Schmerzen am Schneidezahn - was steckt dahinter?

Patienten, die über Schmerzen am Schneidezahn klagen, leiden häufig stark darunter. Mit einher geht die Angst, dass der Zahn gezogen werden muss. So wird der Zahnarztbesuch herausgezögert. Ursachen für Schmerzen am Schneidezahn können sehr unterschiedlich sein, von Stürzen über Prügeleien bis hin zu karies bedingten Schmerzen.

Schmerzen am Schneidezahn

Einleitung

Oft leiden Patienten stark darunter, wenn ein Schneidezahn schmerzt. Ein unangenehmes Gefühl, zu dem oft noch die Angst kommt, dass der Zahn ausfällt oder nach einer Behandlung unschön aussieht. Gerade fehlende Frontzähne fallen sofort auf. 

So schiebt der Betroffene seinen Arztbesuch auf die lange Bank und die Schmerzen werden immer schlimmer. Daher sollte ein Besuch beim Zahnarzt spätestens eine Woche nach Beginn der Schmerzen durchgeführt werden.

Ursachen

Ein schmerzender Schneidezahn ist keine Seltenheit. Die Gründe sind die Gleichen wie bei den anderen Zähnen auch,mit einer kleinen Besonderheit. Aufgrund ihrer exponierten Lage im Kiefer sind sie besonders häufig von Traumata (Verletzungen) und Krafteinwirkungen jeglicher Art betroffen. Dabei kann es passieren, dass die Frontzähne abbrechen, ausgeschlagen oder in das Zahnfach hinein oder herausgedrückt (Intrusion und Extrusion genannt) werden.

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Die Art der Schädigung ist dabei abhängig von der Kraftrichtung und deren Größe. Abgesehen von diesem Sonderfall, gelten auch die üblichen Ursachen für Zahnschmerzen. Hierunter gehören größere kariöse Läsionen, Sekundärkaries an einer bestehenden Restauration, sowie eine gerade erst oder schlecht gelegte Füllung. Auch eine Entzündung der Wurzelspitze kann zu Schmerzen führen. Weiterhin kommen freiliegende Zahnhälse und eine Zahnspange in Betracht.

Mehr dazu unter: Zahnschmerzen - welche Ursachen kommen in Frage?

Begleitende Symtome

Meist gehen mit den Zahnschmerzen noch viele weitere Symptome einher. Typisch sind hier vor allem die Entzündungszeichen: Schwellung, Rötung und erhöhte Temperatur. Treten diese Beschwerden auf, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich der schmerzende Zahn entzündet hat. Man sollte dies schnellstmöglich vom Arzt überprüfen lassen, um eine Ausbreitung der Entzündung ins umliegende Gewebe zu verhindern.

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Eine Schwellung zeigt sich zumeist am Zahnfleisch zwischen Lippe und Zahn, weniger oft am Gaumen. Die Rötung wird durch einen Temperaturanstieg ausgelöst und ist im Gesicht erkennbar. Sie betrifft oft die Wangen oder den direkt über dem Zahn liegenden Bereich. Gerade bei einem Trauma ist es möglich, dass Weichteile verletzt werden können. Bei einem harten Sturz passiert es ab und an, dass Zähne oder Gegenstände die Lippe oder die Wange durchstoßen. Eine Platzwunde mit starkem Blutfluss ist die Folge. Die Wunden müssen im Anschluss gut gereinigt und desinfiziert werden, da sie sich sonst recht schnell entzünden. Eine Rötung mit Eiterbildung wäre die Folge.

Diagnose

Bevor der Zahnarzt sich den schmerzenden Zahn mit seinen Instrumenten genauer ansieht, wird er dem Patienten zuerst einige Fragen zu den Begleitumständen stellen. Interessant ist, wie lange die Symptome bestehen, ob ein bestimmtes Ereignis im Zusammenhang damit steht und ob dies zuvor schon einmal aufgetreten ist. Bei einem Trauma muss ein spezieller Unfallbogen ausgefüllt werden, um bestimmte Ansprüche zu klären. Danach wird der Zahn betrachtet, ein Perkussions- und Kältetest durchgeführt. Zu guter Letzt erfolgt noch die Röntgenaufnahme und der Zahnarzt beginnt mit der Behandlung. Bei einem Perkussionstest wird jeder Zahn mit dem hinteren Ende des Mundspiegels vorsichtig abgeklopft. Dieses leichte Klopfen sollte bei gesunden Zähnen keine Schmerzen auslösen. Im Fall des Kältetests wird mit Hilfe eines Wattebällchens, welches mit Eisspray behandelt wurde, der Zahn auf Kälteempfindlichkeit überprüft. Bei einem gesunden Zahn sollte dies ein leichtes Ziehen auslösen.

Therapie

Wenn der Schneidezahn schmerzt, kann die richtige Diagnose nur durch den behandelnden Arzt gestellt werden. Eine Therapie erfolgt in Abhängigkeit von der Ursache. Im Folgenden werden einige Therapiemöglichkeiten aufgezählt:

  1. Therapie bei Karies/Sekundärkaries: Je nach Größe der kariösen Läsion kann die Karies entfernt, eine Füllung in die Kavität eingebracht und gegebenenfalls eine Krone angefertigt werden. Reicht der Defekt schon bis zur Pulpa (Zahnmark), muss der Zahnarzt eine Wurzelbehandlung durchführen. Bei der Sekundärkaries entfernt man die alte Restauration mitsamt der Karies und entscheidet danach über den Verbleib des Zahnes.

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  2. Therapie bei Fraktur/Bruch: Je nach Grad der Fraktur wird der Zahnarzt versuchen den Zahn zu erhalten. Manchmal reicht eine einfache Füllung aus, in anderen Fällen wird die Schienung des Zahnes notwendig. Dabei wird der Zahn ruhig gestellt, damit er sich wieder festigen kann. Dies dauert jedoch mehrere Monate und geht oft mit einer Wurzelbehandlung einher. Wenn der Zahn allerdings sehr ungünstig bricht, muss er entfernt werden (Extraktion). Eine Nachbehandlung erfolgt im Anschluss, wobei regelmäßig Röntgenkontrollaufnahmen der aktuellen Situation angefertigt werden sollten.

  3. Therapie bei Intrusion: Ein Zahn, der durch Krafteinwirkung in das Zahnfach hineingedrückt wurde, kann durch eine kieferorthopädische Maßnahme (Spange) wieder an den richtigen Ort gebracht werden.

  4. Therapie bei Extrusion: Ein aus dem Zahnfach herausgedrückter Zahn wird repositioniert und dann ruhig gestellt. Eine Wurzelbehandlung ist notwendig.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Behandlung von Zahnschmerzen

Dauer der Schmerzen

Die Dauer der Schmerzen kann ganz unterschiedlich sein und hängt von der Ursache ab. In der Regel verschwinden harmlose Schmerzen innerhalb von zwei oder drei Tagen. Dauert die Episode jedoch länger an, sollte man, in der Regel spätestens eine Woche nach Schmerzbeginn, zum Arzt gehen. Dort kann die Ursache ermittel und behoben werden.

Schneidezahn schmerzt bei Kälte

Beim Eis-Essen oder beim Trinken einer kühlen Limonade kommt es häufig zu einem schmerzhaften Ziehen am Zahn. Ein Ziehen, das noch mehrere Sekunden nach dem Reiz andauert. Verschiedene Auslöser kommen dafür in Frage.

Ein freiliegender Zahnhals reicht manchmal schon aus, um dieses unangenehme Gefühl auszulösen. Schmerzen entstehen dann beim Essen von heißen oder kalten bzw. süßen oder sauren Lebensmitteln. Freiliegendes Dentin leitet diese Reize sofort an den Zannerv weiter und bringt das Stechen hervor. Dann helfen spezielle Zahnpasten oder eine Zahnhalsfüllung, um das Leiden zu lindern. Die Zahnpasten legen sich auf das offene Dentin und dichten es quasi ab. So können die Reize vermindert bzw. nicht mehr übertragen werden. Eine Wirkung wird so lange erzielt, wie das Produkt angewendet wird. Zahnhalsfüllungen aus Kunststoff wirken auf die gleiche Art und Weise – allerdings dauerhaft.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Schmerzen am Zahnhals

Auch Karies/Sekundärkaries kommt als Verursacher eines Kälteschmerzes in Frage. Ein Loch, das bis in Nervnähe reicht, kann beim Essen einen starken und lang andauernden Schmerz verursachen. Grund sind die Stoffwechselprodukte, die die Bakterien ausscheiden, da diese die Pulpa reizen.

Schneidezahn schmerzt bei Berührung

Eine Entzündung des zahnumgebenden Gewebes wird Parodontitis genannt. Diese kann sich unbehandelt immer stärker ausbreiten und nach einiger Zeit auch die Wurzelspitze betreffen. Eine Wurzelspitzenentzündung, auch Pulpitis genannt, welche den Zahnhalteapparat immer weiter zerstört, ist die Folge. Jegliche Art der Berührung schmerzt in diesem Stadium, egal ob der Zahn marktot oder noch lebend ist. Manchmal reicht hier eine Berührung mit der Zunge schon aus.

Anfangs erfolgen die Schmerzen nur nach Verzehr von Heißem oder Kaltem. Je ausgeprägter die Entzündung jedoch ist, desto stärker entwickelt sich die Berührungsempfindlichkeit. Die Reaktion ist heftig und langanhaltend, oft strahlen die Schmerzen ins Gewebe aus. Viele Patienten berichten darüber, dass Kälte schmerzlindernd wirkt. Diese Art von Schmerz sollte auf jeden Fall vom Zahnarzt abgeklärt werden, da sich eine Wurzelspitzenentzündung ohne Behandlung immer weiter ausbreitet. Im Anfangsstadium kann der Zahn schon durch eine Wurzelbehandlung gerettet werden. Im schlimmsten Fall bildet sich Eiter und es entsteht ein Abszess. Ein harmloser Verursacher von Berührungsschmerzen sind freiliegende Zahnhälse. Eine Therapie kann wie im vorigen Abschnitt beschrieben durchgeführt werden.

Schneidezahn schmerzt bei Druck

Schmerzen auf Druck entstehen im Schneidezahnbereich beim Kieferschluss oder beim Abbeißen. In Abhängigkeit von der Zahnstellung können bestimmte Zähne, auch im Frontzahnbereich, stärker belastet werden. Diese müssen dann beim Zusammenbeißen (vor allem bei nächtlichem Zähneknirschen) und beim Kauen einem stärkeren Druck standhalten. Dadurch werden diese Zähne überbelastet und beginnen zu schmerzen. Oft werden hier pochende Schmerzen beschrieben, die bis zum Ohr ausstrahlen können. Ursache ist ein gereizter Zahnnerv, der sich erst beruhigt, wenn der ständige Reiz entfernt wird. Dies kann durch Eingliederung von verschiedenen Restaurationen oder Prothesen geschehen. Handelt es sich nur um eine kleine Stelle, die einen zu starken Zahnkontakt besitzt, kann diese durch Einschleifen entfernt werden. Innerhalb weniger Tage sollte Linderung eintreten.

Eine seltenere Ursache ist der atypische Schmerz, welcher bei einer Trigeminusneuralgie entsteht. Dabei erscheinen manche Zähne druckempfindlicher als zuvor. Der Zahnarzt überprüft diese Schmerzart durch Aufbiss auf eine Watterolle, wodurch ein Schmerzreiz ausgelöst wird.

Schmerzen am Schneidezahn und an der Nase

Schmerzen im Schneidezahn können aufgrund der anatomischen Nähe auch oft bis zur Nase ausstrahlen. Dies ist nicht ungewöhnlich und verschwindet mit den anderen Symptomen wieder. Manche Menschen spüren sogar die Schneidezahnwurzel in der Nase. Dies kann anatomisch so angelegt sein, aber auch erst nachträglich durch ein Trauma entstehen. In letzten Fall kann darüber nachgedacht werden, den Zahn wieder an seine ursprüngliche Stelle zu schieben. Solange keine Schmerzen besehen, ist dies jedoch ein harmloser Befund. Eine Behandlung wird nur dann notwendig, wenn der Zahn schmerzt.

Schmerzen am Schneidezahn nach einem Schlag

Oft schmerzt ein Schneidezahn nach einem Schlag auf das Gesicht. Durch die auftreffende Kraft kann der Zahn dann aus seinem Zahnfach herausgelöst werden. Dabei kann er herausfallen, wackeln oder frakturieren (brechen), auch Knochenstücke können abbrechen. Schmerzen entstehen dabei, durch Schädigung von Nerv oder Zahnfleisch.

Manchmal ist an dem Zahn jedoch kein Schaden ersichtlich. Einziger Unterschied: Er reagiert sensibel auf Druck oder thermische Reize. Bei dem Schlag wurde der Zahnnerv gereizt. Die Schmerzen verschwinden jedoch nach wenigen Wochen wieder. Wichtig ist jedoch zum Zahnarzt zu gehen und einen Unfallbogen auszufüllen, um später Ansprüche gegenüber dem Verursacher geltend machen zu können.

Schneidezahn schmerzt nach einem Sturz

Ähnlich verhält es sich nach einem Sturz auf das Gesicht. Die Kraft, die durch den Sturz auf den Zahn wirkt, ist so groß, dass dabei oft Zähne abbrechen oder ganz herausfallen. Die Behandlung und die Symptome unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des Schlages, da beides typische Schneidezahntraumata auslösen. Auch hier ist es wichtig den Unfallbogen ausfüllen zu lassen, um bei Spätfolgen abgesichert zu sein.

Schneidezahn schmerzt und wackelt

Nicht selten wackelt ein schmerzender Schneidezahn. In diesem Fall ist ein Zahnarzttermin dringend anzuraten. Dort kann durch ein Röntgenbild herausgefunden werden, ob der Zahn unterhalb des Zahnfleisches frakturiert ist oder ob Knochenfragmente locker sind. Ein weiterer Grund für einen wackelnden Zahn stellt eine Wurzelspitzenentzündung mit Eiterbildung dar. Diese Erkrankung geht jedoch mit den bekannten Entzündungszeichen einher und ist daher leicht zu erkennen. Nach der Diagnosestellung kann dann die richtige Behandlung eingeleitet werden.

Erfahren Sie mehr dazu unter: Schneidezahn wackelt

Autor: Dr. Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 21.02.2017 - Letzte Änderung: 30.11.2022