Nebenwirkungen von Xarelto®

Xarelto® ist ein blutverdünnendes Medikament mit dem Wirkstoff Rivaroxaban. Es können verschiedene Nebenwirkungen auftreten. Treten Nebenwirkungen auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Nebenwirkungen von Xarelto®

Einleitung

Bei Xarelto® handelt es sich um ein Medikament mit dem Wirkstoff Rivaroxaban. Dies ist ein NOAK, also ein neues Medikament zur oralen Antikoagulation, umgangssprachlich Blutverdünnung.
Die Antikoagulation ist ein schwerwiegender, aber in vielen Fällen notwendiger, Eingriff in die Körperfunktion, Blutgerinnung und hat daher einige Nebenwirkungen und mögliche Komplikationen. Diese reichen über Unverträglichkeiten bis zu starken Blutungen. Bei schweren Nebenwirkungen sollte immer der behandelnde Arzt aufgesucht werden und nicht selbstständig die Dosis verändert werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Gerinnungshemmer

Nebenwirkungen von Xarelto®

Die Nebenwirkungen von Xarelto® lassen sich nach Häufigkeit gliedern.

Häufige Nebenwirkungen sind:

  • Blutarmut
  • Schwindel und Kopfschmerzen
  • Augen- und Bindehauteinblutungen
  • Nasenbluten
  • Zahnfleischblutungen
  • Blutungen im Magen-Darm-Trakt
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Verstopfung oder Durchfall
  • Juckreiz
  • Extremitätenschmerzen
  • Blut im Urin
  • Fieber
  • Wassereinlagerungen
  • Müdigkeit und Nachblutungen nach chirurgischen Eingriffen

Gelegentliche Nebenwirkungen sind:

  • Blutbildveränderungen
  • allergische Reaktionen
  • Gehirnblutungen
  • Leberfunktionsstörungen

Seltene Nebenwirkungen sind:

  • Gelbsucht
  • Muskeleinblutungen
  • Leberentzündungen

Sehr seltene Nebenwirkungen sind:

Magen-Darm-Blutungen

Blutungen im Magen-Darm-Trakt können verschiedene Ursachen haben. Häufig sind kleinere Verletzungen oder Ausstülpungen die Ursache. Auch Magengeschwüre und Tumore können bluten. Die Einnahme von Xarelto® steigert nicht die Wahrscheinlichkeit einer Blutung, sondern verhindert, dass die Blutung zum Stillstand kommt und führt daher zu einem größeren Blutverlust, welcher eher bemerkt wird.
Eine solche Blutung zeigt sich entweder durch schwarzen Stuhl, sogenannten Teerstuhl, oder bei tieferliegenden Ursachen durch frisches Blut im Stuhl. Bei Erbrechen kann das Erbrochene kaffeesatzartig aussehen. In jedem Fall muss die eigentliche Ursache der Blutung gefunden werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Magen-Darm-Blutung

Nasenbluten

Besonders in der kalten Jahreszeit sind die Schleimhäute der Nase oft gereizt und trocken. Bei leichten Reizungen, wie beim Naseputzen, können die Äderchen platzen und bluten. Bei Personen, welche Xarelto® einnehmen, kann die Blutung stärker sein, da Xarelto® blutverdünnend wirkt. Dies kann zu einem großen Blutverlust führen.
Durch lokale Kompression, also Zusammendrücken der Nase, kann die Blutung häufig zum Stillstand gebracht werden. Bei nicht stoppender Blutung sollte ein Arzt aufgesucht werden oder bei sehr starken Blutungen und damit verbundenen Kreislaufbeschwerden auch der Rettungsdienst verständigt werden.

Hämatome

Hämatome, umgangssprachlich blaue Flecken, sind geplatzte Blutgefäße unterhalb der Haut. Bei stumpfen Verletzungen kann sich Blut unter der Haut ansammeln und wird innerhalb einiger Tage abgebaut. Bei Einnahme von Xarelto® dauert die Blutstillung länger, weshalb auch kleine Stöße zu besonders großen Blutergüssen führen. Auch nach dem Blutabnehmen bilden sich bei den Betroffenen oft große Hämatome. Diese sind nicht gefährlich und das Blut wird normal abgebaut. Betroffene haben durch die langsamere Blutstillung das Gefühl deutlich häufiger Hämatome zu entwickeln, diese sind jedoch lediglich deutlicher zu sehen.

Lesen Sie auch den Artikel zum Thema: Hämatom

Blutverlust nach OPs

Operationen sind immer mit einem Blutungsrisiko und auch mit einem Nachblutungsrisiko verbunden. Bei Einnahme von Xarelto® steigt dieses Risiko an, da die natürliche Blutstillung eingeschränkt ist. Bei einer Operation werden dem Körper gezielt Verletzungen zugefügt, die zwar genäht werden, jedoch erst später endgültig abheilen. Bei großen Operationen, mit einem großen Blutungsrisiko, kann ein zeitweises Absetzen von Xarelto® erforderlich sein. Bei Nachblutungen sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Ein direktes Gegenmittel gegen die Xarelto®​​​​​​​-Wirkung ist nicht verfügbar, sodass die Blutungen symptomatisch behandelt werden müssen.

Blutmangel

Da bei Einnahme von Xarelto® ein großes Blutungsrisiko am ganzen Körper besteht, verlieren Betroffene häufig an unterschiedlichen Stellen kleine Blutmengen. Kleine Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Blutergüsse und Nasenbluten führen daher zu einem Blutverlust, den der Körper nicht immer direkt ausgleichen kann. Die Betroffenen entwickeln daher eine Anämie, also eine Blutarmut. In schwerwiegenden Fällen muss diese Anämie mit Blutprodukten ausgeglichen werden. Die Blutbildung kann auch durch Medikamente gesteigert werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Blutarmut

Müdigkeit

Müdigkeit ist ein typisches Symptom der Blutarmut, welche bei einer Xarelto®-Einnahme eine relativ häufige Nebenwirkung ist. Die roten Blutkörperchen transportieren den Sauerstoff im Körper und besonders das Gehirn benötigt sehr viel Sauerstoff. Häufige Blutungen führen also zum Verlust von roten Blutzellen und damit zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung. Das Gehirn spart Sauerstoff, indem die Leistungen runtergefahren werden und die Betroffenen sich müde und schlapp fühlen.

Kopfschmerzen

Auch Kopfschmerzen zählen zu den häufigen Nebenwirkungen bei der Einnahme von Xarelto®. Dies ist zum einen auf die schlechtere Sauerstoffversorgung des Gehirns und damit auf Konzentrationsstörungen zurückzuführen, als auch auf Sehstörungen durch Einblutungen.
Bei starken Kopfschmerzen nach dem Stoßen des Kopfes sollten Betroffene direkt ein Krankenhaus aufsuchen, da unter Xarelto®-Einnahme die Wahrscheinlichkeit einer Hirnblutung erhöht ist. Auch Angehörige sollten dieses Risiko kennen und bei Auffälligkeiten nach einem Sturz auf den Kopf den Notruf wählen.

Schwindel

Schwindel kann sowohl im Gehirn entstehen als auch im Innenohr. Bei Xarelto®-Einnahme kann es zu einer Sauerstoffunterversorgung des Gehirns kommen, was auch zu Schwindel führen kann. Bei stärker werdendem Schwindel mit weiteren Symptomen ist auch eine Hirnblutung eine mögliche Ursache, da diese bei Xarelto®-Einnahme häufiger auftreten kann als bei Menschen, welche dieses Medikament nicht einnehmen. Bei Schwindelattacken sollte der Betroffene nicht allein zum Arzt gehen, da die Sturzgefahr erhöht ist. Besonders Menschen mit ohnehin gesteigerter Sturzneigung kann ein Transport mit einem Krankentransportunternehmen sinnvoll sein.

Muskel- und Gelenkschmerzen

Bei der Einnahme von Xarelto® steigt die Blutungswahrscheinlichkeit in allen Körperbereichen an. Bei kleineren Verletzungen, welche normalerweise nicht zu starken Blutungen führen, entwickeln Betroffene Blutergüsse. Dies geschieht auch in Gelenken und Muskeln und führt daher oft zu Bewegungsschmerzen nach sportlicher Betätigung oder kleineren Verletzungen. Bei größeren stumpfen Verletzungen besteht die Gefahr eines Kompartment-Syndroms. Dies ist eine Einengung von Nerven und Muskelgewebe durch eine größere Einblutung und stellt eine akute Gefahr dar. Bei deutlichen Bewegungseinschränkungen sollte der behandelnde Arzt aufgesucht werden.

Haarausfall

Durch die häufigen kleinen Blutungen im ganzen Körper kann sich bei Einnahme von Xarelto® ein Blutmangel, also eine Anämie, entwickeln, da die Neubildung vom Blut nicht mit dem Verlust mithalten kann. Dies führt zu einer Sauerstoffunterversorgung im ganzen Körper. Der Körper priorisiert, welche Zellen lebensnotwendig sind und daher als Erstes mit Sauerstoff versorgt werden.
Da Haare nicht lebensnotwendig sind, werden die Haarfollikel bereits bei einem leichten Mangel schlecht versorgt und die Haare fallen aus. Die Blutbildung kann durch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente gefördert werden und der Haarausfall so beendet werden. Wichtig ist jedoch, dass große Blutungsquellen ausfindig gemacht werden und die Ursache bekämpft wird.

Lesen Sie auch den Artikel zum Thema: Therapie des Haarausfalls

Leberwerterhöhung

Die Einnahme von Xarelto® führt bei etwa einem Zehntel der Betroffenen zu einem Anstieg der Transaminasen (Leberenzyme). Dies hat jedoch, solange keine weiteren Symptome bestehen, keinen Krankheitswert. In einigen Fällen kann es jedoch auch zum Anstieg anderer Leberwerte kommen und in seltenen Fällen entwickeln die Betroffenen eine Leberentzündung, auch Hepatitis genannt. Dies ist nicht eine infektiöse und ansteckende Form der Hepatitis, sondern allein durch die Medikamente und Vorschädigungen der Leber ausgelöste Entzündung. Betroffene fallen durch eine Gelbsucht auf.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter: Hepatits, Gelbsucht

Erektionsstörungen

In den Studien zu Xarelto® konnte kein direkter Zusammenhang von der Xarelto-Einnahme und Erektionsstörungen gefunden werden. Erektionsstörungen haben jedoch viele Ursachen und sind besonders von der Durchblutung und der Elastizität der Blutgefäße abhängig. Da Männer, die Xarelto® einnehmen, häufig Grunderkrankungen am Herz-Kreislauf-System haben, ist die Ursache der Erektionsstörung eher in diesen Vorerkrankungen zu suchen.

Dieses Thema könnte Sie auch interessieren: Ursache von Erektionsstörungen

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.04.2019 - Letzte Änderung: 18.09.2024