In diesem Artikel geht es um das Auslösen von Erbrechen. Es wird zunächst eine Übersicht der Methoden gegeben und die Sinnhaftigkeit besprochen. Daraufhin werden Medikamente, Hausmittel und mechanische Mechanismen genannt. Außerdem werden Situationen wie Erbrechen bei Kindern, bei Vergiftungen und Alkohol thematisiert.
Es gibt verschiedene Methoden, mit denen sich Erbrechen auslösen lässt.
Allerdings sollte man beachten aus welchen Gründen man dieses auslösen will und ob es sich um eine sinnvolles Mittel handelt. Bei Verdacht auf Vergiftungen oder Verschlucken schädlicher Substanzen wie Säuren eignet sich das Auslösen von Erbrechen oft nicht für die Therapie und es sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden oder sich an das Giftinformationszentrum zu wenden.
Der Brechreiz ist ein Reflex, der vom Brechzentrum im Gehirn gesteuert wird. Deshalb kann es sowohl durch Prozesse, die im Gehirn selbst stattfinden, als auch durch hirnferne Vorgänge herbeigeführt werden. Beim Brechreflex können der 9. oder 10. Hirnnerv (Nervus glossopharyngeus und Nervus vagus) als Verursacher in Frage kommen. Diese verlaufen im hinteren Rachenbereich.
Zuerst sollte erwähnt werden, dass es nur in seltenen Fällen sinnvoll ist, Erbrechen zwanghaft herbeizuführen. Wenn ein Erbrechen nämlich wirklich für den Körper nötig ist, wie zum Beispiel bei Vergiftungen mit Lebensmitteln, Alkohol oder sonstigen schädlichen Substanzen, so wird es von selbst kommen.
Künstlich ausgelöstes Erbrechen ist häufig der erste Schritt in ein krankhaftes Verhalten wie die Magersucht (Bulimie) und führt außerdem bei häufigerer Durchführung zu Komplikationen.
Da die Magensäure überall außer im Magen selbst nicht vertragen wird, kann es durch regelmäßiges Erbrechen zur Verschlechterung des Zahnzustandes oder Reizungen der Speiseröhre kommen.
Erbrechen kann sehr effektiv durch den „Klassiker“ des „Finger-in-den-Hals-Steckens“ ausgelöst werden. Sobald man das Zäpfchen, das sich hinten im Gaumen befindet, berührt, kommt es zum reflexartigen Übergeben. Wer nicht gerne den Finger benutzt, kann natürlich auf andere Gegenstände wie eine Zahnbürste oder eine Feder (römische Methode) zurückgreifen.
Mechanische Reizungen, wie zum Beispiel das kräftige Eindrücken der Bauchdecke, führen bei manchen zum reflektorischen Erbrechen.
Außerdem gibt es eine Reihe von Substanzen die in der Notfallmedizin zum Auslösen von Erbrechen genutzt werden.
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Will man erbrechen auslösen, so stehen mehrere Medikamente zur Verfügung. Das am weitesten verbreitete Mittel zum Auslösen von Erbrechen ist die Brechwurzel, eine tropische Pflanze, besser bekannt als Ipecacuanha. Zu Sirup verarbeitet wird die Wurzel der Pflanze als Brechmittel (Emetikum) bei akuten Vergiftungen verabreicht. Nach circa 15-45 Minuten tritt die Wirkung durch starke Reizung der Magenschleimhaut und darauffolgender, reflexartiger Kontraktion ein, es kommt zu schwallartigem Erbrechen.
Ein weiteres Mittel, welches Erbrechen auslöst, ist das Apomorphin. Diese Substanzklasse ist eng mit dem Morphin verwandt, tatsächlich entsteht Apomorphin durch chemische Umwandlungen des Morphins. Apomorphin entfaltet seine Wirkung an Stellen im Gehirn, an denen normalerweise der Botenstoff Dopamin wirkt und löst über eine Stimulation des Brechzentrums Erbrechen aus.
Medikamentöses Erbrechen darf nur ausgelöst werden, wenn der Patient bei vollem Bewusstsein ist. Ist der Patient schläfrig oder bewusstlos, fallen Schutzreflexe aus, das Erbrochene wird in die Lunge eingeatmet und führt zum Ersticken.
Generell wird therapeutisches Erbrechen heute nur noch selten ausgelöst. Magenspülungen und die Gabe von Aktivkohle bei Vergiftungen haben das therapeutische Erbrechen abgelöst.
Die einfachste Methode um Erbrechen auszulösen ist die mechanische Reizung des Gaumenzäpfchens, indem man sich den Finger in den Hals steckt. Gegebenenfalls muss man das Gaumenzäpfchen ein wenig , "kitzeln“, um einen Brechreiz herbeizuführen. Durch die Reizung des im Gaumen verlaufenden Nerven werden Signale an das Brechzentrum geschickt, man muss sich übergeben.
Andere Hausmittel, wie Senflösungen, das schnelle Trinken von einem Liter Milch oder das Gurgeln von Eiweiß zeigen oft keine Wirkung, können im schlimmsten Fall dem Patienten aber schaden. Denn auch beim Auslösen von Erbrechen mit Hausmittel muss der Patient bei vollem Bewusstsein sein, um sein Erbrochenes nicht aus Versehen einzuatmen.
Bei Vergiftungen im Haushalt, beispielsweise mit Putzmitteln, sollte unter keinen Umständen Erbrechen ausgelöst werden, da viele Putz-und Reinigungsmittel Säuren, Laugen oder schaumbildende Stoffe beinhalten. Passieren solche Substanzen die Speiseröhre beim Erbrechen noch einmal, schädigen sie diese massiv. Vergiftungen sind immer Notfälle. Rettungsdienst oder Giftnotrufzentrale sollten bei Verdacht auf eine Vergiftung sofort alarmiert werden, denn nur durch fachgerechte Behandlung kann die Aufnahme des Giftes in den Körper und damit mögliche Folgeschäden verhindert werden.
Salzwasser galt früher als Hausmittel zum Auslösen von Erbrechen. Die Wirkung dieser Maßnahme beruht, wie auch die des Ipecacuana-Sirups, auf einer übermäßigen Reizung der Magenschleimhaut.
Allerdings wird hiervon dringend abgeraten, da es zu gefährlichen Komplikationen kommen kann. Das im Salzwasser enthaltenen, hoch konzentrierte Natrium, welches auch in unserem Körper vorkommt, kann eine sogenannte Elektrolytverschiebung verursachen. Hierbei kommt es durch erhöhte Natriumwerten zu Krampfanfällen, epileptischen Anfällen, Bewusstlosigkeit und Atemausfällen. Im schlimmsten Falle führt die Hypernatriämie zum Tod. Bei bereits bestehendem Wassermangel ist die lebensgefährliche Schwelle durch Trinken von Salzwasser schnell erreicht.
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Im hinteren Rachenbereich und dem Zäpfchen befinden sich viele Sinneszellen, die über eine Reizung ein Erbrechen auslösen können.
Mit dem Finger können diese Sinneszellen des Vagus-Nervs erreicht und stimuliert werden. Dabei reagieren aber einige Patienten nur sehr eingeschränkt auf diese Reizung, während andere sehr sensibel darauf reagieren und sofort beginnen zu erbrechen. Im Einzelfall kann dies eine gute Möglichkeit um eine Übelkeit zu beenden oder zu verbessern. Sollte es allerdings häufiger zu Übelkeit oder zum selbst herbeigeführten Erbrechen kommen, sollte ein Arzt kontaktiert werden. Er kann durch Untersuchungen den Grund des Erbrechens herausfinden und dann therapieren.
Kinder zum Erbrechen zu bringen wird heute nicht mehr empfohlen, es wird eher davon abgeraten. Es sollte insbesondere bei Verdacht auf eine Vergiftung bei Kindern immer ein Arzt aufgesucht werden.
Im Vergiftungsfall ist nämlich gerade beim Kind häufig unklar, was es überhaupt zu sich genommen hat. Lässt man das Kind erbrechen, besteht auch hier die Gefahr des Einatmens von Erbrochenem (Aspiration) oder die abermalige Verätzung durch eventuell verschluckte Säuren. Muss beim Kind in Sonderfällen doch Erbrechen medikamentös ausgelöst werden, so wird vom Notarzt Ipecacuanha Sirup angewandt, Apomorphin ist bei Kindern nicht zu verwenden.
Auch mechanisch ausgelöstes Erbrechen durch Reizung des Gaumenzäpfchens kann bei Kindern zu Verletzungen führen, wenn sie sich zu sehr wehren, und sollte nicht durchgeführt werden.
Bei einer Vergiftung kommt es häufig ganz von allein zum Erbrechen. In einigen Fällen kann es auch sinnvoll sein, ein Erbrechen auszulösen. Man hofft so, einen Teil der Giftstoffe, bevor sie aufgenommen werden, aus dem Körper zu beseitigen. Es gibt jedoch auch Stoffe, bei denen ein Erbrechen in keinem Fall erfolgen sollte, wie z.B. bei Säuren oder Laugen. Die Entscheidung darüber sollte allerdings von einem Arzt getroffen werden, da nur er entscheiden kann, ob und wie es dem Patienten zuzumuten ist. Eine gute und sichere Alternative besteht darin, den Mageninhalt über eine Sonde abzupumpen.
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Nach übermäßigem Konsum von Alkohol, der in diesen Mengen auch eine Form der Vergiftung darstellt, erbrechen die meisten Patienten ganz von alleine, häufig noch bevor ein Arzt kontaktiert werden kann. Auch hier kann es sinnvoll sein einen Teil des Alkohols, bevor er durch den Magen-Darm-Apparat aufgenommen werden kann, durch Erbrechen zu beseitigen. Hier allerdings sollte darauf geachtet werden, dass der Patient wach ist und die Schutzreflexe noch funktionieren, damit kein Erbrochenes eingeatmet wird. Ansonsten kann auch eine Magensonde helfen diesen Vorgang kontrolliert und sicherer zu bewerkstelligen. Der Inhalt des Magens wird auf diese Weise abgepumpt und so ein unkontrolliertes Erbrechen mit Atembeschwerden verhindert werden.
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Bulimie, auch Ess-Brech-Sucht ist eine psychische Erkrankung, in deren Verlauf sich Zyklen hemmungsloser Essattacken mit panikartigen Anfällen abwechseln, während denen die Betroffenen das gerade gegessene schnellstmöglich wieder loszuwerden versuchen. Bulimie Patienten sind häufig weibliche Teenager, es können aber auch Männer und generell Personen jeden Alters erkranken. Im Vordergrund bei der Ess-Brech-Sucht steht das Auslösen von Erbrechen um möglichst keine Kalorien aufzunehmen und dadurch dünn zu bleiben. Die Erkrankten entwickeln im Verlauf der Sucht ein immer besseres Ausweichverhalten um sich einerseits vor dem Essen zu drücken und andererseits um Verzehrtes wieder loszuwerden.
Viele Patienten lösen mehrmals am Tag bei sich selbst Erbrechen aus, indem sie sich den Finger in den Hals stecken, Brechmittel einnehmen oder Salzwasser trinken. Auch die Einnahme von Abführmitteln wird von Bulimikern angewandt in der Hoffnung durch selbst herbeigeführte Durchfälle noch mehr Gewicht zu verlieren. Dies wird zur Gewohnheit und schließlich zur Sucht, so dass die Patienten nur noch essen um sich danach sofort zu übergeben. Wird dieses Verhalten über lange Zeit fortgeführt, kann es passieren, dass man sich den Brechreiz teilweise abtrainiert. Oftmals suchen Bulimiker dann verzweifelt nach neuen Methoden, um Erbrechen auszulösen, es kommt zu Vergiftungen durch selbst hergestellte Brechmittel und zu Verletzungen durch Zuhilfenahme von langen Gegenständen beim mechanischen Auslösen von Erbrechen.
Im Verlauf der Krankheit stellen sich neben dem oft dramatischen Gewichtsverlust und den damit assoziierten Folgeschäden auch Schäden der Speiseröhre und des Mundes ein, die durch das ständige Erbrechen entstehen. Die Behandlung einer Bulimie gestaltet sich schwierig, da sich das Ess-Brech-Verhalten zur Sucht manifestiert und die Betroffenen erst nach langwieriger Therapie wieder im Stande sind zu essen, ohne den Drang zu verspüren Erbrechen auszulösen.
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Erbrechen ist ein Schutzreflex des Körpers, mit dem er versucht sich vor Vergiftungen und der Aufnahme schädlicher Stoffe zu schützen. Hierbei kommt es zu einer umgekehrten Entleerung von Magen und Darm. Gesteuert wird dieser Reflex vom Brechzentrum im Hirnstamm. In einigen Fällen wird Erbrechen absichtlich herbeigeführt (therapeutisches Erbrechen). Zu nennen ist hier die akute Vergiftung. Erbrechen kann die Aufnahme der Giftstoffe in den Körper verhindern, darf aber nur in manchen Situationen herbeigeführt werden. Bei Vergiftungen mit Säuren, Laugen oder schaumbildenden Stoffen und wenn die Vergiftung länger als ein paar Minuten zurückliegt darf Erbrechen nicht ausgelöst werden.