Was können die Folgen eines Zeckenbisses sein?

Die Erkrankungen Borreliose und FSME sind die in Deutschland am häufigsten durch Zecken übertragenen Erkrankungen. Da Zeckenbisse oftmals unbemerkt bleiben oder die Erkrankungen nicht mit jedem Biss übertragen werden und mit einer Latenzzeit auftreten können, gestaltet sich die Diagnose oftmals schwierig.

Was können die Folgen eines Zeckenbisses sein?

In Deutschland werden vor allem zwei Erkrankungen durch Zeckenstiche übertragen. Zum Einen die Borreliose, die durch eine Infektion mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi hervorgerufen wird, und zum Anderen FSME, die durch eine virale Infektion hervorgerufen wird. Zeckenbisse bleiben häufig unbemerkt, weshalb sich die Diagnose oftmals recht schwierig gestalten kann.

Übersicht über die Folgen eines Zeckenbisses

Zecken können, wenn sie mit bestimmten Viren oder Bakterien infiziert sind, diese auf den Menschen übertragen. Zu beachten ist dabei, dass nicht jede Zecke mit einem oder mehreren Erregern infiziert ist und auch nicht bei jedem Stich diese auf den Menschen übertragen werden.

Folgende Erkrankungen sind nach einem Zeckenstich in Deutschland möglich:

Borreliose

  • Gelenkborreliose
  • Neuroborreliose
  • Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer

FSME

  • Hirnhautentzündung
  • Entzündung des Gehirns

In anderen Ländern können Zecken auch andere Erreger übertragen.

Mit welchen Erkrankungen kann man sich durch einen Zeckenbiss infizieren?

In Deutschland kann man sich über einen Zeckenbiss vor allem mit Erregern infizieren, die die Erkrankungen Borreliose und FSME auslösen.

Etwa ein bis zwanzig Prozent der Zecken in Deutschland sind mit den Bakterien Borrelia burgdorferi infiziert. Nicht bei jedem Zeckenstich werden die Erreger dabei übertragen. Die Zecke überträgt die Bakterien bei einem Stich über ihren Speichel. Das Risiko, dass die Bakterien übertragen werden, steigt mit der Dauer des Stiches. Deshalb ist es wichtig eine Zecke frühzeitig zu entfernen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Zecke vollständig entfernt wird. Infektionen treten vor allem in den Sommermonaten auf. Statistisch gesehen führt einer von 100 Zeckenstichen zur Infektion mit Borreliose. Nicht jede Infektion löst dabei Symptome aus. Eine Impfung gegen die Erkrankung existiert derzeit nicht.

Etwa 0,1 bis 5% der Zecken in Risikogebieten in Deutschland tragen Viren, die die Erkrankung FSME auslösen. Nicht jeder Zeckenbiss überträgt dabei das Virus. Das Risiko sich mit dem Virus zu infizieren steigt dabei mit der Dauer eines Zeckenbisses, da das Virus über den Speichel der Zecke übertragen wird. Deshalb ist es wichtig eine Zecke frühzeitig vollständig zu entfernen. Symptome treten außerdem nur bei einem Drittel der Übertragungen auf den Menschen auf. Eine Impfung gegen die Erkrankung FSME ist möglich. Nach drei Impfungen besteht dabei in der Regel ein vollständiger Impfschutz. Alle drei bis fünf Jahre muss die Impfung aufgefrischt werden.

Infektionen mit anderen Erregern sind in Deutschland selten. Vor allem in anderen Ländern können Erkrankungen wie die Babesiose, Ehrlichiose und Rickettsiose (Fleckfieber) übertragen werden.

Borreliose durch Zeckenbiss

Die Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Deutschland. Sie wird ausgelöst durch das Bakterium Borrelia burgdorferi. Das Bakterium kann über den Speichel der Zecke bei einem Zeckenstich übertragen werden. Deshalb ist es wichtig eine Zecke schnellstmöglich zu entfernen, denn das Risiko einer Übertragung steigt mit der Dauer des Stiches. Nicht jeden Zecke enthält Borrelien. In Deutschland sind je nach Entwicklungsstadium zwischen ein und zwanzig Prozent mit dem Bakterium infiziert. Die Bakterien befallen vor allem das Nervensystem, die Gelenke und die Haut. 

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Borreliose

Eine Infektion mit dem Bakterium äußert sich meistens zuerst mit einer ringförmigen Rötung um den Zeckenbiss, die einige Tage bis Wochen nach dem Biss entsteht. Sie wird als Wanderröte bezeichnet. Begleitend kann es zu grippeähnlichen Symptomen, Muskel- und Gelenkschmerzen oder Fieber kommen. In zehn Prozent der Fälle manifestiert sich die Infektion mit neurologischen Symptomen. Sie wird als frühe Neuroborreliose bezeichnet. Auffällig wird diese häufig durch eine Entzündung des Gesichtsnervs, die sich in einer Gesichtslähmung äußern kann. Sie wird zum Beispiel bemerkbar durch einen herabhängenden Mundwinkel oder einen verminderten Lidschluss.

Befallen die Bakterien die Spinalnerven des Rückenmarks kommt es zu brennenden Schmerzen, die vor allem nachts auftreten. Häufig bessern sich die Schmerzen bei Einnahme handelsüblicher Schmerzmittel nicht, weshalb der Arzt spezielle Medikamente gegen diese Schmerzen verschreibt.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Symptome der Borreliose

Therapiert wird die Borreliose mit einer zwei bis dreiwöchigen Antibiotikagabe (v.a. Doxycyclin). Es ist wichtig, dass die Antibiotika regelmäßig über den Zeitraum eingenommen werden, damit die Erkrankung vollständig ausheilen kann. Bei einer adäquaten Behandlung heilt die Borreliose in einem frühen Stadium meistens folgenlos aus.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Behandlung der Borreliose

Gelenkborreliose durch Zeckenbiss

Die Gelenkborreliose wird in der Fachsprache als Lyme-Arthritis bezeichnet. Häufig tritt sie erst Monate bis Jahre nach einer Infektion mit Borrelien auf.

Sie bezeichnet eine schubweise oder chronisch verlaufende Entzündung der großen Gelenke, wie Hüfte, Knie und Schulter, und äußert sich durch Schmerzen und Schwellungen. In selteneren Fällen betrifft sie auch kleinere Gelenke. Durch die Entzündung wird der Gelenkknorpel geschädigt, weshalb bei einer langfristigen Infektion deutliche krankhafte Veränderungen an den Gelenken zu erwarten sind.

Da die Symptome sehr unspezifisch sein können und sich durch den zeitlichen Versatz oftmals nicht auf einen Zeckenstich zurückführen lassen, wird ein Gelenkerguss zur Diagnose punktiert, um zu schauen, ob sich das Erbgut des Bakteriums Borrelia burgdorferi nachweisen lässt.

Behandelt wird die Gelenkborreliose mit dem Antibiotikum Doxycyclin, welches über zwei bis drei Wochen in Tablettenform eingenommen werden muss. Bleibende Schäden sind bei einer zeitnahen Diagnose und einer ausreichenden Behandlung mit Antibiotika nicht zu erwarten.

Neuroborreliose durch Zeckenbiss

Unterschieden werden bei einer Borrelieninfektion die frühe und die späte Neuroborreliose. Die frühe Neuroborreliose manifestiert sich häufig innerhalb weniger Wochen bis Monaten nach der Übertragung der Bakterien durch einen Zeckenstich. Sie äußert sich oftmals durch die Lähmung eines Gesichtsnerven, wodurch es zu einem hängenden Mundwinkel und einem verminderten Lidschluss kommt.

Die späte Neuroborreliose manifestiert sich, wenn die Borrelieninfektion lange übersehen wird und sich die Infektion schleichend über Monate bis Jahre entwickeln kann. Sie kommt nur sehr selten vor. Sie bezeichnet eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) und äußert sich zum Beispiel durch eine Gang- und Blasenstörungen.

Sie wird mit Antibiotika behandelt, die während eines stationären Aufenthaltes über die Venen gegeben werden. In dem Stadium der späten Neuroborreliose heilt die Erkrankung oftmals nicht mehr vollständig aus und einige Beschwerden können dauerhaft bestehen bleiben.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Neuroborreliose - Was ist das?

Welche Folgen können nach einem Zeckenbiss auf der Haut auftreten?

Nach einem Zeckenstich kann es nach einigen Tagen zu einem Hautausschlag, der sogenannten Wanderröte, kommen. Sie bezeichnet eine rötliche Verfärbung der Haut rund um den Zeckenstich, die langsam von innen nach außen abblasst. 

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Hautausschlag nach einem Zeckenbiss

Wird eine Infektion mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi nicht ausreichend behandelt oder bleibt die Infektion unbemerkt, kann es zu langfristigen Folgen an der Haut kommen.

Die Erkrankung wird als Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die zu einem ausgeprägten Gewebeschwund (Hautatrophie) führen kann. Die Haut fühlt sich wie Zigarettenpapier an. Oftmals kommt es vor dem Gewebeschwund zu flächenhaften Entzündungen am Rumpf und den Extremitäten, die bläulich-rötlich erscheint. Dabei sind vor allem die Streckseiten der Beine betroffen. 

Behandelt wird die Erkrankung mit der Gabe von Antibiotikum. Ist es bereits zu einem Gewebeschwund gekommen wird die Erkrankung nicht mehr vollständig ausheilen. 

FSME durch Zeckenbiss

Die Erkrankung FSME wird in der Fachsprache als Frühsommermeningoenzephalitis bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute durch eine virale Infektion, welche durch Zecken übertragen werden kann.

Nicht jede Zecke enthält die Viren, die die Erkrankung FSME auslösen. Infiziert sind vor allem Zecken in südlicheren Regionen. Die infizierten Zecken breiten sich allerdings zunehmend in Richtung Norden aus. Jährlich erkranken in Deutschland circa 500 Menschen an FSME. Die Zahlen sind steigend.

Im Gegensatz zur Borreliose gibt es eine Impfung gegen FSME. Der vollständige Impfschutz besteht in der Regel nach drei Impfungen, der alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden muss.

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion mit dem Virus bis zum ersten Auftreten von Symptomen, kann mehrere Wochen betragen. Im ersten Stadium kommt es zu Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Symptome ähneln der einer Sommergrippe. Im zweiten Stadium kommt es aufgrund einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) zu hohem Fieber, starken Kopfschmerzen und einem steifen Nacken. Des weiteren kann es zu Bewusstseins- und Sprachstörungen, psychischen Veränderungen oder Lähmungserscheinungen kommen.

Die Erkrankung kann nicht mit speziellen Medikamenten behandelt werden. Die Linderung der Symptome steht deshalb im Vordergrund. Die Symptome heilen dennoch meist folgenlos aus.

Lesen Sie mehrt zum Thema unter: Frühsommermeningoenzephalitis (FSME)

Welche Folgen können nach mehreren Jahren auftreten?

Vor allem bei unerkannten Infektionen mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi, das die Erkrankung Borreliose verursacht, oder nach einer unzureichenden antibiotischen Behandlung kann es zu langfristigen Folgen kommen. Zu diesen langfristigen Folgen, die oftmals erst nach Jahren auftreten, zählen vor allem die sogenannte Lyme-Arthritis, die Hauterkrankung Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer und die chronische Neuroborreliose.

Bei der Lyme-Arthritis handelt es sich um eine Entzündung der Gelenke, die zu Schwellungen und Schmerzen, vor allem der großen Gelenke wie Hüfte oder Knie, führt. 

Die Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer ist eine Hauterkrankung. Dabei kommt es zu einer entzündlichen Rötung der Haut am Rumpf und den Extremitäten. Wenn die Erkrankung unzureichend behandelt wird, kann es zu einem Gewebeschwund (Atrophie) kommen.

Die chronische Neuroborreliose tritt bei fünf bis zehn Prozent der Patienten auf, die an Neuroborreliose erkrankt sind. Durch die fortschreitende Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks kommt es zu neurologischen Symptomen wie Gang- oder Blasenentleerungsstörungen.

Die langfristigen Folgen werden alle mit einer antibiotischen und symptomatischen Therapie behandelt.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.02.2020 - Letzte Änderung: 12.01.2023