Die Vasektomie stellt eine minimal invasive Operation dar, die sehr geringe Komplikationen aufweist. Dennoch können nach der Operation Schmerzen, Nachblutungen, Infektionen auftreten. Gefürchtete Komplikationen sind die Hoden- und die Nebenhodenentzündung, welche antibiotisch behandelt werden müssen.
Mit dem Begriff der „Vasektomie“ wird in den meisten Fällen die Durchtrennung der Samenleiter des Mannes gemeint. Die Vasektomie stellt einen simplen, komplikationsarmen chirurgischen Eingriff dar, der zu einer sehr sicheren Verhütung führt. Die Zahlen der Durchführung sind steigend, in den USA gehört es bereits zu den häufigsten eingesetzten Verhütungsmaßnahmen. Auch in Deutschland werden vermehrt Vasektomien angestrebt, da sie verglichen mit anderen Verhütungsmethoden kaum Risiken bergen.
Sogar eine Reoperation mit der Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit ist bei der Vasektomie häufig möglich.
Auch wenn die Vasektomie einen komplikationsarmen Eingriff darstellt, handelt es sich dennoch um eine invasive operative Maßnahme, die mit potentiellen Nebenwirkungen einhergehen kann. Im Regelfall wird unter örtlicher Betäubung an einer oder zwei Stellen des Hodens die Haut eingeschnitten. Die anschließend freigelegten Samenleiter beider Hoden werden durchtrennt und ein kurzes Stück wird entnommen, damit die durchtrennten Enden nicht wieder zusammenwachsen. Die losen Enden der Samenleiter werden anschließend entweder mithilfe von Elektroden verödet, mit Fäden vernäht, oder mit Metall geklammert.
Die Manipulation am Gewebe kann zu den typischen Nebenwirkungen eines invasiven chirurgischen Eingriffs wie Schmerzen, Blutung und Infektion führen. Infektionen können oberflächlich am Hautschnitt entstehen oder sich im umliegenden Gewebe ausbreiten. Je nachdem können von Rötungen der Haut bis zur Entzündung der Hoden theoretisch alle Komplikationen auftreten. Sehr selten können kleinere Fehler der Operation zu weiteren Beschwerden führen. Wird der Samenleiter nicht vorsichtig vom restlichen Gewebe unterschieden und getrennt, können umliegende Strukturen wie Blutgefäße oder Nebenhoden verletzt werden.
Hier finden Sie mehr Informationen rund zum Thema: Vasektomie - Die Sterilisation.
Die häufigste Nebenwirkung einer Vasektomie ist der postoperative Schmerz. Schmerz kann aus verschiedenen Gründen entstehen. In den meisten Fällen handelt es sich um einen typischen, harmlosen Wundschmerz durch den Hautschnitt und die Operation am Samenstrang. Selbst dieser ist bei der Vasektomie verhältnismäßig selten und gering. Nur etwa ein Drittel der Patienten berichtet Schmerzen nach dem Eingriff.
Unter Umständen kann ein Schmerz auch durch Verletzung oder Entzündung anderer Strukturen im Operationsgebiet entstehen. Der Schmerz tritt dann oft verzögert nach ein paar Tagen auf. Abhängig von der Ursache treten dann weitere Symptome wie Schwellungen und Rötungen auf.
Sehr selten kann auch ein sogenanntes „Post-Vasektomie-Syndrom“ auftreten. Dies beschreibt einen länger andauernden Schmerzzustand, dessen Ursache nicht bekannt ist. Vermutlich liegt auch hier eine Mitbeteiligung von Nerven oder dem Nebenhoden vor. Die Betroffenen beklagen konstante, über Wochen andauernde Schmerzen im Operationsgebiet.
Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Schmerzen nach einer Vasektomie.
Gelegentlich kann im Rahmen der Vasektomie eine Nachblutung auftreten. Durch den Hautschnitt und die Schnitte am Samenleiter werden immer kleinere Blutgefäße verletzt und durchtrennt. Während der Operation werden kleinere Blutungen gestillt mithilfe von Kompressen oder durch das Veröden der Gefäße mithilfe von Elektroden. Bei sämtlichen operativen Eingriffen kommt es zu diesen kleineren Blutungen. Eine Nachblutung kann dadurch entstehen, dass viele kleine Blutgefäße verletzt und die Blutungen nicht gestillt wurden. Auch bereits verödete Blutgefäße können nach dem Eingriff erneut nachbluten.
Seltener können im Operationsgebiet auch größere Blutgefäße, zum Beispiel die versorgenden Gefäße des Hodens verletzt werden. Fällt die Blutung während der Operation nicht auf, kann es im Nachhinein zu Nachblutungen mit schweren Ergüssen und Schwellungen kommen. Bei einer Nachblutung ist wichtig herauszufinden, ob die Blutung äußerlich gestillt werden kann oder ob eine erneute Operation notwendig ist.
Erstmaßnahmen stellen Kompression und Kühlung dar. Unter Umständen müssen der Bluterguss entfernt und das beschädigte Gefäß in einem erneuten Eingriff vernäht oder verödet werden
Die Nebenhodenentzündung stellt die häufigste tiefe und gefährliche Infektion nach einer Vasektomie dar. Der Eingriff selbst wird am Samenleiter nur knapp oberhalb des Nebenhodens durchgeführt, weshalb durch die räumliche Nähe eine erhöhte Verletzungs- und Entzündungsgefahr des Nebenhodens gegeben ist. Die typischen Entzündungszeichen sind dabei die Rötung, Schwellung, Schmerzen und Überwärmung. Zusätzlich kann es zu Fieber, Brennen beim Wasserlassen und Blut im Urin und Ejakulat kommen.
Typisch für die Nebenhodenentzündung in Abgrenzung zu anderen Erkrankungen der Hoden ist das Nachlassen des Schmerzes beim Anheben der Hoden. Die Entzündung muss in den meisten Fällen antibiotisch behandelt werden.
Als Komplikation kann die Nebenhodenentzündung zu einer dauerhaften Einschränkung der Spermienqualität führen, was bei einer späteren Wiederherstellung der Samenleiter zu Problemen der Konzeption führen kann.
Lesen Sie hier mehr zum Thema: Die Nebenhodenentzündung.
Deutlich seltener hingegen tritt nach einer Vasektomie eine Hodenentzündung, auch „Orchitis“ genannt, auf. Die Hodenentzündung ähnelt einer Nebenhodenentzündung. Auch hier treten Schwellung, Rötung, Überwärmung, Schmerzen und mitunter Fieber und Beschwerden beim Wasserlassen auf.
Der Arzt kann die beiden Entzündungen häufig durch die genaue Lokalisation der Schmerzen und der Schwellung voneinander unterscheiden. Auch bei der Hodenentzündung kann es zur ungewollten, irreversiblen Unfruchtbarkeit unabhängig von der Vasektomie kommen. Neben der antibiotischen Therapie können durch Kühlung die Schwellung und der Schmerz reduziert werden.
Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Die Hodenentzündung.
Der operative Eingriff geht immer mit kleineren Verletzungen der Gewebe einher. Um die Samenleiter freilegen zu können, müssen auch kleinere Schnitte im Bindegewebe durchgeführt werden. Der Körper kann diese kleineren Verletzungen nicht vollständig heilen und bildet an diesen Stellen Narbengewebe. Dieses führt nur selten zu Symptomen und stellt kein Problem dar.
Hin und wieder kann es jedoch zu Wucherungen des Narbengewebes kommen. Die Betroffenen spüren oft harte, knotige Veränderungen oberhalb des Hodens. Die wulstigen und harten Narben können durch Zug auf die Bindegewebe und durch verdrängendes Wachstum Schmerzen auslösen.
Im Normalfall lässt sich mit dem Narbengewebe leben, in sehr seltenen Fällen jedoch muss in einer erneuten Operation das Narbengewebe gespalten und entfernt werden.
Ein Granulom stellt eine Ansammlung gutartiger Immunzellen dar, die sich in einer Entzündungsreaktion an einem Punkt zentrieren und zu einem tumorähnlichen Wachstum führen. Bei der Vasektomie sind vor allem austretende Spermien im Rahmen des Eingriffs Auslöser der Granulombildung (Spermagranulome).
Das Immunsystem erkennt die Spermien, was zu einer Ansammlung der Immunzellen führt. Ähnlich wie überschießendes Narbengewebe kann das Granulom als Verhärtung am Samenstrang auffallen. Betroffene befürchten oft eine Entstehung eines bösartigen Tumors. Bis auf einen potentiellen leichten Druckschmerz ist das Granulom jedoch vollständig harmlos und bedarf keiner Behandlung.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Spermagranulome
Die Gefäßverletzung des Hodens stellt eine sehr seltene Komplikation der Vasektomie dar. Die zuführenden Blutgefäße sind verhältnismäßig groß und in der Regel außer Gefahr. Sollte es dennoch zu unbemerkten Beschädigungen und Unterbindungen der Blutzufuhr des Hodens kommen, können permanente Schäden am Hoden auftreten. Langfristig kann der Hoden schrumpfen und seine Funktionen verlieren.
Dazu gehören neben der permanenten Zeugungsunfähigkeit auch die Einschränkung der Hormonproduktion des Hodens. Seltener können auch Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Erektionsstörungen auftreten. Im Regelfall sind jedoch nicht beide Hoden betroffen, weshalb Hormonstörungen vom benachbarten Hoden oft ausgeglichen werden.
Die Vasektomie stellt einerseits eine sehr sichere Verhütungsmaßnahme dar, kann aber in Ausnahmefällen dennoch mit einer erneuten Zeugungsfähigkeit einhergehen. Der Spermienleiter wird durch die Vasektomie für mehrere Zentimeter unterbrochen und die Enden werden vernäht. Unter Umständen können sich jedoch die Enden der Samenleiter wieder öffnen und erneut verwachsen. Die Betroffenen bemerken dies oft nicht.
Auch eine gewollte erneute Zeugungsfähigkeit kann nach der Vasektomie oftmals wieder erreicht werden. In einer zweiten Operation können die Samenleiter in einem mikrochirurgischen Verfahren wieder vernäht werden, wodurch das Ejakulat wieder Spermien erhält. Auch nach mehreren Jahren ist die erneute Zeugungsfähigkeit noch in der Mehrzahl der Fälle möglich.
Für weitere Informationen lesen Sie hier weiter: Wie kann man eine Vasektomie durchführen?
Die Vasektomie geht nicht mit einem unmittelbar erhöhten Tumorrisiko einher. Für die Hoden und die Nebenhoden gibt es keinerlei Gefahr, die von einer Vasektomie ausgeht. Lediglich eine Assoziation mit dem Prostatakarzinom wird vielfach diskutiert.
Einige Beobachtungen legen eine potentielle Risikoerhöhung nach einer Vasektomie nahe, diverse Studien haben jedoch keinen signifikanten Zusammenhang feststellen können.
Die Vasektomie selbst hat keinen Einfluss auf die Hormonproduktion in den Hoden. Die Spermien im Hoden werden vom Körper resorbiert und stellen keine Gefahr für das Hodengewebe dar. Lediglich bei gröberen Verletzungen der Hoden oder der zuführenden Blutgefäße während des Eingriffs können im seltenen Fall Funktionsverluste der Hoden auftreten.
Im Rahmen einer normal verlaufenden Vasektomie besteht jedoch kein erhöhtes Risiko einer langfristig gestörten Hormonproduktion.
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