Die erste Zahnanlage erfolgt beim Menschen als Milchzahngebiss. Zu Beginn enthält dieses nur zwanzig Milchzähne, während des Kieferwachstums wird es nach und nach ersetzt und der Zahnwechsel erfolgt.

Milchzahn

Einleitung

Die erste Anlage der Zähne erfolgt beim Menschen als Milchzahngebiss. Aus Platzgründen enthält dieses nur 20 Milchzähne. Im Verlauf des Kieferwachstums wird dieses nach und nach ersetzt. Es erfolgt der Zahnwechsel.
Die Zahnanlage liegt als so genannte Diphydontie – doppelte Zahnung – vor. Man unterscheidet demnach zwei Generationen. Als erstes entwickeln sich die Dentes decidui, die Milchzähne. Die 2. Generation bilden die Dentes permanentes, die bleibenden Zähne.

Entwicklung des Milchzahns

Die Entwicklung des Milchzahnes beginnt bereits in der sechsten Entwicklungswoche, also noch im Mutterleib. Dies ist ein kontinuierlicher Prozess, der in verschiedenen Stadien verläuft. In der sechsten Entwicklungswoche bildet sich zunächst eine U-förmige Zahnleiste (dentogingivale Leiste), die in die bindegewebige Anlage des Ober- und Unterkiefers einwächst.
In der achten Entwicklungswoche bilden sich aus oberer und unterer Leiste jeweils zehn Zahnknospen. Jede einzelne bildet die Anlage eines Milchzahns.
In die Zahnknospe wächst das embryonale Bindegewebe (Mesenchym) ein. Diesen Bereich nennt man Zahnpapille. Die Zahnknospe wird nun Schmelzorgan genannt, da sie auch die Schmelzbildner hervorbringt. Die innen und außen liegenden Zellen bilden jeweils die innere und äußere Schmelzschicht. Das Gewebe dazwischen nennt man Schmelzpulpa. Das noch immer alles umgebende Mesenchym bildet das Zahnsäckchen.

Nun können sich die verschiedenen Zelltypen differenzieren, aus denen schließlich der Milchzahn hervorgeht.
Aus den Zellen der inneren Schmelzschicht entwickeln sich die Adamantoblasten, die Schmelzbildner. Sie geben Schmelzproteine ab, aus denen durch Einlagerung von Calcium Apatitkristalle entstehen. Die Kristalle ordnen sich zu Schmelzprismen an und bilden so den Zahnschmelz. Ab einer gewissen Dicke des Zahnschmelzes wandeln sich die Adamantoblasten um, sodass schließlich das Schmelzoberhäutchen (Cuticula dentis) entsteht. Nach dem Durchbruch des Milchzahns wird dieses Häutchen durch das Kauen und Mahlen der Nahrung nach und nach abgerieben. Durch den Verlust der Adamantoblasten kann der Schmelz allerdings nicht mehr nachgebildet werden. Schäden durch beispielsweise Karies sind somit nicht reparabel.

Das Mesenchym der Zahnpapille differenziert sich zu Odontoblasten. Sie sind die Zahnbildner. Sie enthalten viel Kalium, Calcium und Phosphate und geben das unverkalkte Prädentin ab, welches zu Dentin mineralisiert wird. Zusätzlich bleibt es auch als dünne Prädentinschicht zwischen dem Dentin und den Odontoblasten erhalten und kann durch die ständige Versorgung mit Mineralstoffen immer wieder für Nachschub an Dentin sorgen. Das Dentin des Milchzahns wird folglich ein Leben lang neugebildet – im Gegensatz zum Schmelz. Durch viele Nervenfasern in kleinen Dentinkanälchen wird bei Schäden ein Schmerzempfinden verursacht.

Abgesehen vom Dentin und Schmelz werden auch noch gebildet:
Die Zahnpulpa, die sich aus den Mesenchymzellen der Zahnpapille entwickelt, enthält Nerven und Gefäße zur Versorgung. Die Membrana preformativa, eine dünne Basalmembran, liegt zwischen der inneren Schmelzschicht und der Oberfläche der Zahnpulpa.
Schließlich entsteht nach Bildung der Hartsubstanzen der späteren Milchzahnkrone (Dentin und Schmelz) noch die Zahnwurzel. Sie wird ebenfalls durch die Odontoblasten gebildet und besteht auch aus Dentin. Zudem entwickeln sich die Zellen aus dem außen liegenden Zahnsäckchen zu Zementoblasten, die sich dem Dentin der Zahnwurzel anlagern. Sie sind die Vorstufen des Zements.
Danach wird noch der Alveolarknochen aus den Zellen des Milchzahnsäckchens gebildet sowie die Wurzelhaut des Zahns, das Periodontium.

Zahnung

Durch das Längenwachstum der Wurzel kommt es durch den Druck gegen den Kieferknochen schließlich zum Durchbruch des Milchzahns. Dies nennt man erste Zahnung (erste Dentition).
In der Regel ist der Durchbruch aller 20 Milchzähne bis zum 30. Lebensmonat abgeschlossen. Voll entwickelt sind sie bis zum dritten Lebensjahr, während die Wurzeln noch ein bis zwei Jahre weiter wachsen.

  • mittlerer Schneidezahn: Ø Durchbruchsalter 6. - 8. Monat
  • seitlicher Schneidezahn: 8. - 12.
  • erster Milchmolar: 12. - 16.
  • Eckzahn: 16. - 20.
  • zweiter Milchmolar: 20. - 30.

In der Regel erfolgt der Durchbruch des Milchzahns zuerst im Unterkiefer. Der jeweilige Antagonist des Oberkiefers folgt im kurzen Abstand. Durch die Auflösung der Milchzahnwurzel durch den nachrückenden bleibenden Zahn erfolgt der Zahnwechsel. Dieser wurde ebenfalls bereits ab der zehnten Entwicklungswoche als Zahnknospe in der Ersatzzahnleiste angelegt. Die zweite Dentition beginnt meist um das sechste Lebensjahr mit dem ersten Molar.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.01.2013 - Letzte Änderung: 25.07.2023