Glioblastom Grad 4

Das Glioblastom ist der häufigste bösartige Hirntumor des Erwachsenen. Im Allgemeinen sind mehr Männer als Frauen. Das mittlere bis höhere Lebensalter stellt die Hauptmanifestationszeit für diesen bösartigen Hirntumor dar. Die entarteten Zellen des Glioblastoms gehen von den sogenannten Astrozyten des Gehirns aus. Zur Diagnostik wird oft das MRT genutzt. Das Glioblastom ähnelt in seiner Form häufig der eines Schmetterlings und wird deshalb oft als "Schmetterlingsglioblastom" bezeichnet.

Glioblastom Grad 4

Einleitung

Das Glioblastom (auch Glioblastoma multiforme genannt) ist der häufigste bösartige Hirntumor des Erwachsenen (bei Kindern ist er eher selten anzutreffen). Er wird von der WHO dem Grad 4 und damit dem höchsten Schweregrad zugeordnet. Im Allgemeinen sind mehr Männer als Frauen und mehr Menschen der weißen als der schwarzen Bevölkerung von einem Glioblastom betroffen, wobei das mittlere bis höhere Lebensalter die Hauptmanifestationszeit für diesen bösartigen Hirntumor darstellt (das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 64 Jahren). Jährlich erkranken ca. 3 von 100.000 Einwohnern in Deutschland.

Die entarteten Zellen des Glioblastoms gehen von den sogenannten Astrozyten des Gehirns aus (=Zellen der Glia des ZNS; Stützzellen), weshalb das Glioblastom in der Literatur häufig auch unter dem Namen “Astrozytom Grad IV“ zu finden ist.

Unterschieden werden dabei zwischen einem primären und sekundären Glioblastom, wobei sich das primäre direkt und in kurzer Zeit aus vitalen Astrozyten entwickelt und vorwiegend Patienten um das 60./70. Lebensjahr betrifft.

Das sekundäre Glioblastom entsteht hingegen aus einem bereits schon bestehenden Astrozytom niedrigeren Grades (WHO 1-3) und gilt somit als Endstadium einer schon länger vorhandenden, progredienten Hirntumorerkrankung. Hiervon sind jedoch eher Patienten um das 50./60. Lebensjahr betroffen. Die primären Glioblastome kommen dabei zweimal so häufig vor wie die sekundären.

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In der Regel entsteht ein Glioblastom in der weißen Substanz einer der beiden Großhirnhälften (bevorzugt im Frontal- oder Temporallappen), wobei es jedoch im Verlauf schnell über die den Balken in die andere Hirnhälfte infiltriert. In der Bildgebung ähnelt dessen Form häufig der eines Schmetterlings, weshalb es oft auch als “Schmetterlingsglioblastom“ bezeichnet wird.

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Wie sieht das Endstadium aus?

Natürlich ist es problematisch, allgemeingültige Aussagen dazu treffen, wie sich das Endstadium einer Glioblastom-Erkrankung für die Betroffenen gestaltet. Dazu sind die Verläufe doch zu unterschiedlich von Patient zu Patient. Dennoch lassen sich einige Aussagen formulieren, die in der Regel zutreffen.

Wie der Begriff „Endstadium“ schon vermuten lässt, gibt es bei den Betroffenen in der Regel keine Hoffnung mehr auf Heilung. Die meisten Patienten sind im Endstadium sehr geschwächt, deshalb bettlägerig und auf intensive Pflege angewiesen.

Der Fokus liegt aufgrund der fehlenden Heilungschancen auf einer Linderung der Symptome. Diese verschlimmern sich meist im Lauf der Erkrankung und sind dementsprechend im Endstadium am stärksten ausgeprägt. Zu ihnen zählen starke Kopfschmerzen und morgendliche Übelkeit mit Erbrechen, welche auf den erhöhten Hirndruck zurückzuführen sind, der durch den Glioblastom verursacht wird.
Die Kopfschmerzen im Endstadium sind häufig eher diffuser Natur, betreffen also den gesamten Kopf und nicht nur den Tumor-Bereich. Sie treten meist schlagartig ein und steigern sich dann immer weiter. Darüber hinaus zeigen manche Betroffene auch Wesensveränderungen, werden etwa aggressiv oder sehr antriebslos. Außerdem ereignen sich häufig wiederkehrende epileptische Anfälle. Mitunter kann es durch den erhöhten Hirndruck zudem zu vorübergehenden Bewusstseinsstörungen bis hin zu dauerhaften „Dämmerzuständen“ kommen.

Je nachdem wo das Glioblastom lokalisiert ist, können auch andere Symptome auftreten. Betrifft das Glioblastomwachstum beispielsweise das Sprachzentrum, können auch Schwierigkeiten im Sprechen oder der Wortfindung auffallen. Betrifft er das motorische Zentrum, können Bewegungsstörungen resultieren. Auch Sehstörungen bei Befall des Sehzentrums im Gehirn, sind möglich

Wächst der Tumor weiter an, kann er schließlich Hirnanteile nach unten verdrängen. Dort kann es zur Einklemmung von Hirnstammbereichen kommen, die für die Atemregulation zuständig sind, und dadurch zum Atemstillstand und zum Tod.

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Ursachen

Die meisten Glioblastome entstehen sporadisch, das heißt vereinzelt und oftmals ohne bekannte Ursache. Durch Studien gesichert, gilt lediglich ionisierende Strahlung (z.B. Röntgenstrahlung in hoher Dosis, beispielsweise während einer Strahlentherapie) als auslösende Ursache, durch dessen Exposition ein Glioblastom entstehen kann.

Ist ein Glioblastom Grad 4 vererbbar?

Ob das Glioblastom vererbbar ist oder nicht, ist bisher noch nicht abschließend geklärt. Bekannt ist jedoch, dass Menschen mit anderen vererbbaren Erkrankungen ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung eines Glioblastoms haben.

Zu diesen seltenen Erkrankungen gehören z. B. das Turcot-Syndrom (Kombination aus Polypen im Darm und Hirntumoren), die Neurofibromatose Typ 1 und 2 (Auftreten von Neurofibromen = Nerventumoren), die tuberöse Sklerose (Kombination aus Gehirntumoren, Hautveränderungen und gutartigen Tumoren in anderen Organsystemen) sowie das Li-Fraumeni-Syndrom (multiples Tumorleiden).

Die Mehrzahl aller Glioblastome entsteht jedoch vermutlich sporadisch durch Spontanmutationen, die zu Fehlern in den Astrozyten und damit zu einem unkontrollierten Zellwachstum bzw. zu einer unkontrollierten Zellvermehrung führen.

Diagnose

Das Mittel der Wahl zur Diagnostik eines Glioblastoms sind bildgebende Verfahren, wie die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT), die in der Regel mit Hilfe einer Kontrastmittelgabe durchgeführt werden, um den Tumor besser darstellen zu können.

Endgültig bestätigt und gesichert werden kann ein Glioblastom jedoch nur durch eine Hirnbiopsie oder eine Entnahme von Tumorgewebe, das im Anschluss histologisch untersucht wird. Zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen (z.B. Lymphome, Hirnabszesse) können in Einzelfällen auch Liquorpunktionen und das Schreiben eines Elektroenzephalogramms (EEG) durchgeführt werden.

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Dadurch, dass die Glioblastome zu den eher sehr aggressiven Hirntumoren gehören und zum Diagnosezeitpunkt häufig schon infiltrativ gewachsen sind, sodass das gesamte Gehirn meist bereits mit Tumorzellen befallen ist, ist ein vollständiges Entfernen des Tumors in der Regel nicht mehr möglich.

Therapeutisch stehen demnach nur verschiedene Verfahren zur Verfügung, die der Tumormassereduktion dienen, nicht aber zur vollständigen Heilung führen. Zum einen wird mithilfe von neurochirurgischen Operationen die Hauptmasse des Tumors entfernt, wobei dies entweder klassisch oder innovativ fluoreszenz-gestützt chirurgisch vonstatten gehen kann.

An die Operation schließt sich dann in aller Regel eine Bestrahlung des Gehirns sowie eine Chemotherapie mit Zytostatika an. Zur Behandlung des den Tumor umgebenden Hirnödems, werden klassischerweise mit Glukokortikoide (z.B. Kortison) gegeben.

Wie ist die Lebenserwartung?

Schon aus der Einteilung in den Grad 4 (höchste Kategorie) der WHO-Klassifikation für Gehirntumoren lässt sich ableiten, dass die Lebenserwartung bei Patienten mit Glioblastom relativ gering ist. Dies ist vor allem dem schnellen und verdrängenden Wachstum verschuldet.  Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Patienten mit Glioblastom liegt bei wenigen Monaten bis zu zwei Jahren. Doch immerhin leben etwa 5-10% der Betroffenen 5 Jahre nach der Diagnosestellung noch.

Die Lebenserwartung ist stark abhängig von der Lokalisation des Glioblastoms und davon, in welchem Stadium sich der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnosestellung befindet (Stadium nicht mit Grad verwechseln!).
Außerdem spielt die Therapie eine große Rolle: Wird komplett auf eine Therapie verzichtet, beträgt die Lebenserwartung durchschnittlich nur etwa 2 Monate. Wird eine Operation zur Entfernung des Tumorgewebes durchgeführt, steigt diese immerhin auf durchschnittlich ein halbes Jahr. Die Kombination aus Operation sowie Bestrahlung und/oder Chemotherapie erhöht die Lebenserwartung auf etwa 12 Monate. Allerdings bringen Bestrahlung und Chemotherapie natürlich auch erhebliche Nebenwirkungen mit sich, mit denen man sich gewissermaßen die Lebensverlängerung erkauft. Daher verzichtet ein Teil der Betroffenen bewusst auf diese Maßnahmen.

Die Möglichkeit zum Stellen einer genaueren Prognose hängt dabei sowohl vom Alter des Patienten, als auch von der Behandlungsart und dem sogenannten Karnofsky-Index (KPS) ab.

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Ist Heilung möglich?

Leider ist nach jetzigem medizinischem Kenntnisstand die Heilung eines Glioblastoms nicht möglich. Dies liegt vor allem an seinem verdrängenden Wachstum und auch daran, dass sich bösartige Zellen des Tumors über das Hirnwasser im ganzen Gehirn verteilen und so einen „Flächenbrand“ auslösen

Die Therapiemaßnahmen in Form von Operation, Bestrahlung und Chemotherapie können lediglich die Beschwerden lindern, den körperlichen Abbau verlangsamen und so lebensverlängernd wirken.

Kann man ein Glioblastom Grad 4 überleben?

Nach aktuellem Stand der Medizin ist ein Glioblastom nicht heilbar. Dauerhaft überleben kann man eine derartige Erkrankung also nicht. Operation, Bestrahlung und Chemotherapie können aber immerhin das Fortschreiten der Glioblastom-Erkrankung verlangsamen.

Auf diese Weise kann die Lebenserwartung von etwa 2 Monaten ohne Therapie auf immerhin etwa ein Jahr erhöht werden. In vereinzelten Fällen überleben Patienten sogar noch bis zu 5 Jahre nach der Diagnosestellung.

Therapie

Chemotherapie

Die Chemotherapie stellt eine der Möglichkeiten dar, die Progression eines Glioblastoms zu verlangsamen und dadurch die Lebenserwartung für den Patienten zu erhöhen. Sie kann allein oder ergänzend zu einer Bestrahlungstherapie und einer Operation angewendet werden.

Häufig eingesetzte Chemotherapie-Medikamente umfassen beispielsweise Cytosinarabinosid, Carmustin oder Vinblastin. Zudem kann mittels eines Gentests herausgefunden werden, ob beim Patienten eine bestimmte Genmutation vorliegt. Wenn dies der Fall ist, kann auf das Chemotherapeutikum Temozolomid zurückgegriffen werden, das sich als relativ potent bei der Glioblastom-Behandlung erwiesen hat.

Mehr Informationen zum Thema Chemotherapie finden sie hier. 

Methadon

In jüngerer Vergangenheit hat Methadon große Beachtung als Hoffnungsträger im Zusammenhang mit der Gliobastom-Therapie erfahren. Wissenschaftler versprachen sich von der Anwendung des Wirkstoffs, der ansonsten zur Behandlung bei Opiat-Abhängigkeit eingesetzt wird, in Kombination mit den etablierten Chemotherapie-Medikamenten große Fortschritte in der Behandlung des Glioblastoms.

Neueste Untersuchungen dämpfen diese Hoffnungen jedoch: In Zellkultur-Analysen konnte durch das Methadon kein positiver Effekt erzielt werden. Aus diesem Grund wird von dem generellen Einsatz von Methadon beim Glioblastom abgeraten und die Verwendung des Wirkstoffs vorerst auf spezielle klinische Studien beschränkt bleiben.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Glioblastom Grad 4 finden Sie hier:

Eine Übersicht der bisher erschienenen Themen der Neurologie finden Sie unter Neurologie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.08.2016 - Letzte Änderung: 18.09.2024