Tramundin ist ein Arzneimittel welches zur Behandlung von mittelstarken bis starken Schmerzen unterschiedlicher Ursache eingesetzt. Es besitzt zusätzlich einen weiteren Mechanismus, welcher dem der Antidepressiva entspricht. Typische Anwendungsbereiche sind z.B. Nervenschmerzen bei einer Herpes zoster Reaktivierung oder die Behandlung einer Fibromyalgie. Wie bei allen Medikamenten sollten vor der ersten Einnahme die Gegenanzeigen und Nebenwirkungen beachtet werden.

Tramundin®

Einleitung

Tramundin® ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Opioide und wird durch seine schmerzlindernde Wirkung zur Behandlung von mittelstarken bis starken Schmerzen unterschiedlicher Ursache eingesetzt. Es handelt sich nicht um ein reines Opioid, da es zusätzlich seinen schmerzlindernden Effekt über einen weiteren Mechanismus entfaltet, welcher dem der Antidepressiva entspricht.

Tramadol ist der Wirkstoff des Medikaments, welches unter anderen mit dem Handelsnamen Tramundin® vertrieben wird. Der Wirkstoff ist in Form von Tabletten, Kapseln, Schmelz- oder Brausetabletten und Tropfen erhältlich, wobei sich die Dosierungen je nach Darreichungsform unterscheiden können. Chemisch liegt der Wirkstoff üblicherweise in Salzform als Tramadolhydrochlorid vor, ein weißes, kristallines Pulver, das in Wasser leicht löslich ist. Tramundin® ist in Deutschland verschreibungspflichtig und darf nur auf ärztliche Anweisung eingenommen werden.

Wirkungsweise

Tramundin® wirkt auf zentraler Ebene. Wie bei Opiaten üblich, bindet das Medikament an spezielle Rezeptoren in Gehirn und Rückenmark und vermindert die Weiterleitung von Schmerzreizen innerhalb des Nervensystems. So kommen im Gehirn abgeschwächte Schmerzsignale an und der Betroffene nimmt weniger oder sogar keinen Schmerz wahr. Dafür wird an der Kontaktstelle zwischen zwei Nervenendigungen der elektrische Informationsfluss teilweise unterbrochen.

Ein anderer Wirkungsweg führt ebenfalls zur Schmerzhemmung. Dabei wird die sonst sehr spärliche Ausschüttung körpereigener Opioide stimuliert. Dies geschieht infolge einer Erhöhung der Konzentration des Botenstoffs Noradrenalin im Spalt zwischen zwei Nervenendigungen (Synapse), was zu einer Verstärkung des Signals führt. Normalerweise geschieht die Regulation der Signale durch eine Wiederaufnahme der Botenstoffe durch die Nervenzellen selbst. Tramundin® greift hier an und verhindert die Rückaufnahme von Noradrenalin.

Daher haben viele Antidepressiva neben der eigentlich stimmungsaufhellenden Wirkung zusätzlich eine schmerzhemmende Wirkung.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Was ist Tramadol und wofür wird es angewendet?

Anwendung

Anwendung findet Tramundin® bei mittelstarken bis starken, anhaltenden Schmerzen. Voraussetzung für das Verschreiben des Medikaments sollte sein, dass andere nicht-opioide Schmerzmittel zuvor ausprobiert wurden und keine ausreichende Schmerzlinderung erzielt werden konnte. Eine Behandlung mit verträglicheren Wirkstoffen wie Aspirin® oder Paracetamol sollte stets bevorzugt zum Einsatz kommen.

Durch den dualen Wirkmechanismus eignet sich Tramundin® besonders für die Behandlung von Nervenschmerzen (Neuralgien) und Erkrankungen, die damit einhergehen, weil sie zentrale oder periphere Nerven betreffen. Dazu zählen neuropathische Schmerzen, wie sie nach einer Gürtelrose auftreten können. Dies wird auch als postherpetische Zosterneuralgie bezeichnet. Dabei kommt es zu einer Reaktivierung eines Herpesvirus (Varizella-Zoster-Virus) in Nervensträngen des Rückenmarks. Diese Spätkomplikation tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf und es können sehr starke, dauerhafte Schmerzen in dem betroffenen Gebiet auftreten, die auch nach Abheilen der Hauterscheinung bestehen bleiben.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schmerzen bei Gürtelrose.

Ein weiteres Krankheitsbild, für das Tramundin® als Schmerzmedikament häufiger in Frage kommt, ist die Fibromyalgie (Weichteilrheumatismus). Es handelt sich dabei um eine nicht-entzündliche Erkrankung, die sich in chronischen Schmerzen am ganzen Körper, Erschöpfung und zahlreichen weiteren Beschwerden äußert. Viele nicht-opioide Substanzen erwiesen sich im Rahmen der Schmerzhemmung bei Fibromyalgie als wirkungslos und scheiden somit für die Therapie aus. Der Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Angriffspunkten der Arzneimittel. Die Gruppe der sogenannten Nicht-Steroidalen Entzündungshemmer setzen, wie der Name schon sagt, an der Entzündung an und hemmen den Schmerz, indem sie in den entzündlichen Prozess eingreifen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Therapie der Fibromyalgie.

Nebenwirkungen

Die Opioid-Rezeptoren als Angriffsziel von Tramundin® sind an einigen Organen im Körper lokalisiert, woraus sich die vielfältigen und teils schwerwiegenden Nebenwirkungen ergeben, die unbedingt vor der Einnahme beachtet werden sollten. Der Einfluss auf die oben genannten Botenstoffmengen erweitert das Spektrum an möglichen unerwünschten Nebenwirkungen zusätzlich.

Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen zählen Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Verstopfung, Benommenheit, Mundtrockenheit, Schwitzen und Erschöpfung. Gelegentlich treten Kreislaufstörungen auf, die sich als Herzklopfen, erhöhte Herzschlagfrequenz, Schwächeanfälle und Kreislaufzusammenbrüche äußern können. Außerdem können Durchfall und Hautreaktionen als Nebenwirkung auftreten.

Selten beobachtete Wirkungen können dem Beipackzettel entnommen werden und sollten mit dem zuständigen Arzt unbedingt und unmittelbar besprochen werden. Wie andere Opioide kann auch Tramundin® als Rauschmittel missbraucht werden, eine Abhängigkeit entstehen lassen und nach Absetzen typische Entzugssymptome auslösen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Nebenwirkungen von Tramadol.

Gegenanzeigen

Tramundin® darf nicht angewendet werden, wenn bei dem Betroffenen eine Überempfindlichkeit gegen einzelne Bestandteile des Medikaments vorliegen, eine akute Vergiftung durch Alkohol, Schlafmittel, Schmerzmitteln, Opioide oder andere Psychopharmaka besteht, bei gleichzeitiger oder 14 Tage vorausgehender Behandlung mit MAO-Hemmstoffen (Antidepressiva) und beim Vorliegen einer Epilepsieerkrankung, die trotz Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden kann.

Zudem besteht immer die Gefahr von Wechselwirkungen bei paralleler Einnahme verschiedener Arzneistoffe. Ein Beispiel ist Carbamazepin, ein Wirkstoff in der Epilepsietherapie. Er beschleunigt den Abbau von Tramundin® in der Leber, folglich wird die Wirkung verkürzt und damit reduziert.
Der umgekehrte Effekt wird häufig im Beisein von bestimmten Antibiotika oder Antimykotika beobachtet. Die Hemmung des Tramaundinabbaus hat eine verlängerte Wirkdauer und letztendlich eine stärkere Wirkung bei gleicher Dosierung zur Folge.

Desweiteren sollte auf die gleichzeitige Einnahme von dämpfenden Substanzen wie Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie Alkohol verzichtet werden. Diese können die bereits dämpfende Wirkung von Tramundin® verstärken und zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Ebenso gefährlich ist das Serotoninsyndrom, welches droht, wenn nebenher Medikamente konsumiert werden, die einen weiteren Anstieg des Botenstoffs Serotonin bewirken, wie es viele Antidepressiva pflegen. Die möglicherweise tödlich verlaufenden Symptome sind auf eine verstärkte Serotoninwirkung zurückzuführen.

Eine Überdosierung von Tramundin® kann mit Opioid-Gegenspielern abgeschwächt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Opioid-Intoxikation.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen zum Thema Tramundin®:

Eine Liste aller Medikamente, die wir bereits veröffentlicht haben, finden Sie unter: <link html medikamente_a.html _top einen internen link im aktuellen>Medikamente A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.05.2016 - Letzte Änderung: 18.09.2024