Schneidezahn wackelt - Was kann passieren?

Ein wackelnder Schneidezahn kann nicht nur bei Kindern im Milchzahn-Alter auftreten, auch bei Erwachsenen kann es hierzu kommen. Hier stecken dann natürlich andere Ursachen dahinter, wie unter anderem ein vorangegangenes Trauma oder eine Zahnfleischentzündung.

Schneidezahn wackelt

Einleitung

Wenn man an wackelnde Schneidezähne denkt, ist der erste Gedanke, dass Milchzähne eines Kindes betroffen sind. Doch die Lockerung der Frontzähne betrifft nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Im fortgeschrittenen Alter können die bleibenden Frontzähne anfangen sich so stark zu lockern, dass sie schlimmstenfalls herausfallen. Doch was kann das für Ursachen haben und warum können auch junge Erwachsene von wackelnden Schneidezähnen betroffen sein?

Ursachen eines wackelnden Schneidezahnes

Es kommen viele verschiedene Ursachen für einen wackelnden Schneidezahn in Frage. Sie können alle Altersschichten betreffen.
Bei Kindern von etwa 5-6 Jahren fangen die Milchschneidezähne an zu wackeln, weil die bleibenden Zähne den Zahnwechsel einleiten. Die Wurzel der Milchzähne wird dabei abgebaut, weshalb der Milchzahn keinen Halt mehr im Kieferknochen hat. Dadurch wird er locker und fällt letztendlich heraus, damit der bleibende Zahn nachkommen kann.

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Ein weiterer Grund, der alle Altersstufen betrifft, ist Gewalteinwirkung oder ein Unfall. Fällt der Patient genau auf die Schneidezähne, können diese brechen oder aus dem Zahnbett gelöst werden, sodass sie locker und beweglich sind.
Ist der Zahn in der Längsachse gebrochen, muss er gezogen werden. Bei einem Bruch in der Querachse kommt es darauf an, wie tief der Zahn abgebrochen ist, ob noch zu retten ist. Dabei gilt, je tiefer der Bruch zur Wurzel hin liegt, desto schlechter ist die Lebeneserwartung des Zahnes.

Wackelnde Schneidezähne betreffen ebenfalls schwangere Frauen in einigen Fällen. In der Schwangerschaft verändert sich die Struktur einiger Gewebe des Körpers, um sich auf die Geburt des Kindes vorzubereiten. Auch das Zahnfleisch und das Zahnbett sind davon betroffen. Dabei sind die Gewebe auch anfälliger für bakterielle Infektionen, was eine Zahnfleischentzündung oder Zahnbettentzündung bedingen kann. Die Zähne werden nicht mehr im Zahnbett gehalten und wackeln. Ein Besuch beim Zahnarzt wird empfohlen.

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Ein weiterer Grund, der eher die älteren Patienten etwa ab dem 40. Oder 50. Lebensjahr betrifft, ist die Parodontitis. Bei der Parodontitis (Zahnbettentzündung) ist das Zahnbett entzündet und kann die Zähne nicht mehr fest verankern. Der um die Wurzeln vorhandene Knochen löst sich und die Zähne wackeln.

Schneidezahn wackelt nach Unfall

Ein wackelnder Schneidezahn kann nach Sturz, Unfall oder Schlag auftreten. Die kurzzeitige übermäßige Kraft von außen, die auf den Frontzahn einwirkt kann diesen sowie das umliegende Gewebe massiv geschädigt haben. Deshalb sollte in diesen Fällen stets der Zahnarzt aufgesucht werden. Dieser untersucht den Zahn genau auf eventuelle Schäden.
Dabei ist eine Längsfraktur immer das schlechteste Urteil, das mit dem Ziehen des betroffenen Zahnes einhergeht. Ist der Zahn in der Längsfraktur zweigeteilt kann er nicht mehr behandelt werden, da in den Frakturspalt immer wieder Bakterien eindringen könnten und der Zahn nicht mehr stabil wäre.

Bei Querfrakturen ist es entscheidend, an welcher Stelle der Bruch ist, wobei Wurzelbrüche ebenfalls eine schlechte Heilungschance haben. Bei Brüchen in der Zahnkrone können diese ohne Eröffnung des Zahnmarks durch eine Füllung oder Krone versorgt werden. Ist die Pulpa, das Zahnmark, eröffnet, so muss der Frontzahn zunächst wurzelkanalbehandelt werden, bevor er mit einer Krone wieder in die Zahnreihen integriert werden kann

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Der bloße Schlag von außen kann ebenfalls den Nerv schädigen, ohne dass etwas abgebrochen ist oder die Nervkammer überhaupt eröffnet ist. Der Patient merkt oft Wochen später, dass der Schneidezahn sich gräulich verfärbt, da er nicht mehr mit Nährstoffen durch die Gefäße im Zahnmark versorgt wird. Folglich muss er dann wurzelkanalbehandelt und überkront werden.
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Aber nicht immer führt die äußere Krafteinwirkung zum Bruch des Zahnes. Meist wackelt der Schneidezahn für einige Zeit, wobei beim direkten Draufbeißen Schmerzen auftreten können. Der Zahnarzt schient den lockeren Schneidezahn dann an die Nachbarzähne, damit er wieder fest ins Zahnbett einheilen kann. Nach der Schonzeit, wird die Schiene entfernt und der Zahn ist wieder voll belastbar.

Was sind die Symptome eines wackelnden Schneidezahns?

Mögliche Beschwerden im Rahmen eines Schneidezahns, der wackelt, sind:

  • Bei Schäden der Frontzähne nach einem Sturz oder Unfall sind Zahnschmerzen ein häufiges Begleitsymptom. Der Schlag auf den Zahn kann ihn irritieren und so stark schädigen, dass leichte Berührung schon zu starken Beschwerden führt.
  • Bei dem Unfall kann zudem das umliegende Gewebe verletzt worden sein, was dann folglich darauf reagiert. Das Zahnfleisch ist geschwollen und gerötet und schmerzt stark. Auch die umliegenden Gewebe außerhalb des Mundes können geschwollen und verletzt sein, wie beispielsweise Nase und Lippen.
  • Bei entzündlichen Ursachen, wie einer Parodontitis oder einer Zahnfleischentzündung, sind die typischen Entzündungszeichen als Begleiterscheinung vorhanden. Das Gewebe ist rot, geschwollen, schmerzt. Dabei ist ganz typisch, dass kalte Getränke und Speisen eine Symptomlinderung erzielen und warme die Symptome eher verschlechtern.
  • Patienten mit wackelnden Schneidezähnen bei Entzündungen haben oft Aufbissbeschwerden, da bei jeglicher Kraftausübung die Zähne in das entzündete Gewebe gedrückt werden.
  • Wackelnde Milchschneidezähne beim Zahnwechsel machen den jungen Patienten oft keinerlei Beschwerden. Viele Kinder ziehen sich die Wackelzähne meist selbst oder sie bleiben beim Biss in den Apfel stecken.

Schmerzen beim wackelnden Schneidezahn

Lockere und bewegliche Schneidezähne können Schmerzen verursachen die ganz unterschiedliche Schmerzqualitäten besitzen. Die Qualität der Beschwerden ist dabei von der Ursache abhängig.
Bei entzündlichen Ursachen wie einer Zahnfleisch- oder Zahnbettentzündung ist der Schmerz ein typischer Entzündungsschmerz. Das Zahnfleisch fühlt sich dick und warm an und Kauen kann starke pulsierende und dumpfe Schmerzen auslösen. Prägnant ist dabei, dass kalte Speisen und Getränke die Schmerzen lindern, während heißer Kaffee oder eine Suppe die Beschwerden verschlimmern.

Nach Sturz, Schlag oder Unfall ist die Qualität des Schmerzes eine andere. Die umliegenden verletzten Gewebe lösen einen Wundschmerz aus, der brennend ist. Der Schneidezahn selber kann durch den Schlag einen pulsierenden, pochenden Schmerz beim Kauen auslösen, da der Nerv geschädigt ist., man spricht dann von einer Wurzelentzündung(Pulpitis). Der Nerv stirbt ab. In diesem Fall kann erst eine Wurzelkanalbehandlung eine Symptomlinderung erzielen.

Wackelnde Schneidezähne im Milchgebiss

Wackelnde Schneidezähne sind bei Kindern im Alter von etwa 5 bis 6 Jahren normal und in keiner Weise krankheitsbedingt. Die Schneidezähne wackeln und lockern sich bis sie herausfallen, da der nachfolgende bleibende Schneidezahn an dessen Stelle tritt.
Die Lockerung geschieht dadurch, dass die Wurzel des Milchschneidezahns resorbiert wird, das bedeutet, dass sie aufgelöst wird. Dadurch hat der Milchzahn keinen Halt mehr, da die Wurzel nicht mehr vorhanden ist um den Zahn im Zahnbett zu verankern und er löst sich.

Die unteren mittleren bleibenden Schneidezähne brechen mit 6 Jahren durch, im Oberkiefer erst etwas später mit etwa 7 Jahren. Der Milchfrontzahn wird so locker, wenn der bleibende Zahn an die Oberfläche drängt, dass die die jungen Patienten diese oft selbst ohne Hilfe eines Zahnarztes ziehen können.
Der nachfolgende Zahn tritt dann durch das Zahnfleisch hindurch an die Oberfläche und nimmt den Platz des Milchzahnes ein, der vorher als Platzhalter galt.

Generell muss der Zahnarzt nicht aufgesucht werden, sofern keine Beschwerden auftreten, die länger anhalten. Das Kind darf versuchen, selbst an dem Milchzahn zu wackeln, ohne Gewalt anzuwenden, um Zähne und das Zahnfleisch nicht zu schädigen.

Ist der Zahnwuchs allerdings nicht normal und behindern die Milchzähne die bleibenden Zähne am Durchbruch, ist der Gang zum Zahnarzt empfehlenswert.
Bei Fragen und Unsicherheit sollte dieser oder ein Kieferorthopäde aufgesucht werden, der vorab einmal die Wachstumslage der Zähne und gegebenenfalls Wachstumsstörungen frühzeitig erkennen kann und daraufhin therapeutisch aktiv wird, damit Milchzähne das Wachstum von bleibenden Zähnen gar nicht erst negativ beeinflussen können.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Zahnwechsel bei Kindern

Was tun beim wackelnden Schneidezahn?

In erster Linie ist es für den erwachsenen Patienten wichtig, so schnell wie möglich den Zahnarzt aufzusuchen. Vor allem Patienten mit Stürzen und Trauma sollten vorab ins Krankenhaus um ein Schädel- Hirn- Trauma und Hirnblutungen auszuschließen. Danach sollte ein Zahnarzt oder ein Notdienst aufgesucht werden, sofern der Hauszahnarzt keine Sprechzeit mehr hat.

Der Zahnarzt kann nun die Therapie schnellstmöglich einleiten, um den Zahn zu erhalten. In vielen Fällen werden die wackelnden Schneidezähne sofort an die Nachbarzähne geschient, sodass sie dadurch gefestigt werden und keine Eigenbeweglichkeit mehr besitzen. Das reicht meist schon aus, damit der Zahn wieder fest einheilt. Der Patient sollte darauf achten, den Zahn nicht übermäßig zu belasten und nichts Hartes Abzubeißen. Jegliche Überlastung kann dazu führen, dass der Zahn sich löst.

Bei lockeren Schneidezähnen durch Parodontitis ist ein zeitiger Gang zum Zahnarzt ebenfalls sinnvoll um die Zähne nicht zu verlieren. Der Zahnarzt leitet so schnell es geht eine Parodontitisbehandlung ein, um die verursachenden Bakterien aus dem Zahnbett und den Zahnfleischtaschen zu entfernen.

Der einzige Fall, in dem abwartend gehandelt werden kann, ist bei Milchzähnen im Zahnwechsel. Dabei kann das Kind selbst versuchen den Zahn herauszulösen. Erst wenn das nicht funktioniert, sollte der behandelnde Zahnarzt aufgesucht werden.

Wie diagnostiziert man einen wackelnden Schneidezahn?

Der Zahnarzt versucht den Zahn zu bewegen und bestimmt damit den Lockerungsgrad, der von eins bis drei nummeriert ist. Im Falle eines Traumas (Unfall, Sturz oder Schlag) wird die Röntgendiagnostik hinzugezogen, um vorhandene Frakturlinien sehen zu können. So klärt der Zahnarzt zuerst mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder einer dreidimensionalen Aufnahme (DVT), ob Brüche innerhalb der Zahnkrone oder der Zahnwurzel vorhanden sind, die den erhöhten Lockerungsgrad der Schneidezähne bedingen.

Bei einer Zahnbettentzündung werden zudem die Zahnfleischtaschen gemessen um gegebenenfalls eine Parodontitistherapie einzuleiten. Bei Lockerung der Schneidezähne von Schwangeren wird oft nur eine professionelle Zahnreinigung gemacht, wenn sie sich im 2. Schwangerschaftsdrittel befindet. Dies kann bereits zu einer Verfestigung der Zähne führen.
Wackelnde Milchzähne bei Kindern im Zahnwechsel werden nur dann vom Zahnarzt gezogen, um das Durchbrechen des nachfolgenden bleibenden Zahns nicht zu behindern.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Schneidezahn wackelt finden Sie unter:

Eine Themenübersicht aus dem Bereich der Zahnmedizin finden Sie unter: Zahnmedizin A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.08.2017 - Letzte Änderung: 01.12.2022