Kieferbruch - Ursachen, Symptome und Behandlung

Der Kieferbruch

Einleitung

Ein Kieferbruch beschreibt eine Verletzung des Ober- oder Unterkieferknochens mit Zerstörung der Knochenstruktur. Daher zählen diese Kieferbrüche zu den Frakturen und machen etwa die Hälfte aller Brüche im Kopfbereich aus. Der Unterkiefer ist dabei jedoch weitaus häufiger betroffen als der Oberkiefer. Durch moderne konservative Methoden sowie Operationstechniken besteht eine risikoarme Regeneration des Bruches, sodass relativ schnell eine normale Belastung der Kiefer wiederhergestellt werden kann.

Ursachen für einen Kieferbruch

Die wohl häufigste Ursache eines Kieferbruches ist eine übermäßige mechanische Krafteinwirkung von außen, der der Kiefer nicht standhalten kann und dabei nachgibt. Dabei ist eine Verletzung des Unterkiefers eher durch Stürze auf den Kopf oder Gewalteinwirkung durch einen Schlag bedingt, während Oberkieferfrakturen durch stumpfe mechanische Gewalt entstehen.

Der Oberkiefer ist durch seine Anatomie wesentlich fragiler und poröser als der Unterkiefer und neigt eher dazu zu brechen. Oberkieferbrüche treten häufig bei Autounfällen und großer Gewalteinwirkung auf. Eine weitere Ursache für einen Bruch der Kiefer kann eine Sportverletzung, ein Arbeitsunfall oder ein Reitunfall sein. Auch Schussverletzungen können einen Kieferbruch auslösen.
Weiterhin kann auch die Entfernung verlagerter Weisheitszähne so viel Knochenverlust verursachen, dass durch einen falschen Bissen fester Nahrung an dieser Stelle eine Fraktur entsteht.

Auch eine Kieferzyste kann, wenn sie unbehandelt bleibt, zu einem Kieferbruch führen. Zum Hauptartikel gelangen Sie hier: Kieferzyste

Kieferbruch durch Weisheitszahnentfernung

Bei einer Weisheitszahn-OP müssen die verlagerten Zähne oft aus dem Knochen gefräst werden. In diesem Fall findet immer ein gewisser Knochenverlust statt, auch weil der Zahn innerhalb des Knochens relativ viel Platz einnimmt und der Knochen sich darum bildet. Wird dieser entfernt, ist an der Stelle in erster Linie ein Loch, in dem sich Blut sammelt, dass sich langsam in Knochenzellen umstrukturiert.
Belastet man die Stelle zu früh durch Kauen mit harten Nahrungsmitteln kann der Kiefer an dieser Stelle brechen, da die Knochenschicht hier wesentlich dünner ist und der Knochen durch das Ziehen geschwächt ist. Dieses Phänomen kann auch bei Entfernung der Eckzähne auftreten, da die langen Wurzeln auch sehr viel Knochendicke einnehmen.

Diagnose des Kieferbruchs

Die Diagnose einer Kieferfraktur wird durch klinische und röntgenologische Zeichen gefestigt. Zu den klinischen Zeichen zählt eine Okklusionsstörung, was bedeutet, dass die Zähne nicht mehr optimal aufeinanderpassen. Weiterhin können Zahnlücken oder Stufen entstanden sein, die vor dem Bruch nicht vorhanden waren. Eine abnorme Beweglichkeit des Oberkiefers spricht ebenfalls für einen Bruch.
Der Zahnarzt kann die entstandenen Bruchstücke durch Aneinander reiben definitiv als Frakturstücke diagnostizieren, da sie dabei ein typisches Geräusch erzeugen. Dieses Aneinander mahlen wird als Krepitation bezeichnet. Weiterhin können auch blaue Flecken, Schwellungen und Taubheitsgefühl auftreten, was allerdings keine sicheren klinischen Zeichen für einen Kieferbruch sind.

Mit den zusätzlichen Bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder DVT kann eine Fraktur definitiv sicher diagnostiziert werden. In diesen Bildern werden dann Unterbrechungen der Knochenstruktur sichtbar, die auf einen Bruch hindeuten.

Welche Symptome begleiten einen Kieferbruch?

Begleitende Symptome eines Kieferbruchs sind je nach Ursache verschieden. Bei Unfällen und starker äußerer Krafteinwirkung sind blaue Flecken und starke Schwellungen wahrscheinlich. Die blauen Flecken können an Augen, Schläfe und Wangenregion auftreten und die Funktion dieses Gewebes einschränken. Durch die Schwellung kann auf der Seite ein Taubheitsgefühl auftreten, dass sich nach der Schwellung in der Regel zurückbildet. Durch die geschwollenen Gewebestrukturen kann ein Nerv blockiert werden, sodass der Patient an den versorgten Stellen nichts mehr spürt oder weniger als vorher.

Schwellung und Hämatome können aber auch starke Schmerzen auslösen. Weiterhin kann auch eine Kieferöffnungsstörung oder eine Kieferschlussstörung auftreten. Ein regelrechter Biss ist in vielen Fällen nicht mehr gegeben, sodass jegliche Funktion des Oberkiefers oder Unterkiefers behindert wird. Auch die Kiefergelenke und deren Fortsätze können abweichen und eine Schiefstellung des Mundes verursachen.

Schmerzen beim gebrochenen Kiefer

Typische Schmerzausprägung bei Brüchen im Kieferbereich sind Stauchungsschmerzen und Druckschmerzen. Bei Brüchen des Kiefergelenkkopfes oder des aufsteigenden Teils des Unterkiefers staucht der gebrochene Teil das Gelenk und verursacht Beschwerden, da beide Kieferseiten nun unterschiedlich belastet werden.
Sind die gebrochenen Knochenstücke verschoben, können die spitzen Frakturenden auf Weichgewebe in umliegenden Bereichen drücken, was einen starken Druckschmerz auslöst. Auch das Einklemmen von Nerven und Gefäßen kann Beschwerden auslösen, die kaum aushaltbar sind. Nach Fixierung und erfolgter Therapie sind die Beschwerden allerdings meist vollständig gelindert.

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Therapie des Kieferbruchs

Die Behandlung von Frakturen der Kiefer wird in ein konservatives, geschlossenes und ein operatives, offenes Vorgehen Unterschieden. Früher wurden therapeutisch Ober- und Unterkiefer mit Drähten zusammengebunden, bis der Bruch verheilt war. Da das allerdings die Lebensqualität stark einschränkt, da der Patient an Sprechen und Essen gehindert wird, wurden schnell neue Therapiemethoden entwickelt.

Bei Oberkieferfrakturen ist in der Regel immer eine offene operative Behandlung notwendig um den Oberkiefer wieder an der Schädelbasis zu fixieren. Bei Unterkieferbrüchen kommt es darauf an, ob ein Bruch verlagert ist oder die Bruchstücke noch in der normalen Position stehen. Bei verlagerten Bruchstücken ist immer ein operatives Vorgehen Therapie der Wahl.

Bei nicht verschobenen Brüchenen oder lediglich angebrochenen Unterkiefern ist eine konservative Behandlung indiziert. Ist der Unterkiefer nur angebrochen ist die Schonung die einzige Therapie. Bei Brüchen entscheidet der Behandler ob ein Schienenverband durch Draht gelegt wird, oder kieferorthopädische Apparaturen wie ein Aktivator getragen werden muss. Konservativ gilt dabei die Schienung als beliebteste Therapiemethode.

Operation des gebrochenen Kiefers

Bei verlagerten Bruchstücken nach einer Fraktur, Trümmerbrüchen und Mehrfachfrakturen ist ein operatives offenes Vorgehen unausweichlich. Kontraindikationen für die OP sind dabei Alkoholabhängigkeit, Schwangerschaft und Krampfleiden. Bei der operativen Therapie unterscheidet man zwischen zwei Verfahren:

  • Bei der Plattenosteosynthese werden die Knochenstücke durch Platten aneinander fixiert. Die Platten verhindern, dass die Knochenstücke sich bewegen können. Darüber hinaus wird vor allem die Rotationsbeweglichkeit durch die Platten verhindert. In der Regel führt die Plattenosteosynthese zu einer guten Abheilung der Fraktur. Das Metallmaterial kann nach mind. 12 Monaten entfernt werden. In der Regel wird aber 12 bis 18 Monate gewartet um sie zu entfernen.
  • Bei der Zugschraubenosteosynthese wird das eine Knochenstück so weit aufgebohrt, dass eine Schraube in dieses Loch eingeführt werden kann. In dem anderen Fragment wird ein kleineres Loch gebohrt, in das ein Gewinde geschnitten wird. Durch das Eindrehen der Schraube wird Zug auf die Fragmente ausgeübt und die beiden Stücke werden aneinander fixiert.

Heutzutage ist die Plattenosteosynthese das vorherrschende Verfahren, dass die Zugschraubenosteosynthese aufgrund des Therapieerfolgs immer mehr ablöst.

Kieferschienung beim Bruch

Als Therapieform der Wahl bei den konservativen Verfahren gilt eine Schienung. Diese Schienung kommt zum Einsatz, wenn die Bruchstücke nicht verlagert sind und in der normalen Stellung stehen. Dabei werden die Zahnreihen durch eine Drahtbogenschiene fixiert, sodass sie nicht fehlbelastet werden können und der Bruch regenerieren kann. Da diese Form der konservativen Behandlung den Bruch für größere mechanische Belastungen nicht ausreichend fixiert, wird meist zusätzlich eine Schiene oder ein Gipsverband angelegt, damit die Fraktur sich nicht wieder öffnet.

Dauer der Heilung eines Kieferbruchs

Wann ein Knochen nach einer Osteosynthese wieder voll belastet werden kann, ist von der Art des Bruchs, dem individuellen Heilungsverlauf und der Therapieform abhängig. Die vollständige Knochenregeneration erfolgt nach Kieferbrüchen in der Regel nach sechs Wochen. Danach ist der Knochen wieder vollständig belastbar und der Patient hat keinerlei Einschränkungen mehr.

Wie kann man die Heilung beschleunigen?

Ein wissenschaftlicher Nachweis für beschleunigende Präparate oder Maßnahmen gibt es nicht, weshalb lediglich alle vom Arzt verordneten Therapiemaßnahmen und Verhaltensregeln streng eingehalten werden müssen. In der Homöopathie gibt es das Präparat Symphytum aus Beinwell, welches die Osteosynthese und Knochenregeneration beschleunigen soll. Symphytum kommt in Globuli – Form primär bei Knochenbrüchen, aber auch bei Verstauchungen zum Einsatz. Über die Einnahme sollte vorab mit dem behandelnden Zahnarzt gesprochen werden, um keinen Therapie Misserfolg zu produzieren.

Die Ernährung nach einem Kieferbruch

Die Ernährung nach einem Kieferbruch ist stark und der operativen Therapie stark eingeschränkt. Die Nahrungsaufnahme erfolgt in dieser Zeit ausschließlich in flüssiger und breiiger Form. Harte Nahrungsmittel können eine abermalige Frakturöffnung oder eine Verschiebung bedingen. Während der Heilungsdauer von sechs Wochen ist eine gute Mundhygiene kaum möglich, weswegen der Patient auf zuckerhaltige Lebensmittel verzichten soll. Durch diesen Verzicht wird das Kariesrisiko, was durch die eingeschränkte Mundhygiene entsteht, nicht noch weiter erhöht. Bei schweren Trümmerbrüchen kann es durchaus möglich sein, dass der Patient zu Anfang über eine Magensonde ernährt werden muss.

Krankschreibung beim Kieferbruch

Je nach Ausmaß der Verletzung ist der Patient für etwa zwei bis sechs Wochen arbeitsunfähig, in denen er krankgeschrieben wird. In der Heilungsphase nach dem stationären Aufenthalt sind wöchentliche Nachkontrollen verordnet, um den Heilungsprozess zu verfolgen und Komplikationen auszuschließen. Eine unregelmäßige Nachsorge kann zu Heilungsverzögerungen und Funktionsproblemen führen. Komplikationen können die Krankschreibung und die Nachsorge daher auch verlängern. Bei den meisten Frakturen ist eine Rehabilitationsmaßnahme wie spezielle Funktionskrankengymnastik nicht notwendig.

Wer erhält Schmerzensgeld nach einem Kieferbruch?

Schmerzensgeld erhält ein Betroffener, sofern er durch grob fahrlässiges oder vorsätzliches Handeln anderer zu Schaden kommt, wie z. B. bei einer Prügelei. Das Schmerzensgeld steht dabei für eine Art Ausgleich. Ein Kieferbruch begründet durchaus eine Zahlung von Schmerzensgeld, welches keiner pauschalen Summe obliegt. Der Betrag ist dabei fallbezogen und kann stark variieren, je nach Schwere des Schadens. Faktoren wie bleibende Narben und psychische Folgebeschwerden werden dabei miteinbezogen und können die Schmerzensgeldsumme erhöhen.

Weitere Informationen:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.07.2017 - Letzte Änderung: 07.12.2022