Bänderdehnung können im Prinzip an allen bandgesicherten Gelenken auftreten, besonders typisch sind dabei das Knie und das Sprunggelenk. Sie treten meistens in Folge von Sport- oder Alltagsunfällen auf und führen zu starken Schmerzen, die über einen längeren Zeitraum anhalten können.
Unter einer Bänderdehnung versteht man eine meistens durch traumatische Ereignisse ausgelöste übermäßige Dehnung und Streckung eines oder mehrerer, verschiedener, das Gelenk stabilisierender Seitenbänder. Bänderdehnungen sind die häufigsten Folgen von Sportunfällen, können äußerst schmerzhaft sein und können lange anhalten.
Die häufigsten Ursachen für Bänderdehnung sind Sport- oder Alltagsunfälle. Man unterscheidet 2 Formen der Bänderdehnungen. Bei der einen Form werden normale Bewegungen in einem Gelenk, z.B. Sprunggelenk, wie gewohnt durchgeführt, aber das zu stark. Dabei werden die Bänder im Sprunggelenk unphysiologisch weit gezogen. Selbst ein Bruchteil an Zeit einer Dehnung reicht aus, um langanhaltende Schmerzen bei dem Betroffenen zu verursachen.
Nach der Überdehnung wird meistens dem Betroffenen ein starker Schmerzreiz gemeldet, was ihn sofort veranlasst,sein Gelenk in die physiologische Position zu bringen. Nichtsdestotrotz sind innerhalb kürzester Zeit minimale Verletzungen im Bereich des Bandes entstanden, obwohl es schnell wieder in seine normale Ausgangsposition zurückgekommen ist.
Die zweite Form von Bänderdehnungen sind durch unphysiologische Bewegungen verursacht. Hier werden ungewollte Bewegungen durchgeführt, für die das entsprechende Gelenk nicht vorgesehen ist. Auch hier dauert die Überdehnung nur eine kurze Zeit, reicht aber schon aus, um langanhaltende Schmerzen auszulösen.
Meistens entstehen beide Dehnungsformen durch Umknicken (z.B. an der Bordsteinkante) oder Verdrehen (z.B. beim Fußball spielen). Die Bänderdehnung stellt die Vorstufe des Bänderrisses dar, der ebenfalls in beiden Situationen passieren kann. Eine Bänderdehnung kann prinzipiell in allen von Bändern gesicherten Gelenken auftreten. In aller Regel sind aber Bänder der unteren Extremität, wie Knie-, oder Sprunggelenk betroffen. Eher seltener kommen Bänderdehnungen zustande, ohne, dass ein Umknicken oder plötzlich eingesetztes Trauma stattgefunden hat.
Manche Patienten wachen morgens auf und klagen über Schmerzen im Knie-, oder Sprunggelenk. In diesem Fall kann ein unbewusstes nächtliches Drehen zu einer Überdehnung des entsprechenden Bandes geführt haben.
Bei Bänderdehnungen kann es auch zu einem begleitenden Anschwellen im betroffenen Gelenk kommen. Der Grund ist vor allem entzündliche Flüssigkeit, die durch die Bänderdehnung ins betroffene Gelenk einströmt. Bei der Bänderdehnung entstehen Mikroverletzungen, die über das gesamte betroffene Band verteilt sein können und die zu starken Schmerzen führen.
Die Dauer einer Bänderdehnung hängt ab von Stärke und Art des Unfalls und von der Art des betroffenen Gelenks. So sind Bänder, die zu einem kleineren Gelenk gehören, eher weniger schmerzempfindlich. Eine Bänderdehnung würde demnach also schneller abheilen.
Eine Dehnung der starken Bänder von großen Gelenken, wie das Knie- oder das Sprunggelenk, kann hingegen sehr lange dauern.
Im Durchschnitt dauern die Schmerzen bei einer Bänderdehnung ca. 3-14 Tage. Alles was darüber hinausgeht ist hochverdächtig. Schon nach ca. einer Woche sollte man, wenn die Schmerzen im entsprechenden Gelenk nicht besser geworden sind, eine Untersuchung durchführen, um zu sehen, ob das Band nicht eventuell doch angerissen oder komplett durchgerissen ist.
Diese Untersuchung kann man entweder mit einem Ultraschall durchführen (ggf. nicht so gute Darstellung) oder aber mit einer MRT-Untersuchung, die die besten Aufnahmen liefert und alle Gelenke und Bänder sehr gut darstellt.
Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite Dauer einer Bänderdehnung.
Neben einer begleitenden Schwellung im Bereich der Bänder, sind bei einer Bänderdehnung immer Schmerzen von unterschiedlicher Intensität vorhanden. Sie sind meistens von ziehendem, stechenden Charakter und können bei starken Bänderdehnungen in Ruhe und Bewegung auftreten, bei leichteren Dehnungen nur bei Belastung.
Die Schmerzen können auch klopfend und pochend sein und sich vom eigentlichen Gelenk wegbewegen und ausbreiten.
Die Schmerzen kommen zum einen dadurch zustande, da es bei der Dehnung der Bänder zu kleinen Mikroverletzungen, also kleinen Einrissen im Bereich des Bandes, kommt. Des Weiteren kann es durch die Dehnung auch zum Einstrom von Gewebsflüssigkeit in das betroffene Gelenk kommen, was bei ohnehin schon sehr geringen Platzverhältnissen im Gelenk den Druck dort erhöht. Dieser durch Schwellung erzeugte Druck führt zur Reizung von Nerven, die die Gelenke und die Bänder begleiten, und löst so einen weiteren Schmerz aus.
Kurz nach der Bänderdehnung kommt es in der Regel zu den stärksten Schmerzen im Bereich des Gelenks. Mit zunehmender Abheilung sollten die Schmerzen dann besser werden. Kommt es nicht zu einem ausreichenden Rückgang der Schmerzsymptomatik oder sogar zu einer Verschlechterung, muss weitergehende Diagnostik durchgeführt werden.
Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Symptome einer Bänderdehnung.
Eine Bänderdehnung am Knie kommt sehr häufig vor und wird in aller Regel durch Sportunfälle ausgelöst. Aber auch wenn im Alltag ein falscher Schritt gemacht wird, kann es zu einer Bänderdehnung im Kniegelenk kommen.
Das Knie wird stabilisiert durch starke Seitenbänder links und rechts. Sie sind dafür verantwortlich, dass das Knie in einer Schanierstellung bleibt und nicht nach links und rechts ausbricht. Die klassische Ursache einer Bänderdehnung ist das Drehen des Kniegelenks. Für eine Drehung ist das Knie nur bis zu einer gewissen Grenze ausgelegt. Bei allen weiter durchgeführten Drehungen im Knie kommt es dann zu einer Dehnung der Bänder.
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Auch ein seitliches Abknicken des Unterschenkels gegenüber des Oberschenkels führt zu zum Teil sehr starken Bänderdehnungen im Bereich des Knies. Fußball und Skisport aber auch Squash und Tennis können dazu beitragen, dass es zu einer Bänderdehnung im Knie kommen kann. Kurz nach dem Unfall treten starke Schmerzen im betroffenen Gelenk auf, das Knie schwillt ggf. auch an und kann kaum mehr bewegt werden.
Eine weitere typische Bewegung, die zu einer Bänderdehnung im Knie führt, ist die Drehung des gesamten Körpers, während der Unterschenkel fest auf dem Boden fixiert ist. Diese Drehbewegung findet auch oft im Alltag statt, z.B. wenn man sich plötzlich herumdreht.
Die Schmerzen bei einer Bänderdehnung sind einschießend und stechend und lassen den Betroffenen sofort in die normale Körperhaltung und Position des Gelenks zurückweichen. Die Folgeschmerzen sind dann etwas weniger stark als die Ursprungsschmerzen, aber oftmals langwierig. Kurz nach dem Trauma beginnen die Betroffenen meistens zu humpeln und suchen, wenn es nicht besser wird, einen Arzt auf.
Wichtig ist als Sofortmaßnahme die konsequente Kühlung des Gelenks. Diese sollte 3-4 mal täglich ca. 10-20 Minuten mit einem in ein Handtuch gewickeltes Eispack erfolgen. Schonung ist ebenfalls dringend notwendig. Eine komplette Immobilität des Beins sollte aber vermieden werden, da sonst die Gefahr einer Thrombose ansteigt.
Des Weiteren sollte ein Verband zur Kompression angelegt werden. Es kann auch hilfreich sein ein Schmerzgel auf das Gelenk aufzutragen. Hier eignen sich vor allem Doc-Gel® oder Voltarengel®. Das Auftragen sollte 2 mal am Tag erfolgen. Diese Maßnahmen sollten einige Tage lang durchgeführt werden, eine Besserung sollte sich schon am Folgetag einstellen.
Ist dies nicht der Fall, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Er wird entsprechende Untersuchungen machen, um herauszufinden, ob das Band bzw. mehrere Bänder nur gedehnt wurden oder sogar an- oder durchgerissen sind. Bei starken Schmerzen im Kniegelenk können auch entzündungshemmende und schmerzlindernde Tabletten eingenommen werden. Hier stehen Präparate wie Ibuprofen (z.B. 3x 400 mg am Tag) oder Diclofenac (z.B. 2x 75 mg am Tag) zur Verfügung. Entsprechende Packungsbeilage ist zu beachten.
Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite Bänderdehnung im Knie.
Das Sprunggelenk ist ebenfalls ein bandgesichertes Gelenk, das sehr häufig von Dehnungen im Bereich des Bänderapparates betroffen ist. Die Bänder, die seitlich in Höhe des Knöchels angebracht sind, stabilisieren das Gelenk und sorgen dafür, dass die im Gelenk möglichen Bewegungen reibungslos durchgeführt werden können.
Zwar ist das Sprunggelenk wesentlich beweglicher als das Kniegelenk (hier können sogar Drehbewegungen in gewissem Grade durchgeführt werden), bei übermäßiger Bewegung jedoch kommt es ebenfalls zu einer Dehnung der hier vorhandenen Bänder.
Klassischerweise kommt es durch ein Umknicken beim Rennen oder Treppensteigen zu einer plötzlichen Abknickbewegung im Knöchel, wodurch die dort vorhandenen Bänder kurzzeitig übermäßig gedehnt werden und dann wieder in ihre Ausgangsposition zurückkommen. Diese kurze Überdehnung sorgt aber schon dafür, dass es zu kleinen Mikrotraumen im Bereich der Bänder kommt, die dann als Schmerzen bei jeder Bewegung wahrgenommen werden. Bei starken Bänderdehnungen kommt es auch zu einem Anschwellen des Knöchels.
Wenn mit der Dehnung der Bänder auch ein Einreißen von Blutgefäßen verbunden ist, kann es auch zu einer Einblutung kommen, was der Betroffene dann anhand eines blauen Fleckes im Bereich des Knöchels erkennt (Hämatom).
Die Diagnostik sieht meistens so aus, dass durch eine Befragung des Patienten der Grund der Bänderdehnung erörtert wird. Meistens wird ein plötzlicher Sturz oder „Bordsteinumknicken“ angegeben und deutet dann sehr schnell auf eine Verletzung des Bänderapparates im Bereich des Sprunggelenkes und des Knöchels hin.
Der Arzt wird dann am Gelenk einige Bewegungen untersuchen und die schmerzhafte Stelle betasten, um zu sehen, ob der Fuß druckschmerzhaft ist und wie stark, ob Beuge- und Streckbewegungen möglich sind und ob der Patient, wie in gewohnter Weise, auch kreisende Bewegungen des Fußes durchführen kann. Bevor man eine Bildgebung durchführt, wird ein kühlendes und entzündungshemmendes Gel (Diclofenac oder Ibuprofen) aufgetragen und das Sprunggelenk mit einem Verband stabilisiert. Des Weiteren können Eispacks auf den Verband gelegt werden und so zu einem Abschwellen des Gelenks beitragen.
Zur allgemeinen Entzündungshemmung können auch Tabletten, wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden. Sollten die Beschwerden am Sprunggelenk nicht innerhalb weniger Tage besser geworden sein, muss eine weitere Diagnostik in Form einer Bildgebung durchgeführt werden.
Der Orthopäde kann zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchführen. Ist dabei keine eindeutige Darstellung der Bänder möglich, muss eine MRT-Untersuchung des Gelenks durchgeführt werden. Hierbei kann man neben Knochen auch Bänder, Blutgefäße und Nerven darstellen.
Um eine Fraktur auszuschließen, reicht schon ein einfaches Röntgenbild des Sprunggelenks aus. Es sollte immer dann angefertigt werden, wenn die Schmerzen oder die Schwellung im Knöchel auch einige Tage nach dem Unfall nicht wesentlich besser geworden sind. Auch wenn der Patient so starke Schmerzen nach dem Umknicken hat, dass er kaum den Fuß belasten kann, muss als erstes eine Fraktur im Knöchelbereich durch ein Röntgen ausgeschlossen werden.
Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite Bänderdehnung des Sprunggelenks.
Auch das Daumengelenk ist durch kleine Bänder gesichert. Plötzlich auftretende Schmerzen dort können auch durch eine Bänderdehnung ausgelöst sein. Neben Bänderdehnungen des Sprunggelenks und des Knies kommen Bänderdehnungen im Bereich des Daumens ebenfalls häufig vor.
Vor allem bei Ballsportarten wie Handball oder Basketball kann es durch Umknicken des Daumens bei Ballkontakt zu einer plötzlichen Dehnung des Bandes kommen, was zu plötzlich einschießenden Schmerzen führt.
Der Daumen kann kurz nach dem Unfall nicht wie in gewohnter Weise bewegt werden, manchmal kommt es auch zu einem Anschwellen des Gelenks. Bei einer Bänderdehnung im Bereich des Daumens ist, wie bei jeder anderen Bänderdehnung, eine umgehende Kühlung besonders wichtig. Diese sorgt zum einen für eine zügige Schmerzbekämpfung zum anderen auch für eine Reduktion der Schwellung des Gelenks.
Im weiteren Verlauf sollte das Daumengelenk bandagiert werden, um nicht durch die gewohnten Daumenbewegungen die Bänder weiterhin zu belasten. Meistens reicht es aus den Daumen für ca. 2 Tage mit einem Verband zu fixieren.
Weiterhin können schmerzlindernde Gele oder eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Tablettenbehandlung durchgeführt werden.
Neben einer Bänderdehnung im Bereich des Daumengelenks kann auch ein Kapselanriss oder -durchriss im Daumengelenk zu plötzlich auftretenden Schmerzen führen. Auch hier ist meist ein (Sport)-Unfall die Ursache. Eher schleichend auftretende Schmerzen im Bereich des Daumens können auch immer durch eine Arthrose im Daumensattelgelenk (sogenannte Rhizarthrose) ausgelöst worden sein. Die Diagnose wird anhand einer Röntgenaufnahme gestellt.
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Bei Verdacht auf eine Bänderdehnung sollte zunächst der Hausarzt aufgesucht werden. Er kann bereits die erste Behandlung durchführen und durch einfache Untersuchungstechniken herausfinden, ob die Ursache der Beschwerden eher eine Bänderdehnung oder sogar eine Fraktur ist. Ein weiterer Vorteil ist die meist kurze Wartezeit auf einen Termin.
Bei unklarer Ursache der Beschwerden oder notwendiger weiterführenden Diagnostik sollte ein Orthopäde und/oder Unfallchirurg aufgesucht werden. Er wird weiterführende Behandlungen durchführen sowie auch in der Regel eine Bildgebung mittels MRT durchführen. Da die Wartezeit bei Orthopäden sehr lang sein kann, muss oftmals auf eine orthopädisch-unfallchirurgische Behandlung in der Ambulanz im Krankenhaus zurückgegriffen werden.
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