erfolgreich ist. Daher hat die Fazialisparese auch eine gute Prognose.
Bei der Behandlung einer Fazialisparese kann zwischen allgemeinen Maßnahmen und der Therapie der Ursache unterschieden werden.
Zu den allgemeinen Maßnahmen gehört die Physiotherapie der betroffenen Muskulatur, um diese zu stärken und einem Rückgang des Muskelgewebes vorzubeugen. Außerdem ist es sehr wichtig, dass das Auge bei verminderter Tränenproduktion oder sogar ausgefallenem Lidschluss vor einer Austrocknung geschützt wird. Hierfür eignen sich Tränenersatzmittel und Augensalben, die das Auge reinigen und feucht halten. Wenn das Augenlid nicht mehr geschlossen kann, sollte in der Nacht ein sogenannte Uhrglasverband angelegt werden, um das Auge zu schützen.
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Da in den meisten Fällen die Ursache der Fazialisparese nicht geklärt werden kann, wird dann das Kortison-Präparat Prednisolon für 5-10 Tage in Form von Tabletten empfohlen. Beim Nachweis einer Infektion müssen je nachdem Antibiotika oder Virustatika, also Medikamente gegen die Bakterien oder Viren, gegeben werden. Liegt der Fazialisparese eine Verletzung oder ein Tumor zugrunde, wird dieser je nach Möglichkeit mit Hilfe einer Operation entfernt.
Bei einer Fazialisparese ist es wichtig, dass die betroffenen Muskeln frühzeitig gestärkt werden. Dies hat nicht nur kosmetische Gründe, sondern dient auch als Vorbeugung gegen einen Abbau des Muskelgewebes, der sonst bei längerem Nicht-Benutzen eintreten würde. Es gibt verschiedene Übungen, die durch eine Physiotherapie angeleitet werden können. Allerdings ist es auch sehr wichtig, diese regelmäßig, am besten mehrmals täglich für 10-20 Minuten, zuhause durchzuführen, bei benötigter Hilfe gegebenenfalls vor einem Spiegel. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass vor allem die kranke Seite trainiert wird. Wenn eine Übung noch nicht richtig funktioniert, kann anfangs auch mit zwei Fingern unterstützt werden.
Zu den Übungen gehört je nach betroffener Muskulatur das Kräftigen der Stirn mit mehrmaligem Stirnrunzeln und Augenbrauen hochziehen. Auch die Augen können durch mehrmaliges Öffnen und Schließen gestärkt werden. Hierzu gehört auch das mehrmalige Blinzeln und konzentriertes Schauen in die Ferne. Die Nase kann durch mehrmaliges hoch- und runterziehen, sowie durch das Bewegen der Nasenflügel trainiert werden. Zu den Übungen im Mundbereich gehört das Zeigen der Zähne, das Spitzen der Lippen, das Aufeinanderpressen der Lippen und das Lächeln mit geschlossenem und geöffnetem Mund. Ebenso hilft es, die Backen aufzublasen und einzusaugen.
Vitamin B, vor allem Vitamin B12, ist ein wichtiger Stoff für die Nerven im menschlichen Körper, da es diese in ihrer Funktion unterstützt und die Leitungsgeschwindigkeit für die Weiterleitung der Informationen erhöht. Daher ist es generell wichtig, ausreichend Vitamin B zu sich zu nehmen, da dieses vom Körper selbst nicht hergestellt werden kann. Heutzutage wird Vitamin B oft auch zusätzlich zu anderen Medikamenten unterstützend bei einer Fazialisparese gegeben, um die Nerven wieder zu aktivieren. Das Vitamin alleine kann eine Fazialisparese jedoch nicht heilen.
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Eine Elektrostimulation kann zwar bei der Lähmung einiger Nerven durchaus hilfreich sein, wird aber bei einer Fazialisparese nicht empfohlen. Es gibt keine wissenschaftlichen Nachweise bzw. Studien, dass die Elektrostimulation eine Verbesserung der Fazialisparese erzielen kann. Außerdem können stattdessen Spasmen, also ungewollte starke schnelle Muskelkontraktionen im Gesichtsbereich ausgelöst werden. Diese haben je nach Ort der Stimulation zusätzlich negative Effekte auf umliegende Bereiche im Gesicht und werden von den behandelten Personen als sehr unangenehm empfunden.
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Die Dauer einer Fazialisparese ist von verschiedenen Faktoren abhängig, weswegen keine allgemeine Aussage darüber getroffen werden kann.
In den meisten Fällen tritt die Fazialisparese idiopathisch auf, es kann also keine zusammenhängende Ursache gefunden werden. Wenn sie von den Betroffenen frühzeitig bemerkt wird, kann sie schnell mit Prednisolon für 5-10 Tage behandelt werden. Dadurch tritt bei ca. 80% aller Betroffenen eine vollständige Heilung ein, womit die Dauer bei insgesamt ca. 2-3 Wochen liegt. Hin und wieder schlägt die Therapie allerdings nicht oder nur unzureichend an.
Zeigt sich innerhalb der ersten drei Wochen nach Therapiebeginn keine Besserung, hat dies ungünstige Auswirkungen auf die Prognose, wodurch sich auch die Dauer der Fazialisparese verlängert. Weiter ungünstige Faktoren, die die Dauer der Fazialisparese erhöhen, sind das Auftreten der Erkrankung im hohen Alter und das Vorliegen einer kompletten Parese des Nervens. Des Weiteren ist die Dauer bei anderen Ursachen, wie beispielsweise einer Infektion, einem Trauma oder einem Tumor, davon abhängig, wie gut die jeweilige Ursache behandelt werden kann. Hierfür stehen je nachdem Medikamente oder auch operative Methoden zur Verfügung.
Die Prognose der Fazialisparese ist von der zugrundeliegenden Ursache abhängig. Bei der sogenannten idiopathischen Fazialisparese, bei der keine genaue Ursache gefunden werden kann und die ca. 70% aller Fälle ausmacht, liegt die Chance für eine vollständige Heilung bei 80%. Hin und wieder greift die Therapie nicht oder nur unzureichend, wodurch dauerhafte Schäden durch die Fazialisparese bleiben. Meist kann aber trotz der geschwächten Muskeln ein recht normales Leben geführt werden. Gelegentlich kommt es zu einer fehlerhaften Neuverwachsung des Nervs nach einer Schädigung. Dadurch können beispielsweise sogenannte Krokodilstränen auftreten und die Betroffenen bekommen Tränen in den Augen beim Essen, durch die Verbindung zwischen der Tränen- und der Speicheldrüse.
Die Ursachen der Fazialisparese sind sehr unterschiedlich. Tatsächlich bleibt sie in ca. 70% aller Fälle ungeklärt. Dies wird auch als idiopathisch bezeichnet. Dabei kommt es zu einem plötzlichen Auftreten der Fazialisparese, ohne dass ein erklärbarer Zusammenhang gefunden werden kann.
Hin und wieder kann eine Ursache jedoch auch als solche identifiziert werden. Häufig sind Entzündungen für eine Fazialisparese verantwortlich, meist durch eine Infektion mit einem Erreger. Hierbei ist die Borreliose die vermutlich bekannteste Infektion, die vor allem bei Kindern auftritt. Man spricht dann auch von einer Neuroborreliose, da dadurch ein Nerv betroffen ist. Aber auch eine Herpes Zoster Infektion kommt als Ursache in Frage. Bei dem von den Herpes Viren verursachten sogenannten Ramsay-Hunt-Syndrom kommt es zu einem Zoster oticus, also einem schmerzhaften Ausschlag im Bereich des Gehörgangs, mit Ohrenschmerzen und einer Fazialisparese.
In sehr seltenen Fällen können Tuberkulose oder Syphilis eine Fazialisparese verursachen. Mechanische Verletzungen des Nervens, beispielsweise bei einer Zahnbehandlung oder durch einen Knochenbruch, können ebenfalls zu einer Lähmung des Hirnnervens führen. Des Weiteren können Tumoren, beispielsweise der Ohrspeicheldrüse, Diabetes Mellitus, ein Guillain-Barré-Syndrom oder eine komplizierte Mittelohrentzündung gelegentlich die Ursache einer Fazialisparese sein.
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Sehr selten kann eine Fazialisparese auch nach einer Zahnbehandlung auftreten. Der Grund hierfür ist, dass bei vielen Zahnbehandlungen eine lokale Betäubung benötigt wird. Diese wird auch als Leitungsanästhesie bezeichnet, da sie meist im Bereich eines Nervens so gesetzt, dass dessen Leitung für einen bestimmten Abschnitt vorübergehend nicht mehr funktioniert. Wird dabei versehentlich der Fazialisnerv beschädigt, kann dies zu einer Fazialisparese führen. Diese tritt entweder sofort ein oder aber auch erst nach einigen Tagen und sollte schnellstmöglich behandelt werden. Oft bessern sich die Symptome, sobald die Wirkung des Betäubungsmittels nachlässt.
In der Regel kann die Diagnose einer Fazialisparese anhand der körperlichen Untersuchung gestellt werden. Da bei einer Fazialisparese die Gesichtsmuskulatur nicht mehr funktioniert, kann dies relativ gut anhand einfacher Tests überprüft werden. Dabei wird die betroffene Person aufgefordert, beispielsweise die Stirn zu runzeln oder die Zähne zu zeigen. Meist ist von der Fazialisparese nur eine Gesichtshälfte betroffen, wodurch diese einfachen Tests relativ schnell eine Lähmung des Nervs verdeutlichen. Bei Verdacht auf eine Infektion sollte zusätzlich das Blut und gegebenenfalls das Hirnwasser mit Hilfe einer Lumbalpunktion untersucht werden. Eine Bildgebung, also z.B. ein CT, ist in der Regel bei der Fazialisparese nicht notwendig.
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Um den Unterschied zwischen einer zentralen und einer peripheren Fazialisparese verstehen zu können, muss man sich den Verlauf des Hirnnervs genauer anschauen. Jeder Mensch besitzt zwei Fazialisnerven, die ihren Ursprung in zwei kleinen Kernen (einem rechten und einem linken Kern) im Hirnstamm haben. Der Befehl für die Bewegung der Muskeln kommt allerdings von weiter oben über andere Fasern.
Diese Fasern haben ihren Ursprung wiederum im Großhirn. Hier befindet sich ein Bereich des Gehirns, der für die Steuerung aller Muskeln zuständig ist. Von dort aus ziehen die Fasern hinunter bis in die Kerne im Hirnstamm. Auf dem Weg dorthin kreuzt ein Teil von ihnen auf die andere Seite. So bekommt der rechte Kern im Hirnstamm sowohl Informationen von dem Bereich der rechten Gehirnhälfte, als auch von der linken Gehirnhälfte, und umgekehrt.
Kommt es nun zu einer zentralen Fazialisparese, sind die Fasern im Großhirn betroffen. Dadurch fällt die nervale Versorgung der Gesichtsmuskulatur auf der gegenüberliegenden Seite der Schädigung aus, da ein Teil der Fasern auf dem Weg zum Hirnstamm auf die andere Seite kreuzen. Dieser Teil ist vor allem für die Muskeln des Mundes, der Nase und der Wangen zuständig. Die betroffene Person kann also z.B. nicht mehr ihre Zähne zeigen oder die Nase rümpfen.
Die Muskeln im Bereich der Augen und der Stirn sind jedoch noch intakt, da diese Fasern sowohl kreuzen, als auch von ihrer Gehirnhälfte gerade runterziehen. Diese Muskeln werden also von beiden Gehirnhälften durch Fasern angesteuert und daher bei einer zentralen Fazialisparese nicht beeinträchtigt.
Bei der peripheren Fazialisparese ist der Kern im Hirnstamm oder der Nerv auf dem Weg zu den Muskeln beschädigt. Dadurch fallen auf der Seite der Schädigung alle Muskeln aus und die betroffene Person kann auf dieser Seite auch nicht mehr ihre Stirn runzeln oder das Auge schließen.
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Die Fazialisparese ist eine Schädigung eines Nervs. Daher sollte sie von einem Neurologen, also einem Arzt der Nervenheilkunde, behandelt werden. Hin und wieder gehen Betroffene mit einer Fazialisparese zunächst zu einem Hausarzt, da sie nicht genau wissen, wie sie diese Symptome einordnen sollen. Der Hausarzt kann dann eine Überweisung für einen Neurologen ausstellen. Abhängig von der Ursache kann der Neurologe beispielsweise bei einer Tumorerkrankung noch gegebenenfalls einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt hinzuziehen.
Bei einer Fazialisparese kommt es in der Regel zu relativ eindrücklichen Symptomen, weswegen diese Nervenlähmung als solche oft gut erkannt werden kann. Gelegentlich ist die Schädigung jedoch nur sehr leicht, weswegen unterstützende Tests zur Erkennung der Symptome hilfreich sein können.
Meist tritt eine Fazialisparese nur auf einer Seite auf. Bei einer sogenannten peripheren Fazialisparese haben die Betroffenen dadurch in einer Gesichtshälfte einen hängenden Mundwinkel, können die Nase nicht mehr richtig rümpfen und ihre Backe nicht mehr aufblasen. Je nach Höhe der Schädigung können bei der peripheren Schädigung Störungen des Geschmacks in den vorderen zwei Drittel der Zunge hinzukommen, da hierfür ebenfalls der Fazialisnerv zuständig ist. Auch die Speichelproduktion kann vermindert sein.
Weitere mögliche Symptome bei einer peripheren Fazialisparese ist eine übermäßige Hörempfindlichkeit und eine Verringerung der Tränensekretion. Diese Symptome werden jedoch meist nicht so stark wahrgenommen, wie der Ausfall der Bewegung der Gesichtsmuskeln. Bei einer sogenannten zentralen Fazialisparese kommt hinzu, dass die Stirn nicht mehr gerunzelt werden kann und das Auge nicht mehr richtig geschlossen werden kann. Letzteres kann schnell gefährlich werden, da das Auge dadurch austrocknen kann.
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Schmerzen gehören nicht zu klassischen Symptomen einer Fazialisparese, können aber durchaus auch auftreten. Häufig befinden sie sich dann im Bereich des Ohres und der Ohrspeicheldrüse, wenn der Fazialisnerv in seinem Verlauf in der Nähe des Gehörgangs geschädigt wird. Treten diese gemeinsam mit einem schmerzhaften Ausschlag im Gehörgang auf, sollte an ein sogenanntes Ramsay-Hunt-Syndrom gedacht werden. Dieses wird durch Herpes Viren verursacht und dementsprechend therapiert werden. Des Weiteren können Schmerzen im Bereich des Auges bei einer sogenannten zentralen Fazialisparese auftreten. Grund hierfür ist der nicht mehr funktionierende Lidschluss, wodurch eine Gefahr des Austrocknens entsteht. Dies kann sehr schmerzhaft für das Auge sein und sollte daher zeitnah behandelt werden.
Gelegentlich können bei einer Fazialisparese auch Kopfschmerzen auftreten. Diese kommen vor allem bei der zentralen Fazialisparese vor und können zusätzlich auch mit Krämpfen einhergehen. Bei dem Auftreten von Kopfschmerzen in Kombination mit einer Fazialisparese sollte je nach weiteren Begleitsymptomen zur Abklärung eine Bildgebung, beispielsweise ein CT oder MRT, durchgeführt werden. Dies ist notwendig, um sicher zu stellen, dass keine bösartige oder akut bedrohliche Ursache, wie beispielsweise ein Tumor oder ein Trauma, zugrunde liegt.
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