Bei der Hämatomausräumung handelt es sich um die Entfernung geronnenen Blutes eines Blutergusses. In der Regel ist es nicht notwendig, einen solchen Eingriff durchzuführen, da Blutergüsse, auch blaue Flecken genannt, sich meist von alleine zurückbilden. Sind die Hämatome allerdings besonders groß oder werden andere Strukturen durch sie beschädigt, kann es notwendig werden, diese auszuräumen und so eine Druckverminderung zu erzielen.
Unter Hämatomausräumung bzw. Hämatomevakuation versteht man die chirurgische Entfernung eines Hämatoms. Ein Hämatom, umgangsprachlich auch "blauer Fleck" oder "Bluterguss" genannt, entsteht durch die Verletzung von Blutgefäßen, was zu Einblutungen in das umliegende Gewebe führt. Solche Verletzungen können durch Bagatelltraumata entstehen und sind dann meist harmlos. Blutergüsse bauen sich nach einer Zeit von selbst ab. Schwerere Verletzungen können allerdings stärkere Blutungen herbeiführen, was unter Umständen gefährlich sein kann. Drückt ein Hämatom wegen fehlender Ausbreitungsmöglichkeiten beispielsweise auf umliegende Strukturen, können diese geschädigt werden. Insbesondere im Kopfbereich kann dies zu einer Erhöhung des Hirndrucks führen, weshalb solche Hämatome ggf. chirurgisch ausgeräumt werden müssen.
Harmlose Hämatome müssen in der Regel nicht ausgeräumt werden. Sobald durch das angesammelte Blut allerdings umgebende Strukturen geschädigt werden, muss das Hämatom entfernt werden. Im Allgemeinen kann die Bildung von Hämatomen kritisch werden, wenn das angesammelte Blut nicht entweichen kann. Dies liegt an der Begrenzung durch die Strukturen, die es umgeben. Entsteht ein Hämatom im Weichteilgewebe, beispielsweise am Oberschenkel, stellt dies meist kein Problem dar, da die Umgebung zum Einen weich ist und zum Anderen genug Platz zur Ausbreitung des Blutes besteht, sodass es nicht zu einem Druckanstieg kommt. Ist der Raum begrenzt, beispielsweise durch Knochen, umliegende Organe oder eine Gelenkkapsel, füllt sich dieser Raum ggf. immer weiter mit Blut und der Druck steigt so sehr an, dass die begrenzenden Strukturen geschädigt werden. In diesem Fall kann eine Hämatomausräumung hilfreich sein.
Bei Kopfverletzungen kann dies der Fall sein. Führt eine Kopfverletzung zu einer Blutung, kann das Blut aufgrund der Eingrenzung durch den Schädelknochen nicht ausweichen. Dadurch steigt der Druck auf das Gehirn. Eine chirurgische Hämatomausräumung kann den Druck entlasten und auf diese Weise Folgeschäden verhindern.
Ein weiterer Grund für eine Hämatomevakuierung kann ein rupturiertes Aortenaneurysma sein. Dabei handelt es sich um eine Aussackung der Hauptschlagader, die aufgrund des erhöhten Drucks geplatzt ist. In diesem Zustand tritt Blut aus und an der Hinterwand des Bauchraums bildet sich ein Hämatom, welches vorsichtig entfernt werden sollte.
Auch ein Aneurysma spurium kann eine Hämatomausräumung erforderlich machen. Dabei handelt es sich um eine, beispielsweise im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung, verletzte Arterie, aus der Blut austritt. Um dieses Blut bildet sich ein Sack, der das Hämatom beisammen hält. Aus dem verletzten Gefäß strömt Blut in diesen Sack, wodurch es zum Wachstum des Aneurysma spuriums kommt.
Ebenso zur Bildung eines Hämatoms kann eine infizierte Knochenprothese, beispielsweise eine Knieprothese, führen. Die Entzündung führt zur Schädigung von Blutgefäßen, was zu Blutungen führen kann. Da auch in Gelenkhöhlen begrenzter Platz besteht, kann auch in diesem Fall die chirurgische Ausräumung des Hämatoms notwendig sein.
Die Symptome, die mit einem Hämatom einhergehen richten sich nach Ursache der Hämatombildung und der Lokalisation. Im Allgemeinen gehören zum Symptomkomplex Zeichen einer Entzündung, falls solch eine vorliegt. Es handelt sich um Spannungsgefühl, Überwärmung, Schwellung, Schmerzen und einen Funktionsverlust des Betroffenen Körperareals.
Befindet sich ein raumforderndes Hämatom im Schädel, kann dies Hirndruckzeichen auslösen. Die Symptome Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Kopfschmerzen und Bewusstseinseintrübung sprechen für einen ehöhten Hirndruck.
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Eine rupturierte Aussackung der Hauptschlagader geht mit plötzlich einsetzenden Bauch- oder Rückenschmerzen einher. Auch ein Abfall des Blutdrucks kann auftreten und somit zu Schwindel oder Bewusstlosigkeit führen.
Eine Hämatomausräumung kann ebenfalls zu Symptomen führen. Zu diesen gehören eine durch eine Punktion hervorgerufene Entzündung. Diese kann durch den Eintritt von Keimen durch den Einstichkanal hervorgerufen werden. Solch eine Entzündung geht mit den oben bereits erwähnten Anzeichen einher.
Eine Schwellung kann im Rahmen einer Hämatomausräumung auftreten. Insbesodere wenn Gewebsflüssigkeit in den zuvor mit Blut gefüllten Raum tritt, kann es zur Ödembildung kommen, was durch eine Schwellung gekennzeichnet ist. Auch eine durch eine Hämatomevakuation hervorgerufene Entzündung kann eine Schwellung zur Folge haben.
Im Rahmen einer Hämatomausräumung kann es auch zum Auftreten von Schmerzen kommen. Da die Stelle, an der sich das Hämatom befindet, im Regelfall bereits gereizt ist, sind Schmerzen während der Hämatomausräumung normal. Geraten beispielsweise Keime in die ehemalige Hämatomhöhle, kann sich dort eine Entzündung bilden, was ebenfalls zu Schmerzen führt.
Wie oben bereits erwähnt, macht eine Hämatomausräumung in Gebieten Sinn, die räumlich begrenz sind. Die häufigste Indikation für solch eine Hämatomevakuation stellt der Kopf dar, da es höchste Priorität hat, das Gehirn als umliegende Struktur zu schützen.
Auch in der Bauchhöhle kann es notwendig sein, ausgetretenes Blut zu entfernen, da sich dort viele Organe in unmittelbarer Nähe zueinander liegen. Allerdings ist der Bauchraum nicht so starr wie etwa der Schädel, weshalb Hämatomausräumungen dort eher sparsam durchgeführt werden, um die Verletzung von weiteren Gefäßen und daraus resultierende weitere Blutungen zu vermeiden.
Gelenke stellen ebenfalls begrenzte Räume dar, da sie meist von einer Gelenkkapsel umgeben sind. Ist der Druck in der Gelenkkapsel zu hoch, wird das Gelenk nicht mehr ausreichend versorgt und eine bestehende Entzündung kann nicht ausheilen. Um das Gelenk zu entlasten, kann auch hier eine Hämatomausräumung sinnvoll sein.
Ein Aneurysma spurium entsteht häufig an Einführungsstellen eines Katheters. Besonders häufig werden diese durch die Leiste, wo sich die Femoralisarterie befindet, eingeführt, um beispielsweise die Herzkranzgefäße zu erreichen. Auch der Unterarm, an dem sich die Radialisarterie befindet, kann für solch einen Zugang genutzt werden.
Je nach Art der Hämatomausräumung, können dafür verschiedene vorbereitende Maßnahmen notwendig sein. Dazu gehört beispielsweise die Antibiotikaprophylaxe. Bei der Ausräumung eines Hämatoms wird eine Verbindung von einer Körperhöhle ins Freie geschaffen. Auf diesem Weg können Keime in den Raum eindringen, in dem sich vorher das Hämatom befand. Da diese Areale evtl. schon vor der Manipulation durch die Hämatomausräumung einer Entzündung unterlagen, ist es wichtig einer weiteren Infektion antibiotisch vorzubeugen.
Abhängig von der Lokalisation erfolgt die Hämatomevakuation im Zuge einer Vollnarkose. Es kann jedoch auch sein, dass eine lokale Betäubung ausreicht. Dies ist beispielsweise bei Gelenkspunktionen der Fall.
Die Durchführung einer Hämatomausräumung wird meist stationär durchgeführt. Prinzipiell wäre auch eine ambulante Ausräumung, beispielsweise bei einer Entfernung eines Hämatoms aus einem Gelenk, möglich. Da eine Hämatomevakuation jedoch meist nur notwendig ist, wenn du Ursache für das Hämatom schwerwiegender oder vom Körper nicht selbst zu bewältigen ist, erfolgt sie in der Regel unter stationären Bedingungen. Unter stationärer Überwachung kann dann auch eine prophylaktische intravenöse Antibiotikatherapie eingeleitet werden und auf mögliche Komplikationen oder eine Verschlechterung des Zustandes des Betroffenen kann sofort mit den entsprechenden Maßnahmen reagiert werden.
Die Dauer einer Hämatomausräumung richtet sich nach dem zugrunde liegenden Krankheitsbild. Muss diese beispielsweise in der Schädelregion erfolgen, dauert diese aufgrund der Komplexität des Eingriffs länger als vergleichsweise eine Punktion eines Gelenks.
Auch die Dauer der Arbeitsunfähigkeit richtet sich nach Lokalisation des Hämatoms und Verlauf der Heilung. Ist beispielsweise eine intravenöse Antibiotikagabe erforderlich, muss diese in der Regel stationär erfolden, was die Dauer des Krankenhausaufenthaltes verlängert. Ebenso sind ggf. weitere medizinische Maßnahmen erforderlich, wenn durch das Hämatom, welches ausgeräumt wurde, andere Strukturen geschädigt wurden.
Die Prognose richtet sich ebenfalls nach der Ursache und Lokalisation für die Hämatomausräumung. Eine schwere Bauch- oder Kopfverletzung kann schwerwiegende gesundheitliche Schäden verursachen. Dahingegen haben Hämatomausräumungen im Rahmen kleinerer Eingriffe, wie beispielsweise einer Gelenkspunktion, eine bessere Prognose. In jedem Fall ist die Prognose abhängig vom Ausmaß der Schädigung der betroffenen Struktur. Da es sich bei einem Hämatom nur um das Residuum einer Blutung handelt, ist seine Ausräumung allein als prognostischer Faktor nicht sehr aussagekräftig. Viel mehr sind die geschädigten Areale und das Ausmaß von Verletzungen entscheidend.
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