Tertiäre Nebennierenrindeninsuffizienz

Tertiäre Nebennierenrindeninsuffizienz

Häufig wird in der Literatur eine Nebennierenrindenunterfunktion, die durch die mangelnde Einnahme oder falsche Dosisreduktion von Cortisol entsteht, als tertiäre Nebennierenrindeninsuffizienz bezeichnet.
Bei vielen, vor allem entzündlichen Erkrankungen, kann mithilfe von Cortisol einer Verbesserung der Beschwerden erreicht werden. Beim plötzlichen Absetzen des Cortisols kann es aufgrund der fehlenden Eigenproduktion des Körpers dann zu einer Nebennierenrindeninsuffizienz kommen.

Symptome & Diagnose

Symptome einer tertiären Nebennierenrindeninsuffizienz

Typische Symptome einer tertiären Nebennierenrindeninsuffizienz sind:

  • zu niedriger Blutdruck
  • Gewichtsverlust
  • Kraftlosigkeit bzw. Erschöpfung
  • blasse Haut
  • bei Frauen durch Androgenmangel Abnahme des Lustempfindens (Libidoverlust).

Diagnostik der tertiären Nebennierenrindeninsuffizienz

Um eine Nebenniereninsuffizienz zu diagnostizieren ist neben einer körperlichen Untersuchung auch die Bestimmung spezieller Blutwerte notwendig.
Insbesondere die Cortisolkonzentration im Blut und die ACTH-Menge sind entscheidende Parameter. Bei einer tertiären Nebenierenrindeninsuffizienz ist der Cortisolwert erniedrigt, ebenso das ACTH.

Weiterhin kommen bildgebende Verfahren, wie etwa ein Ultraschall oder eine Computertomographiezum Einsatz. Diese dienen vor allem dazu, andere mögliche Ursachen wie etwa eine tumoröse Erkrankung auszuschließen.

Bei Frauen kann zudem noch der Androgenwert (Wert von männlichen Sexualhormonen) bestimmt werden, auch dieser ist bei einer tertiären Nebenniereninsuffizienz erniedrigt.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: ACTH

Behandlung

Therapie der tertiären Nebennierenrindeninsuffizienz

Die Behandlung der tertiären Form der Nebennierenrindeninsuffizienz erfolgt, wie bei der primären und sekundären auch, mit der Gabe von Cortisol. Die Cortisolmenge sollte auch hier an die körperliche Belastung angepasst werden, das heißt das Cortisol muss in bestimmten Situationen, die den Körper unter Stress setzen, in höherer Dosierung verabreicht werden.
Dazu zählen beispielsweise Fieberzustände, hohe körperliche Anforderungen durch sportliche Aktivität, Traumata, starken Stress etc.

Bei Frauen kann zudem die Gabe eines Steroidhormons notwendig sein. Dieses ist ein Substrat für die Östrogen- und Testosteronproduktion und kann insbesondere bei Verlust des sexuellen Verlangens von betroffenen Frauen eingenommen werden.
 

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen einer tertiären Nebennierenrindeninsuffizienz

Bei einer Vielzahl von Krankheiten kann Cortisol lindernd auf die Symptome wirken. Eine Cortisoltherapie, die über längere Zeit erfolgt, drosselt die körpereigene Produktion des Hormons.
Das extern zugeführte Cortisol hemmt insbesondere die Ausschüttung von ACTH, auch Adrenocorticotropes Hormon genannt. Dieses wird in der Hirnanhangsdrüse produziert und wirkt natürlicherweise auf die Nebennierenrinde ein, bzw. stimuliert dort die Produktion des körpereigenen Cortisols sowie der Sexualhormone bzw. Androgene.
Durch die unterdrückte Zellfunktion kommt es im Laufe der Zeit zum Gewebeschwund der ACTH-produzierenden Areale in der Hirnanhangsdrüse und teilweise auch der Nebennierenrinde.
Kommt es dann zum plötzlichen Absetzen oder zu einer Dosisreduktion von Cortisol, kann der Körper seine Funktion nicht wieder aufnehmen.
Die Folge ist ein Cortisol- und Androgenmangel, der aufgrund seiner Entstehung dann auch als tertiäre Nebennierenrindeninsuffizienz bezeichnet wird.

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Unterschied zur primären Nebennierenrindeninsuffizienz

Bei der primären Nebennierenrindeninsuffizienz ist meist eine Autiommunreaktion des Körpers für den Funktionsverlust verantwortlich. Der Körper zerstört durch fehlgesteuerte Prozesse das Gewebe der Nebennierenrinde. Dies wird auch als Autoimmunadrenalitis bezeichnet. Die Nebennierenrinde ist in ihrer Funktion gestört und die Hormonproduktion bleibt aus.
Neben einem Cortisol- und Androgenmangel bleibt auch die Produktion eines weiteren Hormons, des sogenannten Aldosterons aus. Dies nimmt vornehmlich auf den Wasser- und Salzhaushalt des Körpers Einfluss.
Die Symptome einer primären und tertiären Unterfunktion ähneln sich bis auf einige Unterpunkte stark. Im Gegensatz zur tertiären Form ist bei einer primären Insuffizienz eine Dunkelfärbung der Haut typisch. Weiterhin kann es bei der primären Form aufgrund des beteiligten Aldosteronmangels zu einem niedrigen Natriumspiegel und einem erhöhten Kaliumspiegel im Blut kommen.  

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Unterschied zur sekundären Nebennierenrindeninsuffizienz

Bei der sekundären Nebenniereninsuffizienz liegt eine Funktionsbeeinträchtigung der Hirnanhangsdrüse, auch Adenohypophyse genannt, vor. Oftmals handelt es sich um einen gutartigen Tumor, der zu solchen Einbußen führt.
Ohne die Wirkung der von der Hirnanhangsdrüse produzierten Hormone, fehlt der Nebennierenrinde ihr Antrieb zur Produktion von Cortisol und den Sexualhormonen (Androgenen).
Gelegentlich wird die tertiäre Nebennierenrindeninsuffizienz auch der sekundären Form zugeschrieben, da beide mit einem Funktionsverlust der Hirnanhangsdrüse einhergehen, wenngleich auch unterschiedliche Ursachen für die Insuffizienz verantwortlich sind. Die Symptome der beiden Formen unterscheiden sich im Grunde nicht.

Erfahren Sie etwas über die sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz.

Verlauf & Prognose

Krankheitsverlauf der tertiären Nebennierenrindeninsuffizienz

Durch eine regelrechte Cortisoltherapie können die Symptome gut gelindert werden. Eine Heilung der tertiären Nebenniereninsuffizienz ist allerdings nicht möglich.
Die Zufuhr von Cortisol bzw. die Menge muss von den Betroffenen ggf. an bestimmte Situationen angepasst werden. So etwa bei einer Erkältung mit Fieber, starkem Stress oder starker körperlicher Aktivität. Eine erhöhte Zufuhr in diesen Lebenssituationen ist besonders wichtig, um Komplikationen zu vermeiden, hierzu zählt vor allem die Addison-Krise. Diese kann sich im Rahmen einer Nebenniereninsuffizienz durch einen starken Cortisolmangel zeigen und bedarf umgehender medizinscher Behandlung.

Prognose der tertiären Nebennierenrindeninsuffizienz

Die tertiäre Nebenniereninsuffizienz kann im Allgemeinen gut therapiert werden. Die erneute Cortisolgabe führt zum Ausgleich des Cortisolmangels und die Symptome verschwinden in der Regel schnell wieder.
Der Gewebeschwund in der Hirnanhangsdrüse, der zuvor durch die Dauertherapie mit Cortisol im Vorfeld entstanden ist, bleibt auch weiterhin bestehen. Wie bei der sekundären Nebenniereninsuffizienz kann die Hirnanhangsdrüse dann nicht mehr regelrecht ACTH ausschütten und es findet folglich keine Cortisolproduktion in der Nebennierenrinde statt.
Die Betroffenen sind also auf die Therapie mit Cortisol weiterhin angewiesen, da ihr eigener Körper seiner Funktion nicht mehr regelrecht nachkommen kann.
 

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.11.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024