Der Wirkstoff des Medikamentes Tavegil heißt Clemastin und gehört zur Gruppe der sogenannten Antihistaminika, die besser bekannt sind unte dem Namen Antiallergika.
Der Wirkstoff des Medikamentes Tavegil® heißt Clemastin und gehört zur Gruppe der sogenannten Antihistaminika, die besser bekannt sind unte dem Namen Antiallergika. Seinen Einsatz findet das Medikament bei der Urticaria (Nesselsucht) und bei Allergien, die mit typischen Symptomen wie Niesen und Ausfluss aus der Nase einhergehen. Tavegil® wird auch bei Juckreiz unterschiedlicher Ursache wie zum Beispiel Windpocken, Kontaktallergien oder Ekzemen eingesetzt.
Das Medikament Tavegil® gibt es in verschiedensten Anwendungsformen. Je nach Anwendungsgebiet gibt es Tavegil® als Tablette, Sirup, Gel oder auch als Injektionslösung zum Spritzen. Das Gel kann mehrmals täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden.
Die Tablette enthält normalerweise 1 Milligramm mit dem Wirkstoff Clemastin. Erwachsene sowie Kinder/Jugendliche ab 12 Jahren können morgens und abends jeweils eine Tablette einnehmen. Die Dosis kann bei besonders schweren Fällen der Nesselsucht oder der Allergie auf insgesamt 6 Tabletten erhöht werden, was einer Gesamtdosis von 6 Milligramm Clemastin entspricht. Hierbei sollte man aber nicht direkt die Dosis auf 6 Tabletten steigern, sondern nach jeder zusätzlichen Tablette stets überprüfen, ob diese Menge ausreicht, um die Symptome zu lindern. Kinder ab 6 bis 12 Jahren können Tavegil® ebenfalls einnehmen, aber in einer niedrigeren Dosierung. Ab 6 Jahren wird eine zweimal tägliche Einnahme einer halben Tablette (Steigerung bis maximal 2 Tabletten pro Tag) empfohlen.
Der Tavegil®-Sirup enthält pro Milliliter 0,05 Milligramm des Wirkstoffs Clemastin. 10 Milliliter Sirup entsprechen etwa zwei Teelöffeln. Bei der Einnahme des Sirups gibt es ebenso altersspezifische Unterschiede in der Dosierung. Kinder im Alter von 2-4 Jahren dürfen zweimal täglich 5 Milliliter Sirup einnehmen. Im Alter von 5-6 Jahren dürfen Kinder zweimal täglich 10 Milliliter einnehmen. Im Alter von 7-12 Jahren sind es zweimal täglich 10 Milliliter, was bei schweren Fällen auf bis zu zweimal 15 Milliliter gesteigert werden darf.Ab dem 12. Lebensjahr steigert sich die empfohlene Dosis auf morgens und abends jeweils 20 Milliliter. Der Tavegil®-Sirup sollte jeweils morgens und abends vor den Mahlzeiten genommen werden.
Die Injektionslösung von Tavegil® wird normalerweise nicht zu Hause angewendet. Diese findet lediglich im Krankenhaus oder in der Arztpraxis Verwendung, um Histamin-bedingten allergischen Reaktionen im Rahmen von zum Beispiel radiologischen Untersuchungen mit Kontrastmitteln vorzubeugen oder auch im Rahmen von schweren allergischen Reaktionen, die ein sofortiges Eingreifen benötigen.
Der Wirkstoff von Clemastin gehört zur Gruppe der Antihistaminika. Der Wirkstoff stellt einen Antagonisten (Gegenspieler oder auch Hemmer) am Histamin Rezeptor H1 dar. Histamin ist ein Botenstoff im menschlichen Körper, der seine Wirkung zum Beispiel als Gewebshormon oder auch als Transmitter im Nervensystem zeigt. Eine wichtige und entscheidende Rolle kommt dem Histamin bei allergischen Reaktionen zu. Histamin bewirkt im Rahmen von Entzündungsreaktion ein Anschwellen des Gewebes.
Gespeichert wird Histamin im Körper in verschiedenen Zellen. Es kommt in Zellen der Bronchien oder des Magen-Darm-Traktes und auch in der Schleimhaut vor. Hohe Konzentrationen von Histamin finden sich auch in unterschiedlichen Blutzellen wie den Mastzellen oder den sogenannten basophilen Granulozyten, die eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen sind.
Bei allergischen Reaktionen vom Soforttyp kommt es zu einer massiven Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen. Die Freisetzung von Histamin bewirkt vielfältige Wirkungen im Körper, wie eine Gefäßerweiterung mit einem erhöhten Risiko Ödeme in der Haut und den Schleimhäuten zu bilden. Durch die Gefäßerweiterung kann es ebenfalls zu einem Absinken des Blutdrucks kommen. Jucken, Rötungen und auch Schwellungen sind typische Reaktionen der Haut auf Histamin. Diese Symptome können also durch die Hemmung der H1-Histamin Rezeptoren gemindert werden, da die Wirkung des Histamins nicht vermittelt werden kann.
Der Wirkstoff von Tavegil® kann fast vollständig vom Körper aufgenommen werden. Die blockierende Wirkung von Histamin-Hemmern (antihistaminerge Wirkung) erreicht ihren Höhepunkt nach etwa 5-7 Stunden. Verstoffwechselt wird Tavegil®, wie viele andere Medikamente auch, in der Leber. Nach der Verstoffwechselung wird es dann über die Niere und den Urin wieder ausgeschieden.
Nicht einnehmen sollte man Tavegil®, wenn man gegenüber dem Wirkstoff Clemastin eine Überempfindlichkeit hat. Auch andere Antiallergika mit einem chemisch ähnlichen Wirkstoff sollte man meiden. Patienten mit einem erhöhten Augeninnendruck, der aufgrund einer Abflussstörung (sogenanntes Engwinkelglaukom) besteht oder einer symptomatischen Vergrößerung der Prostata sollten Tavegil® ebenfalls nicht einnehmen.
Für die Einnahme bei Leber- und Nierenfunktionseinschränkungen liegen keine ausreichenden Daten vor. Es ist daher ratsam, Tavegil® Tabletten/Sirup nicht einzunehmen. Bei Patienten mit bestehenden Herzerkrankungen, Störungen im Bereich der Elektrolyte im Blut oder einem angeborenen sogenannten Long-QT-Syndrom sollte man besonders vorsichtig sein und eventuell EKG-Kontrollen veranlassen, da es bei der Einnahme von Tavegil® möglicherweise zu einem erhöhten Risiko von Herzrhythmusstörungen kommen kann.
Wie bei jedem Medikament kann es auch unter der Einnahme von Tavegil®, egal in welcher Darreichungsform, eventuell zu Nebenwirkungen kommen. Sehr häufig kommt es hierbei zu ausgeprägter Müdigkeit. Ursache hierfür sind die Ansatzstellen des Wirkstoffes an bestimmten Rezeptoren im Gehirn. Der Wirkstoff Clemastin gehört zur Gruppe der H1-Rezeptor-Hemmern der 1. Generation. Das bedeutet, dass diese Generation, im Gegensatz zu den danach folgenden Generationen, auch im Gehirn eine Wirkung hat und es dadurch zu einer verstärkten Müdigkeit kommen kann.
Ist diese Wirkung nicht erwünscht, sollte man bei der Behandlung einer Allergie auf Präparate der 2. oder 3. Generation zurückgreifen. Mundtrockenheit und Kopfschmerzen, aber auch Schwindel können gelegentlich als Nebenwirkung auftreten. Ebenso können Hautreaktionen, Übelkeit und Verstopfungen auftreten. Eher selten kommt es zu einer Steigerung der Herzfrequenz unter der Einnahme von Tavegil®. Symptome einer Überdosierung können Desorientierung, Krämpfe oder auch Müdigkeit und Schläfrigkeit sein. Weitere Symptome können ein zu niedriger Blutdruck, Koma, ein trockener Mund oder Magen-Darm-Beschwerden im Rahmen einer Überdosierung sein.
Zu Wechselwirkungen kann es bei der gleichzeitigen Einnahme von Tavegil® mit anderen Medikamenten kommen. Hierbei wird vor allem die Wirkung des Tavegil®s verstärkt. Schmerzmittel, Schlaftabletten oder auch Psychopharmaka können die Wirkung von Tavegil® verstärken. Narkosemittel oder der Konsum von Alkohol führen ebenso zu einer Wirkverstärkung.
Sogenannte Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer), die unter anderem im Rahmen einer Depression-Behandlung zum Einsatz kommen, verstärken vor allem die anticholinerge Wirkung des Tavegil®s. Anticholinerg bedeutet eine Hemmung des Neurotransmitters Acetylcholin, der vor allem für die Wirkübermittlung des Parasympathikus im Körper zuständig ist. Die anticholinerge Wirkung von Tavegil® zeigt sich unter anderem in Mundtrockenheit, Verstopfung und Harnverhalt, aber auch in erweiterten Pupillen und einer schnellen Herzfrequenz.
Die parallele Anwendung von Tavegil® und einer bestimmten Gruppe von Antibiotika, die zur Gruppe der Makrolide (Beispielsubstanzen sind Erythromycin, Clarithromycin) gehören, sollte man vermeiden. Ebenso ist die gleichzeitige Einnahme von Tavegil® mit Medikamenten vom „Azol-Typ“ bei Pilzerkrankungen zu vermeiden.
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