Herzstolpern in der Nacht

Definition

Herzstolpern ist ein Begriff aus dem Volksmund, der ein Gefühl beschreibt, nämlich jenes, dass das Herz plötzlich aus dem Takt gerät und „stolpert“. Von vielen Menschen wird dieses Gefühl als unangenehm empfunden. Herzstolpern ist weit verbreitet und tritt häufig auch bei gesunden Menschen auf. Grund für das Gefühl des Herzstolperns ist eine Herzrhythmusstörung, welche oftmals völlig harmlos ist. Nicht selten treten die Beschwerden nachts auf.

Ursachen

Ursache für das im Volksmund als Herzstolpern bezeichnete aus dem Takt geraten des Herzens sind in den meisten Fällen sogenannte Extrasystolen. Dies sind Extraschläge des Herzens, die also nicht Teil des normalen Herzrhythmus sind, sondern plötzlich in diesen normalen Rhythmus einfallen. Der normale Herzschlag wird in der Regel nicht wahrgenommen, kommt es jedoch zu einem solchen Extraschlag, so kann ein früher einfallender Schlag oder eine Pause, die länger ist als sonst, unangenehm bemerkt werden. Solche Extraschläge können im Herzvorhof (supraventrikuläre Extrasystolen) oder in der Herzkammer (ventrikuläre Extrasystolen) entstehen und sind im EKG (Elektrokardiogramm) als Extraschläge zu sehen.

Es gibt zahlreiche Ursachen für Extrasystolen. Nicht selten sind beispielsweise Aufputschmittel wie Kaffee, Nikotin und Drogen Auslöser. Auch Stress und Schlafmangel sowie Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus können verantwortlich für das Auftreten von Herzstolpern sein. Oft können auch starke emotionale Ausbrüche Herzstolpern auslösen. Weiterhin können auch Schilddrüsenerkrankungen und Medikamente zu Extrasystolen führen.

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Nicht übersehen werden darf jedoch, dass Extrasystolen auch durch Erkrankungen am Herzen entstehen können. Zum Beispiel bei der koronaren Herzkrankheit bei der es zu einer Verengung eines oder mehrerer Herzkranzgefäße kommt, was zu einer Minderdurchblutung des Herzens führen kann. Auch andere Erkrankungen des Herzens können Herzrhythmusstörungen verursachen. Bei häufigerem Auftreten von Herzstolpern, mit einer Dauer von mehreren Minuten oder von Begleitsymptomen wie starker Luftnot oder Druck auf der Brust sowie Schwindel sollte zur weiteren Abklärung der Beschwerden ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei bereits herzkranken Patienten, bei denen Herzstolpern neu auftritt, wäre es sinnvoll zeitnah den behandelnden Hausarzt oder Kardiologen aufzusuchen.

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Diagnose

Um Herzstolpern sicher zu detektieren, muss ein EKG (Elektrokardiogramm) geschrieben werden. Dies kann vom Hausarzt vorgenommen werden. Herzstolpern tritt bei vielen Menschen auf. Oftmals kommt es jedoch nur in unregelmäßigen Abständen vor, sodass es nicht immer einfach ist es in einem EKG, das nur wenige Sekunden dauert, einzufangen.
Eine Erweiterung des EKG ist das Langzeit-EKG, bei dem eine EKG-Ableitung über 24 Stunden erfolgt. Die Wahrscheinlichkeit Extrasystolen zu sehen ist also etwas höher. Zusätzlich zum EKG sollte bei einem Patienten, der über Herzstolpern klagt, immer sorgfältig die Anamnese erhoben werden. Wichtige Fragen sind zum Beispiel ob Vorerkrankungen vorliegen, ob es in der Familie Herzerkrankungen gibt, wann das Herzstolpern auftritt, ob ein Drogen- oder Alkoholkonsum besteht und welche Medikamente eingenommen werden. 

Erfahren Sie mehr darüber wie Sie Herzstolpern erkennen können auf unserer Seite: So erkennen Sie Herzstolpern

Außerdem kann eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durchgeführt werden, eine sogenannte Echokardiografie. Diese kann in der Regel durch den ambulanten Kardiologen erfolgen. Hier kann man sehen, ob das Herz ausreichend pumpt, ob die Herzklappen funktionieren und ob eine strukturelle Schädigung, beispielsweise eine Kardiomyopathie, vorliegt. Auch kann eine Blutentnahme erfolgen, hier kann zum Beispiel eine Kontrolle der Blutsalze (Elektrolyte) vorgenommen werden, außerdem können hier die Schilddrüsenwerte überprüft werden.

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Begleitende Symptome bei Herzstolpern

Herzstolpern kann isoliert auftreten, es können jedoch auch Begleitsymptome vorliegen. Beispielsweise kann es im Rahmen von Herzstolpern zu einem Bengungsgefühl im Brustbereich, Luftnot, Schwindel, Übelkeit, vermehrtem Schwitzen und Angstgefühl kommen.

Herzstolpern, das für einige Sekunden auftritt und keine wesentlichen Begleitsymptome hat, kann bei herzgesunden Patienten in der Regel als ungefährlich eingestuft werden.
Treten solche Rhythmusstörungen häufiger und über mehrere Minuten auf und gibt es Begleiterscheinungen wie starke Luftnot oder Druck auf der Brust sowie Schwindel und Schweißausbrüche, so sollte zur Abklärung sicherheitshalber der Hausarzt aufgesucht werden. Meist kann hier eine gravierende Ursache für die Beschwerden ausgeschlossen werden. Auch herzkranke Patienten sollten bei neu aufgetretenem Herzstolpern ihren behandelnden Arzt zur weiteren Abklärung aufsuchen.

Herzstolpern mit Nachtschweiß

Nachtschweiß ist ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Die Kombination mit Herzstolpern ist nicht unbedingt typisch, kann jedoch auftreten. Generell sollte bei länger anhaltendem starken nächtlichen Schwitzen eine weitere Abklärung in der ärztlichen Praxis erfolgen.

Nachtschweiß ist nicht immer zwingend auf ein Herzstolpern zurückzuführen. Lesen Sie mehr zum Thema Nachtschweiß und seinen Ursachen: Nachtschweiß

Dauer

Herzstolpern kann sehr verschieden lang andauern.
Manchmal ist es nur ein Extraschlag der sich wie ein Stolpern anfühlt, manchmal treten aber mehrere solcher Extraschläge hintereinander auf. Bei den meisten gesunden Patienten dauert das Herzstolpern nicht länger als einige Sekunden.
Sollte wiederholt Herzstolpern mit einer Dauer von mehreren Minuten auftreten ist es ratsam den Hausarzt zu weiteren Abklärung und zum Ausschluss gravierender Ursachen aufzusuchen.

Therapie

In den meisten Fällen sind Extrasystolen harmlos. Nichtsdestotrotz empfinden viele der Betroffenen sie als störend, sodass in diesen Fällen eine Therapie wünschenswert ist. Ein Mittel, das speziell das Auftreten von Extrasystolen verhindert, gibt es jedoch nicht.
Rezeptfrei können Tabletten, die Magnesium und/oder Kalium enthalten, eingenommen werden, empfehlenswert wäre jedoch – insbesondere bei der Einnahme von Kaliumpräparaten – eine vorherige Kontrolle der Blutwerte, da ein Anstieg des Kaliumspiegels durch Tabletteneinnahme zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen kann.
Der behandelnde Arzt kann bei Patienten, die das Herzstolpern als sehr störend empfinden einen niedrigdosierten Betablocker, zum Beispiel Bisoprolol oder Metoprolol eindosieren, bei einigen Patienten führt dies zu einer deutlichen Reduktion der Beschwerden. Außerdem sind regelmäßiger Schlaf, Stressvermeidung und Verzicht auf Drogen, Nikotin und Kaffee eine Möglichkeit das Herzstolpern einzudämmen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema auf unserer Seite: Therapie bei Herzstolpern

Herzstolpern nach einer Nachtschicht

Nicht selten treten Extrasystolen bei Stress, Übermüdung oder bei abrupter Veränderung des Tag-Nacht-Rhythmuses auf. Der Wechsel in die Nachtschicht kann also ein Auslöser für das Auftreten von Herzstolpern sein. Die Betroffenen sollten versuchen, am Tage ausreichend zu schlafen und Aufputschmittel wie Kaffee und Nikotin sowie Drogen zu vermeiden.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.01.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024