Die Brustwirbel sind Bestandteil der Brustwirbelsäule. Es gibt 12 Brustwirbelkörper (Vertebrae thoracicae), die den mittleren Teil der Wirbelsäule ausmachen und mit den Rippen (Costae) sowie dem Brustbein (Sternum) den Brustkorb (Thorax) verbunden sind.
Thorakale Wirbelsäule, BWS, Brustwirbelsäule
Die Brustwirbel gehören zur Wirbelsäule des Menschen, beginnen unterhalb des siebten Halswirbels und enden an der Lendenwirbelsäule.
Insgesamt gibt es bei den Säugetieren zwölf Brustwirbel, die kurz auch als Th1 bis Th12 durchnummeriert werden. Th steht hierbei für den lateinischen Begriff Pars thoracica „Brustteil“ von Thorax Brustkorb. Zusammen mit den Rippen sind sie am Aufbau des Thorax beteiligt.
Im Allgemeinen folgt die BWS dem Aufbauprinzip aller Wirbelkörper und dient als Ansatz und Ursprung einiger Muskeln. Die physiologische Form der Brustwirbelsäule wird als Kyphose bezeichnet, das ist eine nach hinten konvex verlaufende Krümmung der Wirbelsäule in der seitlichen Ansicht des Körpers.
Alle Wirbel der Wirbelsäule haben das gleiche Bauprinzip. Sie besitzen einen Wirbelkörper (lat. Corpus vertebrae), sowie einen Wirbelbogen (lat. Arcus vertebrae).
Aus dem Wirbelkörper entspringen seitlich und nach hinten Fortsätze. Die Querfortsätze (Processus transversi) gehen seitlich ab und nach hinten die Dornfortsätze (Processus spinosi). Die Dornfortsätze überlappen sich wie Dachziegel und sind gut am Rücken tastbar.
Die Verbindung zwischen Wirbelbogen und Wirbelkörper bildet das Wirbelloch (Foramen vertebrale). Die aufeinander folgenden Wirbellöcher bilden zusammen den Wirbelkanal (lat. Canalis vertebralis), der das Rückenmark mit seinen Gefäßen, Nerven und Hüllen enthält.
Zwischen zwei Wirbeln wird jeweils noch ein Zwischenwirbelloch gebildet, welches den Durchgang des jeweiligen Spinalnervens erlaubt. Der Pediculi arcus vertebrae, Wirbelbogenfüßchen, gibt die knöcherne Begrenzung vor. Die Größe der einzelnen Brustwirbel nimmt von kopfwärts nach schwanzwärts zu.
Auch die Form, sowie die Ausrichtung der Gelenkflächen unterscheiden sich je nach Höhe der Brustwirbelsäule. Insgesamt gibt es sechs Gelenkflächen pro Brustwirbel. Zwei Gelenkfortsätze zum oben liegenden, zwei zum unten liegenden Wirbel (lat. Processus articularis superior et inferior) und zwei Gelenkflächen zu den Rippen (lat. Facies costalis).
zur vollständigen Abbildung der Brustwirbelsäule
A - Fünfter Halswirbel (rot)
B - Sechster Brustwirbel (grün)
C - Dritter Lendenwirbel (blau)
Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen
Die einzelnen Abschnitte der Wirbelsäule unterscheiden sich in ihrer Form und Größe. Besonders hervorzuheben ist die Form der Wirbellöcher, die im Brustbereich nahezu rund sind und den kleinsten Durchmesser zwischen Th 5 und 6 im Gegensatz zur Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule aufweisen. Hier sind die Wirbellöcher dreieckig angeordnet.
Wie schon erwähnt bildet die Brustwirbelsäule eine konvexe Krümmung nach hinten, die Kyphose. Die anderen Bereiche der Wirbelsäule bilden das Gegenteil dazu: die Lordose.
Auch das Rippen-Wirbel-Gelenk stellt eine Besonderheit dar. Die Gelenkgruben (Foveae costales superior et inferior) zweier über- beziehungsweise untereinander stehenden Brustwirbel nehmen das Rippenköpfchen auf. Nur die erste, elfte und zwölfte Rippe sind hiervon ausgeschlossen, da sie nur mit einem Brustwirbelkörper in Verbindung stehen.
Zusätzlich bildet der seitlich abgehende Querfortsatz des ersten bis zehnten Brustwirbels eine Gelenkfläche, die mit dem Rippenhöckerchen (lat. Tubercula costae) in Verbindung steht. Der elfte und zwölfte Brustwirbel bildet diese gelenkige Fläche nicht aus.
Der letzte Brustwirbel besitzt wie die Lendenwirbelsäule einen Processus transversus (= Querfortsatz) mit einem Processus mamillaris (zu Deutsch: „Zitzenfortsatz“) und Processus accessorius (der zusätzliche Fortsatz).
Zusätzlich ist das Rippen-Wirbel-Gelenk durch zahlreiche Bänder stabilisiert.
Die Vorwärts- sowie Rückwärtsneigung wird hauptsächlich über die BWS durchgeführt. Der Körper kann etwa 45° nach vorne sowie 26° nach hinten gebeugt werden. Seitlich lässt sich der Brustwirbelbereich zwischen 25- 35° neigen. Zusätzlich kann die Brustwirbelsäule um die eigene Achse gedreht werden. Der Umfang beträgt etwa 33°.
Im Allgemeinen wird zuerst eine Anamnese, ein Gespräch, geführt, worauf eine genaue körperliche Untersuchung folgt. Hierbei ist der Bewegungsumfang zu bewerten. Dafür gibt es zwei wichtige Tests. Das Ott-Zeichen: Vom siebten Halswirbel wird beim stehenden Patienten im Lot ein Maßband angesetzt und 30 cm weiter unten eine Linie markiert. Nun muss sich der Patient nach vorne beugen. Die Dehnung der Wirbel soll ungefähr 3-4 cm betragen. Bei der seitlichen Beugung wird der Finger-Knie-Abstand gemessen.
Schmerzen in der Brustwirbelsäule treten häufig auf und können verschieden Schmerzcharaktere aufweisen. Häufig werden sie als dumpf zwischen den Schulterblättern beschrieben oder als gürtelförmige Schmerzen im Brustkorbbereich.
Die Gründe für Brustschmerzen sind vielfältig, sie können das Skelett, sowie Muskeln, Bänder oder innere Organe betreffen, weshalb ein Arzt aufgesucht werden soll. Eine Ursache für Schmerzen können Bandscheibenvorfälle im Brustwirbelbereich sein. Sie sind jedoch sehr selten und können durch entsprechende Schmerztherapie, sowie durch entzündungshemmende und muskelrelaxierende Medikamente behandelt werden.
Meistens bringt auch eine physiotherapeutische Behandlung eine Besserung der Symptomatik. In seltenen Fällen werden operative Maßnahmen durchgeführt und nur dann wenn der Bandscheibenvorfall auf das Rückenmark oder Nerven drückt oder die Gefahr für eine Querschnittslähmung birgt.
Oftmals reichen bei älteren Menschen, vor allem bei Frauen, aufgrund von Osteoporose, kleine Traumata aus, um einen Wirbelbruch auszulösen. Schmerzen und Unbeweglichkeit sind häufige Folgen.
Als therapeutische Maßnahme wird der gebrochene Wirbel wieder aufgerichtet und mit Knochenzement ausgefüllt. Diese Operation wird als Ballon-Kyphoplastie bezeichnet. Manchmal ist diese Art der Operation nicht möglich und es muss eine Versteifung der Wirbel erfolgen (Spondylodese). Bei jungen Menschen muss ein adäquates Trauma erfolgen, um eine Fraktur hervorzurufen. In erster Linie wird auch hier eine Ballon-Kyphoplastie durchgeführt und nur bei instabilen Brüchen oder erheblicher Kyphose wird eine Versteifungsoperation notwendig.
Ca. 15% aller Wirbelsäulenfrakturen betreffen die Brustwirbelsäule. Sie entstehen zumeist durch Hochrasanztraumata. Die Folgen sind vor allem Kompressionsfrakturen. Da der Spinalkanal auf Höhe der Brustwirbel generell einen geringen Reserveraum besitzt, genügt eine Einengung von 20% um eine komplette Lähmung hervorzurufen. Das Rückenmark ist hierbei bei 2/3 aller Verletzungen mitbetroffen.
Das Ausmaß der Verletzung wird mittels diverser Bildgebung (z.B. MRT der BWS) erfasst und individuell therapiert.
Eine konservative Behandlung reicht bei stabilen Frakturen aus, bei instabilen jedoch muss eine sofortige Operation erfolgen, um die Achsen und die Stabilität wiederherzustellen, sowie das Rückenmark zu entlasten.
Neben den offenen Operationsverfahren stehen in der heutigen Zeit minimal-invasive und thorakoskopische Verfahrenstechniken zur Verfügung. Welche Art der chirurgischen Versorgung durchgeführt wird, hängt jedoch von der Art der Fraktur, sowie von der Erfahrung des Operateurs ab.
Ein weiteres wichtiges Krankheitsbild stellt die Skoliose dar, da sie besonders im Brustwirbelbereich stark ausgeprägt ist. Dabei handelt es sich um eine extreme Seitwärtsneigung der Wirbelsäule, die zu einigen Problemen führen kann.
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