Nebenwirkungen der Lokalanästhesie

In diesem Artikel geht es um die Nebenwirkungen der Lokalanästhesie. Es werden unter anderem die Intoxikation, Nervenblockaden, Herzrhythmusstörungen und Nebenwirkungen bei dem Einsatz in der Zahnmedizin besprochen.

Nebenwirkungen einer Lokalanästhesie

Einleitung

Insgesamt gelten Regionalanästhesien oder auch Lokalanästhesien als sehr sicher mit wenigen Nebenwirkungen, da meist keine systemischen Reaktionen hervorgerufen werden.
Bei einer fehlerhaften Anwendung kann es allerdings zu Kreislaufproblemen kommen oder einer sogenannten Intoxikation. Auch Allergien gegen bestimmte Medikamente, die bei der Lokalanästhesie verwendet werden, können vorliegen und zu Nebenwirkungen führen.

Allgemeine Nebenwirkungen

Kommt es versehentlich zur Injektion des Anästhetikums in Venen oder Arterien, kann dies zu extremen Kreislaufproblemen führen. Die Anästhetika werden dadurch nämlich nicht nur lokal wirksam sondern können in den ganzen Körper transportiert werden und dort vor allem im Herzen und Gehirn die Fortleitung der Nervensignale hemmen. Somit kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen, bei denen der Arzt sofort eingreifen muss.

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Mögliche Symptome der Nebenwirkungen

Eine solche Intoxikation (Vergiftung) oder Nebenwirkung lässt sich in verschiedene Stadien einteilen.

  1. Das Prodromalstadium ist durch eine periorale Taubheit (also um den Mund herum verlaufende) und einen metallischen Geschmack im Mund gekennzeichnet.
  2. Das präkonvulsive Stadium führt zu Zittern, einem Tinnitus, Nystagmus und Somnolenz.
  3. In der darauf folgenden Phase, dem konvulsiven Stadium kommt es zu deutlichen zentralen Reaktionen mit tonisch-klonischen Krampfanfällen.
  4. In der letzten Phase kommt es zu einer deutlichen Dekompensation des Gehirns mit Koma, Atemstillstand und Kreislaufkollaps

Um diese maximale Komplikation unbedingt zu vermeiden, können Lokalanästheika bei schwierigen Fällen zuerst in kleinen Probedosen gegeben werden, um eine korrekte Lage zu bestätigen.

Außerdem sollte der Ultraschall oder die Nervenstimulation zur Lagesicherung genutzt werden. Da der Patient bei der Lokalanästhesie wach und ansprechbar ist, sollte genaustens auf diesen geachtet werden. So kann schon bei Angabe des Patienten eines komischen Gefühls oder metallischen Geschmacks im Mund reagiert werden, um schlimmere Komplikationen zu vermeiden.

Die wichtigste Maßnahme bei Auftreten solcher Komplikationen ist die Sicherung der Vitalfunktionen. Dazu gehört Sauerstoffgabe und bei Beteiligung des Gehirns eine Intubation, um die Atemwege zu sichern.

Spezifische Nebenwirkungen

Herzrhythmusstörungen

Lokalanästhetika wirken auf zellulärer Ebene, indem sie bestimmte Ionenkanäle blockieren. Dadurch behindern sie die Weiterleitung der Erregung von einer Zelle zur nächsten und somit auch das Weiterleiten der Schmerzempfindung.

Sollte nun eine zu große Konzentration der Lokalanästhetika ins Kreislaufsystem gelangen, kann das auch am Herzen zur Blockade der Erregungsleitung führen und somit teils lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen auslösen.

Da Lokalanästhetika in den meisten Fällen oberflächlich oder in der Nähe des Rückenmarks angewandt werden, tritt diese Nebenwirkung nur sehr selten auf. 

Nebenwirkungen am Knorpel

Lokalanästhetika finden neben operativen Eingriffen auch in der Schmerztherapie ihren Einsatz, zum Beispiel nach einem arthroskopischen Eingriff an Schulter oder Knie. Vor allem beim Einsatz einer Schmerzpumpe, womit kontinuierlich Schmerzmittel in das Gelenk gepumpt werden, besteht laut einer Studie die Gefahr auf Schaden am hyalinen Knorpel.

Insbesondere das Lokalanästhetikum Bupivacain führt so zur Auflösung des Knorpels (Chondrolyse). Dies kann zu Beschwerden wie Gelenkschmerzen, Bewegungseinschränkungen und Steifigkeit der Gelenke führen.

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Lokalanästhesie in der Zahnmedizin

Viele zahnärztliche Eingriffe sind mit Schmerzen verbunden. Daher empfiehlt der Zahnarzt bei absehbarer Schmerzhaftigkeit, die Anwendung einer lokalen Betäubung in Form einer Spritze. Generell wird die Lokalanästhesie sehr gut vertragen und führt nur in seltenen Fällen zu Nebenwirkungen.

Die Häufigkeit des Auftretens von Nebenwirkungen im Rahmen einer zahnärztlichen Lokalanästhesie wird auf etwa 1:1.000.000 geschätzt.

Was jeder Patient kennt: Im Anschluss an den Zahnarztbesuch bleibt die betäubte Region in der Regel noch für einige Zeit taub. Daher ist bei anschließendem Essen und Trinken Vorsicht geboten. Die taube Lippe spürt nicht, wenn man aus Versehen darauf beißt. Dies kann zu unbemerkten Verletzungen führen. Entsprechend sollte erst wieder gegessen werden, wenn das Gefühl in der Lippe zurückgekehrt ist. Ansonsten hängt die körperliche Reaktion auf die Lokalanästhesie überwiegend von individuellen Faktoren ab, beispielsweise dem Alter des Patienten, seinen Begleiterkrankungen, beziehungsweise seinem allgemeinen körperlichen Befinden und Allergien.

Lokale Nebenwirkungen, die auftreten können, sind Schmerzen an der Einstichstelle der Spritze oder auch eine Entzündung, die durch Krankheitserreger bedingt wird, die sich durch die Einstichstelle in das Zahnfleisch abgesiedelt haben. Daraus kann sich auf Dauer ein schmerzhafter Abszess (Eiteransammlung im Gewebe) entwickeln, der oftmals chirurgisch eröffnet werden muss. Schmerzen an der Einstichstelle sind häufig, aber harmlos. Sie vergeht innerhalb kurzer Zeit von selbst wieder.

Eine Infektion kommt nur sehr selten vor und betrifft meist Personen, die unter einem deutlich geschwächten Immunsystem leiden.

Im ungünstigsten Fall trifft der Arzt beim Einstich mit der Spritze direkt auf einen Nerv. Dies ist für den Patienten sehr unangenehm und äußert sich in einem stechenden, einschießenden Schmerz.

Anschließend kann es zu länger bestehenden Taubheitsgefühlen im anästhesierten Bereich kommen. Diese bilden sich jedoch in der Regel wieder zurück. Nur in sehr seltenen Fällen bleiben die Taubheitsgefühle bestehen. Mit der Spritze können auch im Zahnfleisch verlaufende Blutgefäße verletzt werden. Solange der Patient nicht unter einer Gerinnungsstörung leidet, ist dies in der Regel harmlos, da die Blutung normalerweise von selber nach kurzer Zeit wieder aufhört. Bei Störungen der Blutgerinnung kann es unter Umständen zu stärkeren Blutungen kommen.

Natürlich können auch allergische Reaktionen auf das Lokalanästhetikum auftreten. Diese können von leichten Lokalreaktionen (Rötung, Schwellung, Juckreiz, Ausschlag) bis hin zu starken systemischen Reaktionen (anaphylaktischer Schock) mit Atemnot, Schwindel und Herzstillstand reichen.

Auch Herzrhythmusstörungen können auftreten. Bei Lokalanästhetika, die mit Adrenalin versetzt sind, kann es zu weiteren systemischen Wirkungen kommen. Adrenalin dient als Gefäßverenger. Im Kreislauf kann es dadurch potenziell zu einer Intoxikations-Reaktion kommen, die sich durch Kopfschmerzen, Herzrasen, Blutdruckanstieg, Angstzustände und Hyperventilation äußert. Letztlich kann dies in einem Bewusstseinsverlust enden. Dies kann insbesondere auftreten, wenn zu viel des Lokalanästhetikums in den Kreislauf gelangt, beispielsweise bei unerwünschter intravenöser Applikation. Dies ist bei einer Betäubung im Mundbereich jedoch sehr unwahrscheinlich.

Insgesamt ist das Risiko für Nebenwirkungen bei einer zahnärztlichen Lokalanästhesie als sehr gering einzuschätzen. Sollten Sie jemals allergisch auf eine lokale Betäubung reagiert haben oder sind sonstige Arzneimittelallergien bekannt, so sollten Sie diese Ihrem Zahnarzt vorab mitteilen.

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Versehentliche Nervenblockaden

Sollte es im Rahmen einer Lokalanästhesie zu einer Nervenblockade kommen, hat dies keine schwerwiegenden Konsequenzen. Häufig entsteht die Nervenblockade durch ein Umspülen des Nerven mit dem Lokalanästhetikums; der Nerv an sich trägt keinen Schaden davon.

In den meisten Fällen führt die Nervenblockade lediglich zu einer größeren Ausbreitung der Betäubung, gegebenenfalls mit motorischen Ausfällen, welche sich allerdings in der Regel innerhalb kurzer Zeit zurückbilden.

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Nebenwirkungen der Tumeszenz-Lokalanästhesie

Die speziellen Nebenwirkungen bei der Tumeszenzlokalanästhesie sind vor allem durch die eingesetzten Medikamente und die großen Volumina der Lokalänasthetika bedingt. Die hohen Mengen von Spülflüssigkeit, die während des Eingriffes injiziert werden, belasten den Körperkreislauf zusätzlich und können zu einer sogenannten Hypervolämie führen, einer Erhöhung des im Blutkreislauf zirkulierenden Volumen an Blut. Hierbei kommt es zu keiner Zunahme des Blutvolumens, sondern lediglich zu einer Verdünnung des Blutes, da die zugeführte Flüssigkeit unter anderem auch in die Blutbahn übertritt.

Diese zusätzlich Belastung des Blutkreislaufes kann insbesondere für Herz- und Kreislauf vorerkrankte Patienten lebensbedrohlich werden.

Auch ein Lungenödem - Wasser in der Lunge - kann als eine schwere Komplikation durch die Hypervolämie auftreten.

Außerdem kann es zu einer systemischen Toxizität des eingesetzten Lokalänesthtikums kommen oder eine systemische Reaktion auf Adrenalin mit Folge von schweren Herzrhythmusstörungen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.03.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021