Das Dentin, auch Zahnbein genannt, zählt neben Zahnschmelz und Wurzelzement zu den Zahnhartsubstanzen. Es befindet sich unter dem Zahnschmelz und im Wurzelbereich unterhalb des Wurzelzements und umschließt das Zahnmark schützend. Das Dentin übernimmt durch seine Fortsätze, die bis in das Zahnmark reichen eine Verbindungsrolle ein und leitet Reize an dieses weiter. Dentin weist eine deutlich gelblichere und dunklere Färbung auf, als der hellere Zahnschmelz. Schädigungen im Dentin äußern sich mit zum Teil heftigen, "blitzartigen Schmerzen". Ursachen hierfür können eine Karies oder freiliegende Zahnhälse sein. Bei tiefreichenden Dentinverletzungen, helfen meist nur noch Füllungen oder festsitzender Zahnersatz, wie zum Beispiel Kronen.

Dentin

Was ist Dentin?

Das Dentin oder auch Zahnbein genannt, gehört zu den Zahnhartsubstanzen und bildet anteilsmäßig deren Hauptmasse. Es ist nach dem Zahnschmelz die zweithärteste Substanz unseres Körpers und liegt zwischen dem Zahnschmelz, der an der Oberfläche ist und dem Wurzelzement, der die Oberfläche der Wurzel darstellt. Das Zahnbein umschließt die Pulpa, das Zahnmark, das mit Blut- und Nervgefäßen durchzogen ist.

Genau wie beim Zahnschmelz bildet auch bei Dentin die Kristalle des Hydroxylapatits den Hauptanteil der Bestandteile, jedoch ist dieser Anteil nicht so hoch wie beim Zahnschmelz, was Dentin geringfügig weicher macht. Rein farblich ist das Dentin deutlich gelblicher als der helle Zahnschmelz, weshalb freiliegende Zahnhälse einen starken Kontrast zur Schmelzfarbe bilden.

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Anatomie

Die Dentin bildenden Zellen bezeichnet man als Odontoblasten. Sie liegen am Rand des Zahnmarks, der Pulpa, zur Dentinschicht hin und haben kleine Zellfortsätze, die das Dentin komplett durchziehen und als eine Art Antenne gelten. Sie schwimmen zusammen mit Nervenfasern in einer Flüssigkeit und können somit Schmerzreize empfangen und diese an das Zahnmark weiterleiten. Die Odontoblasten gehen nach der Dentin Bildung nicht unter, sondern sind zeitlebens erhalten, sodass immer Dentin gebildet werden kann.

Das Primärdentin ist das erste Dentin, dass während der Zahnentwicklung gebildet wird. Jegliche Dentinbildung, die danach entsteht, wird als Sekundärdentin bezeichnet. Durch die Erhaltung der Odontoblasten gibt es eine ständige Dentinbildung. Diese sorgt dafür, dass die Pulpa sich nach und nach zurückzieht. Das ist der Grund dafür, dass Ältere Menschen thermische Reize schlechter spüren und das Zahnmark bei dieser Patientengruppe deutlich kleiner ist als bei Jugendlichen. Das Dentin, das zeitlebens nachgebildet wird, wird als Sekundärdentin bezeichnet, während es eine weitere Form von Dentin gibt.

Das so genannte Reizdentin wird dann gebildet, wenn ein Schmerzreiz durch die Dentinkanäle die Pulpa erreicht. Dieses Tertiär- oder Reizdentin versucht das Zahnmark vor Schmerzreizen zu schützen und den Nerv im Inneren der Pulpa vor Schädigung zu bewahren. Das Tertiärdentin wird ebenfalls bei Reizen durch Karies oder durch Abnutzung der Zähne bei Knirschen gebildet.

Funktion von Dentin

Das Dentin bildet die Mittelschicht zwischen Zahnschmelz und Pulpa und stellt eine Verbindung zwischen diesen beiden Strukturen her. Durch die Fortsätze der Odontoblasten, die am Rand der Pulpa liegen und durch das Dentin bis zum Schmelz reichen, werden jegliche Reize, die von außen an den Zahn geraten, auch zum Inneren zu dem Zahnmark gelangen. Durch diese Fortsätze empfindet der Zahn Kälte, Wärme oder Schmerz und gibt diese Signale an das Gehirn weiter, sodass das Dentin einen Vermittler darstellt.

Weiterhin bildet das Tertiär- oder Reizdentin einen Schutzmechanismus des Zahnes, dadurch dass bei jeglichen Schmerzreizen das Dentin gebildet wird. Es versucht an der betroffenen Stelle, an der der Reiz ankam, die Pulpa zu schützen, damit diese nicht irritiert oder gar geschädigt wird. Tertiärdentin wird bei Reizen durch Knirschen, Karies oder einer Zahnbettentzündung, einer Parodontitis, gebildet. Durch die regelmäßige und ständige Bildung von Sekundärdentin hingegen, die zeitlebens stattfindet, zieht sich nach und nach die Pulpa zurück, sodass die Zähne, je älter der Mensch wird, umso weniger Empfindungsvermögen besitzen.

Schmerzen am Dentin

Die Mehrheit der Schmerzen, die am Zahnbein entstehen, sind durch Karies bedingt. Die Karies „frisst“ sich von außen nach innen. Sie entsteht an der äußersten Schicht, dem Zahnschmelz und schreitet nach und nach voran. Ist die Karies im Dentin angekommen, ist sie nicht reversibel und muss behandelt werden, um eine Vergrößerung zu verhindern.

Durch die weicheren strukturellen Eigenschaften kann sich die Karies im Dentin schneller ausbreiten, als im Schmelz, was die Gefahr einer Infektion der Pulpa vergrößert. Sind die Bakterien im Dentin angekommen, werden die Schmerzreize durch die im Dentin liegenden Nerven zur Pulpa und zum Gehirn weitergeleitet und es entsteht ein Zahnschmerz. Dieser kann beim Kauen, Essen, aber auch grundlos Entstehen und sehr starke Ausmaße annehmen.

Therapeutisch hilft hier nur die Kariesentfernung und das Füllen des Defekts mit einem Füllungsmaterial. Weiterhin können Schmerzen am Zahnbein entstehen, wenn dieses frei liegt. Dieses Phänomen entsteht primär an den Zahnhälsen, wenn sich durch zu druckvolles Zähneputzen das Zahnfleisch hochzieht und das Dentin somit nicht mehr mit Zahnfleisch bedeckt ist. Dadurch kommen Reize jeglicher Art, viel intensiver und direkter an und erzeugen Schmerzreize, da die Region sehr empfindlich ist. Keilförmige Defekte an den Zahnhälsen entstehen auch durch Knirschen und Pressen und Erosion durch zu viel Säureeinwirkungen.

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Erkrankungen: Was passiert, wenn das Dentin frei liegt?

Wenn das Dentin freiliegt, entstehen für den Patienten unangenehme Beschwerden. Die Dentinkanäle sind nun direkt an der Oberfläche und die Reize, die den Zahn erreichen, sind nun direkt an den Nervenfasern. Normalerweise ist der Zahnschmelz oder das Zahnfleisch die Schutzschicht, die einen ankommenden Reiz abschwächt, bevor dieser das Dentin und die Nerven erreicht. Durch den fehlenden Schutz ist der Reiz stärker und intensiver spürbar.

Patienten nehmen thermische Reize und Schmerzreize wie eingeschossene Blitze war, die sehr unangenehm sind. Freiliegendes Dentin kann mehrere Ursachen haben. Ein zu druckvolles Zähneputzen im Seitenzahnbereich und an den Frontzähnen, kann das Zahnfleisch dazu stimulieren sich hochzuziehen. Die Zahnhälse liegen frei und nehmen Reize viel empfindlicher war. Bereits bloßes Ziehen von kalter Luft durch die Mundhöhle kann einen Schmerzreiz auslösen.

Weiterhin können durch Knirschen und Pressen in der Nacht Abrasionen durch die starke Kaubelastung der Zähne entstehen, durch die das Dentin freiliegt. Eine weitere Ursache ergibt sich durch säurehaltige Nahrungsmittel, die bei übermäßigem Konsum den Zahnschmelz nach und nach auflösen und sich als Erosion deutlich machen. Erosionen sind auch durch häufiges Erbrechen bei der Essstörungsform Bulimie möglich. Dabei tritt ständig die ätzende Magensäure an den Zahnschmelz der Zähne und löst diesen nach und nach auf, weshalb das Dentin freiliegen kann.

Dentin kann auch zum Vorschein kommen, wenn zu oft abrasive Zahnpasta mit Whitening Effekt verwendet werden, mit denen der Zahnschmelz abgerieben wird. Dieses Phänomen kann auch zum Tragen kommen, wenn die Zähne zu häufig gebleached werden.

Wie kann man die Qualität von Dentin verbessern/versiegeln?

Auf dem Markt sind von einigen Herstellern Produkte, die die an der Oberfläche liegenden Dentinkanäle verschließen können. Sie bilden eine Art Versiegelung. Diese so genannten Desentisizer werden auf die freiliegenden Zahnhälse appliziert und mit einer Aushärtungslampe ausgehärtet. Die Flüssigkeit setzt sich in die Enden der Kanäle und verschließt diese, sodass sie weniger empfindlich sind. Dieser Vorgang wird dreimal wiederholt. Nach einem halben bis dreiviertel Jahr putzt sich diese Schutzschicht allerdings wieder weg, weshalb die Versiegelung nur temporär Abhilfe schafft. Eine weitere temporäre Lösung ist das Auftragen von hoch konzentrierten Fluoridlacken, die ebenfalls eine temporäre Schutzwirkung erzielen.

Bei massiven Putzdefekten hilft nur eine definitive Kunststofffüllung, um den empfindlichen Bereich abzudecken und auch die Ästhetik wiederherzustellen, da Dentin deutlich dunkler und gelblicher ist, als Zahnschmelz. Diese Füllungen halten allerdings bei Kaubeanspruchungen nicht langfristig, weshalb Alternativen wie Kronen, Veneers oder auch eine chirurgische Kronenverlängerung durch Schleimhaut überdacht werden sollten. Das Zahnfleisch, das sich nach oben gezogen hat, wächst nicht wieder an den ursprünglichen Platz zurück.

Die Abdeckung des freiliegenden Zahnhalses kann bei massiven Defekten nur durch ein Schleimhauttransplantat erreicht werden. In der Regel wird aus dem Gaumen ein Stück Schleimhaut und Bindegewebe chirurgisch entnommen und am Zahnhals wieder eingenäht. Dieser Eingriff ist allerdings eine reine Privatleistung und wird nicht von der gesetzlichen Kasse getragen.

Was versteht man unter einer Dentinadhäsiven Füllung?

Der Begriff Dentinadhäsive Füllung beschreibt eine spezielle Befestigung einer Kunststofffüllung an einem Zahn. Das ist notwendig, da Dentin besondere Materialeigenschaften aufweist und dadurch eine besondere Behandlung benötigt. Dentin ist durch seinen hohen organischen Anteil wasserliebend (=hydrophil). Der Kunststoff ist das genaue Gegenteil, er ist hydrophob, was bedeutet, dass er sich nicht mit Wasser verbindet. Versucht der Zahnarzt nun den hydrophoben Kunststoff mit dem hydrophilen Dentin zu verbinden, funktioniert das nur mit einem Vermittler.

So genannte Primer ermöglichen nach ihrer chemischen Verfestigung einen festen Verbund zwischen Dentin und Kunststoff und können so die natürliche Barriere der beiden Stoffe überwinden. Der Primer ist eine dünnflüssige Substanz, die das Dentin vor dem Austrocknen schützt und gleichzeitig eine mikromechanische Verbindung erstellt, die langanhaltend Dentin und Kunststoff verbindet. Durch diesen starken Verbund ist keine spezielle Verankerung durch spezielles Schleifen des Zahnarztes notwendig und kann so Substanz schonen.

Was kann man bei einer Verletzung des Dentins tun?

Leichte oberflächliche Verletzungen des Dentins können durch konzentrierte Fluoridapplikationen regeneriert werden. Bei tiefen und schweren Schädigungen beispielsweise durch Karies, muss diese erst entfernt werden und der Defekt mit Kunststoff wieder gedeckt werden. Ist die Läsion so groß, dass eine Füllung nicht sie nicht ersetzen kann, wird Zahnersatz notwendig. Dabei können Teilkronen, Veneers oder Kronen den Defekt versorgen.

Was kann man tun, wenn das Dentin verfärbt ist?

Dentin unterscheidet sich im Aufbau und in der Farbe zum Zahnschmelz. Während der Schmelz das strahlende Weiß trägt, ist das Dentin gelblich und wesentlich dunkler. Diese Verfärbung ist allerdings nicht krankhaft, sondern normal. Sofern der Betroffene das als unästhetisch empfindet, kann Dentin gebleicht werden. Dabei wird der Substanz jedoch immer Flüssigkeit entzogen, was die Struktur schwächen kann. Somit sollte abgewogen werden, ob ein Bleaching notwendig ist. Füllungen und Zahnersatz wie Veneers und Kronen können ebenfalls Verfärbungen überdecken.

Was kann man tun, wenn das Dentin weich wird?

Das Dentin ist durch seine Beschaffenheit, nach dem Zahnschmelz die zweithärteste Struktur unseres Körpers. Wird dem Körper durch Nahrung und der Zahnpflege zu wenig Fluorid zugeführt, wird das Zahnbein weicher und ist geschwächt. Das Zahnbein kann nur gestärkt werden, indem durch regelmäßiges Fluoridieren und einer gründlichen Zahnpflege die Zahnhartsubstanz wieder remineralisiert. Dentin ist dazu fähig Fluoride in die Masse einzulagern und so zu stärken, weshalb gezieltes Fluoridieren einmal die Woche den Zahn nachhaltig schützt. So kann das Dentin auch vor Karies bewahrt werden, um die natürliche Mundgesundheit zu fördern.

Kann Dentin sich regenerieren?

Im Gegensatz zum Zahnschmelz, ist Dentin regenerationsfähig. Die Dentin bildenden Zellen, die Odontoblasten, bleiben nach der Bildung aktiv erhalten und können erneut Dentin bilden ohne zugrunde zu gehen, wie es beim Schmelz der Fall ist. Dabei bilden die Odontoblasten regelmäßig zeitlebens Dentin, sodass sich die Pulpa nach und nach im Laufe des Lebens zurückzieht und die Masse des Dentins zunimmt. Darüber hinaus sind sie fähig Dentin auf bestimmte Reize zu bilden und haben so eine natürliche Schutzfunktion.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.11.2017 - Letzte Änderung: 25.07.2023