Bei einer Hiatushernie verlagern sich Anteile der Bauchorgane durch die Zwerchfellöffnung in die Brusthöhle. Oftmals bemerken die Betroffenen dies nicht, da sie kaum Schmerzen verspüren.

Axiale Hiatushernie

Definition

Eine Hiatushernie bezeichnet eine Verlagerung von Magenanteilen in die Brusthöhle durch die Öffnung des Zwerchfells. Normalerweise liegt in dieser Öffnung die Speiseröhre und der Magen fängt erst darunter an. Bei der axialen Hiatushernie handelt es sich um eine Gleithernie. Der obere Anteil des Magens gleitet durch die Öffnung in den hinteren Bereich des sogenannten Mediastinums. Dies bezeichnet dabei den Bereich im Brustkorb zwischen den Lungenflügeln. Ältere, übergewichtige Menschen sind öfter betroffen. In vielen Fällen haben die Betroffenen keine Beschwerden.

Welche Formen gibt es?

Es gibt verschiedene Formen von Zwerchfellhernien. Eine Form ist die axiale Hiatushernie, bei der der obere Magenabschnitt, auch Kardia genannt, durch die Zwerchfellöffnung hochgleitet. Diese Form kommt häufiger vor als andere Formen. Weiterhin gibt es die paraösophageale Hernie. Hierbei klemmen Magenanteile neben der Speiseröhre in der Zwerchfellöffnung, während der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen normal im Bauchraum lokalisiert ist. Die eingeklemmten Magenanteile können zu Blutungen und Passagestörungen führen.

Axiale Hiatushernie

Ein anderer Name für die axiale Hiatushernie ist Gleithernie. Normalerweise liegt ein Großteil der Speiseröhre in der Brusthöhle und ungefähr zwei Centimeter unterhalb des Zwerchfells liegt der Übergang zum Magen. Bei einer axialen Hiatushernie verschiebt sich dieses Verhältnis. Die unteren zwei Centimeter der Speiseröhre und der Übergang zum Magen gleiten nach oben in den Brustraum. Die verlagerten Organanteile gleiten also entlang der normalen, anatomischen Achse und geben damit der axialen Hiatushernie ihren Namen. Von dieser Art der Hiatushernie sind besonders ältere und übergewichtige Menschen betroffen.
Eine Lockerung des Zwerchfells, welches ein Muskel ist, an der Stelle der Öffnung kann die Wahrscheinlichkeit einer axialen Hiatushernie steigern. Auch ein verformter Übergang zwischen Magen und Speiseröhre kann einen Risikofaktor darstellen.

Die meisten Betroffenen haben keine Beschwerden durch die Hernie und wissen oft gar nicht von ihrer Existenz. In einigen Fällen kommt es zu Sodbrennen, Brustschmerzen und Schluckstörungen. Eine Therapie ist nur bei Beschwerden nötig. In diesem Fall wird zunächst eine konservative Therapie mit Säureblockern versucht und nur im Extremfall eine Operation durchgeführt. Die axiale Hiatushernie ist die häufigste Form der Hiatushernien und bleibt oft unerkannt und symptomlos.

Paraösophageale Hernie

Die paraösophageale Hernie ist eine seltenere Form der Hiatushernien. Genau wie bei der axialen Hernie handelt es sich um eine Verlagerung von Magenanteilen in die Brusthöhle, jedoch bleibt hierbei der Übergang von Speiseröhre und Magen im Bauchraum liegen. Es liegen also sowohl die Speiseröhre als auch die Magenanteile in der Zwerchfellöffnung und der Magen kann eingeklemmt werden. Hierdurch kann es zu Blutungen im Magen bis hin zur Blutarmut kommen. Im Extremfall kommt es zum Upside-Down-Magen. Das heißt, dass der gesamte Magen im Brustraum liegt und damit neben den Magenbeschwerden auch Atemstörungen entstehen können. Eine Mageneinklemmung ist behandlungsbedürftig.

Ursachen

Wie bei fast allen Krankheitsbildern lässt sich auch bei Hernien nicht eine einzige Ursache nennen, sondern es handelt sich um eine unglückliche Verkettung von vielen Faktoren. Im Alter werden das Gewebe und die Muskeln schwächer. Auch beim Zwerchfell handelt es sich um einen Muskel. Wenn die Muskulatur schwächer wird, wird auch die Öffnung des Zwerchfells lockerer und lässt leichter zusätzliche Inhalte, wie den Magen, durch. Übergewicht ist ein weiterer wichtiger Faktor bei der Entstehung von Zwerchfellhernien, da besonders im Liegen ein großer Druck auf dem Zwerchfell lastet und die Organe, in diesem Fall der Magen, Schwachstellen zum Ausweichen nutzen. Ähnlich ist auch der Vorgang bei einer Schwangerschaft. Auch bei starker Erhöhung des Bauchdrucks, zum Beispiel beim Pressen kann eine Hernie entstehen. Zusätzlich können angeborene Fehlbildungen ein Risiko darstellen. Der Übergang zwischen Magen und Speiseröhre hat normalerweise einen bestimmten Winkel, den sogenannten His-Winkel. Wenn dieser Winkel steiler ist, kann der Magen leichter mit durch die Öffnung rutschen. Auch verschiedene Zwerchfellfehlbildungen führen zu angeborenen Hernien. Ein Großteil der paraösophagealen Hernien entsteht durch solche Entwicklungsstörungen.

Diagnose

In vielen Fällen ist die Existenz einer axialen Hiatushernie den Betroffenen nicht bekannt, da diese normalerweise keine Beschwerden macht. Manchmal können beim Abhören Magen-Darm-Geräusche im Brustbereich gehört werden. Bei Beschwerden wie Sodbrennen kann eine Magenspiegelung gemacht werden, wobei die Hernie auffallen kann. Auch eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmitteln eignet sich zur Diagnose. Bei Magenspiegelungen aus anderen Gründen kann die Hiatushernie als Zufallsbefund gefunden werden und muss deshalb nicht unbedingt behandelt werden. Wichtig ist die Krankengeschichte des Betroffenen, da bei vorherigen Hernien die Wahrscheinlichkeit für Rückfälle sehr hoch ist.

Symptome axialer Hiatushernien

In vielen Fällen sind axiale Hiatushernien komplett asymptomatisch, was bedeutet, dass der Betroffene keine Beschwerden hat. Häufige Symptome von Hiatushernien sind Sodbrennen und Druckgefühl in der Brust. Durch das Hochgleiten des Übergangs funktioniert der untere Verschlussmechanismus der Speiseröhre nicht mehr und die Magensäure kann besonders im Liegen hochfließen und Sodbrennen auslösen. Das Druckgefühl kommt durch die zusätzliche Raumforderung in der Brusthöhle.
Bei größeren Magenanteilen in der Brusthöhle kann durch die Raumforderung auch Atemnot auftreten, da der Magen die Lunge einschränkt. Schluckstörungen sind ebenfalls ein mögliches Symptom, welches durch die Mageneinengung in der Zwerchfellöffnung vorkommt.

Bei vielen Betroffenen liegen neben der Hernie auch Gallensteine und eine Divertikulose, also kleine Ausstülpungen der Darmwand, vor. Obwohl der Zusammenhang nicht sicher geklärt ist, gibt es eine deutliche Häufung von diesen drei Krankheitsbildern zusammen und Ärzte sprechen hierbei von der Saint-Trias. In seltenen Fällen kommt es zu Einklemmungen, welche die Blutzufuhr stören und so zu Geschwüren und Blutungen im Magen kommt, welche mit Schmerzen, Übelkeit und Blutarmut einhergehen. Diese Folgen sind bei der paraösophagealen Hernie deutlich häufiger.

Mehr zu den Symptomen finden Sie auf unserer Seite Symptome einer Zwerchfellhernie

Refluxösophagitis

Normalerweise bildet die Speiseröhre am Übergang zum Magen einen muskulären Ring am Übergang zum Magen und verhindert so den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Dieser Vorgang wird vom Zwerchfell an der Durchtrittsstelle der Speiseröhre unterstützt. Wenn der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen jedoch über das Zwerchfell gleitet fehlt diese Unterstützung des Verschlussmechanismus. Besonders im Liegen kommt es zu einem Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre und verursacht Sodbrennen. Die Schleimhaut der Speiseröhre ist, anders als die des Magens, nicht mit Schutzmaßnahmen gegen die körpereigene Säure ausgestattet.
Die Magensäure greift die Schleimhaut an und führt zu Entzündungen und Geschwüren, die im Extremfall zu bösartigen Tumoren werden können.

Eine sogenannte Refluxösophagitis ist also behandlungsbedürftig. In den meisten Fällen werden zunächst Säurehemmer wie Pantoprazol gegeben und so die Säureproduktion des Magens reduziert. Bei der Diagnose von Brustschmerzen sollte sicherheitshalber immer ein möglicher Herzinfarkt ausgeschlossen werden, da die akuten Symptome sich ähneln können. Wenn durch die konservative Therapie keine Besserung erreicht wird, sollte eine operative Therapie erwogen werden.

Schmerzen

Die axiale Hiatushernie macht nur in seltenen Fällen selbst Magenschmerzen. Die Betroffenen können jedoch unter einer Refluxösophagitis leiden und damit starke Sodbrennen und Brustschmerzen entwickeln. Diese lassen sich meistens mit Säureblockern in den Griff kriegen. Auch mögliche Durchblutungsstörungen können Schmerzen auslösen. Eine Durchblutungsstörung mit nachfolgendem Absterben von Magenanteilen ist bei der axialen Hernie sehr selten und kommt eher bei der paraösophagealen Hernie vor. Bei unklaren Brustschmerzen sollte immer auch ein möglicher Herzinfarkt ausgeschlossen werden.

Herzbeschwerden

Bei beiden Formen der Hiatushernie kann es im Extremfall zu Herzbeschwerden kommen, da große Anteile vom Magen eine Raumforderung in der Brusthöhle darstellen und damit möglicherweise das Herz eingeengt wird. Dies führt zu Kreislaufbeschwerden und auch Atemnot. Die Betroffenen werden meist direkt operiert und intensivmedizinisch überwacht. Häufiger ist, dass die Schmerzen der Refluxösophagitis zunächst als Herzbeschwerden eingeordnet werden, da die akuten Schmerzen sich durchaus ähnlich sind.

Mundgeruch

Mundgeruch ist ein häufiges Begleitsymptom der Refluxösophagitis. Die Betroffenen müssen oft aufstoßen und die Magensäure kann unangenehm riechen. Wenn bereits Geschwüre in der Speiseröhre bestehen kann es auch durch diese geschädigten Schleimhautbereiche zu starkem Mundgeruch kommen. Dieser Mundgeruch kommt aus der Speiseröhre und kann daher auch nicht durch eine intensive Mundraumhygiene verhindert werden. Der Mundgeruch kann durch seine soziale Komponente eine schwere Einschränkung für Betroffene darstellen und daher auch eine Operationsindikation sein.

Behandlung

Asymptomatische axiale Hiatushernien, welche einen Zufallsbefund darstellen können, müssen nicht zwingend behandelt werden. Bei leichten Beschwerden wie Sodbrennen kann zunächst eine Änderung der Schlafposition hilfreich sein. Ein erhöhter Oberkörper reduziert den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Bei einer Refluxösophagitis, also einer Entzündung der Speiseröhre durch anhaltenden Säurerückfluss, kann medikamentös die Säureproduktion gehemmt werden. Durch sogenannte Protonen-Pumpen-Hemmer, wie Pantoprazol, wird die Produktion der Salzsäure im Magen gehemmt und es kann weniger Säure in die Speiseröhre hochfließen.

Bei schweren Beschwerden, wie einer Einschränkung von Lunge und Herz oder einer Durchblutungsstörung des Magens, muss operiert werden. Die verlagerten Organanteile werden durch die Bruchstelle zurückgelegt und der obere Magenanteil wird an dem Zwerchfell angenäht. So kann ein Rückfall verhindert werden. Bei sehr großen Defekten im Zwerchfell kann auch ein Kunststoffnetz eingenäht werden, um das Hochgleiten der Bauchorgane zu verhindern. Bei akuten Operationen, besonders bei der paraösophagealen Hernie, ist nach der Operation eine intensivmedizinische Betreuung nötig und Neugeborene müssen beatmet werden.

Ernährung

Da die axiale Hiatushernie oft von einer Refluxösophagitis begleitet wird, bestimmt diese die Ernährung. Die Mahlzeiten sollten regelmäßiger und dafür kleiner ausfallen. Stark säurehaltige Lebensmittel sollten vermieden werden. Auch sehr fettreiche Lebensmittel steigern die Säureproduktion im Magen. Bekannte Auslöser von Sodbrennen sind unter anderem Fruchtsäfte, Alkohol, Kaffee und alle fettigen Speisen. Direkt vor dem Schlafengehen sollten Betroffene nicht mehr essen, da die Lageänderung des Körpers ebenfalls den Rückfluss fördert. Die Hernie selbst ist kein Grund für eine spezielle Ernährung.

Detailliertere Informationen und Ernährungstipps finden Sie in unserem Artikel zu dem Thema Ernährung bei Sodbrennen

Wann ist eine Operation nötig?

Die Nötigkeit der Operation an einer axialen Hiatushernie ist abhängig von der Stärke der Symptome. Wenn die Symptome, wie das Sodbrennen, nicht konservativ behandelbar sind, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Bei Komplikationen, also einer Einengung von Herz und Lunge oder einer Durchblutungsstörung des Magens, muss operiert werden. Die paraösophageale Hernie stellt immer eine Operationsindikation dar, da hierbei die Atmung eingeschränkt wird und auch Magenanteile absterben können.

Ablauf der Operation

Bei der Operation gibt es je nach Art der Hernie unterschiedliche Möglichkeiten. Die Operationen werden immer in Vollnarkose durchgeführt. Mit Ausnahme der Notoperationen, gibt es vor der Operation ein Gespräch mit dem zuständigen Narkosearzt, sodass die Narkose individuell geplant werden kann.

Wenn nur der Reflux der Magensäure verhindert werden soll, kann eine Einengung der Speiseröhre ausreichend sein.
Bei der normalen axialen Hiatushernie wird zunächst der Magen durch die Zwerchfellöffnung zurückgeführt. Hierbei achtet der Chirurg auf möglicherweise unterversorgte und abgestorbene Magenanteile, da diese entfernt werden müssten um eine Blutvergiftung zu verhindern. Die Zwerchfellöffnung wird eingeengt und mit einem Ring stabilisiert, da so eine erneute Hernienbildung verhindert wird. Zusätzlich wird die Oberseite des Magens mit dem Zwerchfell vernäht und so die Position im Oberbauch stabilisiert.
Bei größeren Defekten des Zwerchfells, wie besonders bei der angeborenen paraösophagealen Hernie, kann ein Kunststoffnetz eingenäht werden, um so eine Verlagerung der Bauchorgane zu verhindern. Bei diesen Operationen ist hinterher eine intensivmedizinische Versorgung notwendig, während bei der normalen axialen Hernie eine Normalstation zur Nachbehandlung ausreicht.

Risiken einer Operation

Wie alle Operationen ist auch eine Hernienoperation mit Risiken verbunden. Die Vollnarkose bringt einige Risiken mit sich, wie Unverträglichkeiten der Narkosemedikamente und Beatmungsschwierigkeiten. Neben diesen allgemeinen Operationsrisiken hat jede Operation ihre speziellen Risiken. Bei der Hernienoperation kann es zur Verletzung von Nerven und Gefäßen am Magen und am Zwerchfell kommen. Wenn der Nervus Phrenicus, der Zwerchfellnerv, verletzt wird, können daraus Atembeschwerden entstehen. Beim Nervus Vagus, dem Nerv des Parasymphatikus, können Magenentleerungsstörungen auftreten. Komplikationen sind bei diesen Operationen jedoch selten.

Dauer einer Operation

Bei einer reinen Verengung der Speiseröhre zur Verhinderung der Refluxösophagitis handelt es sich um eine sehr kurze Operation. Die eigentlich Hiatushernien-Operation handelt es sich um eine etwas aufwendigere Operation die in einigen Fällen auch am offenen Bauch durchgeführt werden muss. Die genaue Operationsdauer lässt sich nicht bestimmen, da diese individuell unterschiedlich ist. Hinterher ist noch mit einem Krankenhausaufenthalt von etwas fünf Tagen zu rechnen.

Prognose

Bei der axialen Hiatushernie ist die Prognose sehr gut. Das Operationsergebnis wird nochmals mit einer Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel überprüft und die Betroffenen können meistens nach wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen.
Bei angeborenen Zwerchfelldefekten mit einer paraösophagealen Hernie ist die Prognose schlechter. In komplizierten Fällen versterben ungefähr 40% der Neugeborenen.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.10.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024