Meistens beruht eine Schwellung der Nebenhoden auf einer Entzündung. Dies können z.B. sexuell übertragbare Krankheiten oder bei älteren Männern auch Harnwegsinfekte sein. Auch sowohl gut- als auch bösartige Raumforderungen können zu einer Schwellung der Nebenhoden führen. Eine ausführliche Untersuchung sowie eine Ultraschall der Hoden kann helfen die Ursachen herauszufinden.
Der Nebenhoden sitzt am Oberpol der Hoden und besteht aus dem eng gewundenen Nebenhodengang, der insgesamt vier bis sechs Meter lang sein kann. Sie nehmen eine entscheidende Rolle in der Ausbildung von Spermien ein, indem sie durch vielfältige Prozesse die Beweglichkeit der Spermien ermöglichen.
Eine Schwellung dieser Struktur kann auf mehrere Ursachen zurückzuführen sein, die sich jeweils mit unterschiedlichen Symptomen präsentieren. Je nach zugrundeliegender Ursache ist eine Therapie indiziert, nach deren Durchführung man meist von einer guten Prognose ausgehen kann.
In den häufigsten Fällen ist eine isolierte Schwellung des Nebenhodens auf eine Entzündung der Nebenhoden, eine sogenannte Epididydimitis, zurückzuführen. Während bei jungen Männern häufig eine sexuell übertragbare Infektion als Ursache zugrunde liegt, kommt es bei älteren Herren häufig zu Nebenhodenentzündungen im Rahmen von normalen Harnwegsinfekten, die aufgrund von Restharn gehäuft auftreten. Bei kleinen Kindern kann meist kein Erreger nachgewiesen werden.
Differenzialdiagnostisch müssen jedoch auch weitere Raumforderungen in Betracht gezogen werden. Hierzu gehört insbesondere eine Spermatozele. Bei dieser kommt es infolge einer Verengung des Samenleiters zu einer Aussackung des Nebenhodengangs, die sich im Verlauf mit Spermienflüssigkeit füllen kann und somit einen Größenzuwachs aufweisen kann. In den meisten Fällen ist eine Spermatozele asymptomatisch.
Weiterhin kann eine Hodentorsion, also eine Drehung des Hodens mit einer resultierenden Abklemmung der versorgenden Gefäße zu einer Schwellung des Hodens und des Nebenhodens führen.
Eine Schwellung des Nebenhodens kann jedoch auch auf bösartigen Neubildungen beruhen, die im Rahmen der Diagnostik ausgeschlossen werden müssen. Diese Tumore sind durch eine schmerzlose Raumforderung des Nebenhodens gekennzeichnet.
Die Diagnostik bei Nebenhodenschwellung beinhaltet zunächst eine genaue Anamnese. Bei jungen Männern muss hierbei insbesondere auf die Möglichkeit einer Infektion mit sexuell übertragbaren Erkrankungen eingegangen werden. Bei älteren Patienten kann der Hinweis auf häufig wiederkehrende Harnwegsinfekte wegweisend sein.
Zur Abklärung wird in allen Fällen eine Urinkultur angelegt mit der mögliche bakterielle Infektionen nachgewiesen werden können. Bei Verdacht auf sexuell übertragbare Erkrankungen ist Abstrich der Harnröhre nötig. Zudem können bei Entzündungen erhöhte Entzündungswerte im Blut nachgewiesen werden.
In der körperlichen Untersuchung deutet eine Schmerzabnahme bei Anheben des Hodensacks (Prehn-Zeichen) auf eine Entzündung hin, wohingegen bei einer Hodentorsion keine Besserung berichtet wird. Um mögliche gutartige Raumforderungen von Tumoren zu unterscheiden, wird ein Ultraschall des Hodens durchgeführt, der eine genaue Beurteilung der strukturellen Veränderungen ermöglicht. Zudem kann hierdurch eine Beteiligung des Hodens beurteilt werden.
Das Abtasten des Hodens und Nebenhodens wird am einfachsten im Stehen durchgeführt. Mit einer Hand wird der Penis etwas angehoben und mit der freien Hand kann der Hoden getastet werden. Wichtig ist hierbei, die Hoden einzeln zu beurteilen. Der Nebenhoden befindet sich auf dem Oberpol des Hodens und ist von der Rückseite des Hodensacks besser zu tasten. Er tastet sich in der Regel etwas weicher als der Hoden selbst. Bei der Untersuchung ist auf Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit, Flüssigkeitsansammlungen und Verhärtungen zu achten.
Je nach zugrundeliegender Ursache können unterschiedliche Symptome mit einer Schwellung des Nebenhodens einhergehen. Eine Spermatozele und Tumore sind hierbei meist durch eine Symptomlosigkeit, insbesondere Schmerzlosigkeit, gekennzeichnet.
Dem entgegen können Entzündungen zu einer Rötung, Schwellung und Überwärmung des Hodensacks führen. Die Schmerzen sind hierbei meist seitendominant. Da die Entzündung in einem Großteil der Fälle von den Harnwegen ausgeht, berichten Patienten häufig von Schmerzen beim Wasserlassen, sowie von einem Restharngefühl. Zudem kommt es zu einer Verstärkung der Schmerzen bei Geschlechtsverkehr.
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Je nach auslösendem Erreger kann es auch zu systemischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Fieber oder Lymphknotenschwellungen kommen.
Sexuell übertragbare Erkrankungen gehen häufig noch mit weiteren Symptomen einher. So führen Chlamydien und die Erreger der Gonorrhoe zu eitrigem Ausfluss am Morgen, während eine Syphilis zur Ausbildung von schmerzlosen, knotigen Geschwüren führt.
Die Behandlung der Nebenhodenschwellung kann je nach zugrundeliegender Ursache stark variieren.
Entzündungen des Nebenhodens im Rahmen von sexuell übertragbaren Erkrankungen oder klassischen Harnwegsinfekten bedürfen einer antibiotischen Therapie. Je nach Erreger kommen hierbei unterschiedliche Präparate zum Einsatz. Zur Schmerztherapie werden leichte Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol verschrieben.
Bei sexuell übertragbaren Erkrankungen muss stets der Sexualpartner mitbehandelt werden, um eine Reinfektion zu vermeiden. Bei älteren Patienten mit häufig auftretenden Harnwegsinfekten, sollte eine Ursachenabklärung stattfinden.
Bei der Diagnose einer Spermatozele ist in der Regel keine Therapieindikation zu stellen, da es sich um eine gutartige Raumforderung ohne Symptomatik handelt.
Tumore des Nebenhodens werden in jedem Fall durch eine operative Versorgung entfernt und je nach vorliegendem Tumorstadium weiterbehandelt.
Treten Nebenhodenschwellungen ohne Schmerzen auf, ist dies im überwiegenden Teil der Fälle auf Nebenhodenzysten/ Spermatozelen, zurückzuführen. Eine operative Entfernung dieser Strukturen ist nur bei funktionellen Einschränkungen durch die Größe der Raumforderung indiziert.
Bei schmerzlosen Raumforderungen muss jedoch auch stets eine Tumorabklärung stattfinden. Da die meisten Hodentumore ein schnelles Wachstum aufweisen, ist eine frühe Erkennung und operative Entfernung für die Prognose entscheidend.
In aller Regel ist bei einer Nebenhodenschwellung von einer guten Prognose auszugehen.
Entzündungen sprechen meist gut auf eine Antibiotikatherapie an und verheilen folgenlos. Nur noch in seltenen Fällen kommt es zu einer Sterilität durch Verwachsungen und folgender Verlegung des Samenleiters.
Bei Nebenhodenzysten ist von einem unkomplizierten Verlauf ohne Folgeschäden auszugehen.
Im Falle von bösartigen Tumoren hängt die Prognose maßgeblich von der genauen Art des Tumors und dessen Stadium ab.
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