Wie sieht das Endstadium von Prostatakrebs aus?

Wie sieht das Endstadium von Prostatakrebs aus?

Einleitung

Prostatakrebs wird in der medizinischen Fachsprache als Prostatakarzinom bezeichnet. Dies ist ein Sammelbegriff für verschiedene, häufige Krebsarten, die von Stammzellen bestimmter Drüsenanteile der Prostata ausgehen. Häufig handelt es sich dabei um sogenannte Adenokarzinome.

Die Prostatakrebsarten sind unterschiedlich bösartig. Zudem haben die einzelnen Stadien eine unterschiedliche Prognose. Im Fachjargon spricht man von verschiedenen Graden der Malignität, die für die Prognose und die Behandlung entscheidend sind. Im Endstadium von Prostatakrebs ist die Prognose ungünstig. Es steht eine palliative Behandlung, inklusive der Betreuung der Angehörigen im Vordergrund.

Symptome im Endstadium von Prostatakrebs

Prostatakrebs entwickelt sich in zwei Dritteln der Fälle im äußeren Prostatadrüsenbereich. Dadurch wird die Harnröhre, die innen liegt, erst im fortgeschrittenen Stadium eingeengt. Daraus ergibt sich, dass Betroffene den Prostatakrebs lange Zeit nicht bemerken. Da im Frühstadium des Prostatakrebses die Betroffenen oftmals unter keinen Beschwerden leiden, deutet das bloße Vorhandensein von Symptome meist schon auf ein fortgeschrittenes Stadium der Erkrankung hin.

Bestimmte Laborwerte im Blut, im Sperma oder im Urin können Hinweise auf einen Prostatakrebs im Endstadium geben. Selten tritt Blut im Urin oder Sperma auf. Wenn der Tumor stark gewachsen ist, kann er auf die Harnröhre drücken und damit Probleme beim Wasserlassen verursachen. Folge können ein abgeschwächter oder unterbrochener Harnstrahl, eine verminderte Urinmenge, ein erschwertes Wasserlassen und verstärkter Harndrang, insbesondere nachts, sein. Außerdem kann das Urinieren schmerzhaft sein. Wenn neben den Harnentleerungsstörungen keine weiteren Beschwerden auftreten, weisen diese Probleme allerdings häufiger auf eine gutartige Prostatavergrößerung oder eine Entzündung der Harnröhre hin. Dies kann aber nur ein Arzt differenzieren.

Des Weiteren können Erektionsstörungen, Schmerzen bei der Erektion und verminderter Samenerguss auf einen fortgeschrittenes Prostatakrebs hinweisen. Manche Betroffene können Schmerzen in der Prostata lokalisieren. Auch können Schmerzen und Schwellungen im Bereich des Beckens und der Beine vorhanden sein. Zudem können Kompressionen der Wirbelsäule mit einhergehenden Schmerzen und Sensibilitätsstörungen im Rückenbereich hervorgerufen werden. Auch permanente Knochenschmerzen und Knochenbrüche können ausgelöst werden. Die Beschwerden können sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Um die tatsächliche Ausbreitung des Prostatakarzinoms einschätzen zu können, bedarf es eines Ultraschallbildes. Des Weiteren ist eine Biopsie zur Entnahme von mehreren Gewebeproben notwendig. In manchen Fällen lässt sich erst während eines chirurgischen Eingriffes beurteilen, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist.

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Schmerzen im Endstadium von Prostatakrebs

Im Rahmen eines Prostatakarzinoms im Endstadium können verschiedene und extrem starke Schmerzen auftreten. Ein sehr wichtiger Teil der Behandlung ist eine adäquate Schmerztherapie. Patienten sollten direkt ihren behandelnden Arzt ansprechen, wenn Schmerzen auftreten und nicht erst, wenn die Schmerzen unerträglich sind. Aufgrund des medizinischen Fortschritts können inzwischen Schmerzen bei 8-9 von 10 Krebspatienten minimiert werden. Dafür werden sowohl medikamentöse, als auch nicht-medikamentöse Maßnahmen eingesetzt. Den Behandlungsplan erstellen der behandelnde Arzt, Schmerztherapeuten und andere Fachärzte. Bei leichteren Schmerzen werden eine Schmerzmedikamente eingesetzt. Bei stärkeren Schmerzen können Opioide wirksam sein.

Lesen Sie weiter unterSchmerzen an der Prostata.

Wenn der Schmerz direkt von einem Nerven ausgeht, hat er bestimmte Charaktereigenschaften und lässt sich meist nicht mit den üblichen Schmerzmitteln reduzieren. Dieser Schmerz wird in der medizinischen Fachsprache als neuropathischer Schmerz beschrieben. Bei neuropathischen Schmerzen können verschiedene andere Medikamente schmerzlindernd wirken. Das können auch Arzneimittel sein, die eigentlich nicht zu den Schmerzmitteln zählen, aber zusätzlich zu ihrer Hauptwirkung Schmerz lindern können. Zu diesen Medikamenten zählen beispielsweise bestimmte Antidepressiva. Das heißt der Wirkstoff wird dann nicht aufgrund einer Depression, sondern aufgrund der Schmerzen eingesetzt. Entsprechend wird eine andere, geringere Dosierung gewählt als wenn das Medikament zur Behandlung von Depressionen genutzt werden würde.

Zudem können Chemo-, Strahlen-, Hormon- und Antikörpertherapien den Schmerz lindern. In manchen Fällen werden Nervenleitungen, die den Schmerz auslösen, blockiert. Dies geschieht, indem direkt lokal ein den Schmerz betäubendes Medikament in die Nähe des Rückenmarks gespritzt wird. Außerdem können nicht-medikamentöse Therapien zusätzlich lindernd wirken. Hierzu zählen bestimmte physio- und ergotherapeutische Maßnahmen, Akupunktur oder Nervenstimulationsverfahren.

Metastasen im Endstadium von Prostatakrebs

Lebermetastasen

Vom Prostatakrebs ausgehend können sich Zellen ablösen und an anderen Stellen des Körpers ausbreiten und ansiedeln. Über den Blutweg können die Krebszellen in die gut durchblutete Leber gelangen und dort Tumorherde, Lebermetastasen, bilden. Mediziner sprechen von einer hämatogenen Streuung. Prostatakrebs gehört zwar nicht zu den klassischen Ursprungstumoren von Lebermetastasen, die sonst vor allem bei Speiseröhren-, Magen- oder Darmkrebs auftreten, aber es kann durchaus zur Streuung in die Leber kommen.

Man unterscheidet verschiedene Arten von Lebermetastasen: Synchrone Lebermetastasen werden gleichzeitig mit dem Prostatatumor festgestellt. Metachrone Metastasen entwickeln sich bei einem bereits behandelten Prostatakrebs erst im weiteren Krankheitsverlauf. Unter singuläre Lebermetastasen versteht man einzelne Tumorabsiedlungen, wobei es bei multiplen Metastasen zu mehreren Absiedlungen kommt. Größe, Lage, Aussehen und Anzahl der Lebermetastasen sind entscheidend bezüglich der Behandlungsmöglichkeiten und der Prognose. Lebermetastasen können ein unterschiedliches Erscheinungsbild haben. Man unterscheidet scharf abgrenzbare Lebermetastasen, die sich gut vom übrigen Lebergewebe unterscheiden lassen, von ausgedehnt und ohne scharfe Begrenzung wachsenden Metastasen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Metastasen bei Prostatakrebs

Wirbelsäulenmetastasen

Auch im Wirbelsäulenbereich können sich Zellen des Prostatatumors über den Blutweg absetzen. Die entstehenden Wirbelsäulenmetastasen können Nerven, Muskeln und Wirbel einengen, was verschiedene Beschwerden auslösen kann. Es können Schmerzen, Missempfindungen und Bewegungsstörungen auftreten, wenn die vom Rückenmark abgehenden Nervenstränge im Bereich der Wirbelsäule betroffen sind. Die davon betroffenen Körperregionen hängen von der genauen Lokalisation (Höhe und seitliche Ausrichtung) der Wirbelsäulenmetastase ab. 

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Symptome einer Wirbelsäulenerkrankung

Knochenmetastasen

Knochenmetastasen entstehen wiederrum über den Blutweg. Oftmals sind Knochenmetastasen verbunden mit starken Schmerzen und Knochenbrüchen. Sie können aber auch vollständig symptomlos bleiben. Sollte ein Verdacht auf Knochenmetastasen bestehen, wird eine spezielle Untersuchung, eine Knochenszintigraphie, durchgeführt. Es ist möglich die Knochenmetastasen relativ gezielt zu bestrahlen, um die Knochen zu stabilisieren und Schmerzen zu reduzieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Knochenmetastasen bestrahlen zu lassen:

Neben der klassen Bestrahlung kann mit Radionukliden bestrahlt werden. Radionukide sind strahlende Partikel, die der Körper in den Knochen einbaut, wo sie schließlich zur Wirkung kommen. Zudem werden bei Knochenmetastasen sogenannte Bisphosphonate eingesetzt. Das sind Medikamente, die den Stoffwechsel des Knochens beeinflussen. Zudem werden inzwischen auch gehäuft speziell erzeugte Antikörper genutzt, um die Schädigungen in den Knochen zu minimieren.

Weitere Informationen finden Sie unter Szintigraphie

Lymphknotenmetastasen

Wandernde Krebszellen des Prostatakarzinoms können sich nicht nur über die Blutbahn, sondern auch über die Lymphbahnen im Körper ausbreiten. So können vor allem in den Lymphknoten im Beckenbereich, aber auch außerhalb des Beckens Lymphknotenmetastasen auftreten. Die Lymphknoten sind meist als erstes von Metastasten befallen, da das Lymphsystem früher als die Blutbahn von Krebszellen erreicht wird. 
Lymphknotenmetastasen verursachen bei den Betroffenen aber nicht unbedingt wahrnehmbare Beschwerden. Die Untersuchungsmaßnahmen und Suche nach Lymphknotenmetastasen richten sich nach dem Behandlungsplan. Entsprechend werden ein Ultraschall, eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder/und eine Operation durchgeführt. Am sichersten lassen sich die Lymphknotenmetastasen im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs erkennen und im Zweifelsfall können sie hierbei direkt entfernt werden. Die Operation wird meist minimalinvasiv per Bauchspiegelung (Laproskopie) durchgeführt. Bei sehr vielen befallenen Lymphknoten muss abgewogen werden, ob dessen Entfernung im Endstadium noch sinnvoll ist. 

Metastasen im Gehirn

Gelangen Prostatakrebszellen über das Blut ins Gehirn, können sie sich vermehren und über das Nervenwasser (Liquor) verteilen. Metastasen im Gehirn komprimieren nicht nur durch ihr Wachstum Hirngewebe, sondern verursachen auch Flüssigkeitsansammlung und Schwellungen von Hirnstrukturen und erhöhen auf diese Weise zusätzlich den Druck auf gesundes Gewebe im Gehirn. Entsprechend können Hirnmetastasen verschiedene und gravierende Beschwerden auslösen.

Je nachdem welcher Bereich betroffen ist und wie stark die Schädigung des Nerven- und Hirngewebes sind, können die Ausfallerscheinungen und Beschwerden variieren. Beispielsweise können die Metastasen im Gehirn zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Kreislaufproblemen mit Schwindel, Sehstörungen, Krampfanfällen, Sprachstörungen, kognitive Einschränkungen, psychische Störungen oder Lähmungen führen. Wenn die Krebszellen entlang der Nervenwasserräume und der Hirnhäute bis zum Rückenmark wandern, wird im Fachjargon von einer Meningiosis carcinomatosa gesprochen. Hierbei leiden die Betroffenen häufig an Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Persönlichkeitsstörungen. Zudem können die sog. Hirnnerven geschädigt werden, so dass es unter anderem zu Schluckstörungen kommen kann. Außerdem kann die Stimme beeinträchtigt sein.

Für ausführliche Informationen lesen Sie unseren Artikel Hirnmetastasen

PSA-Wert

PSA steht "Prostata Spezifisches Antigen". Es handelt sich dabei um ein Eiweiß, welches von Prostatazellen gebildet wird und das unter anderem der Verflüssigung des Spermas dient. Bei einer bösartigen Veränderung im Bereich der Prostata steigt der PSA-Wert an in der Regel an. Der Wert ist jedoch nicht spezifisch für das vorliegen einer bösartigen Erkrankung. Er kann auch auf andere altersbedingte oder akute Störungen, Entzündungen und Erkrankungen der Prostata hinweisen.

Ausführliche Informationen finden Sie unter PSA-Wert bei Prostatakrebs oder auch allgemein unter PSA-Wert

Was kann man therapeutisch im Endstadium tun?

Im Endstadium eines Prostatakarzinoms ist keine heilende Behandlung mehr möglich. Häufig wird auf eine (weitere) Operation verzichtet. Es steht eine palliative Behandlung im Vordergrund. Diese beinhaltet eine adäquate und ausreichende Schmerztherapie, die sich aus verschiedenen medikamentösen und nicht-medikamentösen Bausteinen zusammensetzt. Neben den Schmerzmedikamenten, können Massagen, Akkupunktur, Entspannungsverfahren und andere physio- und ergotherapeutische Maßnahmen zur Schmerzlinderung beitragen. Ziel ist es, dem Patienten möglichst Leiden und Schmerzen zu nehmen und die bestmögliche Lebensqualität zu schaffen. Wenn gewünscht, sollte der Betroffene die Möglichkeit zu Gesprächen mit einem Geistlichen, einem Psychotherapeuten oder anderem dafür geeigneten Fachpersonal haben. Daneben ist eine empathische und kompetente Betreuung und Begleitung des Betroffenen und seinen Angehörigen essentiell. Viele Betroffene wünschen sich möglichst wenig Zeit im Krankenhaus zu verbringen. Mithilfe von Sozialdiensten, häuslicher Krankenpflege und anderen Institutionen und Personen sollte möglichst den Wünschen des Betroffenen und seinen Angehörigen nachgegangen werden.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Palliative Therapie

Krankheitsverlauf und Lebenserwartung im Endstadium

Wenn die Erkrankung fortgeschritten ist, ist keine Heilung mehr möglich. Die Beschwerden können zwar temporär abnehmen, aber die Schäden sind nicht mehr rückläufig und das Tumorwachstum kann nur bedingt verzögert werden. Der Verlauf kann sich individuell zeitlich und inhaltlich unterscheiden und lässt sich nicht generell voraussagen. Im Endstadium sollte die Zeit, die bleibt, so gestaltet werden, wie es für den Betroffenen individuell stimmig ist.

Die Lebenserwartung ist abhängig vom Ausmaß der Metastasen und von individuellen Faktoren. Unbehandelt bleiben meist nur wenige Wochen zum leben. Mit Therapie kann die Lebenserwartung auf einige Monate bis zu einem Jahr erhöht werden. In manchen Fällen ist die Lebenserwartung höher. In anderen Fällen kann sie auch geringer sein. Es ist sehr schwer eine genaue, generelle Zeitangabe zu machen.

Lesen Sie mehr hierzu: Heilungschancen von Prostatakrebs

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.04.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021