Das so genannte akute Skrotum ist ein Sammelbegriff für alle Krankheiten, die zu plötzlichen Schmerzen oder einer Schwellung des Hodens (Skrotum) führen können. Das akute Skrotum bedarf einer sofortigen Abklärung der Ursache und eine unverzügliche Behandlung.
Das sogenannte akute Skrotum ist ein Sammelbegriff für alle Krankheiten, die zu plötzlichen Hodenschmerzen oder einer Schwellung des Hodens (Skrotum) führen können. Der Begriff „akutes Skrotum“ wird also lediglich als Arbeitsdiagnose verwendet und stellt einen urologischen Notfall dar, der einer sofortigen Abklärung der Ursache sowie Behandlung bedarf.
Es gibt mehrere mögliche Ursachen, die das klinische Bild des akuten Skrotums hervorrufen können.
Als schwerwiegendste Ursache ist die Hodentorsion zu nennen. Dies ist ein Krankheitsbild, bei dem sich der Hoden innerhalb seiner Hüllen dreht, wobei es zu einer Abklemmung der das Hodengewebe versorgenden Blutgefäße kommen kann.
Ursächlich für diese Drehung (Torsion) sind meist angeborene Faktoren, beispielsweise eine ungenügende anatomische Fixierung des Hodens in seinen Hüllen, sodass er über das Normalmaß hinaus beweglich ist, was letztlich eine Hodentorsion begünstigt.
Zwar werden nur ungefähr 25 Prozent der Fälle eines akuten Skrotums durch eine Hodentorsion verursacht, allerdings muss diese Ursache auf jeden Fall abgeklärt werden. Eine Hodentorsion ist ein nämlich ein absoluter urologischer Notfall, da es auf Grund der schlechten Blutversorgung schon nach kurzer Zeit zu einem unwiderruflichen Schaden des Hodengewebes kommen kann.
Lesen Sie mehr zu Ursachen und der Therapie einer Hodentorsion.
Eine andere häufige Ursache für ein akutes Skrotum ist eine Entzündung im Gebiet des Hodens. Hierbei können mehrere Strukturen betroffen sein wie beispielsweise der Hoden selbst (Orchitis), der Nebenhoden (Epididymitis), der Samenleiter (Deferentitis) oder auch der Samenstrang (Funiculitis).
Schließlich verursachen auch Traumen, also Gewalteinwirkungen auf den Hoden, ein akutes Skrotum.
Das Leitsymptom des akuten Skrotums ist der akut einsetzende und meist sehr starke Schmerz im Bereich des Hodens, der aber auch bis in die Leiste ausstrahlen kann. Dieser Schmerz ist oft von so starker Intensität, dass er auch als Vernichtungsschmerz bezeichnet wird. Der Schmerz kann leicht durch Berührung oder gar Druck auf das betroffene Gebiet provoziert werden (Druckdolenz), meist tritt er aber auch schon in Ruhe auf.
Ebenfalls typisch für ein akutes Skrotum ist die begleitende Schwellung (Skrotalödem).
Häufig tritt auch eine Rötung über dem betroffenen Gebiet auf.
Die genannten Symptome beschränken sich meist nur auf die betroffene Seite der Hoden, sind also einseitig.
Auf Grund der extrem starken Schmerzen kann es zu einer Mitbeteiligung des vegetativen Nervensystems kommen, was sich in begleitender Übelkeit oder auch Erbrechen äußern kann.
Die Symptome wie Schmerzen, Rötung und Schwellung treten trotz verschiedener Ursachen für ein akutes Skrotum gleichermaßen auf, werden aber durch unterschiedliche Mechanismen verursacht.
So kommt es bei der Hodentorsion durch das Unterbinden der Blutzufuhr direkt zu den genannten Symptomen. Zusätzlich dazu besteht manchmal noch ein Hodenhochstand auf der betroffenen Seite, der sich durch die Drehung des Hodens um seine aufhängenden Strukturen und deren resultierende Verkürzung erklären lässt.
Bei der Entzündung hingegen werden die Symptome durch Entzündungsmediatoren, also Botenstoffe im Körper verursacht. Diese sorgen dafür, dass es zu Schmerzen kommt und das entzündete Gebiet vermehrt durchblutet wird, was zur Rötung führt. Außerdem werden die Blutgefäße durchlässiger, was einen Austritt von Flüssigkeit aus dem Blut ins Gewebe und so eine Schwellung des Hodens zur Folge hat.
Typisch für eine entzündliche Ursache des akuten Skrotums ist auch, dass die Schmerzen meist nicht so akut einsetzen wie bei einer traumatischen Genese oder einer Hodentorsion, sondern dass sie schleichend beginnen und in ihrer Intensität stetig zunehmen. In manchen Fällen einer Entzündung im Bereich des Hodens tritt begleitend noch Fieber auf.
Ein akutes Skrotum kann im schlimmsten Fall von einer Hodentorsion ausgelöst sein, die zum Untergang des Hodengewebes und somit auch zur Zeugungsunfähigkeit führen kann. Daher ist es sehr wichtig, schnell die Ursache dafür herauszufinden, um unverzüglich eine adäquate Therapie einleiten und das Gewebe dadurch retten zu können.
Die Diagnose eines akuten Skrotums wird meist schon in der Anamnese gestellt, in der der Arzt gezielte Fragen über die Charakteristika der Schmerzen stellt.
Danach wird in der körperlichen Untersuchung auf vorliegende Symptome wie Rötung, Schwellung und eine Druckschmerzhaftigkeit über dem Hoden geachtett.
Um nach vorliegender Arbeitsdiagnose „akutes Skrotum“ deren Ursachen einzugrenzen, schließen sich andere Untersuchungen an. So wird meist ein Urinstatus erhoben, an dem man eine entzündliche Ursache erkennen kann. Mit der Hodensonographie (Ultraschalluntersuchung) kann gegebenenfalls eine Hodentorsion ausgeschlossen werden. Ist dies nicht der Fall, folgt eine so genannte explorative Operation, in der am offenen Hoden nach der Ursache für die Schmerzen gesucht und diese dann in der gleichen Operation behandelt wird.
Eine wichtige Rolle in der Diagnostik des akuten Skrotums spielt die Sonographie (Ultraschall), da bei diesem Krankheitsbild meist kein eindeutiges Untersuchungsergebnis allein durch die Anamnese und die körperliche Untersuchung zustande kommt.
Ein großer Vorteil der Sonographie ist die kostengünstige und schnelle Verfügbarkeit der Methode. Dies ist sehr wichtig, um schnell zu einer eindeutigen Diagnose zu kommen. Außerdem lassen sich Weichteile, zu denen das Hodengewebe gehört, in der Sonographie gut darstellen.
Hierzu beurteilt man jeweils im Seitenvergleich die Größe (Volumen) und die Schalldichte des Hodens und vergleicht die ermittelten Werte mit Normwerten. Dazu werden die Hoden mit einem Tuch oder auch mit der Hand so fixiert, dass der Untersucher den Schallkopf des Ultraschallgeräts in gewünschter Position anbringen kann.
Eine andere Art der Sonographie ist die Dopplersonographie. Dies ist eine Ultraschallmethode, bei der der Blutfluss in Gefäßen gut dargestellt werden kann. Dieser ist bei einer Hodentorsion stark eingeschränkt, was mittels Dopplersonographie meist gut nachzuweisen ist.
Die Therapie des akuten Skrotums gestaltet sich je nach der Ursache anders.
Im Falle einer Hodentorsion ist, wenn sich der Hoden nicht manuell zurück drehen lässt, eine Operation unumgänglich. Hierbei wird der Hoden in seine Ausgangslage zurückgedreht (Detorquierung) und man beobachtet, ob sich das minderversorgte Hodengewebe wieder erholt.
Liegt eine entzündliche Ursache vor, so ist die antibiotische Therapie das Mittel der Wahl. Zusätzlich wird in diesem Fall auch körperliche Schonung und Kühlung des Hodengewebes empfohlen. Wenn jedoch das Hodengewebe nicht mehr zu retten und es unwiderruflich geschädigt ist, besteht die Therapie in dessen operativer Entfernung, um einen Übertritt der Infektion ins Blut und somit den ganzen Körper (Sepsis) zu vermeiden.
Die Prognose des akuten Skrotums ist je nach Ursache unterschiedlich gut.
Bei der Hodentorsion ist die Zeit der entscheidende Faktor. Das Zeitintervall zwischen Auftreten der Symptome und der operativen Therapie sollte nicht länger als vier Stunden sein, um eine gute Prognose zu erreichen. Erfolgt die Behandlung zu spät, kommt es zu irreparablen Schäden des Hodengewebes, welches dann entfernt werden muss. Hier ist die Prognose durch den Verlust der Zeugungsfähigkeit schlecht.
Die anderen Ursachen eines akuten Skrotums haben meist eine bessere Prognose, da es in deren Behandlung nicht solch ein enges Zeitfenster gibt.
Einem akuten Skrotum kann man an sich nicht vorbeugen. Liegt jedoch ein akutes Skrotum auf Grund einer Hodentorsion vor, so wird der davon nicht betroffene Hoden prophylaktisch auch behandelt, indem er in seiner Hülle fixiert wird, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass es auch bei diesem zu einer Drehung des Hodens kommt, stark herabgesetzt wird.
Das akute Skrotum beim Kind hat zwar die gleichen Ursachen wie beim Erwachsenen, tendenziell treten aber im Kindesalter mehr Fälle der kritischen Hodentorsion auf, da die übermäßige Beweglichkeit des Hodens in seinen Hüllen, die dann zu der Drehung des Hodens führt, meist angeboren ist und deswegen häufig schon im Kindesalter symptomatisch wird. Eine weitere Besonderheit beim Kind ist, dass das Zeitfenster von vier bis sechs Stunden für eine Therapie der Hodentorsion desto kürzer ist, je jünger das Kind ist.
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