Der Zahnwechsel vollzieht sich in verschiedenen Phasen. Zunächst entsteht das Milchgebiss, dann das Wechselgebiss und schließlich das bleibende Gebiss. Das Wechselgebiss ist der Übergang vom Milchgebiss zum bleibenden Gebiss.
Bei fast allen Säugetieren, zu denen auch der Mensch gehört, ist der Mund bei der Geburt zunächst zahnlos. Die Natur hat dies wahrscheinlich so eingerichtet, um eine Schmerzhaftigkeit beim Säugen zu vermeiden. Nach und nach erscheinen dann die ersten Zähne und bilden das Milchgebiss bei Kindern.
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Die erste Dentition, das Milchgebiss, besteht aus 20 Zähnen, 5 in jedem Quadranten. Je Quadrant sind es 2 Schneidezähne, 1 Eckzahn und 2 Milchmolaren.
Die unteren Milchmolaren haben 2 Wurzeln und die oberen 3 Wurzeln. Bei der Geburt sind die Zähne bereits im Kieferknochen angelegt, sie brechen aber erst nach und nach durch die Mundschleimhaut durch. Im allgemeinen beginnt die Zahnung mit 6 Monaten.
Als erste erscheinen die mittleren unteren Schneidezähne. Es folgen die oberen 4 Schneidezähne, dann die beiden unteren seitlichen Schneidezähne, die ersten Backenzähne, die Eckzähne und als letzte die zweiten Mahlzähne
Mit 2 Jahren ist die Zahnung normalerweise abgeschlossen. Es gibt jedoch auch erhebliche individuelle zeitliche Abweichungen. So können bereits bei der Geburt schon Zähne vorhanden sein oder aber der Zeitraum der Dentition verzögert sich bis zum 3. Lebensjahr.
Diese Abweichungen sollten keine Sorgen bereiten. Sind alle Zähne durchgebrochen, ist auch eine normale Okklusion (Gebissschluß) hergestellt. Das Durchbrechen der Zähne durch die Schleimhaut kann bei vielen Kindern schmerzhaft sein. Dagegen gibt es Medikamente, die auf die Schleimhaut aufgetragen, die Schmerzen lindern.
Auch wenn die Zähne alle in der Mundhöhle stehen, ist ihr Wurzelwachstum noch nicht vollständig abgeschlossen. Dies geschieht erst nach und nach. Die Milchzähne sind wesentlich kleiner als die bleibenden Zähne und besonders anfällig für Karies, die auch wegen der dünnen Schmelzschicht schneller fortschreitet als bei den bleibenden Zähnen.
Deshalb sollte so früh wie möglich der Zahnarzt aufgesucht werden, um schon frühzeitig eine Behandlung durchzuführen. Sind Milchzähne durch kariöse Zerstörung vorzeitig ausgefallen, sollte die Lücke durch einen Lückenhalter offen gehalten werden, um Platz für die bleibenden Zähne zu erhalten.
I - Oberkiefer rechts -
1. Quadrant (11-18)
II - Oberkiefer links -
2. Quadrant (21-28)
III - Unterkiefer links -
3. Quadrant (31-38)
IV - Unterkiefer rechts -
4. Quadrant (41-48)
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Im Alter von 6 Jahren beginnt das Wechselgebiss, also der eigentliche Zahnwechsel. Als erste erscheinen die ersten großen Mahlzähne hinter dem letzten Milchzahn. Sie werden deshalb auch 6-Jahr Molaren genannt. Da hierfür keine Milchzähne ausfallen, werden sie häufig nicht als permanente Zähne wahrgenommen.
Mit 7 Jahren beginnen die Milchzähne zu wackeln und schließlich im Abschluss des Zahnwechselsauszufallen. Durch die Auflösung der Wurzeln bleiben am Ende nur noch die Zahnkronen übrig, die entweder von allein ausfallen oder leicht zu entfernen sind. Vorher haben sich infolge des Kieferwachstums zwischen den Zähnen Lücken gebildet. Dies ist notwendig, damit Platz für die bleibenden Zähne geschaffen wird.
Bleiben Milchzähne zu lange bestehen, müssen sie entfernt werden, damit die bleibenden Zähne genügend Raum haben und Stellungsanomalien vermieden werden. Zwischen dem 7. bis 9. Lebensjahr werden die Milchschneidezähne durch die bleibenden Zähne ersetzt. Eckzähne und kleine Mahlzähne erscheinen zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr. Als letzter bricht der zweite große Mahlzahn durch. Damit ist das Milchgebiss vollständig durch das bleibende Gebiss ersetzt und die Zeit des Wechselgebisses abgeschlossen.
Eine Sonderstellung nehmen die Weisheitszähne ein. Sie können bis zum dreißigsten Lebensjahr noch durchbrechen und stellen den Abschluss des Zahnwechsels dar. Es gibt jedoch auch hier Ausnahmen, denn bei manchen Menschen sind sie gar nicht angelegt oder aber sie bleiben im Knochen liegen, da kein Platz in der Zahnreihe mehr vorhanden ist.
Die zweite Dentition, das vollständige bleibende Gebiss inklusive der Weisheitszähne, besteht aus 32 Zähnen.
Sie sind ebenfalls in 4 Quadranten aufgeteilt.
In jedem dieser Quadranten befinden sich jeweils:
Die unteren großen Mahlzähne haben 2 Wurzeln, die oberen 3 Wurzeln. Alle übrigen haben 1 Wurzel. Nach dem Durchbruch durch das Zahnfleisch ist die Krone bereits vollständig ausgebildet, die Wurzeln befinden sich jedoch noch in der Entwicklung. Der Wurzelkanal ist noch weit und zur Wurzelspitze hin weit offen. Erst nach und nach bilden sich die Wurzeln voll aus.
Die richtige Stellung der Zahnreihe kann gestört sein durch nicht rechtzeitig ausgefallene Milchzähne oder zu früh verloren gegangene Milchzähne. In diesen Fällen finden die bleibenden Zähne ihren Platz besetzt oder die Lücke ist zu eng, und sie brechen dann hinter der Zahnreihe durch und müssen durch kieferorthopädische Maßnahmen wieder in die richtige Position gebracht werden.
Es kann bei der Entstehung und Entwicklung der bleibenden Zähne zu zahlreichen Problemen kommen.
Besonders häufig ist, dass bleibende Zähne durch einen zu kleinen Kiefer zu wenig Platz haben um an deren vorgesehener Stelle durchzubrechen. In diesem Fall werden Kieferorthopäde und Zahnarzt zusammen tätig, sodass der Zahnarzt Zähne zieht um Platz zu schaffen, während der Kieferorthopäde den Platz nutzt um alle Zähne mit einer „Zahnspange“ gerade in Position zu stellen.
Ist durch mangelndes Oberkieferwachstum der harte Gaumen zu klein, dann haben die Zähne keinen Platz und bei normal entwickeltem Unterkiefer kommt es dann zu einem falschen Zusammenbiss: Die Unterkieferzähne beißen vor die Oberkieferzähne. Durch Anregung des Oberkieferwachstums und anschließende Umstellung der Zähne wird die Bissfehlstellung behoben. Dieser Vorgang heißt Gaumennahterweiterung.
Weiterhin können Zähne krumm durchbrechen und schief oder in Lücke stehen, sofern zu viel Platz da ist. Das kann der Fall sein, wenn Zähne oder Zahngruppen nicht angelegt sind. In vielen Fällen fehlt der seitliche Schneidezahn oder ein Prämolar.
Darüber hinaus kann auch die Bisslage den Zahnwechsel stören. Steht beispielsweise der Unterkiefer vor dem Oberkiefer und nicht wie es normalerweise umgekehrt der Fall wäre, so behindert er den Oberkiefer am weiteren Wachstum und die Zähne verschieben sich. Auch Störungen der Knochenentwicklung des Ober- und Unterkiefers wie Lippen- Kiefer- Gaumenspalten können die Zahnentwicklung stark negativ beeinträchtigen, wogegen frühzeitig gegen gesteuert werden muss.
Durch die vielen Faktoren, die die Gebissentwicklung negativ beeinflussen können, ist es ratsam im Alter zwischen 7 und 8 zu einer Kontrolluntersuchung zum Kieferorthopäden zu gehen, sofern der Zahnarzt dies nicht schon angeraten hat. Dieser kann dann frühzeitig Störungen entgegenwirken, was im frühen Stadium durch das Wachstum schneller und schonender geht, als nach Wachstumsabschluss.
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Generell gibt es zwar charakteristische Zahndurchbruchszeiten, allerdings ist es nicht sofort behandlungsbedürftig, wenn sich Zähne etwas später oder früher entwickeln als nach dem Lehrbuch, da sich jedes Kind unterschiedlich entwickelt.
Der Wechsel vom Milchgebiss in das bleibende Gebiss kann in 2 Abschnitte eingeteilt werden.
Der erste bleibende Zahn, der dabei durchbricht ist der 6-Jahr-Molar, oder der erste Backenzahn. Danach folgen die mittleren und seitlichen Schneidezähne. Die Unterkieferfrontzähne sind dabei meist etwas schneller als die Zähne im Oberkiefer, was schon in der Milchgebissentwicklung zu sehen war und sich im bleibenden Gebiss wiederholt. Diese Zahngruppe charakterisiert die erste Phase des Zahnwechsels.
In der zweiten Phase folgen die Eckzähne, die Prämolaren sowie schlussendlich die 12-Jahr-Molaren, oder hinteren Backenzähne.
Zwischen erster und zweiter Phase der Zahnentwicklung liegen in der Regel 2- 3 Jahre, in denen sich die Wurzeln der Zähne der zweiten Phase komplett ausbilden, bis sie durchbrechen können.
Die letzten Zähne, die durchbrechen sind die Weisheitszähne, die allerdings nicht bei jedem Menschen angelegt sind. Vielen Menschen fehlen sie teilweise oder komplett, da sie sich evolutionär oft gar nicht mehr entwickeln, da sie in der heutigen Nahrungsaufnahme nicht mehr benötigt werden.
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Homöopathie gilt als schonendes Mittel gegen viele Beschwerden. Doch bei Problemen im Zahnwechsel kann die Naturheilkunde keinen Nutzen bringen, da viele Missbildungen genetisch bedingt sind und durch homöopathische Mittel nicht beeinflussbar sind. Dazu zählen primär Störungen des Knochenwachstums oder der Zahndurchbruch bei Nichtanlagen.
Krumme und schiefe Zähne können nur durch mechanische Korrekturen durch den Kieferorthopäden wieder in Position gebracht werden. Dieser vollzieht seine Therapien durch Verschiebung der Zähne mit funktionskieferorthopädischen Geräten, im Volksmund Zahnspangen. Diese fungieren durch Druck- und Zugelemente als mechanische Korrekturhilfe und positionieren die Zähne in die richtige Stellung. Gerade wenn der Kieferorthopäde die Spange aktiviert hat (also erneuten Druck oder Zug auf die Zähne gegeben hat), kann es in den ersten Tagen zu Schmerzen kommen.
Es gibt keinerlei wissenschaftlichen Nachweis, dass homöopathische Mittel während dieser kieferorthopädischen Behandlung helfen, außer im Bezug auf mögliche Schmerzen.
So lässt sich zusammenfassen, dass es keinerlei Nutzen von Homöopathie in der Zahnentwicklung gibt, allerdings auch keine Nachteile bekannt sind, die gegen eine Anwendung anzugeben wären.
Das Wechselgebiss stellt den Übergang von den Milchzähnen zu den bleibenden Zähnen dar. Dieser zieht sich als Zahnwechsel bei Kindern über mehrere Jahre hin. Individuell sind zeitliche Abweichungen von der Norm möglich und unbedenklich. Bei regelgerechtem Ausfall der Milchzähne erfolgt der Ersatz durch die bleibenden Zähne ohne Komplikationen. Unregelmäßigkeiten beim bleibenden Gebiss können durch die Kieferorthopädie behoben werden.
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