Kopfgneis tritt häufig bei Neugeborenen unter 3 Monaten und selten auch bei Erwachsenen ab dem 40. Lebensjahr auf. Der Kopfgneis ist zu unterscheiden von dem Milchschorf, mit dem er oft verwechselt wird. Kopfgneis ist meistens harmlos und heilt oftmals von selbst aus - Babyöle und Shampoos können unterstützend angewendet werden.

Kopfgneis

Kopfgneis (ICD-10 Nummer L21) ist die volkstümliche oder umgangssprachliche Bezeichnung für das sogenannte "seborrhoische Ekzem" von Neugeborenen.

Dies bezeichnet eine Entzündung der Haut aufgrund von vermehrter Produktion von Talg. Der Begriff "Grind" kann synonym verwendet werden. Weitere Synonyme, die oft in der Fachsprache verwendet werden, sind Morbus Unna oder seborrhoische Dermatitis.
Häufig wird der Kopfgneis fälschlicherweise auch mit dem Milchschorf gleichgesetzt, bei welchem es sich um das erste Auftreten einer Neurodermitis (atopisches Ekzem) bei Neugeborenen handelt (siehe auch: Neurodermitis beim Baby).

Der Kopfgneis ist ein gelblich schuppender Hautausschlag, der vor allem die behaarte Kopfhaut (Gneis) und die angrenzenden Hautbereiche, wie etwa das Gesicht, aber auch bei schwerem Befall die Wirbelsäule oder die Brust betrifft.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Hautausschlag an der Stirn

 

Symptome & Diagnose

Symptome bei Kopfgneis

Oftmals macht der Kopfgneis, insbesondere bei Säuglingen, keine Beschwerden und wird von den Babys nicht als störend empfunden. Kennzeichnend ist ein schuppiger, gelblicher Hautausschlag, der vor allem die behaarte Kopfhaut betrifft und insbesondere in den ersten Lebenswochen auftritt. Bis zum Erreichen des ersten Lebensjahres heilt er in den allermeisten Fällen folgenlos aus.
Der Ausschlag juckt in der Regel nicht. In Ausnahmefällen kann Juckreiz aber durchaus auftreten. Unter diesem leiden jedoch häufiger Erwachsene mit Kopfgneis.

Der Hautausschlag ist fettig und fest-haftend. Im Verlauf wird der krustige Hautausschlag bräunlich. Bei den meisten ist eine Behandlung nicht notwendig, da das Ekzem von selbst folgenlos ausheilt.
Bei einer Folgeinfektion des Kopfgneises mit Pilzen oder Bakterien (häufig durch aufgekratzte Stellen) kann es jedoch zu stärkerem Juckreiz und anderen entzündlichen Symptomen, wie Fieber, Erbrechen, Durchfall kommen. Diese ist jedoch relativ selten.

Es kann auch zum Befall weiterer Körperstellen außerhalb des Kopfbereiches kommen. In diesen Fällen sind Juckreiz und entzündliche Symptome wie Rötungen und Schmerzen häufiger. Weitere betroffene Körperstellen können die Achselfalten, der Brust- und Wirbelsäulenbereich und seltener der Bauch sein.
Beim Abkratzen oder groben Entfernen der Schuppen kann es zu leichten Blutungen der Haut und beim Ausheilen zur Narbenbildung kommen. Daher sollte man es unbedingt unterlassen, die Schuppen abzukratzen.

Unangenehmer Geruch des Kopfgneises

Gelegentlich kann der Kopfgneis unangenehm riechen. Viele Eltern beschreiben den Geruch des Kopfgneises bei ihren Säuglingen wie „ranzige Milch“ oder „käsig“. Der Geruch kann sich vom einen auf den anderen Moment entwickeln und ist kein Grund zur Panik.

Zwei wichtige Komponenten bei der Entstehung von Kopfgneis sind eine übermäßige Talgproduktion der Talgdrüsen der Haut und eine Zunahme der Besiedlung mit Mallassezia-Hefen. Letztere gehören zur natürlichen Besiedlung der menschlichen Haut und haben keinen Krankheitswert.
Beim Kopfgneis entsteht so jedoch ein fettiger Hautausschlag, der wenig atmungsaktiv ist. Der Geruch kommt dadurch zustande, dass die Haut unter dieser Fettschicht wenig „atmen“ kann.

Der Geruch per se darf jedoch nicht als Zeichen für einen stärkeren Befall oder Ähnliches gewertet werden.
Wenn der Geruch sehr störend ist, empfiehlt es sich, die Kopfhaut des Babys mit Babyshampoos und Babyöl oder Olivenöl zu pflegen und den Kopfgneis so sanft zu entfernen.

Kopfgneis an den Augenbrauen

Kopfgneis und Michschorf können auch an den Augenbrauen vorkommen. Gerade der Kopfgneis kommt in den seborrhoeischen Arealen vor, die unter anderem auf der Stirn lokalisiert sind.

Kopfgneis beim Erwachsenen

Kopfgneis kann auch bei Erwachsenen auftreten. Dieser wird genauso behandelt wie bei Kindern.

Diagnose bei Kopfgneis

Kopfgneis ist eine klinische Diagnose. Hierzu sind der Zeitpunkt des Auftretens, die Beschaffenheit und die Symptomatik ausschlaggebend. Hierdurch kann zwischen Kopfgneis und Milchschorf unterschieden werden. Der Kopfgneis wird durch mütterliche Hormone ausgelöst, während der Milchschorf ein Zeichen für eine allergieanfällige Haut sein kann. Der Milchschorf juckt, die Kinder sind in ihrem Allgemeinbefinden beeinträchtigt. Der Kopfgneis wird noch Kindern meist gar nicht bemerkt.

Abgrenzung vom Milchschorf

Milchschorf und Kopfgneis werden fälschlicherweise oft synonym verwendet, da sie sich in ihrem Erscheinungsbild sehr ähneln können. Es handelt sich jedoch um unterschiedliche Hautausschläge, die sich ebenfalls in ihren Ursachen und ihrer Entstehung unterscheiden.
Beim Milchschorf handelt es sich um die Erstmanifestation einer atopischen Dermatitis im Säuglingsalter. Das bedeutet, dass es sich um das erstmalige Auftreten dieser Erkrankung beim Säugling handelt. Eine atopische Dermatitis bezeichnet man auch als Neurodermitis. Diese ist gekennzeichnet durch einen chronisch bestehenden Hautausschlag. Er ist nicht heilbar, jedoch behandelbar.
Der Kopfgneis hingegen ist ein seborrhoischer (von den Talgdrüsen stammender) Hautausschlag beim Baby, welcher innerhalb des ersten Jahres folgenlos ausheilt. Er verläuft in der Regel nicht chronisch.

Zur Unterscheidung kann man ferner folgende Merkmale hinzuziehen:

  1. Beginn: Der Kopfgneis beginnt in der Regel in den ersten Lebenswochen, besonders in der dritten Woche. Der Milchschorf hingegen tritt meist nicht vor dem 3. Lebensmonat auf.
  2. Dauer: Der Kopfgneis heilt meist innerhalb des ersten Lebensjahres aus. Selten kann er bis ins Grundschulalter bestehen. Oft heilt er bereits schon innerhalb der ersten 3 Lebensmonate aus. Beim Milchschorf dauert der Verlauf mehrere Monate bis hin zu 2 Jahre.
  3. Verlauf: Chronische Verläufe sind beim Milchschorf möglich, beim Kopfgneis hingegen nur in den seltensten Fällen.
  4. Ursache: Die Ursache des Milchschorfs ist sehr vielfältig. Der Kopfgneis hingegen leitet sich insbesondere von den Talgdrüsen ab und ist mit einer Überproduktion von Talg verbunden.
  5. Symptome: Der Kopfgneis juckt kaum, hat weiche und fetthaltige Schuppen und führt bei den betroffenen Babys in der Regel zu keiner Beeinträchtigung des allgemeinen Wohlbefindens. Beim Milchschorf zeigt sich ein teils sehr ausgeprägter Juckreiz mit harten Schuppen sowie eine Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens.
  6. Behandlung: Während der Milchschorf zum Teil einer Stufentherapie, je nach Schweregrad, folgt, ist beim Kopfgneis bis auf pflegende Bäder der Haut oder pflegende Babyöle nur sehr selten eine Therapie notwendig.

Lesen Sie dazu auch unser Thema: Milchschorf

Behandlung

Therapie des Kopfgneises

Der Kopfgneis heilt in den allermeisten Fällen folgenlos und ganz von selbst wieder aus. Ein Entfernen des schuppigen Ekzems ist also nicht unbedingt notwendig.
Eltern können, wenn sie möchten, es versuchen, die Schuppen sanft mithilfe von Olivenöl oder Babyöl zu entfernen. Dazu empfiehlt es sich, die Kopfhaut des Babys mit dem Öl einzureiben und es über Nacht einwirken zu lassen.
Am nächsten Morgen kann man das Haar dann mit etwas Babyshampoo sanft ausspülen und es mit einem Schwämmchen oder einem Kamm vorsichtig auskämmen.

Ein Wiederholen der Prozedur kann das Ablösen der Schuppen vereinfachen. Man sollte jedoch niemals versuchen, die Schuppen ohne eine solche Vorbehandlung oder Einweichen zu entfernen, wie zum Beispiel durch abkratzen. Das kann zu Blutungen und beim Ausheilen zur Narbenbildung führen. Außerdem entstehen so kleine Hautverletzungen, durch die es auch zu einer nachfolgenden Pilz- oder Bakterieninfektion kommen kann.

Sollten diese Maßnahmen nicht helfen und der Kopfgneis besonders ausgeprägt oder gar symptomatisch (also juckend oder schmerzend für das Baby) sein, empfiehlt es sich, eine Behandlung durch den Kinderarzt vornehmen zu lassen.
Der Kinderarzt verwendet zur Behandlung oftmals antimykotische Shampoos (gegen Pilze wirksam, siehe auch: Mittel gegen Pilzerkrankungen) oder Shampoos und Salben mit Salicylsäure (antibakteriell). In seltenen Fällen werden auch kortisonhaltige Salben (siehe auch: Kortison) verwendet.
Antischuppenshampoos oder dergleichen sollten bei Babys nicht eingesetzt werden. Auch von Vaseline sollte man Abstand nehmen.

Wenn man sich unsicher ist, welche Salbe oder Tinktur angewendet werden kann, sollte man unbedingt zum Kinderarzt gehen, da Babys empfindlich auf verschiedene Stoffe reagieren können, die für den Erwachsenen unbedenklich sind.

Bei Erwachsenen ist der Verlauf des Kopfgneises zumeist chronisch, sodass das Entfernen der Schuppen nicht so einfach funktioniert wie bei Kindern. Oft ist eine hautärztliche Therapie mit verschiedenen Wirkstoffen wie Antimykotika, Calcineurininhibitoren (lindern Entzündungen und Juckreiz durch Regulation von Zellen im Immunsystem), kortisonhaltigen Präparaten und Natriumbituminosulfat (beruhigt gereizte Haut und wirkt vermehrter Talgproduktion entgegen) indiziert.

Öle zur Therapie von Kopfgneis

Öle können helfen, den schuppigen Hautausschlag bei Babys etwas aufzuweichen und ermöglichen dadurch das sanfte Entfernen der Schuppen.
Es empfiehlt sich, insbesondere Olivenöl und Babyöl zu verwenden, da diese Öle zu keiner allergischen oder entzündlichen Reaktion der Haut führen.

Man kann sie sanft auf die betroffenen Hautstellen auftragen und leicht einmassieren. Bei starkem Kopfgneis kann man die Öle auch über einige Stunden oder am besten über Nacht einwirken lassen. Am nächsten Tag entfernt man das Öl mit schonenden Babyshampoos. So werden die Haut und besonders die krustigen Schuppen aufgeweicht.

Diese Prozedur sollte man einige Male wiederholen, bis sich die Schuppen vorsichtig auskämmen oder mit einem weichen Schwämmchen abwischen lassen.
Von anderen Ölen, vor allem ätherischen Ölen, sollte man jedoch Abstand nehmen. Sie können allergische Reaktion oder Entzündungen beim Säugling auslösen. Öle sollten ebenfalls nicht in die Augen der Babys gelangen.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen des Kopfgneises

Die Ursache für das Auftreten von Kopfgneis ist noch nicht vollständig geklärt. Bekannt ist, dass die Talgproduktion vermehrt stattfindet und Hautpilze mit an der Entstehung beteiligt sind, weshalb es zu Entzündungen der betroffenen Hautstellen kommt. Da die meisten Talgdrüsen an behaarten Körperpartien zu finden sind, tritt auch der Kopfgneis vor allem an der Kopfhaut auf.
Es wird diskutiert, ob eine angeborene Ursache eine Rolle spielt, dies ist bis heute jedoch nicht bewiesen.
Da der Kopfgneis beim männlichen Geschlecht (sowohl im Säuglings- als auch im Erwachsenenalter) häufiger auftritt als beim weiblichen, wird auch ein Einfluss der männlichen Geschlechtshormone (Androgene) in Betracht gezogen.
Direkt nach der Geburt ist die Konzentration der männlichen Geschlechtshormone (Androgene) noch erhöht, da diese über die Mutter übertragen wurden, somit tritt der Kopfgneis vor allem im ersten Lebensmonat auf. Sobald die Konzentration der Hormone abfällt, verschwindet in der Regel auch der Kopfgneis wieder - so die Vermutung.
Viele erwachsene Betroffene berichten auch, dass Stress und Klimaverhältnisse eine Rolle spielen würden.

Verlauf & Prognose

Verlauf der Erkrankung

Der Hautausschlag zeigt typischerweise einen phasenhaften Verlauf, welcher durch den Wechsel von milden und schwereren Krankheitsphasen gekennzeichnet ist.

Dauer der Symptomatik

Der Kopfgneis sollte bis zum dritten Lebensmonat abheilen. Der Milchschorf dagegen kann bis zum zweiten Lebensjahr bestehen bleiben.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.11.2016 - Letzte Änderung: 18.09.2024