Der Hypophysentumor geht meist mit Dauerkopfschmerzen einher. Zudem kommt es oft zu einer charakteristischen Sehstörungen. Bei einem hormonaktiven Hypophysentumor unterscheidet man u.a. TSH-, Wachstumshormon-, ACTH- produzierende Tumoren und das Prolaktinom.
Hypophysentumor = Tumor der Hirnanhangsdrüse
Hypophysentumore machen etwa ein Sechstel aller Hirntumoren aus und sind in aller Regel gutartig.
Man unterscheidet dabei hormoninaktive von hormonaktiven Tumoren. Die hormoninaktiven Hypohysentumore äußern sich lediglich durch Symptome, die durch die verdrängende Wirkung des Tumorwachstums auf umliegende Gehirnbereiche entstehen. Hormonaktive Tumore hingegen verursachen zusätzlich Symptome, die aus der Überproduktion eines Hormons resultieren.
Die häufigste Unterart des Hypophysentumors ist dabei das Prolaktinom, das durch eine übermäßige Produktion von Prolaktin gekennzeichnet ist. Darüber hinaus gibt es TSH-produzierende, wachstumshormonproduzierende und ACTH-produzierende Hypophysentumore. Was genau diese genannten Tumore machen, erfahren Sie in den nachfolgenden Abschnitten.
Alle Hypophysentumore können Symptome mit sich bringen, die aus der Verdrängung umliegender Gehirnbereiche resultieren.
Dazu zählen in erster Linie Kopfschmerzen, die häufig das erste Symptom der Erkrankung sind. Aufgrund der Lage direkt an der Sehnervenkreuzung kann außerdem eine charakteristische Sehstörung auftreten (s.u.). Besonders große Hypophysentumoren können durch die Erhöhung des Hirndrucks außerdem beständiges Unwohlsein, Übelkeit und Erbrechen mit sich bringen.
Neben den durch das verdrängende Wachstum ausgelösten Symptomen können weitere Beschwerden entstehen, wenn der Tumor hormonaktiv ist. So kann beispielsweise eine Überproduktion an TSH zu einer Schilddrüsenüberfunktion mit Herzrhythmusstörungen, Gewichtsverlust und Wärmeempfindlichkeit führen.
Ein wachstumshormonproduzierender Hypophysentumor hingegen kann bei Kindern in Riesenwuchs und bei Erwachsenen in Akromegalie (Vergrößerung von Fingern, Nase und Stirnwülsten) münden. Ein Prolaktinom, welches Prolaktin produziert, äußert sich bei Frauen durch Zyklusstörungen und Galaktorrhoe (milchiger Ausfluss aus der Brust) sowie bei Männern in Form von Impotenz und Geschlechtstriebstörungen.
Weitere Informationen finden Sie unter: Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Für viele Betroffene sind Kopfschmerzen das erste Symptom eines Hypophysentumors.
Allerdings sollte betont werden, dass Kopfschmerzen natürlich nur in den wenigsten Fällen tatsächlich auf einen Tumor zurückzuführen sind und meist harmlosere Ursachen haben. Die Kopfschmerzen im Rahmen eines Hypophysentumors bestehen meist als Dauerkopfschmerz mit nur geringen Schwankungen im Tagesverlauf. Häufig können die Betroffenen die Kopfschmerzen passend zur Lage der Hypophyse zentral hinter der Stirn lokalisieren. Da der Tumor aber auch solche Nerven beeinträchtigen kann, die für die Hirnhäute zuständig sind, kann es im Verlauf der Erkrankung auch zu diffusen, über den ganzen Kopf verteilten Kopfschmerzen kommen.
Da meist andere Ursachen als ein Hypophysentumor hinter den Kopfschmerzen stecken, empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Kopfschmerzen im Bereich der Stirn
Ein besonders charakteristisches Symptom eines Hypophysentumors ist die als bitemporale Hemianopsie bezeichnete Sehstörung.
Sie ist gekennzeichnet durch einen Ausfall oder eine Minderung der Sehfähigkeit in den äußeren rechten und linken Bereichen des Gesichtsfeldes, weshalb diese Art von Sehstörung auch als „Scheuklappenphänomen“ bekannt ist. In der Regel bemerken die Betroffenen einen relativ stetig fortschreitenden Verlust der Sehschärfe in den genannten Bereichen. In geringem Maße können sich aber auch tageszeit- oder stimmungsabhängige Schwankungen zeigen.
Die Ursache dieses Phänomens liegt in der Anatomie begründet: Die Hypophyse befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Chiasma opticum. Dabei handelt es sich um eine Kreuzung derjenigen Nervenfasern, die die visuellen Informationen für das rechte und linke äußere Gesichtsfeld vom Auge ins Gehirn leiten. Wächst ein Hypophysentumor nun immer weiter an, wird er die Nervenfasern irgendwann „abdrücken“ und den Informationsfluss beeinträchtigen.
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TSH ist die Abkürzung für Thyreoidea-stimulierendes Hormon, was auch die Aufgabe des Hormons beschreibt. Es wird in der Hypophyse gebildet und treibt die Schilddrüse (Thyreoidea) an. Kommt es im Rahmen eines Hypophysentumors nun zu einer Überproduktion an TSH, wird die Schilddrüse quasi zu Höchstleistungen angetrieben und produziert ihrerseits übermäßig viele Schilddrüsenhormone (v.a. Thyroxin). Der erhöhte Spiegel der Schilddrüsenhormone hat dann schließlich vielfältige Symptome zur Folge.
Dazu zählt etwa ein ungewollter und ungewöhnlich schneller Gewichtsverlust oder eine verminderte Wärmetoleranz: Betroffene schwitzen übermäßig stark und empfinden beispielsweise die Raumtemperatur viel wärmer als andere Menschen. Bei vielen Betroffenen bildet sich zudem mit der Zeit eine Struma (Kropf). Auch das Herz-Kreislauf-System wird in Mitleidenschaft gezogen: Hier zeigt sich ein erhöhter Blutdruck und es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen. Zudem kann auch der Zuckerstoffwechsel insofern beeinflusst werden, dass ein erhöhter Blutzuckerspiegel zu verzeichnen ist. Dies ist insbesondere für Diabetiker überaus problematisch. Weitere mögliche Symptome eines TSH-produzierenden Hypophysentumors umfassen Knochenschwund, Zyklusstörungen und Haarausfall.
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Ein Teil der Zellen der Hypophyse produziert das Wachstumshormon. Bei Kindern kann ein Hypophysentumor, der von diesen Zellen ausgeht, zu unerwarteten Wachstumsschüben bis hin zum Riesenwuchs führen. Tritt der Tumor hingegen nach Schluss der Wachstumsfugen ein, wachsen in der Regel lediglich Finger, Nase und Stirnwülste übermäßig an – ein Symptombild, das von den Fachleuten als Akromegalie bezeichnet wird.
Doch neben seiner zentralen und dem Namen zu entnehmenden Hauptfunktion beeinflusst das Wachstumshormon auch den Knochenstoffwechsel und den Umsatz der Hauptnährstoffe Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett. Folglich kann ein wachstumshormonproduzierender Tumor auch Knochenschwund und Stoffwechselstörungen nach sich ziehen.
Weitere Informationen finden Sie unter: Akromegalie
Nasenbluten kann theoretisch zwar bei Gehirn- bzw. Schädeltumoren auftreten, doch ist dies eher für Tumoren in den Nasennebenhöhlen oder im Rachenraum typisch.
Die Hypophyse hingegen ist vom Nasen-Innenraum durch knöcherne Strukturen abgegrenzt, weshalb Blut im Normalfall gar nicht von der Hypophyse zur Nase vordringen könnte. Außerdem zeichnen sich Hypophysentumoren durch verdrängendes und nicht infiltratives Wachstum aus, sodass Blutungen ohnehin sehr untypisch sind.
Sollten Sie also unter lediglich unter regelmäßigem Nasenbluten leiden, jedoch keines der anderen oben beschriebenen Symptome verspüren, ist Angst vor einem Tumor wirklich unbegründet. Lassen Sie sich in diesem Fall von einem HNO-Arzt untersuchen, um die tatsächliche Ursache für das Nasenbluten zu finden.
Weitere Informationen finden Sie unter: Ursachen von Nasenbluten
Generell treten Hypophysentumore überwiegend bei Menschen mittleren Alters, zwischen 35 und 45 Jahren auf. Vereinzelt erkranken aber auf Kinder. Bei Ihnen verkompliziert sich die Diagnosestellung häufig dadurch, dass sie ihre Beschwerden noch nicht so klar beschreiben und lokalisieren können wie Erwachsene.
Prinzipiell aber äußert sich ein Hypophysentumor bei Kindern durch das gleiche Spektrum an Symptomen wie bei Erwachsenen. Sie klagen also zunächst vor allem über Kopfschmerzen hinter der Stirn oder über den ganzen Kopf verteilt. Ältere Kinder berichten zudem über Ausfälle oder Minderungen der Sehkraft in den äußeren Bereichen. Bei kleineren Kindern bieten sich hingegen einfache Tests zur Überprüfung der Sehfähigkeit an: Setzen Sie beispielsweise visuelle, ansprechende Reize (z.B. Süßigkeiten oder Spielzeug) im äußeren Bereich des Gesichtsfelds des Kindes und beobachten Sie, ob und wie zielstrebig das Kind seine Aufmerksamkeit auf den Reiz richtet.
Produziert der Hypophysentumor Wachstumshormone, kann das zu einem beschleunigten und unkontrollierten Wachstum führen. Entscheidend ist hier der Verlauf: Wenn das Kind schon immer größer war als der Durchschnitt, ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich diese Tendenz bis ins Jugendalter fortsetzt. Aufmerken sollte man hingegen, wenn das Kind einen plötzlichen, immensen Wachstumsschub macht. Allerdings sei hier zu betonen, dass auch derartige Entwicklungen nur in den seltensten Fällen durch einen Hypophysentumor ausgelöst werden.