Zahngel - Das steckt dahinter

Das Zahngel

Einleitung

Zahngels sind zur Anwendung auf die Zahnreihen entwickelt, um die Zahnhartsubstanzen zu schützen, zu versiegeln oder empfindliche Zähne zu beruhigen.

Immer mehr Zahnärzte empfehlen die regelmäßige Nutzung von schonenden Fluoridgelen zum prophylaktischem Schutz vor Karies und zur Schaffung einer nachhaltig gesunden Mundflora.

Da der Begriff nicht geschützt ist, gibt es Zahngels für verschiedenste Indikationen, die neben den Zähnen auch das Zahnfleisch behandeln können. Es werden häufig natürliche Inhaltsstoffe wie Kräutertinkturen und –Essenzen verwendet, die dem Zahngel eine pflegende Wirkung geben. Weiterhin werden auch Medikamente gezielt in dem Zahngel eingesetzt, um Beschwerden zu lindern.

Doch wie steht es um die Wirksamkeit der einzelnen Produkte oder gibt es gar Risiken, diese zu verwenden?

Was ist ein Zahngel?

Diese Frage ist nicht ganz klar zu beantworten, da es kein definierter Begriff ist und es daher viele verschiedene Indikationen zur Anwendung dieser Produkte gibt.

Das Zahngel, das durch den Zahnarzt empfohlen wird, ist ein Flouridgel, welches zur wöchentlichen Fluoridierung zu Hause Gebrauch findet und dadurch die Zähne vor Karies schützt.

Bei schmerzempfindlichen Zähnen gibt es andere Zahngele, die die Empfindlichkeit der Zähne durch den Verschluss der einzelnen Kanäle des Zahnes erreichen, die allerdings vollkommen anders als das Zahngel zur Fluoridierung aufgebaut sind. Weiterhin kann ein Zahngel auch mit Chlorhexidindigluconat angereichert sein, um entzündlichen Erkrankungen des Zahnfleisches oder des Zahnbetts entgegenzuwirken. In diesem Fall wirkt das Zahngel vermehrt an den Weichgeweben und nicht nur gesondert an den Zähnen.

Dadurch, dass der Begriff Zahngel nicht definiert ist, gibt es beispielsweise auch Hersteller von Zahnpasta, die ihr Produkt als Zahngel propagieren, da die Konsistenz der eines Gels entspricht. Allerdings ist es trotz der Bezeichnung in den meisten Fällen nur eine Zahncreme. Diese sind vor allem in der Naturheilkunde vertreten, die Zahngels herstellen, die mit Kräuterextrakten angereichert sind und dadurch auch eine beruhigende Wirkung auf die Weichgewebe tragen.

Darüber hinaus gibt es speziell für Babys oder Kleinkinder Zahngels, die die negativen Begleiterscheinungen des Zahndurchbruchs unterbinden und die Weichgewebe zusätzlich von den Strapazen des Zahnens regenerieren. Den Zahngels sind inhaltlich Wirkstoffe zugesetzt, die wohltuend für Zähne und Zahnfleisch wirken, Schmerzen lindern können und nachhaltig die Mundgesundheit fördern. Dabei spielen viele Naturprodukte wie Kräuteressenzen, aber auch Fluoride oder Chlorhexidindigluconat eine Rolle, die die Wirksamkeit der Gele erstellen.

Welche Zahngels gibt es?

Durch die Freiheit des Begriffs des Zahngels gibt es viele unterschiedliche Anwendungsbereiche mit ganz verschiedenen Wirkungsweisen. Die Zahngels unterscheiden sich durch die Wirkstoffe und Funktionen.

Es existieren Zahngels mit Fluoridgehalt für die wöchentliche Anwendung auf den Zähnen, um diese zu versiegeln und zu schützen. Weiterhin gibt es Gels mit Chlorhexidindigluconat, die bei Entzündungen der Weichgewebe eingesetzt werden. Neben den Präparaten, die nur an den Zähnen oder nur an den Weichgeweben wirken, gibt es Kombinationspräparate, die sowohl an den Zähnen als auch an den Schleimhäuten wirken. Dabei handelt es sich um Zahngels mit natürlichen Inhaltsstoffen, die mit Kräuterextrakten beruhigende Effekte auf die Gewebe haben. Für Babys und Kleinkinder gibt es ebenfalls Zahngels, die kombiniert an den Zähnen und Weichgeweben wirken und die Begleitsymptome des Zahnens lindern. Dabei existieren auch Gels, die mit Oberflächenanästhetika angereichert sind und die Mundschleimhaut betäuben und dadurch Schmerzempfindungen vermindern. Als weitere Variante des Zahngels gibt es Zahnpasta und Zahncreme, die durch ihre Konsistenz ebenfalls als Zahngel gelten. Diese Variabilität der Zahngels kommt dadurch zustande, dass der Begriff nicht geschützt und definiert wird und daher von Handelsfirmen frei verwendet werden darf.

Wie wirkt ein Zahngel?

Die Variabilität der Indikationen sorgt bei den Zahngels ebenfalls für eine Variabilität der Wirkungsmechanismen.

  • Fluoridhaltige Gels reichern Fluorid im Zahnschmelz an und stärken so die Zahnhartsubstanzen.
  • Zahngels mit Chlorhexidindigluconat zerstören schädliche Bakterien, die die Mundhöhle schädigen und erhalten die „guten“ Bakterien.
  • Zahngels zur Regeneration überempfindlicher Zahnhälse blockieren die frei liegenden Enden der Dentinkanäle, sodass der Zahn wieder robuster gegenüber Reizen wie Hitze, Kälte, Süßem ist.
  • Bei Kleinkindern und Beschwerden des Zahnens bewirken Zahngels die oberflächliche Betäubung der Gewebe, damit der Druck und die Spannung, die durch das Zahnen entsteht, nicht mehr spürbar sind.

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  • Weiterhin können homöopathische Zahngels durch die natürlichen Kräuter eine Beruhigung der Zähne und der Weichgewebe bewirken, sodass sich entzündliche Erscheinungen wie gerötetes und geschwollenes Gewebe zurückbilden können und schmerzende Zähne sich beruhigen können.

Wer braucht ein Zahngel?

Fluoridhaltige Zahngels, die wöchentlich angewendet werden, sind für jedermann geeignet, der nicht an einer Fluoridunverträglichkeit leidet. Das Fluorid sorgt dafür, die Zahngesundheit und die Mundflora aufrecht zu erhalten und kann bei Kindern ab sechs Jahren aber auch bei erwachsenen Patienten jedes Alters einmal wöchentlich genutzt werden. Für Fluoridunverträglichkeiten gibt es homöopathische Ersatzpräparate mit natürlichen Inhaltsstoffen. Die anderen Varianten der Zahngele sind speziell bei Beschwerden in Gebrauch. Dabei kann es sich um Beschwerden des Zahnens bei Kleinkindern, um Beschwerden überempfindlicher Zahnhälse oder entzündlichen Beschwerden des Zahnfleischs handeln. Durch Variabilität ist das passende Präparat nicht einfach zu bestimmen. Ratsam ist es, bei jeglicher Art von Beschwerden innerhalb der Mundhöhle den Zahnarzt aufzusuchen, der das passende Zahngel für die jeweiligen Beschwerden verordnet und über die korrekte Anwendung aufklärt.

Risiken und Nebenwirkungen

Bei den homöopathischen Zahngelen, die ausschließlich aus Naturprodukten hergestellt werden, ist wichtig darauf zu achten, dass keine Allergien gegen Inhaltsstoffe existieren, damit kein anaphylaktischer Schock als Folge der Einnahme entstehen kann. Die natürlichen Zahngele sollten streng nach Packungsbeilage angewendet werden und die Höchstdosis dabei nicht überschritten werden. Ansonsten ist mit keinerlei Risiko oder Nebenwirkung zu rechnen.

Bei Zahngels mit Fluoridgehalt ist die Maximaldosis streng einzuhalten und das Fluoridgel nicht regelmäßig zu verschlucken, da ansonsten zu viel Fluorid aufgenommen werden kann. In diesem Fall entsteht die Krankheit Fluorose, die sich auf die Zahnhartsubstanzen und die Skelettknochen ausprägt. Eine toxische Dosis ist dabei 5mg pro Kilogramm Körpergewicht, die allerdings durch die Applikation eines Zahngels nicht erreicht werden kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Fluoridierung der Zähne

Bei intensiver Anwendung mit einem Zahngel, indem Chlorhexidindigluconat als Inhaltsstoff vorhanden ist, kann sich das Geschmacksempfinden verändern. Chlorhexidindigluconat kann bei verlängerter Anwendung einen metallischen Geschmack erzeugen und die Zunge und Weichgewebe grau verfärben. Nach Absetzen der Nutzung verschwinden diese Symptome allerdings schnell wieder.

Weiterhin gilt für Kleinkinder oder trockene Alkoholiker darauf zu achten, dass das Zahngel keinen Alkoholgehalt aufweist, da sonst ein Rückfall droht oder das Kind in der Entwicklung geschädigt werden kann. Bei Zahngels für Babys und Kleinkinder beim Zahnen ist ein strenges Halten an die Packungsbeilage unabdingbar. In einigen Zahngels ist das Lokalanästhetikum Lidocain enthalten, das bei Überschreitung der Maximaldosis giftig und tödlich wirken kann. Daher ist die Maximaldosis anhand des Gewichtes des Kindes festzustellen und diese nicht zu überschreiten.

Dauer der Anwendung

Die Dauer der Anwendung ist aufgrund der Vielfalt der Produkte und Wirkungsweisen variabel. Während Zahngels zur regelmäßigen Fluoridierung einmal die Woche verwendet werden, um prophylaktisch die Mundgesundheit aufrecht zu erhalten, werden Zahngels mit Chlorhexidindigluconat nur gelegentlich oder einige Tage am Stück verwendet, bis die Beschwerden der Entzündung verschwinden.

Auch die Anwendung der Zahngels für Babys und Kleinkinder zu Indikation des Zahnens werden nur gelegentlich verwendet und nicht für eine dauerhafte Nutzung geeignet sind. Bei Produkten, die überempfindliche Zahnhälse behandeln, liegt die Dauer im Ermessen des Zahnarztes und wird so lange ausgeführt, bis die Beschwerden abklingen.

Durch die Vielfalt der Produkte ist es wichtig, die Packungsbeilage streng einzuhalten und bei Fragen und Unsicherheiten den behandelnden Zahnarzt um Rat zu fragen.

Zahngels gegen Schmerzen

Bei schmerzempfindlichen Zahnhälsen sind Zahngele die Lösung, die fähig sind, die Überempfindlichkeit der Zähne zu reduzieren. Grund für die unangenehmen Stellen sind oft Putzdefekte, die durch zu festen Druck oder ein "Schrubben" beim Zähneputzen entstehen. Der Druck am Übergang von Zahn zu Zahnfleisch sorgt dafür, dass sich das dünne Zahnfleisch zurückzieht und das Zahnbein, das Dentin, frei liegt. Das Dentin ist durch seine Dentinkanäle gekennzeichnet, die mit dem Zahnmark verbunden sind, in welchem die Nerv- und Blutgefäße liegen, die die Überempfindlichkeit dieser Bereiche produzieren.

Das Dentin wird an den Stellen eigentlich durch Zahnfleisch bedeckt und liegt nun nackt dar. Das Zahngel verschließt nun diese Dentinkanäle, sodass äußere Reize durch Hitze oder Kälte das Zahnmark nicht mehr direkt erreichen können. Der Zahn wirkt wie versiegelt und die Schmerzen verschwinden.

Das Gel kann dabei allerdings nur temporär Abhilfe schaffen, da es sich nach einiger Zeit abträgt. Eine zwei- bis dreimalige Anwendung in der Woche kann Schmerzsymptomatik schnell bekämpfen, allerdings ist für eine langfristige Schmerzlinderung eine zahnärztliche Behandlung notwendig.

Auch Zahngele mit Fluoridierung können schmerzempfindliche Zähne bekämpfen. Sie wirken dadurch, dass sich die Fluoridpartikel in den Schmelz einlagern und diesen stärken, sodass er besser geschützt wird. Dabei darf das Fluoridgel einmal pro Woche verwendet werden uns gilt auch prophylaktisch als Hilfsmittel, um das Kariesrisiko zu reduzieren. Gegen Schmerzen beim Zahnen von Babys gibt es Zahngels mit dem Lokalanästhetikum Lidocain, die die Weichgewebe betäuben und dadurch die Schmerzen lindern.  

Lesen Sie mehr dazu unter: Zahnschmerzen - Was tun?

Zahngels fürs Baby

Auch für Babys und Kleinkinder sind Zahngels geeignet, die primär den Prozess des Zahndurchbruchs unterstützen. Ab einem Alter von sechs Monaten beginnt das Zahnen mit den ersten Milchzähnen. Dieser Zeitpunkt ist auch für die Eltern der Start für einige schlaflose Nächte. Bei dem Durchbruch der Milchzähne  kommt es zu Spannungen und Schmerze, auch das Zahnfleisch ist oft gerötet. Zahngels aus der Naturheilkunde sollen durch die Applikation Spannungen des Zahnfleischs bei Zahndurchbruch mindern und entstehende Schmerzen reduzieren. Die meisten Produkte sind ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen und explizit für Babys gemacht, sodass sie bedenkenlos angewendet werden können, ohne dass das Risiko einer Schädigung besteht.

Lesen Sie mehr unter: Zahnen beim Baby

Einige Zahnärzte empfehlen die Zahngels in der Zeit des Zahndurchbruchs, um Begleitsymptome zu lindern und gereizte Weichgewebe in der Mundhöhle zu beruhigen. Weiterhin gibt es Zahngele, die Lidocain enthalten, was ein Oberflächenanästhetikum ist und damit die Weichgewebe betäubt und dadurch die Schmerzen nimmt. Bei diesem Produkt muss darauf geachtet werden, dass die Maximaldosis nicht überschritten wird. Die Anwendungsmenge wird auf das Körpergewicht abgestimmt, welches auch die Maximaldosis festsetzt. Bei einem Kleinkind im Alter von 6 Monaten darf eine etwa erbsengroße Menge des Gels drei bis viermal täglich angewendet werden. Generell sind alle Zahngels für Babys und Kleinkinder alkoholfrei, glutenfrei, laktosefrei und enthalten keinen Zucker.

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Preis von Zahngels

Der Preis für die Vielfalt an verschiedenen Zahngele variiert in einer Preisspanne von etwa fünfzehn Euro. Dabei kosten Zahncremes als Zahngele etwa drei bis fünf Euro, während Zahngele zur Fluoridierung zwischen fünf und fünfzehn Euro liegen. Zahngele zur Anwendung für das irritierte und entzündete Zahnfleisch, die die Weichgewebe regenerieren, liegen preislich in einem Rahmen von acht bis fünfzehn Euro. Weitere Zahngele, beispielsweise für die Anwendung beim Zahndurchbruch von Babys und Kleinkindern, fangen etwa bei fünf Euro an. Homöopathische Zahngele zur Behandlung von Zähnen und Zahnfleisch kosten zwischen zehn und zwanzig Euro.  

Zahngels ohne Fluorid

Fluoridfreie Zahngels sind in erster Linie für Patienten, die Fluorid nicht vertragen. Eine Fluoridunverträglichkeit ist jedoch äußerst selten. Die Gels bestehen aus natürlichen Kräuteressenzen, um die Mundgesundheit zu erhalten und prophylaktisch zu fördern. Weiterhin bestehen auch Zahncremes, die speziell für Unverträglichkeiten gegen Fluorid hergestellt werden und durch die undefinierte Begriffsfindung ebenfalls als Zahngel deklariert werden. Diese sind nichts weiter als eine Zahnpasta in Gelform, die fluoridfrei ist.

Lesen Sie mehr dazu unter: Zahnpasta ohne Fluorid

Zahngels ohne Alkohol

Unabhängig von der Indikation des Zahngels ist es ratsam, darauf zu achten, dass dieses ohne Alkoholgehalt ist, da Alkohol das Mundmilieu verändert. Bei Studien ist festgestellt worden, dass Alkohol die Speichelzusammensetzung verändert und damit die Pufferkapazität des Speichels und den pH – Wert nachteilig verändert, sodass Bakterien leichter angreifen können. Die Mundhöhle ist anfälliger für Erkrankungen und die Mundgesundheit dadurch negativ beeinflusst. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, nicht nur bei Kindern auf den Alkoholgehalt des Zahngels zu verzichten, sondern generell eine Alternative ohne Alkohol zu benutzen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.09.2017 - Letzte Änderung: 01.12.2022