Schmerzen nach einer Weisheitszahn-Operation sind keine Seltenheit. Der Körper steckt viel Energie in die Heilung der entstandenen Wunden. Doch wie kann man ihn unterstützen? Welche Medikamente sind angebracht?
Die Weisheitszähne sind evolutionär bedingt bei einigen Menschen schon nicht mehr angelegt, da wir sie durch unsere heutige Lebensform und speziell die Ernährung nicht mehr benötigen.
Auch der Kiefer des Menschen ist in der Entwicklung kleiner geworden, weshalb für die Weisheitszähne oft kein Platz mehr vorhanden ist.
Bei etwa 60 % aller Menschen sind die Weisheitszähne verlagert, also nicht an ihrem vorgesehenen Ort und in falscher Achse, oder es ist so wenig Platz, dass sie gar nicht mehr durchbrechen können.
Genau das sind die Gründe, weshalb die Weisheitszähne in einer Osteotomie chirurgisch entfernt werden müssen. Durch eine komplizierte Lage kann der Eingriff zu einer schwerwiegenden Operation werden, die dann sogar in Vollnarkose bei einem Mund- Kiefer- Gesichtschirurgen durchgeführt werden kann.
Doch die Sorge der Patienten über den Eingriff und die Zeit der Abheilung kann auch unbegründet sein.
Welche Medikamente können den Wundverschluss nach einer Weisheitszahnentfernung fördern und die Schmerzen minimieren und wie lange dauert die Wundheilung an?
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Die Dauer der Schmerzen nach einer Weisheitszahnoperation sind nicht pauschal einzugliedern, da sie mehrere Faktoren beeinflussen. Es gibt auch Patienten, die nach einer unkomplizierten Entfernung der Weisheitszähne keinerlei Beschwerden haben. Generell lässt sich sagen, dass je länger und komplizierter die Operation der Weisheitszähne ist, desto größer das Risiko ist, Beschwerden zu erleiden.
Der nach dem Eingriff übliche Wundschmerz ist nach ein paar Tagen nahezu komplett verflogen, spätestens nach dem Ziehen der Fäden (falls die Wunde vernäht wurde, was in vielen Fällen nicht notwendig ist) 7 bis 10 Tage nach dem Eingriff verschwindet dieser leichte Schmerz komplett.
Entzündet sich allerdings die Wunde nach der Operation, so können stärkere Schmerzen entstehen, die auch länger andauern, bis die Entzündung zurückgeht. In diesem Fall kann der Betroffene auch nach zwei Wochen noch einen Schmerz spüren. Beim regelmäßigen Aufsuchen des Arztes kann eine entzündungshemmende Salbe oder die Einnahme eines Antibiotikums die Beschwerden schneller nehmen und somit die Dauer der Schmerzen reduzieren.
Bei Systemerkrankungen wie beispielsweise Diabetes kann die Wundheilung gestört sein, sodass Wundschmerzen verlängert auftreten. Dabei kann der leichte Schmerz auch bis zu einem Monat andauern.
Die betroffene Region, in der die Zahnentfernung durchgeführt wird, wird vor dem Eingriff gut mit Lokalanästhesie betäubt. Dadurch sollte der Patient bei der Behandlung keinerlei Schmerzen empfinden. Trotzdem muss gesagt sein, dass die Betäubung zwar die Schmerzen nimmt, aber der Patient spürt bei der Behandlung dennoch leichten Druck, den der Behandler ausübt, um den Zahn aus dem Zahnfach zu lösen. Im Allgemeinen wird jedoch darauf geachtet, dass der Patient sich gut aufgehoben fühlt und er entspannt ist. Die Eingriffe sind meist schneller vorbei als gedacht, sodass die Patienten oftmals überrascht sind, dass die Zähne schon entfernt wurden.
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Sehr schmerzempfindliche Patienten können alternativ ihre Weisheitszähne in Vollnarkose oder unter der Verwendung von Lachgas entfernen lassen. Ein sehr komplizierter Eingriff wird in speziell ausgelegten Praxen von Kieferchirurgen oder Mund- Kiefer- Gesichtschirurgen ausgeführt. Bei Eingriffen in Vollnarkose muss zusätzlich immer ein Anästhesist anwesend sein. Die Vollnarkose wird durch die gesetzliche Krankenkasse nicht getragen und muss mit etwa 250 Euro pro Stunde privat getragen werden.
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Die Stärke der Schmerzen nach einer Zahnentfernung sind variabel. Der Wundschmerz nach unkomplizierten Operationen kann nur leicht sein, sodass gar keine Schmerzmedikamente eingenommen werden müssen.
Nach komplizierten Eingriffen jedoch, die mit starker Schwellung und Entzündung einhergehen, können die Schmerzen ohne Medikamente nicht aushaltbar sein. Dabei wird neben den Schmerzmedikamenten zusätzlich ein Antibiotikum verordnet, um die Entzündungskeime schnell aus dem Körper zu entfernen. Weiterhin beeinflusst auch das individuelle Schmerzempfinden die Wahrnehmung der Stärke der Schmerzen. Unempfindliche Patienten können kaum Schmerzen verspüren, während empfindliche bei der gleichen Stärke diese als nicht aushaltbar empfinden.
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Eine chirurgische Entfernung der Weisheitszähne kann auch nach dem Eingriff für eine gewisse Zeit sehr unangenehm sein. Die Mundöffnung und der Mundschluss können gestört sein, eine stark geschwollene Wange kann auftreten, auch die Nahrungsaufnahme fällt vielen Patienten schwer.
Direkt nach der Operation ist es ratsam, keine anstrengenden Arbeiten mehr zu verrichten, sondern sich auszuruhen. Der Zahnarzt oder Kieferchirurg schreibt den Patienten eventuell für ein bis drei Tage krank, wenn der Eingriff sehr intensiv war. In dieser Zeit sollte der Patient sich hinlegen und regelmäßig die betroffene Kieferseite gezielt kühlen.
Dabei ist nur richtiges Kühlen schmerzlindernd und produktiv. Dauerhaftes Kühlen ist jedoch falsch und führt zu negativen Auswirkungen, da der Körper empfindet, dass die betroffene Stelle unterkühlt ist und daher vermehrt durchblutet wird, was eine Schwellung nur begünstigt.
Richtig ist es, etwa jede halbe bis dreiviertel Stunde für 5 bis 10 Minuten zu Kühlen und dann die Stelle ruhen zu lassen.
Weiterhin kann auch das Lutschen von Eiswürfeln oder das Essen von Speiseeis ähnliche Effekte bewirken. Wichtig ist es, nach der Entfernung der Weisheitszähne nur vorsichtig zu trinken und nicht zu spülen, egal ob mit Kräuterspülungen oder Spüllösungen. Spülen sorgt dafür, dass sich der Blutpfropf, der sich in dem leeren Zahnfach ansammelt, herauslöst und die Wundheilung so gestört wird.
Weiterhin sollte der Patient den Kopf hochlagern, um keine übermäßige Durchblutung der betroffenen Stelle zu verursachen. Bei anhaltenden Beschwerden sollte der Zahnarzt aufgesucht werden.
Nach einer operativen Zahnentfernung verschreibt der Zahnarzt entzündungshemmende Schmerzmedikamente, die der Patient zu Hause einnehmen kann. Dabei eignet sich besonders das Ibuprofen, welches neben seiner potenten schmerzlindernden Wirkung auch entzündungshemmend wirkt, sodass neben den Schmerzen auch die Entzündung bekämpft wird. Ibuprofen gibt es in den Größen 400mg, 600mg und 800mg und die Tageshöchstdosis von 2400mg sollten nicht überschritten werden.
Nur die 400mg Größe ist rezeptfrei, die beiden anderen rezeptpflichtig. Nachteil ist, dass Ibuprofen schnell auf den Magen schlägt und die Schleimhaut angreift. Daher wird neben Ibuprofen oft kombiniert Pantozol® verschrieben wird, was als Magenschoner gilt und die Schleimhaut schützt.
Ibuprofen sollte bei Bedarf eingenommen werden, direkt nach dem Eingriff sollte prophylaktisch schon eine Tablette eingenommen werden.
Bei Ibuprofenunverträglichkeit oder Allergie gilt Paracetamol als Mittel der Wahl, welches allerdings nicht entzündungshemmend wirkt.
Auf Medikamente mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure sollte komplett verzichtet werden, da der blutverdünnende Effekt eine Nachblutung erzeugen könnte. Dazu zählen beispielsweise Aspirin oder Tomapirin.
Bei schweren langwierigen Operation wird unterstützend ein Antibiotikum verschrieben. Je nach Antibiotikum unterschiedet sich die Einnahmedauer. Wichtig ist es, sich unbedingt an die Anweisung des Arztes oder Apothekers zu halten. Das klassische Antibiotikum ist das Aminopenicillin Amoxicillin mit der Größe 1000mg. Bei Penicillinallergie wird Clindamycin als Alternative verschrieben.
Ein Hausmittel, das Beruhigung in der Mundhöhle schaffen soll, ist die Gewürznelke. In Tinkturen und als Gewürz selbst sorgt das Kraut dafür, dass sich irritierte Weichgewebe und Zähne von Irritationen lösen und Beschwerden gelindert werden.
Trotzdem sollte das Nelkenöl nur auf die Stelle getupft werden und nicht als Spüllösung verdünnt verwendet werden, um nicht den Blutpfropf aus dem Zahnfach zu spülen, der sich in Bindegewebszellen umfunktionieren soll und die Wunde so verschließt.
Weiterhin ist das Kühlen mit Kühlpads sehr zu empfehlen. Dabei sollte etwa einmal in einer dreiviertel Stunde zwischen 5 und 10 min gekühlt werden und danach für die gleiche Zeit pausiert werden, damit der Körper keine Unterkühlung empfindet und gegensteuert.
Auch die Homöopathie kann wie kleine Hausmittel unterstützend zu den verschriebenen Medikamenten die Wundheilung beschleunigen und Symptome lindern. Bei ausgeprägter Schwellung oder Hämatom der Weichgewebe an der betroffenen Stelle können Globuli aus Arnica in der Potenz D12 verwendet werden. Dabei werden 5 Globuli dreimal täglich nach den Mahlzeiten eingenommen. Bei Schwellung und Schmerz kann auch Calendula Abhilfe schaffen, die ebenfalls in der Potenz D12 verschrieben werden. Auch bei Calendula werden dreimal täglich fünf Globuli eingenommen.
Neben diesen klassischen homöopathischen Mitteln wird auch Bellis perennis, Chamomilla recutita und Belladonna angewendet. Eine Absprache mit dem Zahnarzt oder Heilpraktiker ist angeraten.
Besonders der Nachbarzahn des Weisheitszahnes kann durch die direkte Nähe innerhalb des Operationsfeldes liegen. Diese Tatsache führt dazu, dass durch die Operationsmethode auch der Hebel zur Abstützung direkt an dem hinteren Backenzahn angesetzt wird. Durch die Krafteinwirkung kann der verbliebene hintere Backenzahn nach der Weisheitszahnentfernung irritiert sein und auch Schmerzen auslösen.
Diese Irritation des Zahnes können noch einige Tage anhalten und zu Kaubeschwerden, Entzündungsschmerzen und leichtem Pochen des Zahnes führen. Der Patient kann oft nicht unterscheiden, ob der verspürte Schmerz der Wundschmerz nach der Zahnentfernung ist oder der davorliegende Zahn diese auslöst.
Spätestens nach Entfernung der Fäden sieben bis zehn Tage nach dem Eingriff sollten sich die Schmerzen minimiert haben. Oft wird die Wunde jedoch nicht vernäht. Bei Blutgerinnungsstörungen ist das Vernähen jedoch angebracht.
Wenn beim Kontrolltermin immer noch starke Schmerzen bestehen, sollte der behandelnde Zahnarzt den hinteren Backenzahn inspizieren, um die anhaltende Schmerzsituation zu ergründen. In vielen Fällen ist es dennoch nicht der Zahn, der die Schmerzen bereitet, sondern das umliegende Gewebe, was sich auch schnell entzünden kann.
Bei Entzündungen der Schleimhaut können entzündungshemmende Salben durch den Zahnarzt appliziert werden, um die Schmerzen zu lindern. Bei starkem Entzündungsbefall kann auch eine Antibiotika-Verordnung sinnvoll sein, um die Entzündungskeime schneller aus dem Körperkreislauf zu entfernen.
Nach einer Weisheitszahnoperation können die Nachbarzähne durch die Krafteinwirkung des Hebels irritiert werden. Diese Irritation sorgt die ersten Tage nach dem Eingriff dafür, dass Beschwerden beim Kauen und bei der Nahrungsaufnahme entstehen, sodass nur weiche Kost zu sich genommen werden kann. Nach spätestens einer Woche sind diese Reizungen allerdings komplett zurückgegangen und die Beschwerden verschwunden. Sollte dies nicht der Fall sein, muss der Zahnarzt aufgesucht werden, damit dieser die Ursache der Beschwerden diagnostiziert und gezielt behandelt.
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Die Schmerzen nach einer Weisheitszahnoperation können in anatomisch nah gelegene Bereiche ausstrahlen. Das ist von der Lage der Weisheitszähne abhängig. Besonders bei verlagerten Weisheitszähnen im Oberkiefer kann nach der Entfernung das Ohr irritiert werden, sodass Ohrenschmerzen entstehen. Diese Schmerzen entstehen durch die aufgewendete Krafteinwirkung des Hebelns durch den behandelnden Zahnarzt. Der Patient verspürt dadurch einen Druckschmerz, der unangenehm ist und im Intervall auftritt. Die Schmerzen treten abends vermehrt auf und lassen das Einschlafen schwerfallen.
Sollte sich dieser Schmerz nicht nach ein bis zwei Wochen gelegt haben, können auch andere Ursachen Grund für die Ohrenschmerzen sein. In diesem Fall ist unverzüglich ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aufzusuchen.
Nach lang andauernden Eingriffen einer Weisheitszahnentfernung sind Kieferbeschwerden nicht selten. Durch das Offenhalten des Mundes entstehen Verspannungen in der Kaumuskulatur, die diese unangenehmen Schmerzen auslösen. Als Folge dafür treten auch Mundöffnungsstörungen auf, durch die der Patient den Mund weniger weit oder nur kaum öffnen kann.
Auch das Kauen von Nahrungsmitteln und die Nahrungsaufnahme fällt dadurch schwer. Durch die Anstrengung der Operation sind auch Kieferklemme oder Kiefersperre möglich. Bei muskulären Problemen kann das leichte Massieren der betroffenen Region helfen - allerdings nur, wenn keine Schwellung vorhanden ist. Nach einigen Tagen sollten sich die Kieferschmerzen komplett zurückgebildet haben, bei anhaltenden Beschwerden muss unverzüglich der behandelnde Zahnarzt aufgesucht werden.
Bei Entzündungen der Schleimhaut um das leere Weisheitszahnfach herum können auch die Lymphknoten auf diese Entzündung reagieren. Sie schwellen an und schmerzen. Dabei sind meist die nahegelegenen, die submandibulären Lymphknoten unter dem Kinn oder unter dem Kieferwinkel betroffen.
Die nah gelegenen Lymphknoten sind dick, fühlen sich hart an und schmerzen. Dabei kann auch das Schlucken erschwert sein. Die Regel ist allerdings, dass sich bei fortschreitendem Wundverschluss auch die Schwellung der Lymphknoten zurückbildet.
Besonders nach der Entfernung von Weisheitszähnen im Oberkiefer kann es durch die anatomische Nähe zwischen den langen Wurzeln der Seitenzähne und der Kieferhöhle zu Komplikationen kommen, die, wenn sie nicht entsprechend therapiert werden, zu Beschwerden an den Nebenhöhlen führen können.
Es kann während der Zahnentfernung eine direkte Verbindung zwischen Mundhöhle und Kieferhöhle entstehen, eine so genannte Mund-Antrum-Verbindung, die plastisch mit einem Schleimhautlappen gedeckt werden muss, da ansonsten leicht Infektionen entstehen können. Das bedeutet, dass der Zahnarzt prüft, ob eine Verbindung entstanden ist. Es gibt verschiedene Methoden, um diese Öffnung wieder zu schließen.
Wurde die Verbindung zwischen Mundhöhle und Kieferhöhle nicht entdeckt, können sich die Nebenhöhlen infizieren. Die Nasennebenhöhlen und die Stirnhöhle können bei Kopfbewegungen schmerzen und auch das Atmen durch die Nase kann dadurch stark erschwert sein. Bei dieser so genannten Sinusitis verschwinden die Symptome erst mit Abklingen der Entzündung. Das Inhalieren von Kräutertee, heiße Bäder und in schwerwiegenden Fällen der Einsatz von Antibiotika kann die Schmerzsymptome schneller lindern. Bei anhaltenden Schmerzen sollte der Hausarzt oder Hals-Nasen-Ohrenarzt konsultiert werden.
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