Milchgebiss

Einleitung

Das Milchgebiss (dens deciduus oder dens lactatis) stellt die erste Zahnausstattung der meisten Säugetiere, also auch des Menschen, dar und wird im späteren Leben durch das bleibende Gebiss ersetzt.

Die Bezeichnung „Milchgebiss“ oder „Milchzähne“ lässt sich auf die Färbung der Zähne zurückführen, denn sie besitzen eine weiße, leicht bläulich schimmernde Farbe, die der der Milch stark ähnelt.

Im Vergleich zum bleibenden Gebiss (32 Zähne) umfasst das Milchgebiss lediglich 20 Zähne. Dieser Unterschied macht wegen des deutlich kleineren Kiefers eines Babys oder Kleinkindes durchaus Sinn. Doch es ist nicht nur die Anzahl der Zähne, sondern auch deren Breite und Zahnwurzellänge, die einen deutlichen Unterschied zwischen dem „Erwachsenen-„ und dem „Kindergebiss“ darstellt.

Genau wie das bleibende Gebiss, lässt sich auch das Milchgebiss in vier Quadranten, zwei pro Kiefer, einteilen. Der 1. Quadrant beschreibt den rechten Oberkiefer, der 2. den linken, der 3. den linken Unterkiefer und der 4. den rechten Unterkiefer.
Jeder dieser Quadranten beinhaltet fünf Milchzähne, den mittleren Schneidezahn (Dens incisivus), den seitlichen Schneidezahn, den Eckzahn (Dens caninus) und den ersten und zweiten Mahlzahn (Molar).

Zahndurchbruch (Lacteale Dention)

Der Zahndurchbruch des Milchgebisses beginnt in der Regel zwischen dem 6. bis 9. Lebensmonat, dies ist aber keinesfalls eine feste Zeitangabe, denn der erste Milchzahn kann auch deutlich früher oder später durchbrechen. Auffällig ist jedoch, dass der Zahndurchbruch bei Jungen häufig etwas später einsetzt und aus diesem Grund auch wesentlich später beendet ist. Für das Kind ist das Zahnen meist schmerzhaft und nicht selten führt es eine steigende Körperkerntemperatur (Fieber) mit sich. Im Regelfall brechen die Milchzähne nicht willkürlich, sondern in einer geordneten Reihenfolge durch, jedoch gibt es auch hier Ausnahmen.

Meist treten zuerst die mittleren oberen Schneidezähne aus dem Kiefer aus

(ca. 6. – 9. Lebensmonat), die unteren Gegenzähne (Antagonisten) folgen in der Regel etwas später. Den mittleren Schneidezähnen folgen zuerst die seitlichen Schneidezähne (ca. 8.- 12. Lebensmonat), etwas später die 1. Mahlzähne

(ca. 12.-16. Lebensmonat), danach die Eckzähne (ca. 16.-20. Lebensmonat) und schlussendlich die 2. Mahlzähne (ca. 20.-30. Lebensmonat).

Zu diesem Zeitpunk stehen die Gegenzähne (Antagonisten) noch nicht in direktem Kontakt zueinander, sie berühren sich nicht. In den meisten Fällen ist das Milchgebiss bis zum 30. Lebensmonat vollständig bestückt und bis zum vollendeten 3. Lebensjahr erlangt das Milchgebiss eine vollständige Verzahnung. Der Begriff „Verzahnung“ meint hier, dass zu diesem Zeitpunkt alle Zahnkronen in Kontakt zum jeweiligen Gegenzahn stehen. Die vollständige Verzahnung von Ober- und Unterkiefer bedeutet jedoch nicht, dass die Milchzähne nicht weiterhin wachsen. Tatsächlich ist es so, dass auch nach dem vollendeten 3. Lebensjahr die Zahnwurzeln nicht komplett ausgereift sind. Noch nach dem Durchbrechen des letzten Milchzahnes nehmen die Zahnwurzeln deutlich an Länge zu. Bis zur vollständigen Ausreifung des Milchgebisses sind die meisten Kinder ungefähr sechs bis sieben Jahre alt. Desweiteren ist es keine Seltenheit, dass ein Säugling bereits teilweise bezahnt zur Welt kommt, es handelt sich in diesen Fällen um sogenannte „dens connati“ oder „Hexenzähne“. Beim Stillen können diese Zähne zur Reizung und Entzündung der Brustwarzen führen. Die verschiedenen Milchzähne besitzen eine unterschiedliche Anzahl an Wurzeln, so haben die Milchschneide- und Eckzähne je eine Wurzel, die Milchmolaren im Unterkiefer zwei und die Milchmolaren im Oberkiefer sogar drei Wurzeln. Dies ist eine Gemeinsamkeit zwischen dem Erwachsenen- und dem Milchgebiss, denn auch die bleibenden Zähne weisen eine unterschiedliche Wurzelanzahl auf. Während des Zahnwechsels kommt es zum Auflösen der Milchzahnwurzeln, sodass die ausgefallenen Milchzähne meist keine Wurzeln mehr besitzen. Im Gegensatz zum bleibenden Zahn ist der Milchzahn sehr weich, das liegt daran, dass der Zahnschmelz im Milchgebiss noch nicht vollständig ausgereift ist. Aus diesem Grund sind Milchzähne kariesanfälliger und müssen umsichtiger gepflegt werden. Es genügt zwar während des ersten Lebensjahres die Milchzähne nur einmal am Tag zu putzen, doch mit steigender Anzahl an Zähnen, sollte auch das Pflegeverhalten zunehmen. Viele Zahnärzte empfehlen zusätzlich das wöchentliche Anwenden einer fluoridhaltigen Zahncreme um den Milchzahn von außen zu härten. Eine zu häufige Anwendung führt jedoch schnell zu unschönen Fluoridablagerungen.

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Übergangsphase

Das fortschreitende Wachstum des Ober- und Unterkiefers führt mit der Zeit dazu, dass sich die Abstände zwischen den Milchzähnen (Zahnzwischenräume) mehr und mehr vergrößern und somit Platz für die deutlich größeren, bleibenden Zähne geschaffen wird. Dieser Vorgang ist vollkommen normal und wichtig für die weitere Kiefer- und Zahnentwicklung. Die Milchzähne erfüllen also auch im Bezug auf das Durchbrechen der bleibenden Zähne eine wichtige Aufgabe.

Es liegt deshalb nahe, dass der frühe, meist kariesbedingte Verlust eines Milchzahnes nicht unproblematisch ist. Durch den fehlenden Zahn entsteht eine Lücke, die sich im Laufe der Zeit verkleinert und letztendlich nicht mehr genügend Platz für den bleibenden Zahn bietet.

In Folge dessen kommt es häufig zu Zahnfehlstellungen im bleibenden Gebiss.

Zahnärzte wenden im Falle eines vorzeitigen Milchzahnverlustes Schienen oder Zahnspangen, die als Platzhalter im Milchgebiss wirken, an. Doch letztendlich kommt es im Zuge eines frühen Zahnverlustes nicht ausschließlich zu ästhetischen Problemen, auch Störungen in der normalen Sprachentwicklung sind denkbar.

Zahnwechsel (Permanente Dention)

Nachdem das Milchgebiss ab dem 6.-7. Lebensjahr vollständig ausgereift ist, schließt sich beim Menschen zwischen dem 6. und 14. Lebensjahr ein Zahnwechsel an. Dieser Zahnwechsel wird meist erst zwischen dem 17.-30. Lebensjahr durch den Durchbruch der Weisheitszähne vollendet.

Auch die bleibenden Zähne treten in geordneter Reihenfolge aus dem Kiefer.

Die ersten Mahlzähne (Molare) brechen in der Regel zuerst durch, aus diesem Grund werden sie im Volksmund „6-Jahr-Molaren“ genannt. Danach erscheint der mittlere Schneidezahn eines jeden Quadranten (6.- 8. Lebensjahr), gefolgt vom seitlichen Schneidezahn (8. – 9. Lebensjahr), dem Eckzahn des Unterkiefers (9.- 11. Lebensjahr), dem ersten Vorbackenzahn (Prämolar) (10.- 12. Lebensjahr), dem Eckzahn im Oberkiefer (11.- 13. Lebensjahr), dem zweiten Prämolar (11.- 13. Lebensjahr), dem zweiten Mahlzahn (12.- 14. Lebensjahr) und dem Weißheitszahn (17.- 30. Lebensjahr).

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.01.2013 - Letzte Änderung: 25.07.2023