Ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel ist eine reduzierte Empfindung nur im Oberschenkel und kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden.
Ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel ist eine Reduktion oder Verminderung der Gefühlsempfindung bzw. der Sensibilität. Manche kennen das Taubheitsgefühl von dem Gefühl eines eingeschlafenen Körperteils. Eine Berührung des Oberschenkels fühlt sich nicht mehr so stark an wie vorher. In manchen Fällen kann ein Taubheitsgefühl so stark sein, dass die betroffene Person in dem Gebiet gar nichts mehr fühlt. Das Taubheitsgefühl kann in manchen Fällen nur den Oberschenkel betreffen oder auch das ganze Bein.
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Ursachen für ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel können infolge von Nervenschädigungen, die durch z.B. Einengungen, Reizungen oder Entzündungen entstehen, auftreten. Andere Ursachen können auch Durchblutungsstörungen oder entzündliche Veränderungen im Gehirn oder Rückenmark in den Bereichen für die Sensibilität sein. Dazu gehören auch Bandscheibenvorfälle und bestimmte Formen von Polyneuropathien oder auch in manchen Fällen entzündliche Erkrankungen wie MS. Bei plötzlichem Auftreten von Taubheitsgefühlen sollte man auch an einen Schlaganfall denken.
Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (LWS) tritt häufig bei Menschen im mittleren Alter auf, die körperlich Arbeiten und schwere Objekte anheben müssen, übergewichtig sind oder sich zu wenig bewegen. Ein Bandscheibenvorfall in der LWS ist die häufigste Art von Bandscheibenvorfall. Er äußert sich in Form von Schmerzen im Rücken, die ins Bein ausstrahlen können. Weitere Symptome können die Sensibilität, die Bewegungsfähigkeit (also Lähmungen) und die Reflexe betreffen, zudem kann eine Bewegungseinschränkung im Rücken und muskuläre Verhärtungen auftreten. Je nachdem in welcher Höhe der Wirbelsäule der Bandscheibenvorfall auftritt, äußern sich die Begleitsymptome an verschiedenen Bereichen des Beines, da diese Bereiche oder Muskeln durch Nervenwurzeln aus bestimmten Wirbelsäulensegmente versorgt werden, diese nennt man Dermatome oder Kennmuskeln. Wenn Taubheitsgefühle nur im Oberschenkel auftreten, können z.B. die Nervenwurzeln L2, L3 oder S2 betroffen sein. Die Nervenwurzel L2 versorgt ein Gebiet am vorderen Oberschenkel sehr weit oben, kurz unterhalb des Leistenbandes. Die Nervenwurzel L3 innerviert einen großen Teil des vorderen Oberschenkels bis zum Knie. Die Nervenwurzel S2 versorgt ein begrenztes Gebiet am hinteren Oberschenkel vom Po bis kurz unter die Kniekehle. Die anderen Nervenwurzeln L4 und S1 versorgen zwar auch Teile des Oberschenkels, aber zusätzlich auch Teile des Unterschenkels.
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Der Ischiasnerv ist ein Nerv, der am Oberschenkel nur Muskeln innerviert und im Gesäß und hinteren Oberschenkel verläuft. Eine sensible Innervierung, die für Empfindungen verantwortlich ist, findet im Oberschenkel nicht durch den Ischiasnerv statt, sodass eine Ischiasreizung in der Regel nicht zu Taubheitsgefühlen im Oberschenkel führt.
Meralgia paraesthetica ist ein Fachbegriff für die Einengung eines bestimmten Nerven unter dem Leistenband. Dieser Nerv heißt Nervus cutaneus femoris lateralis und versorgt einen äußeren Hautbereich des Oberschenkels sensibel. Das heißt, die Berührungsempfindung wird von diesem Nerven weitergeleitet. Da der Nerv unter dem Leistenband verläuft, gibt es schon in der natürlichen Lage des Nerven wenig Platz. Wird dann der Raum des Nerven weiter verengt durch z.B. Fettleibigkeit, Schwangerschaft oder zu enge Jeans, können Beschwerden wie brennende Schmerzen oder Empfindungsstörungen am äußeren Bereich des Oberschenkels auftreten. Taubheitsgefühle könne auch dazu gehören, aber meist stehen die Schmerzen im Vordergrund. Diese Beschwerden bessern sich in der Regel bei einer Beugung im Hüftgelenk.
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MS bzw. Multiple Sklerose ist eine schwere chronische Erkrankung des Nervensystems. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Schädigung der Nervenhüllen und auf diese Weise können die Nerven ihre Funktion verlieren. Sind Nerven der Sensibilität betroffen können Taubheitsgefühle auftreten, auch im Oberschenkel. Symptome einer MS können sehr vielfältig sein, weitere Symptome können u.a. auch Lähmungen oder Sehstörungen. Die Diagnose einer so schweren Erkrankung sollte aber nur von einem Arzt gestellt werden.
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Eine Bandscheiben-OP ist in der Regel nur bei schweren Bandscheibenvorfällen notwendig, wenn beispielsweise eine Blasen- und Darmentleerungsstörung oder sehr schwere Lähmungen vorliegen. Jede Operation hat gewisse Risiken, so auch bei einer Bandscheiben-OP. Eine solche OP findet nahe am Rückenmarkskanal statt, d.h. es können auch Nerven während der OP geschädigt werden. Daher besteht auch die Möglichkeit, dass Nerven für die Sensibilität im Oberschenkel betroffen sein können und somit Taubheitsgefühle im Oberschenkel entstehen. Daneben existieren noch andere Risiken, über die man während des Aufklärungsgesprächs durch den Arzt oder die Ärztin aufgeklärt wird.
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Eine Thrombose im Oberschenkel verursacht in der Regel keine Taubheitsgefühle im Oberschenkel. Eine Thrombose kann vollkommen symptomlos verlaufen oder sich beispielsweise durch Schmerzen oder Schwellungen, Rötungen äußern.
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Um eine Diagnose stellen zu können, erfolgt in der Regel erst einmal ein Gespräch, in dem der Betroffene die Symptome, den zeitlichen Verlauf und Begleitsymptome beschreibt, es ist auch wichtig Begleiterkrankungen und die eingenommenen Medikamente zu beschreiben. Danach folgt eine körperliche Untersuchung und möglicherweise eine Blutuntersuchung. Hat der Arzt einen Verdacht, ordnet er eventuell schon eine Bildgebung, z.B. ein MRT der Wirbelsäule an. Weitere Diagnostik kann folgen, um die Symptome genauer einordnen zu können.
Ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel wird in der Regel von einem/r Facharzt/-ärztin in Neurologie behandelt. Im Fall eines Bandscheibenvorfalls kann auch ein/e Orthopäde/in einbezogen werden. Im Fall der Unsicherheit sollte der/die Hausarzt/ärztin aufgesucht werden, der kann dann die richtige Überweisung ausstellen.
Die Begleitsymptome, die häufig mit einem Taubheitsgefühl im Oberschenkel auftreten, sind abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung und können dementsprechend variieren. Schmerzen oder Brennen können begleitend auftreten oder auch Kribbeln und andere Sensibilitätsstörungen. Lähmungen oder Sehstörungen können in manchen Fällen begleitend auftreten, sowie Blasen- und Darmentleerungsstörungen.
Treten neben Taubheitsgefühlen im Bein zusätzlich Rückschmerzen auf, ist das typisch für einen Bandscheibenvorfall in der LWS. Die Schmerzen können ins Bein ausstrahlen, weiterhin können auch Lähmungen oder Missempfindungen auftreten. Treten Störungen bei der Darm- und Blasenentleerung auf, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Taubheitsgefühle im Oberschenkel werden in Abhängigkeit von der ursächlichen Erkrankung behandelt.
Bei einem Bandscheibenvorfall als zugrunde liegende Erkrankung erfolgt als Therapie des Bandscheibenvorfalls häufig eine Physiotherapie und eine ausreichende Schmerzmedikation. Falls der Bandscheibenvorfall sehr schwer ausgeprägt ist, kann als therapeutische Option auch eine Bandscheiben-OP erfolgen.
Ist die Ursache eine Meralgia paraesthetica, also eine Einengung des Nervens unterhalb des Leistenbandes, so gibt es in der Regel einen auslösenden Faktor für die Druckerhöhung in der Leiste. Zu enge Jeans sollten vermieden werden und bei Fettleibigkeit sollte Gewicht reduziert werden.
Ist tatsächlich vom Arzt eine multiple Sklerose als zugrunde liegende Erkrankung diagnostiziert worden, gibt es medikamentöse Therapiemöglichkeiten für die MS. Bei sogenannten MS-Schüben wird in der Regel im Krankenhaus über die Vene ein Cortisonpräparat über die Vene verabreicht, meistens für 3-5 Tage. Im Anschluss an die Schubtherapie wird eine Dauertherapie mit einem Basismedikament für MS eingeleitet. Dafür stehen verschiedene Medikamente zur Auswahl und von diesen wird zusammen mit dem behandelnden Arzt das passende ausgesucht bzw. bei nicht ausreichender Besserung oder bei Nebenwirkungen kann im Verlauf auch noch mal das Medikament gewechselt werden.
Bei weiteren Ursachen (z.B. bei einem Schlaganfall und bestimmten Formen der Polyneuropathie) gibt es andere passende Therapiemöglichkeiten.
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Die Dauer eines Taubheitsgefühls im Oberschenkel ist von der Ursache und abhängig, daher ist es schwierig eine allgemeine Aussage zu treffen.
Die Rückbildung des Taubheitsgefühls ist je nach der ursächlichen Erkrankung und Behandlung verschieden. In den meisten Fällen ist die Prognose günstig. Bei einer nachhaltigen Schädigung eines Nerven oder einer Nervenbahn besteht die Möglichkeit eines dauerhaften Taubheitsgefühls.
Wenn nur die Außenseite des Oberschenkels von einem Taubheitsgefühl betroffen ist, so ist dies die typische Lokalisation für die Beschwerden einer Meralgia paraesthetica, also einer Einklemmung des Nerven unter dem Leistenband. Denn dieser Nerv, der Nervus cutaneus femoris lateralis, ist genau für die sensible Versorgung von der gesamten Außenseite des Oberschenkels zuständig. Typisch ist ein brennender Schmerz und Sensibilitätsstörungen an der Außenseite des Oberschenkels. Begleitend können Taubheitsgefühle auftreten, aber häufig steht der Schmerz im Vordergrund. Begünstigend für eine Einengung des Nerven unter dem Leistenband wirken zu enge Jeans, Fettleibigkeit und Schwangerschaft. Eine Besserung der Beschwerden tritt meist bei der Beugung im Hüftgelenk auf.
Ist dieser Nerv durch eine andere Ursache geschädigt, z.B. durch eine Entzündung oder durch Gewalteinwirkung, kann es auch zu Taubheitsgefühlen an der Außenseite des Oberschenkels kommen.
Tritt das Taubheitsgefühl an der Vorderseite des Oberschenkels auf, kann z.B. ein Bandscheibenvorfall in der LWS, der die Segmente der Nervenwurzeln L2 oder L3 betrifft, die Ursache sein. Nervenwurzeln versorgen ein bestimmtes Gebiet des Körpers sensibel, dieses Gebiet wird Dermatom genannt. Die Nervenwurzel L2 betrifft ein Gebiet am vorderen Oberschenkel direkt unterhalb des Leistenbandes. Die Nervenwurzel L3 versorgt ein Gebiet das vom Oberschenkel außen und oben nach unten und innen verläuft und kurz oberhalb des Knies endet. Bei einem Bandscheibenvorfall können auch begleitende Symptome Schmerzen oder Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen auftreten. Sollten Blasen- oder Darmentleerungsstörungen zusätzlich auftreten sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Sind diese Nervenwurzeln durch andere Ursachen gereizt, wie z.B. durch einen entzündlichen Prozess oder durch Einengung, können in diesen Dermatomen ähnliche Symptome auftreten
Zudem kann eine Schädigung eines Nervens, der die Vorderseite des Oberschenkels versorgt, zu einem Taubheitsgefühl führen. Dieser Nerv heißt Nervus femoralis und hat Äste, die die Haut am vorderen Oberschenkel sensibel versorgen und Äste, die Teile der Oberschenkelmuskulatur versorgen und somit für die Bewegung des Knies wichtig sind. Neben dem Taubheitsgefühl können z.B. Probleme beim Treppensteigen auftreten, da die Streckung im Kniegelenk geschwächt ist. Eine Schädigung des Nerven kann z.B. infolge von Operationen im Nervengebiet erfolgen,durch Einengung des Nerven durch Einblutungen oder Raumforderungen oder nach Punktionen in der Leistenregion.
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