MRT bei einem Schlaganfall

Mit der MRT lassen sich selbst kleine Schlaganfälle sehr gut und vor allem deutlich früher als mit der CT darstellen. Warum die CT-Untersuchung trotzdem die wichtigste Untersuchung bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

MRT bei einem Schlaganfall

Was ist eine MRT bei einem Schlaganfall?

Die MRT (Magnetresonanztomographie) ist ein diagnostisches Verfahren, das mit Hilfe von Magnetfeldern und Radiowellen ein Bild erstellt.
Mit der MRT lassen sich selbst kleine Schlaganfälle sehr gut und vor allem deutlich früher als mit der CT (Computertomographie) darstellen. Warum die CT-Untersuchung trotzdem die wichtigste Untersuchung bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wie bei jedem Verfahren gibt es auch in diesem Fall Nachteile, beispielsweise die hohen Kosten oder die schwierigeren Überwachungsmöglichkeiten schwerkranker Patienten.

Erhalten Sie grundlegende Informationen zu:

Warum macht man bei einem Schlaganfall eine MRT?

Die wichtigste Anforderung an die Bildgebung im Allgemeinen beim akuten ischämischen (verminderte Durchblutung) Schlaganfall ist der Ausschluss einer Hirnblutung.
Weiterhin dienen die Bilder dazu, den Grad und das räumliche Ausmaß des Schlaganfalls und somit die Hirnschädigung zu bewerten. Damit lassen sich die Erfolgsaussichten der Therapie beurteilen.
Die Bildgebung ist außerdem wichtig, um sogenannte Stroke Mimics auszuschließen (andere Ursachen, die Stroke-ähnliche Symptome verursachen). Dazu zählen z.B. 

  • subakute Enzephalitiden
  • Krampfanfälle
  • eine Raumforderung
  • eine akut symptomatisch gewordene Liquorzirkulationsstörung

Wann macht man bei einem Schlaganfall eine MRT?

Es gibt verschiedene Indikationen für eine MRT.
In Akutsituation wird sie bei einem unklaren Zeitfenster verwendet. Vor allem ist dies bei Wake-up Strokes der Fall, wenn Symptome beim Erwachen bemerkt werden und der genaue Zeitpunkt des Symptombeginns somit unklar bleibt. Auch bei einem Symptombeginn von  >4,5 Stunden kommt die MRT als Basis für eine revaskularisierende Therapie (Verbesserung der Durchblutung minder versorgter Gewebe) zum Einsatz.
Im Verlauf benutzt man die MRT zum Ausschluss von anderen möglichen Diagnosen (Differentialdiagnosen), sogenannter Stroke Mimics. Außerdem lässt sich das Infarktmuster auf diese Weise sehr gut darstellen.
Zusätzlichen Nutzen bringt das MRT in folgenden Aspekten:

  • Frühe Darstellung von Läsionen
  • Einschätzung des Risikogewebes (Penumbra: darunter versteht man Hirngewebe, das bei einem Schlaganfall durch Sauerstoffmangel funktionell gestört ist, aber durch eine revaskularisierende Therapie noch vor dem Zelluntergang gerettet werden kann.)
  • Hohe Sensitivität auch bei kleinen Infarkten

 

Kann man jeden Schlaganfall mit der MRT nachweisen?

Die MRT hat eine großartige Auflösungskraft, so dass man selbst kleine Schlaganfälle erkennen kann. Dennoch gibt es winzig kleine Schlaganfälle und auch Blutungen, die dem MRT entgehen.
Wird in der Akutphase des ischämischen Schlaganfalls die MRT als bildgebendes Verfahren eingesetzt, ist zu beachten, dass bei etwa 20 bis 35% der Patienten keine Diffusionsstörung (Störung des Stofftransports) im MRT messbar ist. Dies betrifft sogenannte klinisch manifeste Ischämien und nicht transitorische ischämische Attacken.
In diesem Fall ist der klinische Befund und nicht das Ergebnis der Bildgebung ausschlaggebend. Eine fehlende Detektion im MRT ist kein Grund, die begründete klinische Diagnose eines Schlaganfalls anzuzweifeln. Auch besteht kein Grund, die leitliniengerechte Therapie zu verändern. Das Outcome dieser Patienten wird aufgrund dessen also nicht beeinflusst.

MRT oder CT vom Kopf - Was ist besser?

Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Jedes Verfahren hat seine Vor- & Nachteile.

Die MRT ist der CT in der Detektion von Ischämien (verminderte Durchblutung) überlegen. Sie kann diese früher und bereits bei geringerer Größe nachweisen. Zudem zeigt sie mit größerer Sicherheit als die CT Ischämien bestimmter Hirnbereiche z.B. des Hirnstamms. Die MRT trifft bessere Aussagen zur Infarkentstehung /-ursache und zeigt eine deutliche Überlegenheit in der Erfassung von Stroke Mimics (andere Ursachen, die Stroke-ähnliche Symptome verursachen).
Nachteile der MRT sind beispielsweise die lange Dauer der Untersuchung, die hohen Kosten, die schwierigeren Überwachungsmöglichkeiten schwerkranker Patienten und die Verzögerungen der Diagnostik. Darunter fallen beispielsweise Patienten mit Herzschrittmachern oder anderen metallischen Implantaten, auch wenn das heutzutage in der Regel keine Kontraindikation gegen eine MRT-Untersuchung beschreibt.

Trotz der beachtlichen Menge an oben genannten Vorteilen der MRT gilt die CT als wichtigste Untersuchung in der Diagnostik eines Schlaganfalls. Leitliniengerecht sollte mit  einer nativen CT eine intrakranielle (im Schädel) Blutung ausgeschlossen werden. Rein klinisch ist diese nämlich von einem ischämischen Schlaganfall nicht ausreichend verlässlich zu unterscheiden. Eine intrakranielle Blutung stellt aber eine Kontraindikation gegen die Einleitung einer intravenösen Lysetherapie dar, wie sie beim ischämischen Schlaganfall zum Einsatz kommt.
Der entscheidende Vorteil der CT im Vergleich zur MRT ist der deutlich geringere Aufwand bzw. die kürzere Dauer der Untersuchung, was besonders in einer Notfallsituation wichtig ist. Zudem ist die Strahlendosis bei den neuen Computertomographen so gering geworden, dass die Strahlenbelastung, zumindest in der Notfalldiagnostik, kein Argument mehr gegen die CT darstellt.

Erfahren Sie mehr über den Unterschied zwischen der MRT und CT.

Braucht man Kontrastmittel?

Kontrastmittel dienen der besseren Darstellung von Strukturen. Die MRT-Bilder sind schwarz-weiß und da es nicht unendlich viele Grautöne gibt, fällt die Unterscheidung verschiedener Gewebe teilweise schwer.
Für die Diagnostik des Schlaganfalls ist vor allem die Diffusions-MRT entscheidend. Hierbei werden Areale dargestellt, in denen die Diffusion (Stofftransport) eingeschränkt ist und die Zellen somit irreversibel geschädigt sind. Für diese Untersuchung ist kein Einsatz von Kontrastmitteln nötig.
Im Einzelfall entscheidet der Radiologe, ob Kontrastmittel gegeben wird oder nicht.

Lesen Sie, ob ein MRT mit Kontrastmittel gefährlich ist.

Wann macht man eine Verlaufskontrolle?

Eine Verlaufskontrolle anhand von Bildgebung ist eher unüblich. 

Die reguläre Nachsorge nach einem Schlaganfall beginnt je nach schwere des Schlaganfalls mit einer stationären oder ambulanten Reha. Ziel ist es, Funktionen wie Sprache und Motorik durch Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie wiederherzustellen. Der Patient trainiert den (Berufs-) Alltag wieder selbstständig zu meistern.

Erfahren Sie mehr über die Heilung nach einem Schlaganfall.

Hilft eine MRT das Schlaganfallrisiko besser einzuschätzen?

Eine MRT wird nicht prophylaktisch durchgeführt, um das Schlaganfallrisiko zu bestimmen. Sie kommt nur bei begründetem klinischen Verdacht zum Einsatz.

Effektiver ist es die bekannten Risikofaktoren zu minimieren. Hierzu zählen:

  • Einschränkung des Rauchens
  • Einstellung des Blutdrucks
  • Behandlung von Herzrhythmusstörungen
  • Umstellung der Ernährung
  • Abbau von Übergewicht 
  • leichte sportliche Aktivität
  • Stressvermeidung

Lesen Sie, wie Sie einem Schlaganfall vorbeugen können.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.01.2020 - Letzte Änderung: 22.10.2021