Bei einer Kiefersperre ist der Kieferschluss behindert oder nicht ausführbar und in der Regel liegen die Ursachen am Kiefergelenk selbst oder nicht versorgten Kieferbrüchen.
Die Symptomatik einer Kiefersperre beinhaltet eine Störung des Kieferschlusses. Dabei kann das Schließen des Kiefers nur beeinträchtigt sein oder gar nicht funktionieren. Der Kiefer des Betroffenen steht dann dauerhaft offen und unabhängig mit welcher Kraft und Anstrengung der Betroffene es versucht, schafft er es nicht den Kieferschluss zu vollziehen. Doch woher stammt dieses Symptom und was ist die Ursache?
Die Ursachen einer Kiefersperre sind variabel und nicht einfach zu diagnostizieren. In der Mehrzahl der Fälle ist das Kiefergelenk der Ursprung der Problematik den Kiefer zu schließen. Bei älteren Patienten ist es primär die Kiefergelenksarthrose, die zu einer Kiefersperre führen kann. Diese Erkrankung ist eine Verschleißerkrankung des Gelenks, die im Alter durch die massive Zeit der Abnutzung auftreten kann.
Weiterhin kann auch eine Luxation Grund für die Blockade sein. Bei der Luxation ist der Kiefergelenkkopf nicht mehr in der Gelenkgrube, sondern aus der Gelenkbahn herausgesprungen. Schon bei übermäßiger Mundöffnung beispielsweise beim Gähnen kann diese Kiefersperre durch eine Luxation auftreten. Diese Symptomatik wird durch Stress und psychische Erkrankungen noch begünstigt.
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Als weiterer Grund können Kieferbrüche ein Hindernis für den Kieferschluss darstellen, da die abgebrochenen Fragmente den Kiefer aufsperren können, sodass die normale Schließung des Mundes erst bei operativer Repositionierung der Bruchstücke wieder vollzogen werden kann. In der Regel verschwindet die Symptomatik sofort, wenn die Ursache der Kiefersperre therapiert ist.
In sehr seltenen Fällen kann eine Schwellung der Mundschleimhaut und des Bindegewebes nach einer Leitungsanästhesie im Bereich des Kiefergelenks zu Störungen der Kieferöffnung und -schließung führen. Ähnliches gilt für Schwellungen im Rahmen von Abszessen im Kieferbereich.
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Eine Kiefersperre, die Unfähigkeit den Kiefer zu schließen, kommt nach einer Weisheitszahn-OP eher selten vor.
Schwierigkeiten bereitet eher das Gegenteil, die Kieferklemme. Bei der Kieferklemme ist die Mundöffnung gestört. Dieses Problem tritt oft und besonders bei der Entfernung aller Weisheitszähne in einer Sitzung auf, da der Kiefer oft maximal weit aufgedehnt werden muss, um die Weisheitszähne zu erreichen. Durch diese Dehnung werden die Kaumuskeln häufig verkrampft und können deren normale Funktionen dadurch nicht mehr ausüben.
Bei der Betäubung durch die Spritze kann der Einstich in den Muskel so traumatisch sein, dass sich ein blauer Fleck bildet. Dieses Hämatom hindert den Muskel daran sich regelrecht zu dehnen und zusammenzuziehen und erschwert daher die Mundöffnung. Auch die äußere Kraft, die der Zahnarzt oder Oralchirurg aufwenden muss, um die Zähne herauszuziehen, kann einen der Kaumuskeln vorübergehend verletzen.
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Die Kieferklemme kann auch mehrere Wochen nach dem Eingriff noch andauern. Therapeutisch wird mit aufeinander gestapelten Kunststoffstäben versucht den Mund nach und nach wieder aufzudehnen um diese Verspannung oder Verkrampfung zu lösen. Der Patient muss dabei aktiv zu Hause mitarbeiten um die gezielte Dehnung Stück für Stück zu trainieren.
Psychische Aspekte hängen mit Erkrankungen des Kiefergelenks sehr eng zusammen und Stress kann bei einer Funktionsstörung des Kiefergelenks eine Kiefersperre auslösen. Durch einen stressigen Alltag oder psychische Belastungen werden Probleme in Form von Pressen und Knirschen auf den Kiefer übertragen.
Dabei würde nur ein übermäßiges Mundöffnen beim Gähnen ausreichen um ein Herausspringen des schon beanspruchen Kiefergelenkskopf aus der Gelenkgrube zu provozieren. Diese Luxation geht mit einer Kiefersperre einher.
Dabei sind auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burn-out Syndrom mit Kiefergelenkbeschwerden assoziiert, woraus Kiefersperren resultieren können. Empfehlung ist dabei neben der zahnärztlichen Therapie auch eine psychische Therapie, um die seelische Belastung nachhaltig zu vermindern. Ansonsten können durch eine seelische Erkrankung immer wieder erneute Kieferbeschwerden entstehen.
Die Diagnose einer Kiefersperre wird oft mit der Symptomatik einer Kieferklemme verwechselt, weswegen diese nicht leicht zu stellen ist. In der Zahnarztpraxis wird die Kiefersperre anhand ihres klinischen Erscheinungsbildes nachgewiesen. Dabei wird durch eine ausführliche allgemeine Anamnese die Ursache der Kiefersprerre ermittelt.
Auch eine Röntgendiagnostik oder ein DVT bei Brüchen oder Kiefergelenkluxationen Aufschluss geben und bei der Diagnose helfen.
Begleitend zu dem offenstehenden Mund, da der Kieferschluss durch die Kiefersperre beeinträchtigt ist, gehen durchaus andere Begleiterscheinungen einher. Der Versuch des Betroffenen den Kieferschluss mit Kraft einzuleiten, sorgt meist für starke Schmerzen. Dabei ist primär der Schmerz der Muskulatur vorherrschend.
Das Sprechen und die Nahrungsaufnahme sind durch den offenstehenden Kiefer stark erschwert. Bei Bewegungsversuchen des Betroffenen kann es zu Kiefergelenksknacken und starken Schmerzen kommen.
Die Symptomatik einer Kiefersperre, das Unvermögen den Kiefer zu schließen, kann mit dem Beheben der Ursache gelindert werden.
Liegt eine Verschleißerkrankung, eine Kiefergelenksarthrose zugrunde, ist nach einem operativen Eingriff, die Kiefersperre direkt danach verschwunden.
Bei einer Luxation des Kiefergelenkkopfes ist die Behandlung der Wahl der Hippokrates – Handgriff, bei dem der Unterkiefer wieder in die Gelenkbahn zurückgeführt wird. Erfahrene Patienten, die diese Symptomatik bereits häufiger hatten, beherrschen den Hippokrates- Handgriff zumeist selbst und können diesen anwenden. Aber prinzipiell sollte dies dem Zahnarzt überlassen werden. Nach der Rückführung des Kiefergelenkkopfes ist auch die Kiefersperre verschwunden und der Kieferschluss kann problemlos ausgeführt werden.
Sind Kieferbrüche Ursache für eine Kiefersperre, so müssen die Brüche erst operativ fixiert werden, da sie ein Funktionshindernis darstellen und die Fehlstellung der Knochenstücke den Kieferschluss verhindern. Nach Fixierung mit Titanschrauben oder Platten ist der Kieferschluss direkt nach der OP wieder einwandfrei vollziehbar.
Die Übungen bei einer Kiefersperre sind relativ limitiert. Der Patient selbst kann nicht oder kaum durch Kraftausübung oder ähnlichem den Kieferschluss wiederherstellen.
Ist die Kiefersperre durch ein Herausspringen des Kiefergelenkkopfes bedingt, kann diese durch einen speziellen Handgriff, den Hippokrates- Handgriff, gelöst werden. Dieser Handgriff ist allerdings nur im erfahrenen Zustand regelrecht ausführbar, weswegen der Zahnarzt die Blockade lösen soll. Der Patient ist lediglich in der Lage durch kreisende, leicht druckvolle Massagebewegungen der Hände die Muskulatur zu lockern und Verspannungen zu lösen.
Es gibt eine Ursache, die Luxation, bei dem der Betroffene selbst mit etwas Übung die Kiefersperre selbst lösen kann. Bei der Luxation ist der Kiefergelenkkopf außerhalb der normalen Gelenkbahn aus der Gelenkgrube gesprungen und findet selbstständig nicht den Weg zurück. Daher kann auch der Kieferschluss nicht mehr vollzogen werden. I
n diesem Fall gibt es den so genannten Hippokrates – Handgriff, um die Luxation rückgängig zu machen. Der Betroffene bewegt den Unterkiefer dabei mit etwas Druck nach unten und vorne kombiniert, sodass der Gelenkkopf wieder in der ursprünglichen Gelenkbahn steht. Therapeutisch würde der Zahnarzt genau die gleiche Behandlung anwenden um den Gelenkkopf zu repositionieren.
Trotzdem gilt es, dabei Vorsicht walten zu lassen nicht mit zu viel Gewalt an dem Unterkiefer zu zerren, um diesen nicht zu verletzen. Ohne Erfahrung sollte daher der Zahnarzt aufgesucht werden und dieser Handgriff nicht selbst ausgeübt werden, um negative Komplikationen zu vermeiden.
Die Dauer einer Kiefersperre ist eng mit der Behandlung der Ursache verbunden und geht meist mit deren Therapieerfolg einher.
Ist beispielsweise das Herausspringen des Kiefergelenkkopfes Ursache der Kiefersperre, führt die Repositionierung des Kopfes in die Gelenkgrube durch den Zahnarzt dazu, dass auch die Kiefersperre verschwindet sofort und der Kieferschluss wieder vollzogen werden kann. Ähnliches gilt für Knochenbrüche. Werden diese wieder operativ repositioniert und fixiert ist der Kieferschluss direkt wieder möglich, da die verschiedenen Ursachen immer wie ein Funktionshindernis wirken.
Das lässt die Dauer eines offenstehenden Mundes von ein paar Minuten bis ein paar Stunden oder Tage variieren, weshalb eine pauschale Antwort immer von dem individuellen Fall, dem Schweregrad und der Therapie abhängt.
Kiefersperre und Kieferklemme sind komplett gegensätzlich. Bei einer Kieferklemme kann der Mund nicht mehr geöffnet werden, bei einer Kiefersperre ist der Kieferschluss behindert oder nicht ausführbar. Bei einer Kiefersperre liegen die Ursachen in der Regel bei dem Kiefergelenk selbst oder Kieferbrüchen.
Eine Kieferklemme hat wesentlich vielfältigere mögliche Ursachen, was es schwierig macht, die Lokalisation der Problematik festzustellen. Sie kann durch einen harmlosen blauen Fleck des Muskels nach betäuben vor einer zahnärztlichen Behandlung entstehen, aber auch durch Speicheldrüsenveränderungen oder Muskelverkrampfungen bedingt sein. Bei beiden Erkrankungen verschwindet die Symptomatik mit der Therapie der eigentlichen Ursache meist sehr schnell.
Siehe auch unter: Kieferklemme
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