Der Wirbelbogen schießt an die Rückseite des Wirbelkörpers und bildet mit ihm zusammen einen Wirbel. Die Wirbelbögen bilden gemeinsam den Wirbelkanal, durch welchen das Rückenmark verläuft.
lat. Arcus vertebrae
selten auch Neuralbogen genannt
Der Wirbelbogen ist Teil eines jeden Wirbels, und somit auch Bestandteil der Wirbelsäule. Der Wirbelbogen schließt an die Rückseite des Wirbelkörpers an und bildet mit ihm zusammen einen Wirbel. Die Wirbelbögen mehrerer Wirbel bilden dann gemeinsam den Wirbelkanal, durch welchen das Rückenmark verläuft.
A - Fünfter Halswirbel (rot)
B - Sechster Brustwirbel (grün)
C - Dritter Lendenwirbel (blau)
Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen
Der Wirbelbogen ist im Wesentlichen ein paarig angelegter, bogenförmiger Auswuchs auf der Rückseite eines Wirbels. In ihrer Gesamtheit bilden die Wirbelbögen den Wirbelkanal, welcher das Rückenmark, sowie seine Rückenmarksflüssigkeit und die Rückenmarkshäute beinhaltet. Siehe auch unter: Anatomie der Wirbelsäule
Als Bestandteile dieser flexiblen knöchernen Röhre sind die Wirbelbögen also für den Schutz eines wichtigen Teils unseres Nervensystems zuständig. Hierfür besitzen sie als ihren Ursprung am Wirbelkörper kräftige "Füßchen" (Pediculus arcus vertebrae). Diese vereinigen sich in der Bogenplatte, welche letztendlich den höchsten Punkt des Bogens darstellt.
Damit unser Gehirn über das Rückenmark Informationen in die verschiedenen Regionen unseres Körpers entsenden, bzw. aus diesen enthalten kann, besitzen die Wirbelbögen an beiden Seiten zudem Einkerbungen sowohl an ihrer Ober-, als auch Unterseite. Diese bilden mit der Kerbe des jeweils darüber oder darunter gelegenen Wirbelbogens das Zwischenwirbelloch (Foramen intervertebrale), durch welches ein Spinalnerv austreten kann.
Mehr dazu hier: Rückenmarksnerven
Je nachdem, auf welcher Höhe man die Wirbelsäule betrachtet, unterscheiden sich die Wirbel teilweise stark in ihrer Form und Größe voneinander. Dies ist vor allem durch die unterschiedlich starke Belastung der Wirbelsäule auf den verschiedenen Ebenen begründet. So sind sowohl Wirbelkörper, als auch Wirbelbogen eines Halswirbels filigraner aufgebaut, als die eines Lendenwirbels.
Nichtsdestotrotz gleichen sich die Bauprinzipien aller Wirbel. Dies trifft auch auf die drei großen Fortsätze zu, welche von jedem Wirbelbogen ausgehen. Rückwärts findet sich hierbei stets der Dornfortsatz (Processus spinosus). Seitlich entspringt jeweils ein Querfortsatz (Processus transversus), welche auf Höhe der Brustwirbelsäule als Ansatz für die Rippen dienen.
Davon abgesehen erfüllen diese knöchernen Auswüchse der Wirbelbögen vor allem die Funktion von Ansatzpunkten und Hebelarmen für die Rückenmuskulatur und spielen damit eine enorm wichtige Rolle, was die Stabilität und Beweglichkeit der gesamten Wirbelsäule anbelangt.
Neben diesen drei prägnanten Knochenfortsätzen, finden sich an den Wirbelbögen als weitere Vorsprünge zudem die vier Gelenkfortsätze, welche am deutlichsten bei den Lendenwirbeln ausgeprägt sind. Jeweils zwei von ihnen befinden sich an der Ober- und Unterseite eines Wirbelbogens. Im Zusammenspiel bilden sie die kleinen Wirbelgelenke.
Mögliche Beschwerden bzw. Symptome, die am Wirbelbogen vorkommen, lassen sich diesem meist nicht direkt zuordnen. Vielmehr berichten die Patienten von Rückenschmerzen, die die ganze Wirbelsäule oder nur einzelne Abschnitte betreffen.
Schmerzen können in Folge einer Verletzung am Wirbel oder durch eine Schädigung von Nerven entstehen. Ein Beispiel dafür wäre ein Trauma des Wirbelbogens, durch welches das Rückenmark im Wirbelkanal zu sehr eingeengt wird.
Besonders die Beine sind von den neurologischen Auffälligkeiten betroffen. Diese tun dann weh und kribbeln. Folglich können keine langen Strecken mehr gegangen werden. Außerdem geben Betroffene an, dass die Beine sich schwer anfühlen und taub sind.
Ursache für Beschwerden am Wirbelbogen kann einerseits eine Verletzung durch einen Unfall oder die altersbedingte Abnutzung der Knochen oder andererseits eine angeborene Fehlbildung des Wirbelbogens sein.
Bei der Degenration kann es zur Arthrose kommen, oder unter anderem auch zur Ausbildung von Knochenanbauten, die dann letztendlich die Nervenaustrittsstellen und den Wirbelkanal immer weiter einengen können.
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Der Wirbelbogen kann insbesondere bei übermäßigen Beugung, Streckung oder Drehung der Wirbelsäule um die eigene Achse gebrochen werden. Bei einem gebrochenen Wirbelbogen besteht je nach Ausmaß und Bruchstelle die Gefahr, dass der Wirbelkörper nicht mehr ausreichend in der Wirbelsäule verankert ist und es somit zur Instabilität kommt. Außerdem kann einer der Nerven, die vom Rückenmark aus zwischen den Wirbelbögen hindurchtreten, bei einem Bruch beschädigt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema: Wirbelbruch
Wenn der Wirbelbogen nicht geschlossen ist, so spricht man von einer „Spina bifida“. Dabei unterscheidet man unterschiedlich starke Ausprägungen.
Bei der „Spina bifida occulta“ ist im Prinzip nur der Wirbelbogen im Laufe der Entwicklung des Embryos nicht komplett geschlossen worden, das Rückenmark mit den Rückenmarkshäuten und die Haut über der Wirbelsäule sind normal verschlossen. Da diese Form meist keine Beschwerden verursacht und man sie von außen nicht sehen kann, wird sie in der Regel zufällig diagnostiziert und ist als relativ harmlos zu betrachten. Eine Behandlung ist nicht nötig.
Dahingegen sind bei der „Spina bifida aperta“ die Rückenmarkshäute, Haut über der Wirbelsäule und das Rückenmark selbst unterschiedlich stark mitbetroffen und sind im schlimmsten Fall vollkommen freigelegt. Eine operative Behandlung sollte hier so schnell wie möglich durchgeführt werden, um Schädigungen des Rückenmarks und Infektionen möglichst zu vermeiden. Man kann diese Form des nicht geschlossenen Wirbelbogens bereits im Mutterleib operieren.
Bei der „Spondylolyse“ kommt es zur Ausbildung eines Spalts im Wirbelbogen und zwar an der „Pars interarticularis“, die zwischen dem oberen und unteren Gelenkfortsatz liegt. Meist bildet sich der Spalt jedoch nicht nur einseitig, sondern beidseits aus. Die Lendenwirbel vier oder fünf sind am häufigsten davon betroffen.
Die Folge von der Entstehung des Spalts ist, dass der betroffene Wirbel nicht mehr hinreichend in dem Gefüge der Wirbelsäule befestigt ist und dann in manchen Fällen Stück für Stück nach vorne, also bauchwärts, abrutscht.
Dieser Spalt im Wirbelbogen macht allerdings nur in seltenen Fällen Beschwerden in Form von Rückenschmerzen. Viel öfter bleibt er allerdings unerkannt. Falls dennoch Schmerzen auftreten und man dahinter eine Spondylolyse vermutet, so kann diese radiologisch dargestellt werden.
Das Ziel einer Therapie im Anfangsstadium wäre eine Stabilisierung der Wirbelsäule, sodass der Wirbelkörper möglichst nicht abrutscht.
Die Diagnose wird anhand der Umstände, unter denen es zu Beschwerden gekommen ist, einer körperlichen Untersuchung speziell des Rückens und der Beine und Arme und einer bildgebenden Untersuchung wie zum Beispiel einer Röntgenaufnahme beziehungsweise MRT-Aufnahme gestellt.
Eine Therapie eines geschädigten Wirbelkörpers kommt vor allem dann in Frage, wenn damit verbunden Beschwerden auftreten, wie zum Beispiel Nervenausfälle. Ziel ist es dann, die Ausgangssituation so gut es geht wiederherzustellen oder zumindest das Rückenmark und die Nerven zu entlasten.
Die Prognose ist je nach Ausmaß der Schädigung oder Degeneration des Wirbelbogens individuell unterschiedlich zu beurteilen. Zum Teil können neurologische Auffälligkeiten trotz Therapie weiter bestehen.
Manche Veränderungen des Wirbelbogens, etwa die Arthrose oder durch einen Unfall bedingte Beschwerden, können nicht vorbeugend behandelt werden. Man kann allerdings durch Sport und speziell den Aufbau der Rückenmuskulatur einer zu starken bzw. falschen Belastung und Abnutzung der einzelnen Wirbel zuvorkommen.
Der Besuch einer Rückenschule und eine ergonomisch richtige Sitzhaltung bei Büroarbeiten sind Beispiele zur Prophylaxe von Rückenbeschwerden. Zur Erhaltung eines gesunden Körpers empfiehlt es sich außerdem, auf Risikosportarten zu verzichten.
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