Bei der Trigeminusparese handelt es sich um die Lähmung (Parese) des Hirnnerven, der für die Sensibilität des Gesichts und die nervale Versorgung der Kaumuskulatur zuständig ist. Dementsprechend kommt es bei einer Parese zu Ausfällen dieser Funktionen, wobei dies abhängig von der Ursache und Lokalisation der Lähmung ist. Die Prognose ist in der Regel sehr gut und die therapeutischen Möglichkeiten führen meist zu einer Behebung der Lähmung.
Der Nervus trigeminus ist einer der wichtigsten Nerven des menschlichen Körpers. Er wird zu den sogenannten Hirnnerven gezählt. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie alle direkt aus dem Hirnstamm entspringen. Hauptaufgabe des N. trigeminus ist neben der nervalen Versorgung (Innervation) der Kaumuskulatur vor allem die Wahrnehmung der Empfindungen im Gesichtsbereich (Sensibilität). Diese Funktionen können durch eine Lähmung (Parese) des Nerven ausfallen, wie es bei der Trigeminusparese der Fall sein kann. Die Ursachen für einen solchen Funktionsausfall können sehr verschieden sein.
Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Lähmung des Nervus trigeminus führen können. Zu diesen gehört neben einer Entzündung, einer Raumforderungen oder Druckerhöhung im Gehirn, die Verletzung des Nervens infolge eines Unfalls. Hierbei muss man zwischen einer zentralen und einer peripheren Läsion unterscheiden. Je nach Ort der Verletzung sind unterschiedliche Ausfälle die Folge.
Da der Trigeminusnerv zu den Hirnnerven gezählt wird, hat er seinen Ursprung im Hirnstamm. Er geht hier von sogenannten Hirnnervenkernen aus, die für die verschiedenen Funktionen des Nervens, wie Sensibilität oder Motorik, zuständig sind. Kommt es zum Ausfall einer dieser Kerne durch eine Verletzung oder durch die Verdrängung zum Beispiel durch einen Tumor, kann es zu spezifischen Ausfällen kommen. So kann es zum Ausfall der Sensibilität im Gesicht kommen, ohne dass die Bewegung der Kaumuskulatur eingeschränkt ist.
Die peripheren Verletzungen des Trigeminusnerven und seiner Äste ist jedoch weit häufiger. Wichtig zu wissen ist, dass der Nerv sich in seinem Verlauf in drei große Hauptäste aufteilt. Diese Nervenäste können bei einem Unfall schneller verletzt werden und rufen dann eine Störung der Sensibilität in nur einem bestimmten Bereich des Gesichts hervor. Eine weitere Ursache, die zu einer Trigeminusparese führen kann, ist das Trigeminusneurinom, ein gutartiger Tumor der Nervenscheide.
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Da eine Trigeminusparese sehr spezifische Ausfälle der Sensibilität und Motorik im Gesicht hervorruft, kann eine Diagnose relativ einfach gestellt werden. Oft berichten Patienten zunächst über Ausfälle der Sensibilität im Gesicht, was der Anlass für eine Vorstellung beim Arzt ist. Nun gilt es zunächst zu unterscheiden, ob eine zentrale Verletzung des Nervens im Bereich des Hirnstamms vorliegt, oder nur einzelne Nervenäste einen Funktionsverlust aufweisen.
Hierfür prüft der Arzt die Sensibilität im gesamten Gesicht und die Funktion der Kaumuskulatur. Ist nur ein Ast des Nervens betroffen, kommt es zum Beispiel nur zu Sensibilitätsausfällen im Bereich der Stirn oder des Unterkiefers. Liegt hingegen eine zentrale Verletzung des Nerven oder seiner Kerne vor, ist das Muster der Ausfälle anders als bei einer peripheren Verletzung. Der Sensibilitätsausfall folgt hier dann den sogenannten Sölder-Linien.
Es sollte zudem in der Regel ein MRT, eine Magnetresonanztomographie, durchgeführt werden, um weitere Verletzungen oder Ursachen ausschließen zu können. Wichtig ist zudem die Abgrenzung zu einer Trigeminusneuralgie, die anhand der Symptome getroffen werden kann.
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Der Trigeminusnerv ist der wichtigste sensible Nerv im Gesichtsbereich. Kommt es zu einer Parese bzw. Lähmung des Nervens hat dies für den betroffenen Patienten große Auswirkungen. Je nach Lokalisation der Einengung oder der Verletzung des Nervens kommt es zu verschiedenen Ausfällen.
Kommt es zu einer zentralen Läsion, also einer Verletzung der Ursprungskerne des Nervens, können je nach Ausmaß die komplette Sensibilität und die Schmerz- und Temperaturwahrnehmung ausfallen. Zudem kann es zu einer Einschränkung in der Beweglichkeit der Kaumuskulatur kommen.
Ist die Parese nur auf einer Seite vorhanden, kann die Wangenmuskulatur dadurch im Vergleich zur gesunden Seite etwas nach unten hängen. Bei einer Verletzung des oberen Asts, des Nervus opthalmicus, kann es auch zu einem Ausfall des Lidschlussreflexes kommen.
Es ist des Weiteren nicht selten, dass sich nach einer Verletzung des Trigeminusnerven oder seiner Äste eine Trigeminusneuralgie, also ein Nervenschmerz, ausbildet. Diese ist extrem schmerzhaft und kann in manchen Fällen erst durch eine Operation gut behandelt werden.
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Die Therapie einer Trigeminusparese richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache der Nervenlähmung.
Liegt eine Entzündung des Nerven oder der Nervenscheide vor, kann man versuchen, diese mit Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten in den Griff zu bekommen, was häufig erfolgreich ist. Manche Patienten berichten zudem über eine schnelle Heilung nach einer durchgeführten Akupunktur.
Kommt es zu einer Verletzung des Trigeminusnerven oder seiner Äste kann es in manchen Fällen nach einiger Zeit zu einer Spontanregeneration kommen, also der Selbstheilung des Nervens. Ist dies nicht der Fall, kann der Nerv auch durch eine Operation wieder zusammengenäht werden, was oft nur einen kleinen oder gar keinen Funktionsverlust zur Folge hat.
Liegen andere Ursachen wie Raumforderungen oder ein Trigeminusneurinom vor, müssen diese gegebenenfalls operativ entfernt werden.
Die Dauer einer Trigeminusparese hängt maßgeblich von der zugrunde liegenden Ursache ab.
Handelt es sich um eine Entzündung, die adäquat behandelt wird, kann eine Heilung bereits nach wenigen Wochen eintreten. Liegt eine Verletzung des Nervens vor, kann es Monate dauern bis der Nerv vollkommen ausgeheilt ist. In solchen Fällen kann manchmal nur eine Operation wirkliche Besserung bringen.
Ist der Trigeminusnerv durch einen Raumforderung oder einen Tumor der Nervenscheide, ein Neurinom, eingeengt, können die Symptome meist so lange andauern, bis diese Einengung operativ behandelt wird. In manchen Fällen ist der Trigeminusnerv jedoch so stark geschädigt, dass auch nach einer versuchten Therapie, die Symptome bestehen bleiben.
Allgemein hat die Trigeminusparese meist eine gute Prognose. Handelt es sich um Einengung des Nervens kann diese in den meisten Fällen operativ entfernt werden und der Nerv erlangt wieder vollkommene Funktionalität.
Kommt es zu einer Verletzung des Trigeminusnerven oder seiner Äste, zum Beispiel infolge eines Unfalls, hängt die Prognose sehr vom Grad der Schädigung ab. Ist der Nerv nur gequetscht oder nur leicht verletzt erfolgt in der Regel eine Heilung innerhalb der nächsten Monate und es bleiben keine oder nur sehr geringe Ausfälle in der Sensibilität oder Motorik zurück. Ist der Nerv jedoch ganz durchtrennt kann der Heilungsprozess deutlich länger dauern. Man kann durch operative Verfahren versuchen die Nervenenden zusammen zu nähen, was im Allgemeinen sehr gute Ergebnisse macht. Nur in seltenen Fällen bleibt die Parese des Trigeminusnerven dauerhaft bestehen.
Zwischen einer Parese des Trigeminusnervs, also einer Lähmung, und einer Trigeminusneuralgie, also einem Nervenschmerz, bestehen hinsichtlich der Ursache und der Symptomen große Unterschiede.
Eine Parese des Nerven ist in aller Regel mit Funktionsverlusten im Gesichtsbereich verbunden. Es kann zu Sensibilitätsstörungen kommen und die Bewegung der Kaumuskulatur kann stark oder ganz eingeschränkt sein. Die genauen Symptome hängen von der zugrunde liegenden Ursache und deren Lokalisation ab.
Bei einer Trigeminusneuralgie ist das Hauptsymptom, unter dem die Patienten leiden, der starke Nervenschmerz, der als einer der stärksten Schmerzen gilt, die ein Mensch haben kann. Sie sind oft stechend und treten plötzlich auf. Es kann sein, dass eine Einklemmung oder Entzündung des Nerven zunächst zu einer Trigeminusneuralgie führt, die ohne Behandlung zu einer Trigeminusparese führen kann.
In beiden Fällen wird zunächst versucht, die Ursache der Erkrankung medikamentös zu behandeln. Tritt hierdurch keine Besserung ein, stehen gute Operationsmethoden zur Verfügung, die eine gute bis sehr gute Heilungsrate haben.
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