Der Begriff "Hydrozele" (Wasser im Hoden) bezeichnet eine Flüssigkeitsansammlung innerhalb des Hodensacks (Skrotum). Es handelt sich um eine zumeist gutartige Veränderung, die normalerweise keine Schmerzen verursacht, jedoch immer eine Schwellung. Es kann angeboren oder erworben sein

Wasser im Hoden

Synonyme

Hydrozele, Wasserbruch

Definition

Unter dem Begriff „Hydrozele“ (Wasser im Hoden) versteht man eine Ansammlung von Flüssigkeit innerhalb des Hodensacks (Skrotum). Es handelt sich dabei um eine zumeist gutartige Veränderung am Hoden, die in der Regel beim Betroffenen keine Schmerzen hervorruft. Das Wasser im Hoden kann dabei rein auf den Hoden beschränkt sein (Hydrozele testis) oder zusätzlich den Samenstrang betreffen (Hydrozele funiculi spermatici).

Einleitung

Beim Wasser im Hoden handelt es sich um eine zumeist gutartige und schmerzlose Veränderung im Bereich des Hodens, bei der es zu ausgeprägten Flüssigkeitsansammlungen innerhalb des Hodensacks kommt. In den meisten Fällen kann sich das Wasser im Hoden spontan ohne medizinisches Eingreifen zurückbilden.

Sollte es bei einem Betroffenen nicht von selbst zu einer Rückbildung der Hydrozele kommen, sollte die Veränderung operativ behandelt werden. Die Prognose bei Wasser im Hoden ist im Allgemeinen als sehr gut anzusehen. Bei Vorliegen von Wasser im Hoden muss man zwischen einer angeborenen und einer erworbenen Verlaufsform unterscheiden.

Das angeborene Wasser im Hoden (Synonym: primärer Wasserbruch) tritt beim Baby vor allem dann auf, wenn die Bauchwand während der embryonalen Entwicklung nicht vollständig verschlossen wurde. In Deutschland weisen ungefähr ein bis sieben von einhundert neugeborenen Jungen Wasser im Hoden auf. Das Risiko des primären Auftretens dieser Veränderung liegt demnach bei ungefähr 1 bis 7 Prozent.

Das sogenannte sekundäre (erworbene) Wasser im Hoden hingegen tritt erst im Kindes- beziehungsweise Erwachsenenalter auf. Die Ursachen für die Entstehung einer erworbenen Hydrozele können dabei sehr vielfältig sein. Vor allem entzündliche Prozesse im Bereich der Hoden oder Nebenhoden scheinen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle zu spielen. Typische Anzeichen, die auf das Vorliegen von Wasser im Hoden hinweisen, sind einseitige Schwellungen im Bereich des Hodensacks sowie Druck- und Schweregefühle. Bereits beim Verdacht auf das Vorliegen von Wasser im Hoden muss dringend zeitnah ein Facharzt aufgesucht werden. Nur auf diese Weise kann der Verlauf der Veränderung beurteilt und (falls nötig) schnell eine geeignete Behandlung eingeleitet werden.

Ursachen

Die Ursachen für die Ansammlung von Wasser im Hoden können vielfältig sein. Zudem muss bei der Ursachensuche unterschieden werden, ob es sich um eine angeborene oder erworbene Hydrozele handelt.

Angeborene Hydrozele

Der angeborene (primäre) Wasserbruch entsteht dadurch, dass sich während der embryonalen Entwicklung Flüssigkeit in einer trichterförmigen Ausstülpung des Bauchfells im Bereich des Unterleibes des Ungeborenen ansammelt. Eben diese Ausstülpung stellt den Übergang des Bauchfells in den kindlichen Hodensack dar. Im Normalfall entwickelt sich die Ausstülpung noch innerhalb des Mutterleibes bis auf einen Rest vollständig zurück. Zudem muss in diesem Zusammenhang beachtet werden, dass die Hoden während der Entwicklung des Fötus nicht im Hodensack sondern im Bauchraum heranreifen. Erst kurze Zeit vor der Geburt, kurze Zeit nach der Geburt steigen die Hoden ausgehend von der Bauchhöhle in den Hodensack ab. Die Hoden gleiten während dieses Abstiegs durch die eben genannte trichterförmige Ausstülpung in den Hodensack ab. Im Anschluss daran sollte sich die Verbindung zum eigentlichen Bauchfell verschließen. Primäres Wasser im Hoden bildet sich, wenn der Verschluss zum Bauchfell nicht oder nur zu einem geringen Teil ausgebildet wird. Kinder, die unter angeborenem Wasser im Hoden leiden, neigen häufig zusätzlich dazu, einen sogenannten Leistenbruch zu entwickeln.

Sekundäre Hydrozele

Die Ansammlung von Wasser im Hoden kann jedoch auch erworbene Ursachen haben (sekundärer Wasserbruch). Die typischen Ursachen für die Einlagerung von Wasser im Hoden bei älteren Jungen oder Erwachsenen sind:

  • entzündliche Prozesse im Bereich des Hodens oder Nebenhodens

  • Verletzungen oder Gewalteinwirkungen

  • Geschwüre (Tumore) des Hodens

Darüber hinaus kann häufig beobachtet werden, dass es nach einem operativen Eingriff am Hodensack zur Ansammlung von Wasser im Hoden kommt. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass es beim sekundären Wasserbruch zur Ausbildung eines Ungleichgewichts zwischen gebildeter und aufgenommener Hodenhüllenflüssigkeit kommt. Der Körper des Betroffenen produziert demnach entweder zu viel Hodenhüllenflüssigkeit oder ist nicht in der Lage, genügend Flüssigkeit zu resorbieren.

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Diagnose

Die Diagnostik bei Verdacht auf das Vorliegen von Wasser im Hoden gliedert sich in mehrere Schritte. Zuerst wird während eines ausführlichen Arzt-Patienten-Gesprächs (Anamnese) ermittelt, welche Beschwerden beim betroffenen Patienten vorliegen. Auch der zeitliche Verlauf der Erkrankung, mögliche Vorerkrankungen und Beschwerden, die in der Familie des Betroffenen häufig auftreten, spielen in der Diagnostik bei Wasser im Hoden eine entscheidende Rolle. Vor allem Tumorerkrankungen des Hodens können innerhalb der Familie gehäuft auftreten und eine Ursache für die Ansammlung von Wasser im Hoden sein.

Im Anschluss an dieses Arzt-Patienten-Gespräch erfolgt in der Regel eine orientierende körperliche Untersuchung. Hierbei tastet der Arzt den Hodensack ab und überprüft, ob sich Veränderungen im Bereich des Skrotums nachweisen lassen. Bei einem Wasserbruch ist der Hoden in der Regel einseitig (in seltenen Fällen auch beidseitig) geschwollen.

Bei Verdacht auf das Vorliegen von Wasser im Hoden sollten dringend bildgebende Verfahren angeschlossen werden. Vor allem die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Hodens spielt in der Diagnostik bei Wasser im Hoden eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus kann die Durchführung einer Magnetresonanztomographie bei Wasser im Hoden sinnvoll sein. Darüber hinaus kann die sogenannte Diaphanoskopie dabei helfen, den Wasserbruch als solchen zu identifizieren. Bei diesem Verfahren durchleuchtet der Arzt den Hodensack mit einer starken Lampe. Bei Ansammlungen von Wasser im Hoden zeigen sich beim Durchleuchten hellere Bereiche. Das Problem dieser Untersuchungsmethode besteht jedoch darin, dass das Durchleuchten des Hodensacks nicht dabei helfen kann, einen Wasserbruch von einem Leistenbruch zu unterscheiden.

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Symptome

Die Symptome, die bei einer Ansammlung von Wasser im Hoden auftreten, können recht unterschiedlich sein. Bei den betroffenen Patienten kommt es in der Regel schnell zu sichtbaren Schwellungen im Bereich des Hodensacks (Skrotum). In Abhängigkeit von der Ursache des Wasserbruchs können diese Schwellungen einseitig oder beidseitig vorliegen. Wie stark der Hoden geschwollen ist, hängt vor allem davon ab, wo sich das Wasser im Hoden ansammelt und wie viel Flüssigkeit sich im Skrotum befindet. Vor allem im Anfangsstadium werden durch das Wasser im Hoden häufig keinerlei Beschwerden hervorgerufen. Mit zunehmender Flüssigkeitsansammlung innerhalb des Hodensacks, können jedoch zum Teil starke Beschwerden auftreten. Personen, die Wasser im Hoden haben, leiden typischerweise unter Schmerzen und einem ausgeprägten Druck- oder Schweregefühl.

Der sogenannte akute Wasserbruch stellt eine Sonderform der Hydrozele dar. Bei diesem Krankheitsbild kommt es typischerweise zu einem akuten Skrotum. Das bedeutet, dass die betroffenen Patienten unter plötzlich einsetzenden, starken Schmerzen im Bereich des Hodens leiden.

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Therapie

Bei Ansammlungen von Wasser im Hoden richtet sich die Therapie vor allem nach der zugrunde liegenden Ursache. Darüber hinaus spielen die vom betroffenen Patienten verspürten Symptome eine entscheidende Rolle bei der Wahl der am besten geeigneten Behandlungsstrategie.

Primärer Wasserbruch

Bei einem angeborenen Wasserbruch muss in der Regel zunächst keine Behandlung eingeleitet werden. Grund dafür ist die Tatsache, dass ein angeborener Wasserbruch zumeist vollkommen harmlos ist und sich innerhalb von wenigen Wochen ohne medizinisches Eingreifen vollständig zurückbildet.

Sollte jedoch neben dem Wasser im Hoden zusätzlich ein Leistenbruch vorliegen, so kann ein operativer Eingriff umgehend notwendig werden. Der reine Wasserbruch hingegen wird zumeist erst einmal beobachtet.

Sollte sich das Wasser im Hoden nicht innerhalb der ersten Lebensjahre zurückbilden oder die Hydrozele weiter an Volumen zunehmen, so ist die Einleitung einer operativen Therapie sinnvoll. Während der Operation muss der behandelnde Arzt den Wasserbruch über einen kleinen Schnitt in der Leiste freilegen und die Verbindung zwischen Bauchraum und Hodensack verschließen.

Erworbener Wasserbruch

Sammelt sich erst nach der Geburt Wasser im Hoden an, muss die Behandlung vor allem darauf abzielen, die Ursache dieser Veränderung zu beheben. Nach abgeschlossener Behandlung der Ursache bildet sich das Wasser im Hoden zumeist von selbst vollständig zurück. Bleibt das Wasser im Hoden jedoch trotzdem bestehen, sollte der Wasserbruch in einem operativen Eingriff freigelegt, die überschüssige Flüssigkeit abgelassen und überflüssige Hodenhaut entfernt werden. Bei erwachsenen Männern, die Wasser im Hoden aufweisen, kann die angesammelte Flüssigkeit zudem über eine Kanüle abgesaugt werden.

Prognose

Die Prognose bei Wasser im Hoden ist in der Regel sehr gut. Die mit der Flüssigkeitsansammlung innerhalb des Hodensacks einhergehenden Veränderungen sind in den meisten Fällen gutartig.

Primär auftretendes Wasser im Hoden bildet sich zumeist ohne medizinisches Eingreifen vollständig zurück. Von Folgeschäden muss beim angeborenen Wasserbruch nicht ausgegangen werden.

Bei erworbenem Wasser im Hoden (sekundärer Wasserbruch) genügt es meist, die zugrunde liegende Ursache zu behandeln. Sollte sich das Wasser im Hoden dennoch nicht zurückbilden, so kann eine operative Behandlung sinnvoll sein. Auch nach chirurgischer Korrektur des Wasserbruchs ist die Prognose jedoch sehr gut. Bei den gängigen Operationsverfahren muss nicht mit Folgeschäden oder dem erneuten Auftreten von Flüssigkeitsansammlungen im Hodensack (sogenanntes Rezidiv) gerechnet werden.

Vorbeugung (Prävention)

Bislang sind keine Maßnahmen bekannt, die dabei helfen können, der Entstehung von Ansammlung von Wasser im Hoden sicher vorzubeugen.

Das Risiko für die Entstehung eines erworbenen Wasserbruchs kann jedoch geringfügig gesenkt werden. Die wichtigste Maßnahme in der Vorbeugung der Ansammlung von Wasser im Hoden ist die konsequente Behandlung möglicher Auslöser. In diesem Zusammenhang spielen entzündliche Prozesse im Bereich der Hoden und Nebenhoden eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus sollte Verletzungen und/oder Gewalteinwirkungen im Genitalbereich durch ausreichenden Schutz, beispielsweise während der Durchführung von Risikosportarten, vorgebeugt werden.

Der Entstehung eines primären, bereits vor der Geburt entstehenden Wasserbruchs kann hingegen nicht vorgebeugt werden.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.10.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021