Bei der Molaren-Incisiven-Hypomineralisation handelt es sich um eine entwicklungsbedingte Erkrankung der ersten Schneide- und Backenzähne.
Die Molaren-Incisiven-Hypomineralisation stellt eine entwicklungsbedingte Erkrankung der ersten Schneide- und Backenzähne dar. Der Zahnschmelz ist schon beim Durchbruch der Zähne durch das Zahnfleisch im Alter von etwa sechs Jahren mit gelb-bräunlichen oder weißlich-cremigen Flecken versehrt. Bei den Molaren handelt sich hierbei um die ersten Backenzähne, die weitaus häufiger als die Schneidezähne (Incisiven) betroffen sind. Der Zahnschmelz dieser Zähne ist meist weicher und poröser, was ihn gegenüber Kariesbakterien sehr viel anfälliger macht. Dazu kommt noch die verstärkte Empfindlichkeit gegenüber Kälte und Wärme betroffener Zähne.
Da es sich bei der MIH um eine entwicklungbedingte Störung handelt, liegt der Ursprung in der Entwicklungsphase der betroffenen Zähne. Diese Phase befindet sich zwischen dem 8. Schwangerschaftsmonat und dem vierten Lebensjahr. Zumeist müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, um diese schwerwiegende Erkrankung auszulösen. Wichtige Ursachen spielen hierbei beispielsweise Antibiotika- und andere Medikamenteneinnahmen des Kindes, chronische Erkrankungen (hierbei besonders Atemwegserkrankungen) und Umwelttoxine. Bei Umwelttoxinen handelt es sich z.B, um kleinste Plastikpartikel.
Die Diagnose stellt der Zahnarzt durch einen Blick in den Kindesmund. Zur Vermeidung von Folgeschäden ist eine regelmäßige Kontrolle der Zähne im Kindesalter sehr wichtig. So kann auch eine besonders schwere Form der rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Der beste Zeitpunkt zur Überprüfung stellt das achte Lebensjahr dar, da zu diesem Zeitpunkt in der Regel alle bleibenden Schneidezähne und ersten Molaren durchgebrochen sind. Eine rechtzeitige Behandlung kann anschießende Folgeschäden vermeiden.
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Bei der MIH haben die Zähne häufig eine typische Färbung mit gelblich-weißlichen Schmelzflecken. Diese Stellen im Schmelz sind poröser und damit empfindlicher gegenüber Einwirkungen von außen. Der Zahnschmelz kann verstärkt abplatzen und betroffene Zähne sind temperatur- oder berührungsempfindlich. Dadurch entstehen Schmerzen bei alltäglichen Aktivitäten, wie beispielsweise Zähneputzen oder Eis essen. Der weiche Schmelz ist zudem sehr viel stärker anfällig gegenüber Karies als gesunde Zähne, was wiederum schnell zu Löchern im Zahn mit ziehenden Schmerzen führt.
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Bei einer milden Form der MIH reicht häufig eine kleine Füllung oder Fissurenversiegelung des betroffenen Zahnes aus. Zusätzlich hilft die regelmäßige Fluoridierung der Zähne zu Hause und etwa alle 3-6 Monate beim Zahnarzt bei der Stärkung des gesunden Zahnschmelzes.
Bei stärker ausgeprägten Defekten des Zahnschmelzes ist die Anfertigung von den gesamten Zahn umfassenden Kronen oder Teilkronen notwendig. Dabei wird der betroffene Zahnschmelz entfernt und im Zahnlabor eine individuell angepasste Kappe, sogenannte Krone, hergestellt, welche den Zahn nach dem Einzementieren/Festsetzen schützt.
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Mit Versiegelung der Zähne ist die Fissurenversiegelung gemeint. Hierbei werden kleine, durch Karies entstandene, Löcher in den Zahnfissuren (Bereiche/“Täler“ zwischen zwei Zahnhöckern) entfernt und anschließend mit einem dünnflüssigem Kunststoff ausgefüllt. So wird verhindert, dass sich in den Fissuren tiefe, oft bis zum Nerv reichende Löcher bilden können. Bei der MIH können betroffene Stellen zusätzlich durch die Versiegelung durch Fluoridlacke gestärkt werden. Dieser Lack wird regelmäßig (zu Hause einmal die Woche) auf den Zahn aufgetragen und sorgt für eine Stabilisierung des Zahnschmelzes, der diesen unempfindlicher gegenüber Reizen und Karies macht.
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Die Dauer der Erkrankung ist lebenslang. Da die bleibenden Zähne beim Menschen nur ein einziges Mal wachsen, sind betroffene Zähne solange erkrankt, wie sie sich im Mund befinden. Die Erkrankung kann nach dem Ausbruch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Einzig eine Prävention durch geringere Medikamteneinnahme und die Vermeidung von Plastik im Alltag ist möglich. Werden betroffene Zähne bei zu starker Zerstörung entfernt, müssen Implantate oder Zahnbrücken hergestellt werden, um sie zu ersetzen.
Dank den heutigen Behandlungsmethoden ist die Prognose für Kinder mit MIH gut. Die Erkrankung betrifft einzig und allein die Zähne und kann nicht das Leben bedrohen. Die betroffenen Zähne können durch regelmäßige Kontrolle und Behandlung sehr gut erhalten werden. In schweren Fällen ist die Überkronung betroffener Zähne notwendig und sichert somit den Erhalt.
Bei zu starker Zerstörung, können verlorene Zähne im Erwachsenenalter über Implantate oder die Überbrückung der Lücke ersetzt werden. Auch wenn dies viele Zahnarzttermine mit sich bringt, bei guter Eigenmotivation und Mundhygiene können die betroffenen Zähne bis ins hohe Alter gesund bleiben.
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