Zur Behandlung von akuten Schüben bei einer Neurodermitis wird Cortison verwendet. Abhängig vom Schweregrad der Symptome werden unterschiedliche Cortisonpräparate verwendet. Cortison hemmt die körpereigene Entzündungsreaktion und lindert so die Symptome.
Eine Neurodermitis ist eine chronisch-rezidivierende Erkrankung. Doch phasenweise kann sich die Erkrankung verschlechtern und Ekzeme können an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten. Diese Phase bezeichnet man als einen akuten Schub. Während dieses Schubes klagen die Betroffenen besonders über einen quälenden Juckreiz.Therapeutisch können an betroffenen Stellen Glukokortikoide (Cortison) angewandt werden.
Cortison hemmt die Produktion von Entzündungsbotenstoffen und unterdrückt das körpereigenen Immunsystem. Durch ein herunter reguliertes Immunsystem werden die oberflächlichen Hautzellen weniger angegriffen und geschädigt. Auch die Entzündungsreaktion verläuft milder.
Die Dosierung und die Art des jeweiligen Cortisonpräparates richtet sich nach dem Schweregrad und der Lokalisation der Symptome. Man kann die Neurodermitis in 4 Schweregrade einteilen. Stufe 1 ist eine milde Form, welche mit einer trockenen Haut einhergeht. In diesem Fall sollten allgemeine Maßnahmen, wie die Vermeidung von kalter Luft, starkem Schwitzen und individell auslösenden Faktoren, eingehalten werden. Zusätzlich sollte die Haut mit feuchtigkeitsspendenden Cremes gepflegt werden. Eine Cortisontherapie ist hier noch nicht notwendig. Stufe 2 beschreibt eine Neurodermitis mit leichten Ekzemen. In diesem Fall können niedrigdosierte Cortisonpräparate (Hydrocortison) verabreicht werden. Ab Stufe 3 sollten hochpotente Cortisonpräparate (Betamethason, Mometason) verwendet werden, da die Ekzeme hier stärker ausgeprägt sind. Und ab Stufe 4 sollten sehr stark wirksame Präparate (Clobetasol) verschrieben werden.
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Neben einer lokalen Therapie mit Cortisonpräparaten kann eine orale Anwendung notwendig sein. Dies ist der Fall bei einer schwer ausgeprägten Neurodermitis mit Ekzemen an unterschiedlichen Körperstellen. Um die Dauer des Schubes zu verkürzen, muss die Dosis zum einen erhöht und zum anderen oral aufgenommen werden. So kann das Cortison systemisch, also im ganzen Körper, wirken. Es kann an Zellen des Immunsystem wirken und führt dort zu einer Herunterregulation ihrer Aktivität. Weiterhin wird die Entzündungsreaktion gelindert, da entzündungsfördernde Botenstoffe weniger produziert werden.
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Es sind zahlreiche verschiedene Cremes auf dem Markt vorhanden. Je nach Schweregrad der Neurodermitis wird eine passende Creme verschrieben.
Für eine milde Neurodermitis verschreibt man zunächst Cremes, die Hydrocortison enthalten. Diese sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und werden im nächsten Absatz näher erläutert. Bei schwerwiegenden Symptomen benötigt man hochpotente Cortisonpräparate - hierfür kann man Cremes mit Betamethason verwenden. Es sind zahlreiche Produkte auf dem Markt, wie die Betamethason Hexal® Comp Salbe (mit 0,64mg Bethamethason), die Beta Creme von Lichtenstein (mit 1,21mg Bethethason) und die BetaGalen® Creme (1,21mg Bethamethason). Der behandelnde Arzt sollte Ihnen die geeignete Creme mit der richtigen Dosierung verschreiben.
Falls die Neurodermitis sehr stark ausgeprägt ist, benutzt man das sehr stark wirksame Clobetasol. Auch in diesem Fall sind unterschiedliche Produkte zu kaufen, wie die Clobetasol acis Creme (mit 0,50mg Clobetasol).
Neben diesen Cremes sollten Neurodermitiker weiterhin Wert auf die Basispflege legen. Hierfür sollten Cremes mit einem hohen Anteil an Fett verwendet werden, da die Barrierefunktion der Haut stabilisiert werden muss.
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Milde Cortisonpräparate, wie das Hydrocortison, können rezeptfrei in einer Apotheke erworben werden. Sie sind meist in einer Dosierung von 0,25% oder 0,5% erhältlich. Mögliche käufliche Produkte sind das FeniHydrocort®, Hydrocortison-ratiopharm®, Soventol® HydroCort oder auch das Systral® Hydrocort.
Allerdings helfen diese Cremes nur bei einer leicht ausgeprägten Neurodermitis. Bei stärken Symptomen oder akuten Schüben sollten sie einen Dermatologen zu Rate ziehen, der ihnen die geeignete Creme verschreibt.
Die genaue Geschwindigkeit der Wirkung lässt sich pauschal nicht beantworten, da sie von der Art und der Dosierung des Cortisonspräparates abhängt. Allerdings kann man sagen, dass Cortison eine akute und eine langfristige Wirkung besitzt.
Die akute Wirkung tritt innerhalb von wenigen Minuten ein. Man nimmt an, dass das Cortison die Zellmembran stabilisiert und so einen positiven Effekt hervorruft. Der langfristige Effekt setzt nach mehreren Stunden ein. Hierbei wird die Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen gehemmt.
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Eine genaue Angabe der Wirkungsdauer von Cortison ist nicht möglich. Auch hier spielen die Art und die Dosierung des Cortisonpräparates eine wichtige Rolle. Die akute Wirkung von Cortison hält nur wenige Stunden. Der langfristige Effekt hingegen kann bis zu mehrere Tage bestehen bleiben. Meist nehmen die Patienten diesen als besonders positiv wahr.
Cortison sollte auf keinen Fall in der chronischen Phase angewendet werden, da eine langfristige Therapie Nebenwirkungen mit sich führt. Zudem ist die Entzündungsreaktion in dieser Phase sehr gering ausgeprägt, sodass die Anwendung keinen spürbaren Nutzen bringt. Man sollte also Cortison nur während eines akuten Schubes benutzen.
Desweiteren kann man bei einer mild ausgeprägten Neurodermitis, die nur mit einer trockenen Haut einhergeht, Cortison weglassen. Man sollte vielmehr auf die Basispflege achten. Hierfür eignen sich Cremes, die zusätzlich Harnstoff, Glycerin oder auch Paraffin enthalten. Darüber hinaus sollten auch allgemeine Maßnahmen, wie extremes Schwitzen, mechanische Hautirritationen oder individuelle Triggerfaktoren gemieden werden.
Auch bei einer Neurodermitis mit leichten Ekzemen kann man auf Cortison verzichten. Dies ist allerdings abhängig von der Lokalisation und den begleitenden Symptomen. Bei Ekzemen im Gesicht oder Halsbereich verschreibt man ohnehin ungern Cortison und würde bei einer milden Form zunächst warten. Falls Symptome wie Rötung, Schwellung und Juckreiz gering ausgeprägt sind und keine Belastung für den Patienten darstellen, würde man ebenfalls auf die Anwendung von Cortison verzichten. Bei einer Verschlechterung der Symptome sollte aber ein Dermatologe aufgesucht werden, der eine angemessene Therapie einleiten sollte.
Cortison stellt ein wirksames Medikament bei der Anwendung von akuten Schüben dar. Allerdings hat es auch einige Nachteile. Es kann eine Hautatrophie auslösen. Das bedeutet, dass die Haut an dieser Stelle dünner wird (sog. Pergamenthaut). Die Haut kann leichter einreißen und Verletzungen werden begünstigt. Besonders sensible Bereiche sind das Gesicht, der Hals und die Genitalregion. Weiterhin sollte man bei den Anwendung in der Ellenbeuge oder der Kniekehle achtsam sein, da die Haut hier sehr dünn ist.
Bei Säuglingen sollte man zusätzlich bei der Anwendung auf der Kopfhaut vorsichtig sein, da die Aufnahmefähigkeit von verschiedenen Substanzen erhöht ist
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Bei der Anwendung von Cortisonpräparaten herrscht viel Skepsis, da zahlreiche Nebenwirkungen bekannt sind. An sich ist aber das Cortison ein körpereigenes Hormon, welches in der Nebennierenrinde produziert wird. Es steuert viele Stoffwechselprozesse und erhöht die Leistungsbereitschaft des Körpers in stressigen Situationen.
Damit Nebenwirkungen bei einer lokalen Anwendung entstehen, muss eine langfristige Anwendung erfolgen. Zu diesen Nebenwirkungen gehören eine Hautatrophie und Teleangieektasien. Eine Hautatrophie beschreibt eine Verdünnung der Haut. Die Haut kann so leichter einreißen und die Entstehung von offenen Wunden wird begünstigt. Dadurch steigt wiederum das Infektionsrisiko. Die sichtbare Erweiterung von Gefäßen auf der Hautoberfläche wird Teleangieektasie genannt. Um die Entstehung dieser Nebenwirkungen vorzubeugen, sollte man das Cortison richtig dosiert sein und nicht zu lange angewandt werden. Die Behandlung von Cortison eignet sich nur zu Akuttherapie.
Bei ausgeprägten Befunden kann eine lokale Anwendung keine Linderung verschaffen. In diesem Fall wird das Cortison oral verabreicht und wirkt im ganzen Körper. Dadurch entstehen weitere Nebenwirkungen, wie zum Beispiel eine Osteoporose, eine erhöhte Infektanfanfäligkeit durch die Immunsuppression, ein erhöhter Blutdruck und Depression. In Ausnahmefällen kann es sogar zu einem Cushing-Syndrom kommen. Es kommt, neben den beschriebenen Nebenwirkungen, zu einem Verlust der der Glukostoleranz und zu einer Umverlagerung des Körperfettes (sog. Stammfettsucht).
Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Die Nebenwirkungen von Cortison.
Cortison führt zu einer Hemmung der körpereigenen Entzündungsreaktion. Dadurch bessern sich die Symptome und die Dauer eines akuten Schubes wird verkürzt. Folglich sollte Cortison nicht zu einer Verschlechterung führen.
Allerdings reagieren einige Patienten allergisch auf die Zusatzstoffe, die in Cortisoncremes erhalten sind. Dies kann zu einer Verschlimmerung des Krankheitsbildes führen. In diesem Fall sollte man den behandelnden Arzt aufsuchen. Der Arzt sollte die Situation abklären und eventuell eine andere Creme verschreiben oder andere Therapiemaßnahmen ergreifen.
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