Schmerzen nach einer Vasektomie

Nach einer Vasektomie kann es im Operationsgebiet zu Schmerzen führen. Diese sind jedoch meist nicht sehr stark und gut behandelbar. Komplikationen können zu stärkeren Schmerzen führen, daher sollten länger andauernde Schmerzen immer abgeklärt werden.

Schmerzen nach einer Vasektomie

Einleitung

Eine Vasektomie oder auch Vasoresektion ist ein Routineeingriff der Urologen und wird zur geplanten Sterilisation des Mannes zu Verhütungszwecken durchgeführt.
Sie ist ein kleiner chirurgischer Eingriff, der meist nur unter lokaler Betäubung durchgeführt wird. Jedoch können wie bei jedem chirurgischen Eingriff Nebenwirkungen auftreten, unter anderem auch Schmerzen.

Weitere Informationen u.a. über den genauen Ablauf einer Vasektomie, die Kosten und die Sicherheit einer Vasektomie finden Sie in unserem Artikel Vasektomie - die Sterilisation des Mannes.

Wie schmerzhaft ist eine Vasektomie?

Eine Vasektomie per se ist im Idealfall gar nicht schmerzhaft. Für den Eingriff wird der Hoden lokal betäubt, der Patient bleibt währenddessen wach. Für die Betäubung werden gängige Lokalanästhetika verwendet, wie man sie beispielsweise auch vom Zahnarzt kennt.
Die Applikation desselbigen mit einer Nadel ist unangenehm, man verspürt den Stich und das drückende, brennende Gefühl, das beim Einspritzen von Betäubungsmittel entsteht.

Welche Nebenwirkungen eine Lokalanästhesie haben kann, erfahren Sie in unserem Artikel Nebenwirkungen der Lokalanästhesie.

Der Schnitt und das Durchtrennen der Samenleiter sollten optimalerweise jedoch nicht mehr bemerkt werden. Nach dem Eingriff, nachdem der Effekt des Lokalanästhetikums abgeflaut ist, kann ein leichter Schmerz auftreten, welcher von den kleinen Skalpellschnitten und einer Schwellung des Hoden herrührt. Er ist mit normalem Wundschmerz gleichzusetzen und sollte sich normalerweise in Grenzen halten, da die Wunden nach einer Vasektomie sehr klein sind.

Was Sie gegen die Schmerzen nach einer OP tun können und weitere interessante Informationen finden Sie in unserem Artikel Postoperative Schmerzen.

Behandlung der Schmerzen

Am effektivsten gegen normale postoperative Schmerzen sind Schmerzmittel aus der Gruppe der sog. nicht-steroidalen anti-entzündlichen Medikamente, wie beispielsweise Ibuprofen, Paracetamol oder Novalgin. Sie können bei geringen Schmerzen bei Bedarf eingenommen werden oder, um den Schmerz gar nicht erst aufkommen zu lassen, über die ersten drei Tage nach dem Eingriff kontinuierlich morgens, mittags und abends in konstanter Dosis. Stärkere Schmerzmittel sind in der Regel nicht nötig.

Ergänzend kann der Hoden nach dem Eingriff gekühlt werden. Dabei sollte jedoch auf mehrere Faktoren geachtet werden: das Kühlpack sollte kalt aber nicht gefroren sein, da sonst Verbrennungen an der empfindlichen Haut des Hodens entstehen können. Gekühlt werden sollte so lange, wie es sich angenehm und schmerzlindernd für den Patienten anfühlt, jedoch nicht länger als 20 Minuten am Stück.

Der Verband sollte an den ersten Tagen nach der Vasektomie nicht feucht werden, um die Sterilität der Wunde aufrechtzuerhalten. Vermeidung von Sport nach der Vasektomie kann ebenfalls dazu beitragen, die Schmerzen nicht zu steigern. Rauchen und Alkoholkonsum können die Wundheilung beeinträchtigen und sollten während der ersten Tage, wenn möglich, ebenfalls unterlassen werden.

Lesen Sia auch unser Thema: Nebenwirkungen von Ibuprofen

Dauer der Schmerzen

Ohne Komplikationen und bei normalem Verlauf der Wundheilung sollten die Schmerzen nach etwa ein bis maximal zwei Wochen aufhören.
Hier gibt es jedoch individuelle Unterschiede, bei unempfindlichen Patienten mit optimalem Heilungsverlauf kann der Schmerz bereits nach wenigen Tagen weg sein, bei sensibleren Männern kann es unter Umständen auch bis zu zwei Wochen dauern, ohne dass dies beunruhigend ist. Wichtig ist jedoch, dass der Schmerz stetig abnimmt, auch ohne die Zuhilfenahme von Schmerzmitteln.

Schmerzen durch Komplikationen

Sollte sich der Schmerz von seinem Charakter her im Laufe der Tage nach der Vasektomie ändern, kann dies ein Hinweis auf eine Komplikation sein.
Gängige Komplikationen sind Blutungen oder Infektionen im OP-Gebiet. Hat sich während der OP ein kleiner Bluterguss gebildet, kann dies durch Blaufärbung bzw. drückenden Schmerz auffallen. Diese sollten sich jedoch, wie bei einem normalen Bluterguss auch, in einigen Tagen wieder zurückbilden.
Erneute Blutung nach OP sind bei einem kleinen Eingriff, wie der Vasektomie äußerst selten. Bei einer Infektion nach Vasektomie wird der Schmerz im Laufe der Zeit eher stärker oder bleibt gleich. Der Schmerzcharakter entspricht dem eines Entzündungsschmerzes, die Wunde am Hoden kann pochen, sich überwärmt und geschwollen anfühlen.
Auch ein Ausbreiten des Schmerzes auf den gesamten Hoden oder in die Leistengegend kann Ausdruck einer Infektion oder Entzündung sein.

Bei anhaltenden Schmerzen oder Änderung des Schmerzcharakters sollte in jedem Fall der operierende Urologe aufgesucht werden.

Lesen Sie auch den Artikel: Nebenwirkungen einer Vasektomie

Lokalisation der Schmerzen

In der Regel schmerzt die Wunde am Hoden, gelegentlich auch der gesamte Hoden bei Schwellung oder Bluterguss.
In manchen Fällen können die Schmerzen auch in die Leiste ausstrahlen, da der Samenstrang dort durch den Leistenkanal läuft. Auch bei Komplikationen begrenzt sich die Schmerzregion auf Hoden und Leistengegend. Auch bei Entzündungen der Nebenhoden manifestiert sich der Schmerz in der Hodenregion. Bei Schmerzen in anderen Körperregionen, die zwar in zeitlicher Nähe der Vasektomie auftreten, ist jedoch nicht zwingend von einem Zusammenhang auszugehen. Halten diese Schmerzen an, ist in jedem Falle ein Arzt aufzusuchen.

Welche weiteren Ursachen Schmerzen im Hoden haben können, erfahren Sie in unserem Artikel: Hodenschmerzen

Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom

Das Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom (PVS) ist ein Überbegriff für anhaltende Schmerzen im Laufe der Zeit nach einer Vasektomie, die nicht in direktem Zusammenhang mit den OP-Wunden stehen.

Die Schmerzen können von unterschiedlicher Qualität und Lokalisation sein, meist handelt es sich um drückende Schmerzen im Hoden bzw. Nebenhoden. Auch ziehende Schmerzen in der Leistengegend können auftreten. Die Ursache ist bis heute nicht vollständig geklärt, denn das PVS tritt nur bei einem geringen Bruchteil der behandelten Männer auf. Als möglicher Grund wird beispielsweise der Rückstau von Samenflüssigkeit nach Durchtrennung des Samenleiters in den Nebenhoden genannt. Dabei können sich Knötchen aus nicht abgebauten Spermien bilden (sog. Spermagranulome). Spermagranulome treten auch bei anderen Männern nach Vasektomie auf ohne Schmerzen zu verursachen, daher sind sie nicht sicher die Ursache des PVS.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Spermagranulome

Die Schmerzen verschwinden teilweise von selbst wieder, treten bei manchen Patienten nur gelegentlich auf, bei anderen wiederum haben sie deutliche Auswirkungen auf die Lebensqualität. Es gibt einige Behandlungsansätze, in vielen Fällen bewirkt eine Revaskularisierung - also ein Zusammenführen der getrennten Samenleiterenden und damit die Wiederherstellung der Fertilität - einen Rückgang der Schmerzen. Auch eine Durchtrennung der den Nebenhoden versorgenden Nervenbahnen kann zum Erfolg gegen die Schmerzen führen.

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Länger andauernde Schmerzen

Auch nach Jahren kann ein Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom noch auftreten. Verwachsungen um Samenstrang und Nervenbahnen können hierfür ursächlich sein. Halten die Schmerzen an, können diese Verwachsungen operativ gelöst werden. Ein nach Jahren auftretendes PVS ist jedoch eher untypisch, Schmerzen im Hoden haben daher häufig andere Ursachen und stehen selten mit der Vasektomie in Zusammenhang.
Ein vor allem bei Männern über 50 häufigeres Krankheitsbild, welches Schmerzen in Leisten- und Hodengegend verursachen kann, ist der Leistenbruch, bei dem sich Organgewebe aus der Bauchhöhle durch eine Bruchpforte durch den Leistenkanal bis in den Hoden ausstülpen kann.

Etwas weniger häufig ist die Varikozele, eine Gefäßaussackung der den Hoden versorgenden Venen. Auch sie verursacht Schmerzen im Hoden.
Eine Vasektomie zieht entgegen früher verbreiteter Meinung kein höheres Risiko für das Entstehen von weiteren Erkrankungen nach sich. Jedoch kann in seltenen Fällen auch ein Hodentumor hinter den Schmerzen stecken.
Summa summarum sind über längere Zeit anhaltende Schmerzen oder auch Schwellungen am Hoden abklärungsbedürftig.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.03.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024